Volltext Seite (XML)
zahlreiche Ehrengäste und Vertreter befreundeter Vereini gungen aus der Umgegend und der Oberlausitz hatten sich eingefunden. Das Stiftungsfest wurde in Gestalt eines „Oberlausitzer Heimatabends" gefeiert. Auöführende waren die Stadtkapelle Großröhrsdorf unter Leitung von Kapell meister Philipp, die Volksspielkunst-Gemeinschaft Groß schönau unter Leitung von Paul Reuter und Paul Lade mann, Großschönau (Dialekt-Vorträge). Nach Verklingen der Ouvertüre „Orpheus in der Unterwelt" von Offenbach führte ein sinniger Vorspruch von Bihms Koarle „Meine Heemt" in den Heimatgedanken ein. „Gott grüße dich viel hundertmal, du Heimatvvlk im Rödertal", mit diesen Wor ten, die er einem Glückwunsch-Telegramm von Pfarrer Dittrich (Chemnitz) auf eine an diesen als Gründer des Vereins ergangene Einladung entnommen, leitete Oberpost meister Schölzel, der derzeitige tatkräftige Vereinsvor steher, seine Begrüßungsansprache ein, in der er die Ver treter der Gemeinden Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde und Ohorn, den Ehrenbürger Hofrat Rentsch (Kamenz), Oberlehrer Max Zeibig (Bautzen) und die Vertreter der Lusatia und weiterer Heimatverbände und Vereine will kommen hieß. Ein Dankes- und Glückwunschschreiben von Pfarrer Dittrich löste langandauernden Beifall aus. Er gedachte sodann in warmen Worten der Gründer des Ver eins und derer, die ihm treu geblieben, und der Verdienste seiner Leiter, insbesondere von Oberlehrer Ain, nicht minder der Arbeit, die letzterer in uneigennütziger Weise geleistet. Seine Dankesworte galten weiter all den lieben Stiftern von Bänken und sonstigen Spenden. Im weiteren Verlaufe des Abends nahm Bürgermeister Rentzsch das Wort. Er begrüßte zunächst die auswärtigen Gäste und überbrachte die besten Wünsche der Stadt für den Heimat verein, der im Stillen gewirkt, Ruhebänke geschaffen in Wald nnd Flur, auf denen sich der Spaziergänger oder Er- hvlungssuchende nach des Tages Arbeit ausruhen kann. Leider könne er, angesichts der finanziellen Lage der Stadt, keine Festgabe überbringen, aber er übermittle den Dank der Bewohnerschaft für die geleistete gemeinnützige Arbeit, die allseitig anerkannt werde und wünsche einen Mit gliederzuwachs und weitere ersprießliche Arbeit. Pfarrer Thomas übermittelte die Glückwünsche der Kirche, die regsten Anteil an der Feier nehme und erinnerte daran, daß alle vier Pfarrer des Rödertales Mitglieder des Vereins sind. Pietätvoll gedachte er im Hinblick auf das Ehrenmal am Ohorner Berg der für die Heimat Gefallenen und schloß: Gott schütze unsere Heimat, segne den Verein. Im Auftrage der „Lusatia" überbrachte in Stellvertretung des Vorsitzenden Dr. Heinke Herr Kl et sch (Bischofswerda) die Glückwünsche des Verbandes unter Überreichung einer Bildermappe: Die Schönheiten der südlichen Lausitz. Auch er wünschte dem Verein für die Zukunft alles Gute. Hof rat Rentsch (Kamenz), Ehrenbürger der Stadt und hoch verehrtes, liebes Ortskind, schloß sich den Glückwünschen an. Ehrenvorsitzender Oberlehrer Ain, der frühere un ermüdliche Förderer der Vereinsarbeit, der öfters selbst Hand angelegt hat und ohne Unterlaß tätig gewesen ist, lebt der Überzeugung, daß man an diesem Sprößling trotz mancher Kümmernisse nur Freude gehabt habe. Er gedachte eingehend der geleisteten Arbeit, die besonders nach dem Stillstand der Kriegszeit wieder ausgenommen worden sei. Er gedachte weiter der Bankstifter und widmete ihnen warme Worte des Dankes. Erfreulich sei das Festhalten der alten Mitglieder am Verein nnd das Wachstum der Mitgliederzahl. Seine Worte gipfelte er in dem Wunsche des weiteren Gedeihens des Vereins. Eine begeisterte Auf nahme sand die warmherzige Ansprache von Oberlehrer Max Zeibig (Bautzen), der bereitwilligst der Einladung Folge geleistet hatte. Er versicherte, daß der Landesverein