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Är. 4 Oberlausitzer Heimaizeitung sind olivinfrei oder olivinarm. Ausbruchsstellen der Ba saltlava sind am Eisberg, am Großen Berg bei Großhen nersdorf und westlich des Beckenberges bei Eibau zu be obachten. Nach der chemischen Zusammensetzung können wir im Oderwitzer Gebiet vier Basaltgruppen unterscheiden. Feld spatbasalte treten z. B. südlich vom Stumpfeberge bei Ober- oüerwitz und südlich vom Großen Berge bei Großhenners dorf auf; Nephelinbasanite z.B. südlich vom Kühnelsberge, nördlich und östlich des Oderwitzer Spitzberges,- Nephelin basalte z.B. bei der Haltestelle Oberoderwitz, am Großen Berg bei Großhennersdorf; Nephelintephrite z.B. Kuppe des Kühnelsberges und Südfuß des Oderwitzer Spitzbergen Wie die Basalte, so werden auch die Phonolithe (Klingsteine) nach ihren Aufbaumineralien untergeteilt. So finden wir Hatnit z.B. am Köhlerberge und am Sonnen hübel; trachytoiden Phonvlith am Stumpfeberge, Spitzberg und Köhlcrberge; nephelintoiden Phonvlith am Sonnen hübel; tephritischen Phonvlith südwestlich vom Bahnhof Hainewalde. Zumeist treten Quellkuppen und Stöcke auf, seltener Gänge. Der Phonvlith im Schülertal bet Pethau wird von Prof. Dr. Reinisch als Deckenerguß hingestellt, wahrschein lich handelt es sich hier nicht um einen Deckenrest, sondern um einen mächtigen Phonolithstock. Die sedimentären Ablagerungen im Oderwitzer Becken (mirzäne Braunkohlenformation) sind njur durch wenige Bohrungen aufgeschlossen worden, z.B. bei der Kirche Oberoderwitz, in der Gegend des Kreischerhoses Niederoderwitz. Da die Kohlenflöze eine zu geringe Mäch tigkeit besitzen, ist ihr Abbau nicht lohnend. Aus diesem Grunde war auch der Bergbauversuch westlich der Ober- oderwitzer Kirche im Jahre 1858 erfolglos. Die warme Tertiärzeit nahm ein Ende. Die Eiszeit, die letzte Periode vor unserer geologischen Gegenwart, löste sie ab. Der Name Eiszeit ist irreführend; denn das Diluvium, wie diese Periode auch sonst bezeichnet wird, ist nicht eine Zeit steter Eisbedeckung. Langandauernde Zwischeneiszeiten unterbrachen die Gletscherzeit. Dr. Grahmann, Leipzig, hat die Ablagerungen des Diluviums kartiert. Anscheinend ist das Oderwitzer Tal nur in der ersten Eiszeit von nordischen Gletschern bedeckt gewesen. Wahrscheinlich war das Gebiet in der zweiten und dritten Eiszeit eisfrei. Jede Eiszeit wurde mit einem Aufschottern von Flußablagerungen eingeleitet; dann kamen während des Anstauens der Flüsse durch die vor dringenden Jnlandgletscher Bändertone zum Absatz, die schließlich, wenn das Eis eine Gegend erreichte, von Grund moränen überlagert wurden. In der ersten Eiszeit lag das Tal unter einer mäch tigen Eisdecke begraben, nur die Kuppen über 510 in Höhe scheinen eisfrei gewesen zu sein. Da die Ablagerungen der Eiszeiten und Zwischeneiszeiten teilweise wieder abge tragen wurden, ist eine Entzifferung der spärlichen Reste sehr schwierig. So fehlen die Ablagerungen der zwei Zwischeneiszeiten. Aus der ersten Eiszeit (Elstereiszeit) sind Bänderton (Sandgrube südlich von Oberseifersdorf) und Grundmoränenablagerungen erhalten (Ziegelei Ober- Ruppersdorf). Als Neste der zweiten Eiszeit (Saaleeiszeit) finden wir Kiese und Flußschotter der Hochterrasse. Ein deutig lassen sich jedoch die Sande und Kiese beider Eis zeiten nur in guten Aufschlüssen voneinander trennen. In der dritten Eiszeit (Weichseleiszeit) entstanden die Fluß schotter der Mittelterrasse (Tal des Landwassers von Ober oderwitz bis zur Mündung in der Mandau), Löß und Löß- lehm und die kalkfreien Schotter der Nieöerterrasse (Ost ufer des Landwassers in