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schwarzen Schleiern umhülltes Haupt. Sofort würbe der Boden unter seinen Füßen wieder fest, und der nun Ge rettete kehrte glücklich zu den Seinen zurück. Treu seinem Gelübde erbaute er alsbald das Kloster und gab ihm den Namen „Marienstern", das auch häufig, selbst in Urkunden, in Rücksicht auf das Vorkommnis „Morgenstern" genannt wird. Dieses sagenhafte Ereignis schildert ein Gedicht eines ungenannten Verfassers im „Lausitzer Magazin" vom Jahre 1832. Auch der wendische Dichter Cisinski hat es unter dem Titel „Gründung des Klosters Marienstern" in einem Längeren Poem üargestellt. Ausgestattet wurde das Kloster von seinen Stiftern zunächst mit den Einkünften der drei von ihren Vorgän gern gegründeten geistlichen Stiftungen, nämlich den Pfarreien zu Kamenz und Crostwitz und dem Hospital der hl. Magdalena nordöstlich von Kamenz samt dem Patro natsrechte über diese Kirchen unter der Bedingung, „daß das Kloster die ständigen Pfarreiverweser mit hinreichen dem Einkommen anstellen solle". Dem Hospital gehörten zwei Freihufen, eine Mühle, zwei Fleischbänke in Kamenz und nach dem „Lausitzer Magazin" ein Talent vom Zolle in Königsbrück. Die Pfarrei in Kamenz besaß nach dem Cod. Lus. II, 4 den Pfarrhof in der Stadt und den alten vor dem Brande in Altstadt Kamenz samt Garten, vier Hufen bei der Stadt und ebensoviel in Kunnersdorf und Gottschdorf und 20 Hufen Wald bei Biehla, ferner den Zehnten am Stadtzoll zu Kamenz, den zehnten Topf Honig von allem der Herr schaft aus dem Burgwart Kamenz abzuliefernden Honig, den Zehnten von den herrschaftlichen Feldern und je einen Scheffel von jeder Hufe pfluggängigen Landes auf den Stadtäckern und auf den nach Kamenz eingepfarrten Dör fern Gersdvrf, Schwosdorf, Petershain, Brauna, Liebenau, Schönbach, Kunnersdorf, Groß- und Kleingräbchen, Biehla, Zschornau, Bcrnbruch, Schiedel, Jesau, Baselitz und Wiednitz. Dem Pfarrer zu Crostwitz waren damals zugewiesen das Dorf Nauslitz mit 12 Hufen, deren jede jährlich M. Zins zahlte, desgleichen je eine Hufe zu Crostwitz und Kuckau mit demselben Jahreszins, sodann das Pfarrgut mit vier Freihufen, außerdem jährlich ein Talent Pfen nige (ungefähr 11—12 Taler) vom Zolle zu Königsbrück und der Kircheuwald. Die Stifter schenkten dem .Kloster Marienstern an Erb gütern ihre am Klosterwasser und an der Elster gelegenen Besitzungen wie Wittichenau, die Hälfte der Dörfer Dörgen hausen, Neudorf, Kotten, Kunnewitz, Ralbitz, Crostwitz, Kuckau und Tschaschwitz (die andere Hälfte dieser Dörfer gehörte der mit den Herren von Kamenz verschwägerten Familie von Schönburg), außerdem noch 18 Hufen und zwei Mühlen in Schönau auf dem Eigen und 18 Hufen und drei Mühlen mit einem Walde in und beim Dorfe Resehnsdvrf (!) — wohl Rehnsdorf. Von ihren Lehnsgütern traten die Stifter an das Klo ster ab den Grund und Boden, wo das Kloster steht, dazu zwei Mühlen, die anliegenden Gärten, Wiesen, Weiden und Fischereien, das angrenzende Vorwerk Panschwitz, den Weinberg auf dem St.Kunigundenberge, Mark Zins von der Hufe östlich des Klosters, den Wald am Kloster nebst Zubehör, ein Vorwerk und 4 Mark 6 Schillinge Zins im Dorfe Wiesa und von der dortigen Mühle noch 7 Schil linge, das Dorf Jesau und von der Mühle in Reinhards- dorf (früher Vorstadt von Kamenz) 4 Schillinge Zins, schließlich noch vier Fleischbänke in Kamenz. Bernhard III. von Kamenz schenkte all sein ererbtes Hab und Gut dem Kloster Marienstern und vermehrte dessen Besitz noch durch neue Erwerbungen. So kaufte er den zwischen den Dörfern Piskowitz, Schmeckwitz und Räckelwitz gelegenen Wald, den heutigen „Lugebusch" (von dem Altsorbischen „lug" und dem Neuwendischen „luh" — d. i. Moor) von Reinsko von Pcnzig (genannt nach einem Gute bei Görlitz) auf Sollschwitz, und der Markgraf Otto j von Brandenburg verlieh