für ländliche Wohlfahrt und Heimatpflege, dessen 2. Vor sitzender er sei, herzlichen Anteil an dem Jubiläum nehme. Die weitere Vortragsfolge des Abends enthielt neben wert vollen Konzertstücken der Stadtkapelle eipgestreut eine An zahl prächtiger Dialektvorträge von Paul Lademann. Mit der Aufführung der beiden Lausitzer Dialekt-Schwänke „De letztn Brutmoarkn" und „'s Wunnerwoasser", von dem Reichcnaner Heimatdichter Wilhelm Friedrich, unterhielten die Großschönauer die Anwesenden in ganz vortrefflicher Weise. Ein Tänzchen, das leider nur schwache Beteiligung fand, wahrscheinlich auch im Hinblick auf die vorgeschrittene Stunde, beendete den in allen Teilen schön verlaufenen Abend. Möge der Verein in den eingeschlagenen Bahnen auch im kommenden Viertcljahrhundert weiterwandern, zum Wohle der Heimat und seiner Bewohner. AefmKimgkn Wegekarten-Heft des Verbandes „Lusatia" der Humboldt-, Volksbildungs- und Gcbirgsvereine der Oberlausitz samt Anschlußgebieten. Herausgegeben vom Verlag Dr. ing. Oskar Spohr, Dresden-A. 1. Für den Buch handel durch Adolf Urban, Dresden-A. 1, Wilsdruffer Straße 48. Das Heft ist vom Wegeausschuß der „Lusatia" voll kommen neu bearbeitet worden und entspricht genau dem gegenwärtigen Stand der farbigen Wegebezeichnungen im Gebiet der „Lusatia". Es umfaßt das Gebiet um Königs brück—Görlitz—Reichenbcrg i.B. und Tyfsa —Köuigswald. Die Vorzüge des neuen KartenhefteS sind: Die besonders handliche Form, der reiche Inhalt und der äußerst nied rige Preis von 1,3ll Mark. Es kann infolge geschickter Fal tung bequem in der Tasche getragen werden, bietet aber trotzdem bei Gebrauch dem Auge stets große und umfassende Kartenflächen dar. Die sechs Karten sind im Maßstab 1 :100 000 gehalten. Die eingedruckten Farben stimmen mit den in der Natur vorhandenen Wegemarkierungen über ein. Neben sämtlichen farbig bezeichneten Wanderwegen der „Lusatia" enthält das Heft auch die farbigen Markierungen des „Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz" und vom anschließenden Nordböhmen, außerdem ein Übersichtsblatt mit Karteneintcilung und eine Zeichenerklärung. In glei cher Art ist voriges Jahr erschienen das Wegekartenheft des „Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz", Preis 0,85 RM.,' in Vorbereitung befindet sich ein gleiches für das Erzgebirge. Lausitzer gotische Baukunst und ihre Stcinmetzzeichcn. Von Dr. Martin Jäkel. Oktav. 100 Seiten Text und zahl reiche Steinmetzzeichen und Skizzen, Grundrisse. Reiche nau i. Sa. „Oberlausitzer Heimatzeitung". Preis 2 RM. Das vorliegende Werk gibt einen interessanten Auf schluß über die alte Steinmetzkunst an den historischen Bauwerken der sächsischen Lausitz und schildert in sehr an schaulicher Weise die Entstehung derselben. Bei genauem Studium dieser Baudenkmäler, deren Architektur fast durch weg aus Naturstein gefertigt ist, kommt der Verfasser auch auf die Vorgefundenen Steinmetzzetchen zu sprechen. Be wundernswert ist es, wie er sich in diese alten Zunftzeichen hineingearbettet hat, die er in seinem Werk eingehend, zum Teil bildnerisch, schildert. Den wenigsten ist bekannt, daß die alten Steinmetzzeichen genauen Aufschluß geben über die Zeit der Entstehung eines Bauwerkes, über die Bau hütten selbst und über die zum Teil wett berühmten Schöp fer der Architektur. Auf Grund im Jahre 1927 bei der Aus besserung des unter Friedrich des Großen um 1780 errich teten Französischen Turmes iu Berlin freigelegter Stein metzzeichen kann man z. B. feststellen, daß an diesem Turm eine Steinmetzhütte tätig gewesen ist, die aus Mainz in Berlin einwanderte, nachdem die Ausbesserung am Dom in Mainz wegen fehlender Mittel eingestellt werden mußte. Schon hiernach wäre die Zeit der- Entstehung des Bau werkes zu errechnen. Man sieht also, daß Steinmetzzeichen Baugeschichte darstellen.