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Sie Lausitzer BolkWelkimst im Mre 19ZI Ein Rückblick Die Volksspielkunst hat in der Lausitz im vergangenen Jahre eine recht erfreuliche Belebung erfahren, so daß es sich lohnt, einmal einen kurzen Rückblick zu halten. Die Pflege des Volkstums, des Heimattums und der Volks kunst dürfen nicht nur als eine Liebhaberei Einzelner be trachtet werden. In ihnen stecken durchaus Werte von prak tischer Bedeutung, die gerade in unserer schweren Notzeit, in der wir uns wieder mehr auf unser Volkstum besinnen müssen, von Beachtung sind. Die Vvlksspielkunst stellt noch am innigsten die Verbindung zwischen Mensch und Heimat- tum her, weil sie noch am lebendigsten geblieben ist. Wo sie von der Mundart getragen ist, erhebt sie sich über den rein mundartlichen Vortrag hinaus zu der durch die Mund art bedingten lebensvollen Gestaltung, die zur Mundart gehört, um den ganzen Lebensinhalt des Begriffes Heimat auszuschöpfen, und wo heimatliche Darstellung sich des Hoch deutschen bedient, erfüllt sie den Zweck, die enge Verbunden heit mit der Heimat durch seelische Kräfte oder geschicht liches Erleben erneut zum Bewußtsein zu bringen. In bei den Fällen aber wirkt die Volkskunst und das Heimatliche nicht wie ein Museumsstück, weil auch die, die es bieten, lebendig mit dem Ganzen verbunden sind. Das Jahr 1931 hat nun unserer Lausitzer Bolksspicl- kunst nicht weniger als elf neue Heimatstücke beschert, das ist eine Tätigkeit, wie sie in den letzten Jahren noch nicht zu verzeichnen war. Die hochdeutschen Stücke darunter tragen fast ausschließlich geschichtlichen Charakter. Gleich zu Beginn des Jahres, am 25. Januar 1931, gelangte Fritz Bertrams historisches Spiel „Hussiten über Euch" iu Reichenbach als Festspiel zur Erinnerung an die Hussiten jahre zur Uraufführung. Die Priebuser Heimatspiele be gannen am 20. Juni. Für sie hatte diesmal Felix Nenker das Stück „Faustrecht und Verrat im Priebuser Laude" ge schrieben, das wieder einen großen Erfolg erzielte. Am 22. November kam nunmehr das historische Schauspiel „Hoch kirch" von Erich Janke (Görlitz) zur Aufführung, und zwar in Großschönau durch die dortige Spielschar, unter stützt von den Spielscharen Zittau und Olbersdorf. Die Spielschar Zittau führte im November das Schauspiel „Wetterleuchten" von Hans Otto (Zittau) auf. In Sprem- berg NL. erfuhr am 4. Dezember das historische Schauspiel „Jutta von Kittlitz" von Arthur G roll m i tz (Sprcmberg) seine Uraufführung. In Weigsdvrf-Köblitz bei Cunewalde brachte die dortige Spielvereinigung am 25. Dezember das Volksschauspiel „Tod dem Erbfeind^ von Paul Jere mies (Weigsdorf), von dem auch „Die Unglttcksschmiede am Wurbisberge" stammt, zur Uraufführung. Von den Mundartstücken sind hier zu erwähnen die Ur aufführung von Oskar Schwärs Mundarttragödie „Dr Grußvoater" in Cunewalde am 3. Oktober, Gustav Bayns Mundartschauspiel „Die Bratmühlc" oder das Spiel „Las set uns Gutes tun an Jedermann" und im Sommer das Spiel „Schön ist die Jugend" herausgebracht. Ein neuer Mundartdichter stellte sich am 11. Oktober in Neusalza- Spremberg vor mit dem Stück „Nubberschleute". Der junge Verfasser Herbert Scholze (Bautzen) hatte damit einen recht guten Erfolg. Das sind also nur die neuen Stücke, die uns das Jahr 1931 in der Lausitz gebracht hat, fürwahr eine stattliche Zahl. Darüber hinaus ist aber die Volksspielkunst sehr rege mit älteren Stücken getrieben worden, wobei Wilhelm Fried rich sich noch immer der gleichen Beliebtheit erfreut. Sein „Heimgesunden", ein ernstes Stück, wurde z. B. iu Hcr- wigsdorf Ende Oktober aufgeführt. In Löbau führte am 4. Oktober der Ortsfechtverein Gustav BayuS Mundart stück „Bann