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Nr. 5 Oberlaufltzer Heimatzeltung 6S aus vergangenen Tagen, wieviel verträumte Winkel und heimliche Plätzchen sie in sich schließen. Vergiß auch unsere beiden Klöster Marienstern und Marienthal nicht, beide im Besitz alter Geschichts- und Kunstschätze, und Marienthal zugleich eine Perle landschaftlicher Schönheit. Habe auch Sinn und Herz für unsere Dörfer, die mit ihren roten Ziegeldächern dir überall aus dem dunklen Grün von Gärten und Auland entgegenleuchten. Im Norden sind es kleinere, häufig Rundlinge, noch mit Anger und Dorfteich in der Mitte, im Süden unsere großen, langgestreckten Jndustriedörfer. Wenn auch jetzt mancher Schornstein nicht mehr raucht und die Maschinen nicht mehr surren, es wird auch wieder eine Zeit kommen, wo neues Leben pulst. Zahlreiche Wanderwege führen von West nach Ost, von , Nord nach Süd. Sie sind gut markiert, auch in der Heide- und Teichlandschaft. Wegetafeln und Wegweiser geben dir Ziel und Richtung an, Ruhebänke laden dich zu erquicken der Rast ein. Und bist du Mitglied eines Gebirgsvereins, so gewähren dir unsere Bergwirtschaften mancherlei Ver günstigungen. Nütze sie aus. Unser Verkehrsnetz ist durch Eisenbahn und Kraftver kehr reich gegliedert. Gönne dir auch einmal eine Kraft wagenfahrt. Sie bietet dir mancherlei Vorteile. In kurzer Zeit bist du am Ziel, wo du deine Berg- oder Heidesahrt beginnen willst, in kurzer Zeit bist du auch nach ermüden der Wanderung wieder heim im Städtchen. Berg Heil z« froher Wanderfahrt! KWrr Marienstern und Kamenz tu ihren wechselseitigen Beziehungen Von Georg Melzer, Panschwitz Weites Wald- und Sumpfland umgab in der Vorzeit die „Weiße Elster", wie das Klosterwasser vordem genannt wurde. Wann sich an seinen Ufern die ersten Siedelungen erhoben, ist nicht bekannt. Daß sie schon früh bestanden, ist wahrscheinlich, denn sie lagen an der „Hohen Straße", die von Westdeutschland über Sachsen und Schlesien nach Polen führte, etwa der heutigen Straße Dresden—Breslau ent sprechend. Nur von Ostro, dem alten „vstrusna in pago Milzani", das 1006 urkundlich als „castellum" bezeichnet wird, wissen wir durch mancherlei Funde und Ausgra bungen, daß dort bereits vor Jahrtausenden Menschen seß haft waren. Wann die anderen Siedelungen am Kloster wasser entstanden sind, läßt sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen. Auch auf Räckelwitzer Flur sind vor Jahren Urnen gefunden worden, deren Ursprung weit ins vor geschichtliche Zeitalter reicht. Vom Kloster Marienstern weiß mau sichere Daten, die gleich nach seiner Gründung geschichtlich festgehalten wurden. Schon damals führte die „Hohe Straße" vorbei, deren einstigen Verlauf man noch an ihren dürftigen Überresten in Miltitz, Panschwitz, Schweinerden, Siebitz und weiterhin nach Bautzen ver folgen kann. Auf Grund neuester Untersuchungen sind nach Ansicht von Dr. Frenzel die zahlreichen Erdschanzen, Steinwälle und Burgen an Furten und Straßenführungen in der Lau sitz als Verkehrs schütz mittel anzusehen und „sollten den Kaufmann schützen, der aus fernem Lande in den Gau kam oder von hier weiterzog". Demnach war die „Hohe Straße" vor diesen Burgen vorhanden und schaut sonach auf ein hohes Alter zurück. Zu ihnen gehört auch die Schanze bei Kuckau, die in Urkunden aus dem Jahre 1380 „castrum" genannt wird. In nächster Nähe von Marten stern befinden sich die Erdwälle von Ostro, Prietttz und Kopschien. Doch können diese nach der Meinung von Dr. Frenzel auch Herrensitze und Verwaltungs mittelpunkte gewesen sein, zu denen eine größere Zahl von umliegenden Dienstdörfern