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40 Gberlausltzer Hsimatzeltuna Nr. 3 sockel stehend. Der Unterbau trügt des Monarchen Wahl spruch: „Lerne leiden ohne zu klagen". Das Denkmal wurde aus freiwilligen Mitteln unter emsiger Tätigkeit eines besonderen Denkmals-„Comitees", dessen Urheber ein Kaufmann Meyrich in Großschönau war, errichtet und ge hört jetzt der Gemeinde Hainewalde. Geschichtlich spielt der Berg insofertr eine Rolle, als an ihm gegen Bertsdvrf zu im Jahre 1467 ein Überfall der Zittauer gegen die Hussiten, wobei die letzteren arge Berluste erlitten, stattgefnnden hat. (Carpzov: Analeeta Zittaviensis 1716. V. Teil, I. Kap., S.213.) Weiter sollen in: 17. Jahrhunderte noch auf eben derselben Seite am Berges rande mehrere Häuser gestanden haben, und der in gleicher Richtung teilweise noch erhaltene „Alte Herrenweg" er innert an irgendeine historische Begebenheit. — Bekaitnter noch sind vom Vreiteberge allerhand Zwergensagen, die noch jetzt im Volksmunde weiterleben, die schon 1841 der Forscher Carl Friedrich Prenßker in seinem Werke „Blicke in die vaterländische Vorzeit" (Band I, Seite 50) aufzu nehmen für würdig befand, und die auch der gegenwärtig hochgeschätzte Geschichtsforscher Dr. Alfred Meiche in sei nem „Sagenbuche des Kgr. Sachsen", 1908 (Seite 330), wieder aufnahm. Die Zwerge jedoch, heißt es, die sonst immer den guten Menschen dienstbereit nahestanden, sind, seit Glockenklang das freundliche Mandautal durchschallt, iu den Berg hinein verschwunden,' nur der Eingang zur Querx- oder Zwerghöhle auf der Vertsdorfer Seite ist noch zu sehen und der auf derselben Seite guillende Querr uder Zwergborn, an dem sich die Wichtelmännchen einst erfrischten. Eine weitere, nicht minder bekannte Merkwürdigkeit ist der genau nach Süden am Bergeshange verborgene, sehr gern von Kindern ausgesuchte „Zscherschelstein", eine mäch tige, vier Meter lange und 216 Meter breite schräg lie gende, ganz glatt gerutschte Phonvlithplatte. Über den Berg führt gegenwärtig der vom Richter oder Lindeberg kommende, nach Jonsdorf über die Berts- dorfer Butte geleitende Lausitzer Landweg (_>>—), wie auch außerdem von Großschönau her einige bei den Berghäusern als schattige Waldwege sich präsentierende Steige in je einer halben Stunde auf den Gipfel sich winden. Vor allem aber zeichnet sich der Berg durch seine präch tige Rundsicht aus. Schon früher wußte man diese zu schätzen, denn bereits im Jahre 1836 fertigte ein Haine- ivalder „Häusler und Handelsmann", ein durch Selbst studium sehr geschickt gewesener Olmaler und Zeichner, Carl Gottfried Föst, der leider nur ein Alter von 28 Jah ren erreichte, ein noch gegenwärtig, wenn auch etwas er weitertes, im Handel zu habendes Panorama mit 40 Num mern an. Hoheitsvoll und wie eine gewaltige Mauer, welche sich an ihren beiden Enden kulissenförmig äußerst malerisch verschiebt, steigt das Lausitzer Gebirge vom Jeschken bis zum Tannenberge nach Süden vor einem auf,' das Jser- gebirge blickt mit seiner ganzen Westfront etwas entfernter über den von hier am schönsten zu sehenden Zittauer Tal kessel herüber,' und mit Behagen vermag das Auge die ruhigen Gipfellinien dieser gewaltigen Erhebungen von der Tafelfichte -bis zur Königshöhe zu verfolgen. An be sonders klaren Tagen steigt darüber ganz schüchtern und gleichsam als Gruß einer noch gewaltigeren Gebirgsregion die Kesselkoppe vom Niesengebirge auf. Zwischen dem Jser- und Lausitzer Gebirge ragt als Abschluß des hier beson ders malerisch erscheinenden, dicht besiedelten nnd bis Reichenberg zu verfolgenden Neißetales die Schwarz- brnnnwarte bei Gablonz auf. Überhaupt geben die ver schiedenen Täler der Nnndsicht ein so seltsam reizvolles Gepräge. Vier im