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Ac.4 Gbsrlaufltzsr He!matzs!tung heit". Daß nur diese Kriegswirren der Grund für die kurze Dauer seines Besuches im osterzgebirgischen Zinnbergbau gebiet gewesen sind, und wie hoch er dessen Bedeutung für die Förderung seiner bergmännischen und naturwissen schaftlichen Kenntnisse eingeschätzt hat, zeigt am besten der Schluß seines Berichtes: . man wird mir verzeihen, daß ich einen mir so wichtigen Gegenstand nur flüchtig, ja verstohlen betrachtet. Bedenke ich nun, daß diese ruhige Berggegend, die ich in dem vollkommensten Frieden, der aus meinem Tagebuche hervorleuchtet, verließ, schm am 27. August von dem fürchterlichsten Rückzüge sd. i. der Rückzug der Verbündeten vor den verfolgenden Franzosen nach der Schlacht bei Dresden) überschwemmt, allen Schreck nissen des Krieges ausgesetzt, ihren Wohlstand auf lange Zeit zerstört sah: so darf ich den Genius segnen, der mich zu dem flüchtigen und doch un aus löschbaren Anschauen dieser Zu stände trieb, die von so langer Zeit her das größte Inter esse für Mich gehabt hatten." Die Bergstadt Altenberg hat, in dankbarer Erinne rung an den Besuch des Weimarer Dichters, am Ascher grabenwege, auf dem dieser am 11. Juli 1818 gewandelt ist, eine Gedenkstätte errichtet (feierliche Einweihung am Sonntag, dem 3. August 1913). In idyllischer Lage zwi schen Wald, Wiese, Feld und Steinhalöe erhebt sich der übermannshohe Gedenkstein, dessen Tafel den Zweck der Errichtung dieser schlichten, aber stimmungsvollen Anlage verkündet. Einige Schritte zur Linken findet der Betrachter die in Stein gehauenen herrlichen Verse des Dichters: „So wirkt mit Macht der edle Mann Jahrhunderte auf seinesgleichen: Denn, was ein guter Mensch erreichen kann, Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen. Drum lebt er auch nach seinem Tode fort Und ist so wirksam, als er lebte: Die gute Tat, das schöne Wort, Er strebt unsterblich, wie er sterblich strebte." (Goethe, Künstlers Apotheose.) Vielen Hunderten von Besuchern ist dieses von erz- gebirgischen Fichten umsäumte steinerne Mal am murmeln den Wasser des über 600 Jahre alten Aschergrabens im Lause seines 19 jährigen Bestehens eine weihevolle Stätte des Gedenkens in Ehrfurcht und Stolz an den größten Dichter unseres Vaterlandes geworden und wird es auch in Zukunft immer bleiben, denn: „Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, Ist eingeweiht: nach hundert Jahren klingt Sein Wort und seine Tat dem Enkel wieder." (Goethe, Torquato Tasso). Ser Letzte! Ab und zu sieht man ihn in Museen, ist dort herüber gerettet worben in unser Zeitalter der Maschinen. Hier aber, in Oberherwigsdorf bei Zittau, ist noch einer in Be trieb, ein alter oberlausitzer — Handwebstuhl. Eine betagte Mutter fertigt auf ihm graue Leinewand zu Quarksäcken an. Mit ihr wird wohl auch die letzte Vertreterin unsrer Handweberei zur Ruhe gehen, das letzte, wie der Volks mund sagt, „Gezehe" der Vergangenheit angehören. Wenn auch der „Schützen" sein „'s ist basser — gihst battel" her ausschmettert. Dieses Wortspiel war früher zu der Zeit, wo die Fabriken entstanden, am Platze. Viele rissen da mals ihre Webstühle weg und gingen dorthin, wo sie ein mehrfaches dessen verdienten wie daheim bei der Hand arbeit. In der heutigen Zeit kann man besser folgende Worte dem „Schützen" in den Mund legen: „Schnicke de schnacke — mer kinn wingst wos mache." — Hätten wir diese Arbeitsweise beibehalten, wäre unsere jetzige Über produktion wohl kaum eingetreten. In der niederen