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Vereinigung für Heimatkunde Reichenbach SL. und Umgebung Die Vereinigung veranstaltete am Mittwoch, 24. Febr., abends 8 llhr im Hotel zur Sonne ihren dritten Licht- bildervvrtrag, wozu Dr. Gaudert lGörlitzl gewonnen wor den ivar, der über die altwendische .Kultur im -Kreise Gör litz sprach. Der Redner ging in seinen Ausführungen zu nächst davon ans, daß die Westslaven ursprünglich ihren Wohnsitz in Rußland in der Gegend des Djnepr hatten und später in unsere Gegend siedelten. Görlitz sowie Jauernick sind als slavische Siedlungen durch Ausgra- bungsfuude festgestellt. Die Laudeskrvue bei Görlitz war seinerzeit eine Vvrbnrg, um welche sich Wälle uud Schan zen lagerten. Interessant waren dabei die Lichtbildauf nahmen der altgermauischen Funde. Den Bnrgwällen der Slaven galt seine besondere Aufmerksamkeit und an un zähligen Lichtbildern konnten die Anwesenden diese im Lichtbilde verfolgen. Über die Art und deren Bauweise gab er genügende Aufklärungen. Gr berichtete dann sehr eingehend über die einzelnen Funde bei den Ausgrabun gen, n. a., wie die Lichtbildanfnahmen zeigten, von den Schanzen bei Schöps, Ebersbach, Friedersdvrf, Jauernick, Seidenberg, Schönberg, Marklissa und nicht zuletzt in Görlitz bei der Peterskirche, wo einst ein alter mächtiger Bnrgwall gestanden hat. Redner beleuchtete dann die alt- slavische Häuserbauart, den Blockhausbau, den Pfostenbau. Lichtbilder von Ausgrabungen zeigten das Innere solcher Häuser uud machten die Zuhörer mit den Spinn- und Webarten bekannt. Alsdann behandelte der Vortragende sehr eingehend die slavische Kunst, die er an zahlreichen Lichtbildern erläuterte. Ackerbau, Viehzucht und Imkerei bildeten den nächsten Teil seines Vortrages. Anschließend behandelte er die .Kleidung und auch den schon bei den Wenden eine große Rolle spielenden Schmuck. Die Kultur der Slaven geht jetzt allerdings mehr und mehr guch in den Gebieten, die sie fast ausschließlich bewohnten, ver loren, während sich ihre Rasseneigenart als Mischlingstyp noch lange unter den Germanen finden lassen wird. Wei tere Bilder zeigten auch div. slavische Tonarten. Die Bil der von den Burgwällen waren durch Ingenieur Mar quardt (Reichenbach OL.f auögesührt und waren haar scharf erkennbar. Dem Vortragenden zollte man reichen Verfall für seine klaren Ausführungen und nahm auch der Vorsitzende der Vereinigung, Oberlehrer i.R. Schöne lLöbauj, Veranlassung, ihm seinen besonderen Dank aus- zusprechen. Mitgeteilt wurde noch, daß der nächste Licht bildervortrag schon im Mürz stattfinden soll, und zwar über .Königshain uud seine Berge. Gebirgsvmln Seniltz-Lhumitz Der Gebirgsverein begann seine Jahrestätigkeit mit einem lluterhaltungsabend in Schramms Gasthof durch einen Farbbildcrvortrag „Aus der Lüneburger Heide" von Frau Hanna Melzer und Fräulein Musch aus Dresden. Fran Melzer setzt die Vorträge ihres verstorbenen Gatten, der im ganzen Sachsenlande als ausgezeichneter Schilderer der Natnr bekannt, geschätzt und beliebt war und immer den Zuhörern die Seele der Heimat nahe zu bringen wußte, in seinem Sinne und Geiste fort. In spannender, fesselnder Weise schilderte Fran Melzer die Eigenheiten und Schönheiten des Heidelandes, das ja vielfach verkannt wird und keine richtige Beachtung gefunden hat. Weite Landschaften mit blühendem Heidekraut und hohen Wa- chvlderbäuiiicn, sturmerprobte alte Birken, niedrige Hütten, zahlreiche Bienenstände, heimkehrcnde Herden mit ihren Hirten wurden im ersten Teil in unübertrefflichen Bildern auf der Leinwand dargebvten, wozu Fräulein Musch lieb liche Lieder zur Laute mit schöner Stimme sang. Im 2. Teil sah man grüne Laubwälder, saftige Wiesen, kräftige Heide bauern bei ihren Arbeiten in ihren eigenen Trachten