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Nr. S Gbsrlaufltzsr Hslmatzsltung 87 5«-3aMier -es Gebtrgsvereins Bautzen und Umgegend Zu einem schlichten, aber eindrucksvollen Bergfest ge staltete sich am Sonntag, IS. Mai, die SO-Jahrfeier des Ge birgsvereins Bautzen und Umgegend, die auf dem Mönchs- walöer Berge ihren Verlauf nahm. Bei prächtigem Son nenschein zog in den frühen Vormittagsstunden eine große Festgemeinde zum Berge. Selbst von den ältesten Mit gliedern war eine stattliche Zahl erschienen. Um ihnen die Mühe des Bergsteigens zu erleichtern, brachte sie der Ver ein im Postkraftwagen bis Berge und von da mit einem Pferdewagen bis zum Bismarckstein. Überall prangte maiengrüner Festschmuck. Am Freitag hatten emsige Frauenhände unter der Leitung von Frau Oberlehrer Frenzel und der Mithilfe der Herren Boden sen. und jun. in reichem Maße Girlanden und Kränze ge wunden und herrliche Maiensträuße gebunden. So konnten Btsmarckstein und Dinterstein, die Einmündungen der Wege, die Musikhalle, der Turm, der Frenzelborn mnd so gar die Jankomühle festlich geschmückt werden. Die Otto Weigangsche Wasserkunst hatte das Personal der Berg wirtschaft sehr liebevoll ausgeschmückt. Eine herrliche, gemütvolle Stimmung bot die Morgen feier am Bismarckstein um ^0 Uhr. Wie durch Kirchen fenster brachen die Sonnenstrahlen durch die Kronen der hohen Tannen und spielten zart auf weichem Moos und Waldgras. Den Ehrengästen, unter denen sich auch Kreis hauptmann Dr. Waentig befand, waren Sitzgelegenheiten geschaffen worden. Feierlich und weihevoll schwangen die Pos^unenklänge des Großpostwitzer Posaunenchors durch den Wald, der unter Leitung von Lehrer Muntschick mit dem Choral „Lobreden Herren" die Feier einleitete. Weiter vertiefte der Chor des Männergesangvereins Großpostwitz unter Stabführung seines Dirigenten Lehrer Karl Franke bas Feierliche mit C. Kreutzers „Dies ist der Tag des Herrn" und Beethovens „Die Himmel rühmen". Der statt liche Chor erfreute die lauschenden Zuhörer durch sehr gute Leistungen. Fräulein Elisabeth Reißmann (Hainitz) leitete mit dem Vortrag eigenen, sinnigen Gedichts „Sonn tag ists" über zu der Ansprache von Oberlehrer Paul Jä- nichen. Von dem Jubiläum des Vereins ausgehend und auf Bismarck, den Wegweiser und Rufer im Streit um deutsche Ehre in der Zeit vor uns hinweisend, ging Ober lehrer Jänichen in sehr gemütvollen, aber auch herzlichen und kraftvollen Ausführungen auf die große Bedeutung des Wanderns, der Heimatliebe und der Freude an der Schönheit der Heimat ein. Die Fest feier auf dem Berge Beim Aufstieg zum Berge grüßten Posaunenklänge die Nahenden. Alle Stühle auf dem großen Vorplatze der Bergwirtschaft waren besetzt, als um 10 Uhr die Festfeier begann, vom Posaunenchor Großpostwitz mit Mendels sohns „Wer hat dich, du schöner Wald . . ." und durch den Münnerchor Großpostwitz mit dem Liede „Der frohe Wan dersmann" voy demselben Tondichter stimmungsvoll ein geleitet. Amts<Krichtsrat Dr. Rabitz als zweiter Vorsitzen der sprach die Begrüßung und hob dabei die Bedeutung des Jubeltages hervor. Fräulein Irmgard Friedrich, die ausgezeichnete Jphigenie-Darstellerin des Bautzner Gym nasiums, hatte dett Festspruch übernommen. Die Sprecherin löste ihre Aufgabe mit feiner Abstimmung. Die Festrede hielt jdqr Vorsitzende, Oberlehrer^ i. N. Julins Frenzel, der von der Freude über den Jubeltag ausgehend, einen sehr anschaulichen geschichtlichen Rückblick bot. Er weckte mit seinen Ausführungen die Überzeugung, daß die Gebirgsvereinsarbeit mit der Förderung der Hei matliebe, Heimatkenntnis und -treue eine notwendige, früher entbehrte, ist, die ihre Wurzeln in den Jahren nach