Wohnstube, wo man darauf achten muß, mit dem Kopf nicht gegen die Balken, welche die Decke tragen, zu stoßen, da ist er daheim. Eine Ecke der großen Stube nimmt das klobige Gestühl ein, so daß von allen Seiten durch die kleinen Fenster genügend Licht zur Arbeit hereinfallen kann. Zwei Arbeitsgänge sind nötig, um aus dem Garn das „Zeug" entstehen zu lassen. Im ersten wird das auf einer „Winde" hängende Garn abgehaspelt und mit dem „Treibe rädel" auf die „Pfeifen" gespult. Der Zweite ist der eigentliche Webvorgang. Eine voll gespulte „Pfeife" wird in den „Schützen" eingesetzt, welcher auf der Lauffläche in der „Wirckelade" seinen Weg durch bas von den „Kämmen" geteilte Garn nimmt. Mit der „Wirckelade" wird der locker zwischen den beiden Garn flächen liegende Faden an das fertige „Zeug" rangeschlagen. Die durch die „Trittliche" bewegten „Kämme" haben unter des dem „Schützen" einen neuen Weg geöffnet. Aus den durch den „Schützen" und die „Lade" entstehenden Geräu schen hat man die zwei oben genannten Wortspiele gedeutet. Den ganzen Webvorgang kann man als eine Art fei nes Flechten bezeichnen, denn zwischen den Garnfäden der „Werste" oder „Kette" wird der Faden des Schusses ein geflochten. — Die schwierigste Arbeit ist das „Aufbäumen" von neuem Garn, „wenn eine „Werste abgewirckt" ist. Zwei Leute sind hierzu nötig. Der eine dreht den „Baum", wäh rend der andere das Garn der „Kette" anzieht, um mög lichst fest „aufbäumen", bas heißt auf den „Baum" wickeln zu können. Vor den „Kämmen" müssen nun mit den Faden vom letzten Stück der alten „Werft" jene der neuen ver knüpft werden. Die Knoten müssen nun durch die ,Fämme" und das „Fach", das ist der Kamm in der „Wirckelade", ge zogen werden. Nach diesem ist das „Gezehe" wieder vor gerichtet und „mittn Wircken kinn mer nu wieder oafang". Eine Erinnerung nn -ns Auftreten -er Chokern vor Ivo Fuhren. Ein Jahr schwerer Heimsuchungen für Osteuropa und auch einen Teil Deutschlands war 1831, in dem eine der furchtbarsten Volksseuchen, die Cholera, von Rußland über Polen vordrang. Es fielen ihr im August genannten Jah res in Berlin zahlreiche Menschen zum Opfer und man er griff verschiedenartige Maßnahmen, um dem unheimlichen Gaste sein weiteres Umsichgreifen zu wehren. So entneh men wir einem Berichte aus Bernstadt, dem Hauptorte des sogen. Eigenschen Kreises, daß man in der zweiten August hälfte damit rechnete, die gefürchtete Krankheit würde über kurz oder lang auch die sächstche Grenze überschreiten. Am 21. August wurde in den Kirchen um Abwendung der asia tischen Seuche gebetet und längs der sächsisch-preußischen Grenze ein Wachkordon errichtet. Es wurden an geeignet erscheinenden Stellen Wachthäuschen mit Ofen und Fenstern erbaut und Soldaten rückten zu deren Besetzung an die Grenze, aber auch die Bürgerwachen wurden zu diesem Dienste mit herangezogen. Man scheint freilich hier nicht gerade besonders freudig diesen Auftrag ausgenommen zu haben. Man konnte es nicht recht verstehen, daß durch einen solchen Wachkordon die Krankheit zurückgehalten werden könne. Die Erschwerung des Grenzverkehrs und die Heran ziehung der Bewohner zu Wachtdienst wurden nichts weni ger wie angenehm empfunden. In der Nähe von Bernstadt wurden mehrere solcher Cholerawachthütten errichtet, so eine nahe dem sogenannten Galgenberge, auf dem sich damals noch die Mauerreste des alten Hochgerichtes erhoben, am Wege nach Kemnitz, ferner am Wege nach Friedersdorf a. d. Landeskrone auf Altberns dorfer Flur bei dem mit einem vorgeschichtlichen Wall ge-