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Wandere Md erhole M in deutschen Landen! Leitwert des Retchsverbandes deuWer Gebtrgs- u. Wandervereine zur Werbewoche Wir bringen hierzu als Beitrag folgenden Werbe aufsatz aus der Feder unseres Vorstandsmit gliedes I. Fr. aus Bautzen. Der Lusatia-Vor stand. Der Reichsverband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine, dem auch unser Verband „Lusa- tia" angehört, veranstaltete vom 1. bis 8. Mai eine Werbewoche unter dem Leitwort: Wand re und erhole dich in deutschen Landen! Der Frühling ist gekommen und die Wander- und Reisezeit rückt heran. Mit Macht drängt es uns hinaus in der Wälder dunkle Schatten, auf der Berge lichte Höhen, an der Täler rauschende Bäche. „O Lust, vom Berg zu schauen weit über Tal und Höhn", jubelt der eine. Ihn zieht es in die Wunderpracht der Alpenwelt. Dem andern hat es das Meer, das ewige, unendliche, mit seinem Rau schen, seinem Kommen und Gehen angetan. Aber bald drängt sich die Frage auf: Woher die Mittel nehmen bei unserer jetzigen wirtschaftlichen Not? Set still, mein Herz! Lern dich bescheiden. Bleibe in deiner Heimat, unserer lieben Lausitz, sic ist ja so schön. Lerne sie nur kennen. Du wirst dann nicht trauern über eine entsagte Alpen- oder Seereise, du wirst auch in ihr Freude und Erholung finden. Du suchst Berge und schattige Wälder? Nun, sie grützen von Süden und Osten und Westen herein in unfern Ort. Wandere hinaus in das Waldgebiet des Czornebohs und Hochsteins, des Valtenberges und Hoh- walds, hinein in die sieben Berge des Westlausitzer Landes. Wie ein dunkelblaues Meer breitet sich der Wald aus. Wie kühl ist es in seinem Schatten zur heißen Sommerzeit! Verloren spielt ein Sonnenstrahl auf dem weichen Moose, das sich dicht und weich um Holz und Granit schmiegt. Da liegt ein gestürzter Baum. Seine Wurzeln bleichen geister haft im Schatten der hohen Buchen, die ihre Wipfel der Sonne entgegenstrecken, deren Wurzeln aber mächtige Steinblöcke umklammern, bis auch sie einst von der Axt des Försters oder von Sturm und Alter fallen werden. Und oben auf dem Gipfel. Gewaltige Steinplatten sind zu Niesenmauern übereinander getürmt, als habe vorwelt licher Zorn hier gewaltet. Den Hang hinunter aber liegen Blöcke und Platten, wie von Riesenfaust hinabgeschleudert, überwuchert von Moosen und Farnen. Und bist du er müdet und bedarfst du der Stärkung und Erholung, du findest sie überall in unfern anheimelnden Berghäusern, auf Czorneboh und Valtenberg, auf Bieleboh und Mönchs- wald, auf Kottmar und Löbauer Berg, auf Kloster- und Butterberg und wie sie alle heißen. Du suchst Täler mit rauschenden Flüssen und Bächen? Muß ich dich erinnern an unsere Spree und Neiße? An die Skalen des Löbauer Wassers bei Georgewitz, Weißen berg und Weicha? Des Langen Wassers bei Seitschen und Göda, des Schwarzwassers bei Neustädte! und Schwein erden? Bald rinnts und rieselts, bald brausts und schäumts, bald fließt das Wasser ruhig und still dahin. An den Ufern streben mächtige Eichen und Linden, Kiefern und Fichten an der Talwand zum Licht hinauf, ragen steile Felswände empor. An anderer Stelle wieder breiten sich blumige Wiesen aus, gedeih! üppiges Jungholz. Abwechslung ohne Ende. Und auch hier findest du in vielen Mühlen und Er holungsstätten freundlichste Unterkunft. Unsere südliche Lausitz bietet dir das alles auch, aber in viel gedrängterem und noch größerem Maße: Lausche und Hochwald, Oybin und Töpfer und jenseits der politischen Grenze Tannenberg und