Volltext Seite (XML)
wurde an diesem Tage Reichard mit 54^ Jahren „frei willig" in den endgültigen Ruhestand versetzt; er wollte die Stadt Zittau nicht verlassen, die ihm eine liebgewordene zweite Heimat geworden war. Er widmete sich weiterhin seinen literarischen und schriftstellerischen Neigungen, die er schon vorher all die Jahre hindurch eifrig gepflegt hatte. Viele Jahre war er im „Globus" Zittau zunächst Schrift führer, später auch 2. Vorsitzender, und zuletzt übte er auch im Verband „Lusatia" das Amt des Schriftführers aus. Auch der Verband für „Lausitzer Schrifttum" fand in ihm einen überzeugten Anhänger seiner Ziele und allezeit einen eifrigen Förderer. Für die Heimatspiele des ihm befreun deten Heimatdichters Wilhelm Friedrich in Reichenau und der ausführcnden Spielschar „Thalia" in Reichenau war Reichard allezeit ein lieber Berater und Förderer durch Wort und Schrift. Seit vielen Jahren legte Reichard das Hauptgewicht auf die journalistische Mitarbeit an Zeitungen und Zeitschriften. Infolge eines 1921 erstmalig aufgetrete nen störenden Herzleidens zog er sich von der Öffentlichkeit mehr und mehr zurück. Ungezählt sind die Prologe und Festgedichte, die er für offizielle Festlichkeiten in unserer engeren Heimat bei den verschiedensten Gelegenheiten ge schaffen hat: er verfügte über eine beneidenswerte schrift stellerische Begabung, aus deren Quellen er für sein Schaf fen schönten konnte, über tiefen, innigen Heimatsinn und einen schlichten einfachen Charakter. In Anerkennung sei ner Verdienste auf dem Gebiete der Pflege des Heimat gedankens ernannte ihn die „Landsmannschaft der Ober lausitzer" in Chemnitz im Herbst 1928 zu ihrem Ehrenmit glied. Man wird sich in den Kreisen, die ihm jahrelang in Freundschaft näher standen und die sich seines Könnens und seines Talents so oft bedienten, seines köstlichen Hu mors in eigenen Dichtungen erfreuten, seiner und seiner rastlosen Hilfsbereitschaft immer in Dankbarkeit erinnern. Der „Oberlausitzer Heimatzeitung" war er ein besonders zuverlässiger, vorbildlich fleißiger und geschätzter Mitarbei ter. Wir werden ihm ein treues, dankbares Andenken be wahren! Die Tranerfeier für den mitten ans seinem ar beitsreichen Leben heraus durch Toi' abberufencn Tele- gravhendirektor i. R. Bruno Reichard fand am 11. Mai nachmittags im Krematorium zu Zittau im engsten Fami lienkreise — im Sinne des Entschlafenen — statt. Ein kleiner Kreis von Bekannten von nah und fern, die dem Entschlafenen im Leben nabe gestanden, hatten sich hierzu mit eingesunden. Nach einem feierlichen Harmoninmspiel mit Cellobegleitung hielt Pfarrer Winter die Trauer rede, in welcher er die Einfachheit und das schlichte Wesen des Verstorbenen Hervorbob und seiner raschen und sicheren Geistesgaben und der Liebe znr Kunst gedachte. Im Namen der Beamtenschaft des Postamts Zittau widmete Post direktor Frank dem früheren Mitarbeiter einen ehren den Nachruf. Für den Verband „Lusatia" widmete dessen erster Vorsitzender Studienrat Dr. Heinke (Zittau) dem Verstorbenen nachstehende ehrende Worte am Sarge: „Der Verstorbene, um den wir hier trauern, war von Geburt kein Sohn unserer engeren Lausitzer Heimat. Aber er ist einer der Unseren geworden. Sein Berns hatte ihn vor langen Jabren zu uns geführt; und er brachte mit die Liebe zur Heimat: zu den Bergen, k'en Wäldern, den Blu men und zu nnserm Volksstamm. Und so fühlte er sich bald heimisch. Aber er liebte sie nicht bloß — unsere Hei mat, er kannte sie auch genau: die Menschen mit ihren Sitten und Bräuchen, ihrer Mundart und die Pflanzen welt. Nicht als Einsiedler durchstreifte er Täler und Berge. Ein Kreis Gleichgesinnter schloß sich um ihn; ja er wurde rasch einer ihrer Führer im Vereinsleben. Vieles befähigte ihn dazu: die seltene Gabe der freien