dem siegreichen Kriege 1870/71 und nach dem einenden Werke des ersten Reichskanzlers schlug. So seien 1877 der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz, 1878 der Erz gebirgsverein und 1881 der Verein des Vogtlandes ge gründet worden. In der Oberlausitz übernahmen die Süd lausitzer Humboldtvereine die Gebirgsvereinsarbeit, bis es zur Gründung der „Lusatta" kam. Der Festredner ging dann näher auf die Geschichte des Gebirgsvereins Bautzen ein und würdigte die großen Verdienste seines Gründers, Oberlehrer M. A. Dinier und seiner getreuen Helfer wie auch Nachfolger und schilderte die Entstehung der Mönchs- waldbaude. Über die letzten 10 Jahre berichtete Oberlehrer Frenzel, daß auf 10S Ganztagswanderungen 8818 Teil nehmer (durchschnittlich SO) und an 188 Sonnabendnachmit tagen 5410 Teilnehmer (durchschnittlich 60), zusammen 10 728 Personen, gezählt wurden. Außerdem wurden Fahr ten über die engere Heimat hinaus unternommen. 300 Kilo meter Wege wurden bezeichnet, Wegetafeln, Waldschutz tafeln und Ruhebänke aufgestellt. Und all diese Arbeit wurde uneigennützig durchgeführt auch jedem einzelnen zu gute, der nicht Mitglied ist. Er schloß mit dem Wunsche, daß all diese Arbeit dazu beitragen möge, daß wir uns wieder selbst finden und nicht nur in die Ferne schweifen. Die Ansprachen stimmten alle in der Würdigung über ein, daß die Arbeit des Gebirgsvcreins als gemeinnützige willkommen geheißen wird. Kreishauptmann Dr. Waentig übermittelte für die Kreishauptmannschaft und zugleich im Namen von Amtshauptmann Dr. Sievert herzliche Glück wünsche, wobei er betonte, daß gerade in unserer Notlage, die weite Reisen verbiete, die Arbeit des Jubelvereins an Wert gewönne. Dem schloß sich auch mit lobender Anerken nung Oberbürgermeister Nieöner für die Stadt Bautzen an. Er würdigte besonders die Wegemarkierung und den Einfluß des Vereins, Ordnung und Sauberkeit im Walde zu pflegen. Für den Verband „Lusatia" überreichte mit herzlichen Worten Vorsitzender Dr. Heinke das herrliche Buch des Heimatmalers Schorisch (Zittau). Für die Ge meinden Kirschau, Großpostwitz und Wilthen sprach Bür germeister Otto (Wilthen) warmherzige Worte und über reichte namens seiner Gemeinde eine Festgabe. Schrift leiter Schwarz, der Vorsitzende des Verkehrsvereins Bautzen, erkannte die Gebirgsvereine als die Wegebereiter für die Verkehrs-Organisationen und lobte die harmonische Zu sammenarbeit. Obering. Baat vom Riesengebirgsverein Bautzen, der ein Bild von der Schneekoppe überreichte, und Studienrat Franz von der „Isis" und Direktor Buhl vom Verein für das Deutschtum im Ausland wiesen auf die Wesensverwandtschaft ihrer Vereine zum Jubelverein hin. Auch der Allgemeine Turnverein und der Landesverein Sachsen für ländliche Wohlfahrts- und Heimatpflege ließen durch die Festleitung Glückwünsche aussprechen. Prof. Dr. Brückner als eines der ältesten Mitglieder gab einige stimmungsvolle persönliche Erinnerungen zum besten. Der Männerchor „Gesellen-Wanderlieö" von Jüngst leitete über zu den Ehrungen. Tiefen Eindruck hinterließ die Ehrung für den verdienstvollen Vorsitzenden, Ober lehrer i. R. Julius Frenzel, an den sein Stellvertreter, Amtsgerichtsrat Dr. Rabitz, sich namens des Vereins in bewegten Worten des Dankes und der Anerkennung für seine über 40 jährige Mitgliedschaft und seine elfjährige Amtstätigkeit wendete. Der Verein zeichnete ihn dafür mit seiner höchsten Würde aus, indem er ihn zu seinem Ehrenvorsitzenden unter Beibehaltung des aktiven Vor sitzes ernannte und ihm eine geschmackvolle Urkunde über reichte. Starker Beifall folgte dieser Ehrung, für die Ober lehrer Frenzel herzlichst dankte. Für den Verband „Lusa-