gehörte. In der Waldwildnis zwischen der Ostroer und Kuckauer Schanze erbaute Bernhard III. von Kamenz :m Verein mit seiner frommen Mutter Mabilia, seinen beiden Brüdern Withego und Bernhard IV. nebst seinen Schwe stern — Amabilia und Agnes sind Äbtissinnen des Klosters gewesen und die dritte war mit dem böhmischen Ritter Dirislaus vermählt — „zur Ehre Gottes, der allerseligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen" ein Jungfrauenkloster des Zisterzienserordens und stellte darüber auch am 13. Ok tober 1248 vor feierlicher Versammlung die Stiftungs urkunde in lateinischer Sprache aus. Diese Herren von Kamenz, so benannt nach ihrem Wohnsitze, die einen Adlerflügel im Wappen führten, waren ein Zweig der osterländisch-meißnischen Familie von Vesta, wohl benannt nach einem Dorfe gleichen Namens bei Weißenfels an der Saale. Um das Jahr 1200 gelangte dieses Geschlecht durch den damaligen Landesherrn der Oberlausitz, den König Premysl Ottokar I. von Böhmen, in den Besitz der westlichen Lausitz. Ihre Herrschaft um faßte beinahe alles Land zwischen dem Klosterwasser von Panschwitz bis Wittichenau und der Pulsnitz von Lichten berg bis gegen Kosel. Der erste Besitzer dieser Gegend, Bernhard I. von Vesta, der Großvater des Stifters von Marienstern, gründete auf einem dicht am Elsterflusse stehenden Felsen — wendisch „kamjen", d. h. Stein — die Burg Kamenz, nach der sich seine Nachkommen Herren von Kamenz nannten. Zugleich schuf er aus dem am Fuße der Burg gelegenen wendischen Dorfe eine Stadt gleichen Namens, erbaute daselbst zu Ehren der hl. Apostel Philipp und Jakobus die erste Pfarrkirche und wies ihr aus seinen Gütern reiche Einkünfte zu. Als später Stadt und Pfarr kirche abbrannten, baute sein Sohn und Erbe, Bernhard II. von Kamenz, die Stadt an einer anderen Stelle — näm lich der jetzigen —, stellte die durch Feuer zerstörte Kirche wieder her und ließ sie am 19. Mai 1225 durch den Bischof Bruno II. von Meißen seierlichst einweihen wieder zu Ehren der beiden Apostel, statt deren dann wohl der Stifter Mariensterns, als besonderer Verehrer Mariens, die seligste Jungfrau Maria zur Patronin wählte. Die ersten Herren von Kamenz bauten das Hospital der hl. Magdalena nordöstlich der Stadt zur Aufnahme von Kranken und Siechen und errichteten auf mehreren ihnen untertänigen Dörfern Kirchen, so in Crostwitz und Wit tichenau, statteten dieselben mit Gütern und anderen Ein künften aus und pfarrten die umliegenden Ortschaften ein. Wie schon erwähnt, war Bernhard III. von Kamenz die Seele der Klosterstiftung. Eigentlich wollte er mit sei nen Angehörigen das gedachte Kloster „auf ihrem Erb und Eigen" bei dem Dorfe Wittichenau aufführen. Sie änderten aber ihren Entschluß und bauten es an der äußersten Süd ostecke ihrer Herrschaft an einer Stelle, die zu ihren Lehn gütern gehörte, nämlich auf einem felsigen Abhange des St. Kunigundenberges, der von dem damals schon bestehen den Dorfe Panschwitz durch den Bach und von Kuckau durch die alte von Kamenz nach Bautzen führende Straße ge trennt war. Über die Wahl dieses Ortes berichtet die Klostertradition: Bernhard III. von Kamenz verirrte sich eines Tages auf der Jagd und geriet in einen Sumpf. Es soll die Stelle gewesen sein, wo jetzt die Kreuzgangkapelle steht, in welcher die geistlichen Jungfrauen in der Regel die hl. Kommunion empfangen. Von der Nacht überrascht, rief er Gott und die seligste Jungfrau Maria um Hilfe an und gelobte an dem Orte ein Kloster zu bauen, wenn er aus dieser Lebens gefahr gerettet würde. Da erschien nach bangen Stunden plötzlich im Glanze des Morgensterns ein in weißen und