Rede, sein schrift stellerisches Talent und der dichterische Schwung; seine offene Meinung und k'ie ungewöhnliche Arbeitskraft, ver bunden mit einem Bienenfleiß. So fand der Unermüdliche als Schriftführer unseres Lusatia-Verbandes ein reiches Feld der Betätigung. Nie versagte er seine Hilfe, wenn es galt, durch Rundschreiben die Vereine zu ermuntern. Kei ner verstaut' es besser als er, die Presse mit Berichten zu versorgen. Noch sehen wir ihn lebendig vor uns, wie er in unserer letztjährigen Wanderversammlung in Reichenau seine Gedanken über die „Mundart als Volks- und Kul turgut" entwickelte, hören seine schwungvollen Prologe zur Jubelfeier in Bautzen und zur Gedenkstunde am Ehren mal auf dem Kottmar . . . oder wie er von t'em versöhnen den Geiste svrach. der Tausende Heimatfreunde aller Be- völkernnasschickten in unseren Lnsatiavereinen zusammen schließt. Soll ich daran erinnern, mit welchem Eifer und mit welcher Beredsamkeit er in die Aussprachen eingriff und mit welch inniger Liebe er am Lusatia-Jahrbuch mit half. Soll ich erzählen von der edlen Harmonie, die alle Glieder des Vorstandes miteinander verbindet; sagen, kvtz sein letzter Gang am vorigen Sonntag zu unserer Tagung führen sollte? Nein, das würde unfern Schmerz um den Verstorbenen nur noch gröber machen. Nicht Lorbeer, der auf fremdem Roden gewachsen ist, wollen wir dir auf k'ein Grab legen. Bescheiden wie dein Außeres und wie dein Wesen sei auch unser letzter Gruß. Heimatblnmen, die du so sehr geliebt und deren Aussvrießen dir sonst immer neue Kraft gab. grüben k'ich. Sie seien ein kleines Zeichen unse res Dankes. Aber an deinem Sarge wollen wir geloben, dir in Liebe und Treue zur .Heimat nachzurusen: Du schiedest zu früh: doch wir lassen k'ich nicht! Stets deiner Gedenken sei unsere Pflicht! Treu war dein Soraen ums Heimatland, freund unserer Lausitz — wir hüten dein Pfand." Im Auftrage der Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum ehrte Ruchdruckereibesitzer Otto Marr (Reichenau) den Entschlafenen als Mitkamvfer für k'eren Kobe Ideale: desgl. dankte er ibm als Herausgeber der „Oberlausitzer Heimat zeitung" für seine langiäkrige gewissenhafte Mitarbeit. Für seine unerschövfliche Tätigkeit im Dienste der Heimat svielkunst und Förderung des Heimatgedankens svrach Julius Valme (Reichenau) im Namen der Heimatspiel schar „Thalia" anerkennende Worte. Sämtliche Anlvrachen sanden unter Kranzniederlegungen am Sarge des Verstor benen statt. Feierliches Harmoniumspiel unk' der Gesang .Rübe sanft" von einem Dovpelguartett beendeten die schlichte, würdige Tranerfeier. Er ruhe in Frieden! KWer Mrtenstern und Kamenz in ihren weMelfeitiaen Beziehungen (Schluß) Im Jahre 1295 machten die tief verschuldeten Gebrü der von Kamenz noch einmal Ansprüche und Bernhard III. schenkte ihnen abermals 150 Mark, worauf sie nach einer in Stolpen am 80. November 1295 ausgefertigten Urkunde allen Ansprüchen an das Kloster entsagten und versprachen, demselben keinerlei Schaden zuzufügen. Nach dem Tode Bernhards III. 1296 scheint das Kloster abermals von den Gebrüdern von Kamenz belästigt worden zu sein, weil der Markgraf Hermann von Brandenburg dem Kloster am 10. August 1305 einen Schutzbrief ausstellte und ihn am 22. September 1307 wiederholte. Also nicht durch einmalige Schenkung, sondern durch allmähliche Ankäufe um schweres Geld und unter vielfachen Schwierigkeiten und Bedräng nissen legte das Kloster Marienstern den Grund zu seinen Besitzungen auf dem Eigen, wozu Bernhard III. durch umsichtige Vermittelung und große Geldunterstützungen das meiste beitrug. In neuerer Zeit hat das Kloster den Besitz auf dem Eigen bis auf den Wald (den Großen und Kleinen Nonnenwald) wegen umständlicher Bewirtschaf tung verkauft und dafür Liegenschaften in der Nähe des