Oberoderwitz). Die zahlreichen Findlinge, Feuersteine, Rapakiwi, Silurkalke von Schonen, Aalandquarzite in den Sand gruben zeugen noch heute von ihrer weiten Fahrt auf Gletschers Rücken, in Gletschers Leibe oder an Gletschers Fuße. Schollengeheimnissc sind erzählt worden. Wer noch tiefer eindringen will, der greife zur neuen Geologischen Spezial karte von Zittau-Nord. Sie wird ihm ein Führer durch das Gewirr wissenschaftlicher Streitfragen sein, besonders bei petrographischen Problemen. Manches ihm bisher dunkle Rätsel wird sich lösen. Mit anderen, viel mehr schauenden Augen wird er den alten trotzigen Felsklotz des Spitz berges beschauen. Verwittert blickt das steinerne Antlitz des Berges nieder auf sein Dorf, auf Oberoderwitz. Sah seines Dorfes Gründung, sah seines Dorfes Schicksalswcg, sah Liebe und Haß, sah Freuden und Leib der Menschen drunten in dem Tal. Doch starr und unbeweglich blieben seine Züge. Er ist ein stolzer Berg und auch mit Recht. Er kann gar viel berichten vom Weltcnwerden, von längst entschwundener Zeiten Wunderwerk. Goethe in zimmalb und Altenberg Von Walter Schellhas, Dresden „Die Natur allein ist unendlich reich, und sie allein bildet den großen Künstler." (Aus Goethe, Die Leiden des jungen Werther.) Wie bei den anderen Dörfern und Städten des oberen Erzgebirges, ist auch bei Zinnwald und Altenberg der Be such Goethes über Böhmen erfolgt. Unter dem Beginn der Kriegswirren reiste der Dichter Mitte April 1813 von Wei mar über Naumburg, Leipzig, Meißen (Besichtigung der Porzellanmanufaktur), Dresden (Abstecher nach Tharandt zu seinem Freunde Heinrich Cotta, dem Gründer und Lei ter der Forstakaöemie), Pirna nach Teplitz, wo er bis zum 10. August 1813 zur Kur weilte. In zahlreichen Aus flügen durchstreifte der rüstige Vierundsechzigzährige die nähere und weitere Umgebung des Heilbades, und in sei nem Aufsatz „Aus Teplitz" (Naturwissenschaft!. Schriften) hat er ausführlich über seine Eindrücke und Erlebnisse wäh rend dieser Wanderfahrten berichtet. Goethe war nicht nur Dichter, Künstler, Staatsmann und Naturforscher, sondern auch Wanderer, dessen „glückliche Augen die mannigfaltige Schönheit der Natur zu sehen" verstanden: „Man ver- schrumpft in dem engen Hauswesen. Draußen fühlt man sich groß und frei wie die große Natur, die man vor Augen hat, und wie man eigentlich immer sein sollte" (Goethe zu Eckermann). „Bleibe nicht am Boden heften, Frisch gewagt und frisch hinaus! Kopf und Arm mit heitern Kräften, Überall sind sic zu Haus; Wo wir uns der Sonne freuen, Sind wir jede Sorge los; Daß wir uns in ihr zerstreuen, Darum ist die Welt so groß." (Goethe, Wanderlied). Ihm war die hohe Fähigkeit zu eigen, den höchsten Ge danken, zu dem die Natur „schaffend sich aufschwang", nach zudenken, weil sein Anschauen zugleich ein Denken, sein Denken zugleich ein Anschauen war. Die mit der Wiederaufnahme des Bergbaues auf die silberhaltigen Kupferschiefer in Ilmenau verbundenen prak tischen Aufgaben hatten Goethe angeregt, sich systematisch mit Mineralogie, Geologie und verwandten Wissenschaften zn beschäftigen. Dem Bestreben, „der großen formenden Hand nächste Spuren zu entdecken", ergab er sich mit voller Leidenschaft: „Kein Berg war mir zu hoch, kein Schacht zu tief, kein Stollen zu niedrig und keine Höhle labyrinthisch genug, um mir das einzelne zu einem allgemeinen Bilde zu verknüpfen." Um sein bergmännisches Wissen durch neue Kenntnisse vom o st e r z g e b i r g i s ch e n' Zinn- bergbau zu erweitern, unternahm er am 10. Juli 1813 von Teplitz aus eine Reise nach Zinnwald und Altenberg. Auf Grund der unterwegs in seinem Tagebuche