Tollenstein und fern im Osten der über alle thronende Jeschken. Ihr Lob ist ja schon tausendfach besungen. Unsere engere Heimat schenkt dir aber noch mehr: Unsere Teich- und Hcidelandschaft im Norden von Bautzen. Gehe doch einmal in die Gegend von Neschwitz, Königswartha, Hermsdorf a.d. Spree, Lohsa, Milkel, Kauppa, Commerau, Lieske, und du wirst innerlich reich und befriedigt sein. Nicht bloß, wenn das Heidekraut in vollem Blütenschmuck steht, wenn ein Meer von Blüten, vom zartesten Rosa bis zum sattesten Braunrot, umrahmt von dunklem Kiefernwald und wcißstämmigen Birken, sich vor dir ausbreitet. Auch zu jeder anderen Zeit. Wald, Wiese und Wasser sind die Wahrzeichen der Landschaft, die fast unübersehbare Menge größerer und kleinerer Teiche mit den von Eichen bestandenen Dämmen ihr Reichtum. Ob du am frühen Morgen das schilfumrandete Ufer betrittst, ob du zu heißer Mittagszeit dich nahst, oder ob kühler Abendhauch leise durchs flüsternde Schilf zieht: immer wird das Bild des friedlichen Gewässers dich entzücken. Und dann das reiche Vogelleben. Hier nistet noch der Storch. In der Luft schreien die Möven oder macht der Kiebitz seine wunderlichen Flugübungen, auf dem Wasser aber tummeln sich Wasserhühner und Bleßenten, Krick- und Schellenten und Haubentaucher und ist das Glück dir gün stig, kannst du auch den dumpfen Liebesruf der Rohrdommel hören. In den Dörfern stehst du noch manch schönes altes Gehöft mit dem großen Torbogen über der Einfahrt und der Bühne unter dem Dach. Dann die stolzen Herrensitze und die Schlösser: Neschwitz, Königswartha, Milkel, Kauppa, Baruth, Gröditz und andere mit ihren Parkanlagen, von denen einzelne als wahre Perlen alter Gartenkunst zu be zeichnen sind. Du meinst, du fändest hier ärmliche Gast stätten und schlechte Verpflegung? Das war einmal. Aber diese Zeit ist längst vorbei, und wenn du in Neschwitz oder Neudorf, in Königswartha oder Milkel, in Hermsdorf oder Lohsa und noch so manchem anderen Orte Einkehr hältst nnd nicht gerade großstädtische Ansprüche stellst, so wirst du von Speise und Trank befriedigt sein. Nicht bloß landschaftliche Schönheiten bietet unsere Lausitz, auch reiche geschichtliche Erinnerungen drängen sich dir auf. Zu allen Zeiten flutete das Ringen der Völker wie in keiner anderen Landschaft über sie hin weg. Von Kampf und Krieg zeugen die vielen Burgwälle in dem Hügellande zwischen Berg und Ebene. Sie stammen teils aus germanischer Zeit aus den Jahrhunderten vor Christus, teils aus slawischer und frühdeutscher Zeit. Von Kampf und Krieg zeugen auch die mittelalterlichen Burg ruinen von Kirschan und Rohnau, von Oybin und Tollen stein, auch unsere Wehrkirchen von Bautzen fNikolaifried- hof), Jauernick bei Görlitz, Schönau bei Bernstadt. Die Hussitenkriege, der Dreißigjährige Krieg, der Nordische Krieg unter Karl XII., der Siebenjährige Krieg, die Frei heitskriege von 1813: alle haben sie ihre Spuren hinter lassen. Brand und Tod, Not über Not sind über unsere Heimat hinweggebraust, härter und schwerer als die jetzige, aber immer wieder hat sich unser Lausitzvolk empor gerungen zu Licht und Wohlstand. Vergiß aber bei deiner Wanderung nicht, auch einmal unsere Lausitzer Städte mit ihrer reizvollen Umgebung und ihren denkwürdigen Erinnerungsstädten aufzusuchen. Nicht bloß die größeren, die alten Sechsstädte, dazu Bi schofswerda und Pulsnitz, auch unsere kleinen Landstädtche» Bernstadt und Weißenberg, Herrnhut und Ostritz, Schirgis walde und Elstra. Du wirst erfreut sein, wieviel Altes