und in ihren Wohnungen, uralte Kirchen und Gebäude. Alte Hünengräber redeten von entschwundener Kultur. Zum Schluß erinnerte ein schlichtes Denkmal an den unvergeß lichen Dichter Hermann Löns. Lieder umklangen die ein zelnen Bilder ebenfalls wieder. Beide Damen ernteten für die in jeder Weise schönen Darbietungen reichen, wohl verdienten Beifall. Erzlagerstätten und Bergbau tm Zeschlengebirge Vortragsabend der Grottauex Gesellschaft für Heimatsorschung Die Gesellschaft für Hcimatforschung von Grvttau und Umgebung hielt anläßlich ihrer Februar-Hauptversamm lung einen abwechslungsreichen Vortragsabend ab, der sehr zahlreich von Mitgliedern und Freunden besucht war. Geo loge Josef Sitte besprach das Thema „Auf den Spuren alten Erzbergbaues im Jeschkengebirge", üe-r Ortshistoriker Josef Neuhüuser „Die Entwicklung unserer heimischen In dustrie" uud Stadtgevmeter Wilhelm Sieber las selbstver faßte „Humoresken in heimatlicher Mundart aus vergan gener Zeit". Geologe Josef Sitte gab als Erster in bekannt aus drucksvoller Sprechweise zunächst einen kurzen Überblick über die Entstehung der Erzlagerstätten im Jeschkengebirge und kam dann auf die Entwicklung des Bergbaues selbst zu sprechen. Die sagenhaften Überlieferungen, daß bereits um 964 n. Ehr. die ersten Bergleute aus dem Erzgebirge zu uns kamen, sind äußerst unwahrscheinlich. Erst nach Übernahme der Herrschaft Grafenstein durch die Burg grafen von Dohna im Jahre 1267 erfahren wir Genaueres. Engelsberg wurde damals gegründet und auch Kratzau im Jahre 1424 in einer bergrechtlichen Streitsache erwähnt. Im Jahre 1428 erscheint auch Frauenberg als Vergort, doch erlitt der aufblühenöe Bergbau durch die Wirren der Hussitenkriege einen empfindlichen Rückgang. Erst 40 Jahre später übernahmen Görlitzer Bürger die Bcrgwerksanteile und erweiterten die Abbaue. Aus jener Zeit stammt das alte Zechenhaus iu Weißkirchen als Heutiges Gasthaus zur Pyramide mit noch vorhandener Wefterfahne und der darin kenntlichen Jahreszahl 1818 sowie gekreuzter Häm mer, ferner der tiefste Erbstvllcn bei Weißkirchen und eie von Carpzow erwähnte Erzschmelzhtttte in Ser gleichen Ortschaft. Zwischen 1618 und 1628 wurden von den immer weiter in das Gebirge vvrdringcnden Bergleuten die etwa den heutigen Ortschaften Ehristophsgrund und Eckersbach entsprechenden Siedlungen „Holdergrund und Eckarsdorf" gegründet. Der Vortragende wies auch noch auf die Ver- suchsbaue an der Hammerdreh bei Ketten hin und auf den nachweislich vorhanden gewesenen Eisenhammer. Unter Dr. Georg Mehl von Strehlitz auf Grafenstein erfuhr der hei mische Bergbau eine weitere Förderung. Kratzau erhielt neben dem neuen Stadtwappen seine alte Privilegien neu bestätigt, darunter auch die Zechenordnung, und Engels berg wurde in der im Jahre 1684 erlassenen „Gräfenste'i- uischeu Bergwerksfreyheit" zur Bergstadt erhoben, ebenso erscheint auch Frauenberg im Jahre 1686 urkundlich als Bergstadt. Inmitten dieser Blütezeit rissen sowohl die Pest als auch der 30 jährige Krieg zum zweiten Male schwer Erarbeitetes uud Errungenes nieder. Die Bergorte lagen in Trümmer, der Erzbergbau konnte sich seit dieser Zeit nicht mehr zu der einstigen Grüße empvrschwingeu, und im Jahre 1760 war er völlig eingestellt. Ergebnislose Versuche waren es, als 1772 die Bewohner von Engelsberg und Frauenberg an die Gruudobrigkeit mit der Bitte heran traten, die Erzschächte und Stollen wieder aufschließen zu lassen. Das Gutachten des Berghofmeisters Tschapek aus .Kuttenberg, der im Auftrage der Herrschaft die Baue unter suchte, lautete überall abratend. Die 3000 Gulden, die der Graf Christoph Christian Clam-Gallas spendete, waren nutzlos verbraucht. Ebenso ungünstig schnitt die 1807 ge gründete Engelsberger Bergwerksgesellschaft ab; mit die-