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92 O^erlausitzer IZeimatreitung hstr. 5 starker dichterischer Drang entfacht immer aufs Neue seine Schaffenskraft. Das spiegelt sich wieder in seinem Gedichtband „Flut" (4930). Er singt da an einer Stelle: Ich stand an weißer Halde allein in stummer Ruh. Im winterstillen Walde deckt Schnee das Herzlein zu. Und eö begehrt nicht immer nach Glück und süßer Glut, die wie ein roter Schimmer noch tief im Grunde ruht. So fühl' ich ohne Beben als Letzter mich im Kreis, bin nur mit allem Streben ein dunkler Ntensch in Weiß. In einem großen romanhaften dreiteiligen reimlosen Epos „Reiar" offenbart sich der Dichter ganz. Und um seiner Eigen art noch einen besonderen Nachdruck zu verleihen, entschloß er sich, mit diesem (Werke auch sein eigener Drucker und Ver leger zu sein. In beachtlicher Fertigkeit hat er das 400 Seiten umfassende Werk selbst gedruckt. Neben seiner „Rhapsodie von der Stille" ist besonders noch seine Arbeit „Hussiten vor den Toren Bautzens" („Bautzener Tagebl." Nr. 239, 4 929) zu erwähnen. Ein großes Verdienst erwarb sich Klausnitzer mit der Her ausgabe einer Reihe wertvoller Hefte der Pädagogischen Ar beitsgemeinschaft Bautzen unter dem Titel „Wolkenkratzer", sn gemeinsamer Arbeit mit Walter Kühn um die Herausgabe einer Heimatbeilage zu der Gchulzeitschrift „Wolkenreiter" in den Jahren 4926—28. Beim Festspiclwettbewerb ging der Dichter seine eigenen Wege und schuf in neuzeitlicher Auffassung eine Revue in mehreren Bildern, die nunmehr ihre Aufführung erfahren soll. Dcr dritte uns nicht minder bekannte Preisträger ist Gtuöienrat am Landständischen Seminar, Bautzen. Er tritt nur selten mit seinem vollen Namen hervor, aber schon sein Stil ist vielen geläufig geworden, so daß seine Gedichte meist als die Seinen erkannt werden. Er liebt das Sonett und im Blute liegt ihm die Satire, die er nicht selten auch auf das Tagesgeschehen anwendet. Seine epischen Gedichte sind vielfach von einem feinen lyrischen Hauch überzogen und in seiner be deutendsten Arbeit, dem großen Epos „Jürg Emmerich, der Bürgermeister von Görlitz" (Heimatklänge Nr. 45, 49 und 50, 4929) find mehrere Stellen von feiner Lyrik. So der Abschied Jürg Emmerichs: Abstieg vom Turm Weh, es wird Nacht. Was steht ihr stumm? Ihr Träger, nehmt die Gurte um! Ich muß hinab; leb wohl mein Turm! Schütz Flur und Stadt! Trotz Krieg und Sturm! Ihr Riesenberge blau im Süd, von letzter Sonne überglüht, du dunkelstolzes Neißeband, du heideduftend (Wendenland, du hehres All, du bunte Pracht — es spricht sich schwer dies: Gute Nacht! Sein großer Zyklus „Czornebohgedichte" (Heimatklänge Nr. 4—9, 4930) ist ein Kranz von 27 herrlichen Gedichten, voller landschaftlicher Betrachtungen und geschichtlicher Er innerungen. An einer Stelle sagt der Dichter tiefempfindend: Es zieht ein Bauer seinen Pflug still durch die braune Erde, als schrieb er in ein leeres Buch das große Wort: Es werde! Zahlreich sind die Sonette und unter ihnen nimmt sich eine Ballade vom „König (Wenzel der Faule von Böhmen" ganz sonderlich aus. Dramatisch hat sich Richard Hille mit zwei Stücken hervorgetan: „Die drei Kammachergesellen" („Vberlausitzer Heimatzeitung" 4924 Nr. 22, S. 343—348 und Nr. 23, Seite 329—335) und dem Johannisnachts- Schwank in Versen „Gespenster" (4925), erschienen im Verlag von Alwin (Narp in Reichenau. Nkit seinem Fest spiel ist er nicht von seiner Eigenart abgewichen und hat es a» so manchen Stellen nicht an Satire und Derbheit manglln lasten. Der Vierte ist nun kein Schriftsteller, sondern ein Nkime selbst: Hans Verder, der am Bautzener Stadttheater als ein beliebter Darsteller lebhaft gefeiert worden ist. Es ist dar um keine Zurücksetzung, wenn er hier nicht näher erwähnt werden kann. Herbert Henkner.