Ganzen: das erwähnte, dann näher das Mandantal bis Rnmbnrg mit letztgenannter Stadt als Abschluß (auf dem Rumburger Marktplatze sieht man durch die Zittauer Gasse den Breitcberg!), das breitere Land wassertal bis Walödorf nnd das liebliche 'Lausur (Grunds tal mit dem hvchthronenden Städtlein St. Georgenthal. Ferner grüßen über Neugersdorf herüber die Bautzener Berge, über dein von hier fast stadtähulich ausschauenden Weberdvrfe Großschönau nebst Numburger Granitbergen der Tanzplan und Battenberg, über Sem allerliebst sich präsentierenden Städtchen Herrnhut die Königshainer Berge nnd gegen Norden und Osten als die weitesten Punkte zwischen dem die Landeskrvne verdeckenden nahen Sonnenhübel und Großhennersdorfer Großem Berge die schlanken Türme der Görlitzer Peterskirche und die Jako- buskirche, rechts des letztgenannten Berges Hohkirch bei Görlitz und in Richtung der Herwigsdorfer Kirche der Heidersdorfer Spitzberg, weiter rechts die Laubaner Stein berge, der Ur- und Wachberg bei Küpper, der Humrichstein mit Bullendors: ferner, sehr ins Auge fallend, Neustadt a. d. T., darunter vor dem ernsten Tschauwalde langauS- gestreckt Reichenau und davor wieder Reibersdorf mit male rischem Schloßparkdurchblicke. Au dem bereits schon 1619 im BertSdvrser Kirchenbuche als Breiteberg erwähnten, damals aber auch „Zwergberg" genannten Berge fand man, wie die „Zittauer Nachrichten" 1889, Nr. 291, und das Neue Lausttzische Magazin, 101. Band, 1925, S. 5, berichten, bei Ausgrabungen einen, jetzt im Zit tauer Stadtmuseum aufbewahrteu, der jüngeren Steinzeit angehörenden grünsteinschiefernen Steinhammer. Literatur über den Vreiteberg: Carl Mora- wek: Der Breiteberg zwischen Bertsdvrf und Hainewalde. „Zittauer Nachrichten" 1881 und Sonderdruck (besonders geschichtlich). R. Mättig: Der Breiteberg, 1931, „Oberlau sitzer Presse" (Großschönau), Nr. 58. Zum 50 jährigen Gast- hausjubilüum. (Ausführliche Rundsichtsangabe.) Ferner, die Sagen betreffend: Außer den angeführten Werten u. a.: Neues Lausitzisches Magazin, 1823, 1836, 88 und 39. Haupt, Sagenbuch der Lausitz, 1862. Grässes Sagenschatz des Kgr. Sachsen, 1874. O. Schöne, Sagenbuch des Zittauer Gebirges, S. 42. Verlag „Oberlnusitzer Heimatzeitung", 1924. Richard Mättig, Großschönau. KO und Kalb im Volksglauben Von F. Rösler (Schluß) Besondere Vorsicht ist nötig beim Füttern einer Kuh, die gekalbt hat. Soll sie gesund bleiben und das Kalb ge deihen, so muß man der Mutter das sogen. „Rumpelbrot" verabreichen. In der Reichenbacher Gegend ist dies ein Brot mit Butter, Schnaps oder Bier. Jeder, der ins Haus kommt, muß davon mitessen. Nach altem Glauben darf nach der Geburt eines Kin des nichts aus dem Hause verliehen werden. Hat die Kuh gekalbt, so darf man ebenfalls eine Zeit lang nichts ver borgen. Auch soll man sie in den ersten Tagen nicht beim Namen nennen, sonst geht sie ein. Ferner ist es Brauch, Kuh und Kalb möglichst versteckt zu halten, damit beide von keinem Fremden gesehen werden. In Westböhmen be steht die Sitte, drei Tage lang niemand in den Stall zu lassen, eine Vorbeugungsmaßregel gegen die Hexen, die die Tiere bezaubern wollen. Auch war es früher Brauch, das erste Kalb einer Kuh als Opfertier zu betrachten. Man schenkte es daher dem Kloster oder dem Hospital. Im Stec tiner Lande darf das erste Kalb nicht gezüchtet und auch nicht im Haushalt geschlachtet werden. Es wird au den Fleischer verkauft. In der Niedcrlausitz macht inan es um gekehrt, man gibt das erste Kalb nicht weg, sondern bindet es au. Das Anbinden des Kalbes und seine Entwöhnung ver langen ebenfalls Beobachtung gewisser Bräuche. So darf in Böhmen kein Kalb am Donnerstag angebunden werden. In Hessen muß die Magd den Sonntagsstaat anziehen und