nach dem Cod. Lus. II. vom 24. Mai 1280 dem Kloster „um Gottes willen und auf An suchen des Herrn Bernhard, des Propstes von Meißen" (ö.H. des Stifters, der Propst und später Bischof von Meißen war) das Eigentumsrecht über diesen Wald, der bis dahin Lehen gewesen war. Desgleichen erwarb Propst Bernhard das Dorf Keula bei Wittichenau von Günther von Nigradow um 70 Mark. Die obengenannten Dorf anteile von Dörgenhausen, Neudorf usw. nebst allem Zu behör und der Gerichtsbarkeit verkaufte Friedrich von Schönburg an Bernhard von Kamenz für das Kloster „zum Erb- und Eigenbesitz", ebenso die Dörfer Sollschwitz und Saalau für 120 Mark und für dieselbe Summe auch Schweinerden. Auch da, wo in den Urkunden Bernhard von Kamenz nicht ausdrücklich genannt wird, darf bestimmt angenommen werden, daß eine Reihe für das Kloster äußerst wichtiger Erlasse der obersten geistlichen und welt lichen Behörden nicht ohne seinen Rat und seine Vermitte lung erfolgt sind. Die Brüder Bernhards III. teilten sich in die Fami liengüter. Der älteste Bruder Withego erhielt die Stadt und die Herrschaft Kamenz, welche dann dessen beide Söhne, Heinrich I. und Withego II., wieder unter sich vergaben. Jener schenkte dem Kloster 1303 Talent Pfennige Zins auf einigen Gütern außerhalb Kamenz und am 26. Juli 1304 abermals drei Hufen und einen Garten am Wasser bei Kuckau, eignete auch dem Hospital zu Kamenz am 23. April 1313 eine Hufe Landes zu und belehnte am 25. Mai 1317 den Hospitalkaplan Peter mit 13 Schillingen Ein künften im Dorfe Wiesa und 6 Schillingen Zins auf der Biebersteinschen Mühle dergestalt, daß sie nach dessen Tode an das Kloster fallen sollten. Nach dem Jahre 1318 wird Heinrich I. von Kamenz, der in der Klosterkirche neben dem Stifter ruht und für den auch alljährlich ein Requiem gehalten wird, in den Urkunden nicht mehr erwähnt. Auch Withego II. von Kamenz, dessen beide Töchter Elisabeth und Gertrud geistliche Jungfrauen im Kloster waren, er wies sich wohlwollend gegen dasselbe, bestimmte am 14. April 1315, daß nach etwaigem Eingehen des Hospitals zu Ka menz alle Güter, die es in Bernbruch besaß, an das Kloster fallen sollten und verzichtete zu dessen Gunsten auf das Kollaturrecht über die Pfarrkirche zu Kamenz. Dem jüngsten Bruder des Stifters, Bernhard IV. von Kamenz, dessen vier Töchter Mabilia, Agnes, Utha und Katharina in Marienstern geistliche Jungfrauen waren und der 1274 starb, waren vorzugsweise die Besitzungen auf dem Eigen bei Bernstadt zugefallen. Er erweiterte diese dadurch, daß er von Friedrich von Schönburg um 300 Mark die Hälfte von Bernstadt und außerdem noch 10 Mark Zins hinzu erwarb. Der Eigen in der Bernstädter Pflege war einst dem Bistum Meißen geschenkt, d.i. „geeignet" worden und behielt auch später unter weltlichen Besitzern die Eigenschaft von „Erb- und Eigengütern", d.h. er war frei von allen Lehensverpflichtungen gegen den Landesherrn, vom Kriegsdienste und allen landesherrlichen Abgaben. Die Hälfte des Eigen war wahrscheinlich durch Heirat an die Herren von Kamenz gelangt und hatten dem Kloster schon bei seiner Gründung von diesen Besitzungen 18 Hufen Land und zwei Mühlen von Schönau überwiesen. Nach dem Tode Bernhards IV. von Kamenz 1274 sielen dessen Güter an seine Söhne Bernhard V. und Otto. Wäh rend ihrer Unmündigkeit verwaltete ihr Onkel, Bern hard III, ihr Vermögen, und zwar mit einer solchen Um sicht und Gewissenhaftigkeit, daß er binnen sechs Jahren 1000 Mark von der väterlichen Schuldenlast abzahlte und auch eine Menge verpfändeter und verlehnter Güter wieder einlöste. Doch die beiden Söhne mißbrauchten ihre erlangte Selbständigkeit durch leichtsinnige Verschwendung. Da fielen nun die übermütigen jungen Herren, unterstützt von mehre ren Genossen des benachbarten Adels, in die Klosterbesitzun gen ein und nahmen daselbst Vieh und Linnen weg. Es