Sünderstcenc" auf und die Spielschar Hetz walde brachte sogar die vor Jahren in Reichenau urauf geführte Bauernkomöüie „Dr Heiroatsteifl" von Richard Blasins heraus. Auf die Stücke sei hier nicht in Bezug auf ihren Wert im einzelnen eingegangen. Soviel muß aber gesagt werden, daß Oskar Schwärs „Grußvoater" einen ganz neuen Ver such darstellt, die Mundart auch in den Dienst der Tragödie zu stellen. Hierbei zeigte sich, daß auch das Publikum noch viel mehr dazu erzogen werden muß, die Mundart bei der Behandlung ernster Probleme richtig zu verstehen. Bon Gustav Bayn dürfen wir noch manches Schöne erwarten, er ist berufen, die Lücke auszufttllen, die Wilhelm Friedrichs Tod gerissen hat. Erich Jankes „Hochkirch" ist in der Milieu- Schilderung sehr gut durchgearbeitet und bot den Darstel lern außerordentlich dankbare Aufgaben. Die Priebuser Heimatspiele haben ihren guten Ruf, der weit über die Grenzen der Heimat hinausgcht, erneut befestigt. Wenn wir nun wünschen, daß auch weiterhin unsere Bolksspielkunst sich rege entwickeln möge, so wollen wir nicht vergessen, daß sic sich in den meisten Füllen selbstlos auch in den Dienst der Wohlfahrt stellt und gerade in der vergangenen Zeit für die Winterhilfe an manchen Orten ihr beachtliches Scherflein beigetragcn hat. So wirkt sic im doppelten Sinne für die Heimat und den Heimatmcnschen. Herbert Henk n er. Se Roadtvur. Von Max Micthc, Löbau „Guste, heute wird a schinner Suntch, do machn mer amool anne Roadpoartie. Wenn de o no ne ganz sichr an Foahrn bist, föhrscht recht behudsen und langsen, do koann dr nischt poassiern," soite der Wouner-Seff zu senner Froe a en schinn Suntchmnrgen. Und de Guste, di o garne amool a bissl längr uff ihrn neu'n Roaöe gefoahrn wär, Hutt glei eigebiegt und meente: „Wcßte, Seff, do foahrn mer glei no'n Mittchc, emool no Rummerch, ich tät mer garne amool is Kluster oasahn." Nu, doas woar 'n Seff frcilch a gefun Ding — vu waign an biehmschn Biere —, ar Hutt bloß doas enne Bedenkn: „Guste, 's is a bissl weit fer dich, du bist no ne su sichr uffn Roade — abr mir is raicht, wenn de denkst, daß des brengst, nu do foahrn mer abn amool." Und de Guste fing oa zu schurwarkn, doaß is Mittch- assn ock raicht zeitch uffn Tisch koam, 6r Seff flimmert der- weile de Nadr und soah noach, doaß oalls an Lute woar und bruchte de Loampn a Schuß. Und glei no 'n Mittche gings luß, Kindr huttn sc kcene, se knnntn fnrt wie se wulltn. „Foahr ock vurne weg," meeut Seff zu senner Froe, „do koannch bessr uff dich Obacht gähn, und nimmtch ock anacht, doaß de ne übr an Steen fährscht und doaß dr kee Hund äs Road lecst, und tu ock immer hübsch kliugln, bleib o ganz uff dr raichtn Seite und doaß drschn Rook ne ! a de Pedale leiert (doamoals huttn de Weibsn no sichre lange Röcke o). Ar goab ehr unterwaigs no vill gute Noat- schläge, abr de Guste fuhr wie a Kunstfoahrer, doaß dr Seff ock seine Freede dro Hütte. Sn ging de Foahrt goar gutt und se woarn schun anne gute Stunde gefoahrn, de Guste wurd siehr sichr- nn gings an Berg runter, de Guste läßts Road loofn — heidi, doas ging ock su — dr Seff anoch: „Roas ne su, gib Obacht." De Guste hiert nischt mie! — Dr Seff muß Rücktritt tratn und v amool oab- springn, weil groade 'n Stamm! Spoaziergängr übr de Stroaße loatscht. Wie die verbei sein, sitt ar de Guste ganz hun no im de Ecke flitzn, wn de Stroaße dann Bogen macht. Nn tritt ar o nei as Road, ar muß doch seine tulle Guste eihuln, die fährt ju wie anne Verrückte. Ar hoat a bissl Wut und acht salbr ne richtch uff sei Road. Wie ar untn am Barge is, kriegt ar ne ganz 'n Bogen raus und saust au Stroaßngroabu, macht au kleen Salto und loag uffn Felde, 's woar frisch geackert, su a gelbr Lehrnbodn,