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Nr. 2 Gbsrlausihsr Heimatzsttung 2S meerkoralle ist bekannt, aber durch den Raubbau der Ita liener in der Ausbeute stark zurückgegangen. Ein besonde res Kapitel nehmen die Perlen ein. Die Entstehung der Perle durch das Bestreben der Perlmuschel, die eingedrun genen Fremdkörper durch Überziehen mit einer Perlmutter schicht unschädlich zu machen, brachten Chinesen und Japa ner darauf, diesen Vorgang künstlich durch Einführung n >n Fremdkörpern hervorzurufen. Diöse sogen. Japanperlen sind aber, wie der Vortragende zeigte, doch von den natür lichen Perlen mit Leichtigkeit zu unterscheiden. Der Mieß- mnschel als Nahrungsmittel widmete der Redner einige Ausführungen, aus denen hervorging, daß Vergiftungs erscheinungen durch Abguß des ersten kochenden Wassers vermieden werden. Die Edelauster, ihr Vorkommen, ihre Lebensweise und Zucht sand eine eingehende Würdigung. Unter den Wirbeltieren, die das Meer bereichern, erwähnte der Vortragende, nach kurzer Streifung der Guanovvr- kvmmen, die ihre Entstehung den Vögeln verdanken, dcn Sealrobbcn. Erschütternd war es, zn vernehmen, wie der Mensch hier zunächst einen Naubban schlimmster Sorte be trieb. Heute sind durch Schutzmaßregeln jedoch die alten Bestände wieder auf gleiche Höhe gebracht worden. Unstn- bringlich erscheint hingegen der Verlust, der durch die Nach stellungen der Wale entstanden ist. Kartenmaterial belehrte die Anwesenden, daß dieses Tier der Nachstellung zu unter liegen droht. Der ungemein fesselnde Vortrag fand den Beifall des vollen Hauses. „Palästina" 8. Vortrag. Dr. Kaufmann (Gießen) ergriff das Wort zu seinem Vortrag über Palästina. Trotz des ungewohnten Tages war der Krvncnsaal voll besetzt. Der Vortragende hat den deutsch-türkischen Feldzug gegen den Suezkanal mitgömacht und seit der Zeit bereits dreimal das Land wiederum besucht. Der Redner schilderte zunächst Land und Leute, Bodenbeschaffenheit und Klima, um daran attkttüv- fenö darzutun, daß die meisten Bibelsprüche erst verständ lich werden, wenn man sich in die Eigenheiten des Landes hincindenkt. Vier Klimazonen sind ans engstem Rahmen zusammengedrüngt. Zunächst die recht fruchtbare Küsten- zoue, dann ein Streifen kahlen Mittelgebirges, ferner die Jordanscnke mit tropischem Klima bis 400 in unter dem Meeresspiegel gelegen und endlich Transjordanland mit seinem Gebirgszug, sich allmählich in Steppen und Wüsten land verlierend. Als einst die Inden cinmanderten, fanden sie das Küstengebiet bereits besiedelt vor, sie ließen sich da her" im Mittelgebirge nieder. Dies begünstigte die Gliede rung in Stämme, die sich nur zur Zeit der großen Könige im gemeinsamen Kampfe gegen die Philister einten, nm später wieder zu zerfalle». Palästina, das Durchzugsland vieler Bölter, die Brücke, die Weltreiche verband, ist stets ein heiß umstrittener Boden gewesen. Auch die Engländer, die das Land erst Sen aufständischen Arabern versprachen, nm diese für sich zu gewinnen, dann aber, um ihre Kriegs anleihen unterzubringen, dem Judentume bindende Zu sagen machten, die auf einen jüdischen Staat hinansgingen, baden das auch erkannt und beide Völker sozusagen geprellt. Palästina bildet auch heute noch das Glacis des Suezkanals und die natürliche Landbrücke nach Persien und Indien, "ein Wunder, daß sich England bemüht, dieses Land zn behalten. Redner erkannte an, daß England in kolonisato rischer Beziehung tatsächlich hier ganz Erstaunliches ge leistet habe. Von den Türken einst arg vernachlässigt, blüht das Land nun neu auf. Der schwierigste Punkt seien die fortwährenden Streitigkeiten zwischen Arabern und Juden, wenn auch beide dabei den Engländer Meinen. 7O2L der Bevölkerung sind Araber. 2026 Juden und nur 10A Chri sten der verschiedensten Bekenntnisse. Die Juden lassen sich in zwei Klassen teilen: solche, die schon früher im Lande waren, streng orthodox, und in jene, die erst zugewandert sind, znm Teil fast religionslos. Der Zionismus, das Be kenntnis zum jüdischen Volkstum, hat hier die neuen jü dischen Siedler Erstaunliches an kultureller Arbeit leisten lasscu. Immerhin sind bis jetzt 80 000 Juden nach Palä stina rückgewandert, die in allen Berufen, hauptsächlich aber auch als Ackerbauer tätig sind. Das Deutschtum in Palä stina gliedert sich ebenfalls wiederum in zwei Gruppen: eine ältere, aus der Missionstätigkeit und dem Künstler tums hervorgegangen, und in eine jüngere aus den 60— 70 er Jahren. Schwäbische Bauern waren es, die sich da mals im heil. Lande ansiedelten. Heute zählt mau sieben rein deutsche Dörfer, deren Äußeres angenehm durch Sau berkeit auffüllt. Da die Deutschen für die erlittenen Kriegs schäden hier voll und ganz entschädigt wurden, erfreuen sie sich eines gewissen Wohlstandes. Nach dem Vortragenden ist in der Zeit nach dem Kriege von England außerordent lich viel getan worden, um das Land zu heben, so daß es stellenweise nicht mehr wiederzuerkennen sei. So blühe neues Leben ans alter Erde. „Jugoslavien" g. Vortrag. Der berühmte Lichtbildner Kurt Hielscher sprach im übervollen Krvnensaal über Jugoslavien. Es sei gleich eingangs erwähnt, daß die Behandlung eines der artig großen vielgestaltigen Landes, das seit uralten Zeiten von Hand zu Hand ging, allerlei Völkern als Durchzugs gebiet diente und ihnen untertan wurde, in dem jedes Herrschervolk bauliche Spuren hinterlassen hat, an einem einzigen Vortragsabend Erschöpfendes nicht bringen konnte. Immerhin bot der Vortrag einen wenn auch guten, so doch recht flüchtigen Überblick über diesen, aus den Trümmern der Habsburger Monarchie und der Türkei hervvrgegan- gcnen Balkanstaates. Der Vortragende legte seiner Schil derung eine Jdealreise zu Grunde, die im allgemeinen folgenden Weg verfolgte: Slovenien, Dalmatien, Monte negro, Bosnien, Altserbien, Mazedonien und heran bis an die bulgarische Grenze. Dem Redner des Abends waren zur Durchführung seiner Reise vom südslavischcn Staate alle möglichen Beihilfen und Unterstützungen gewährt wor den. Allerdings hatte Südslavien, wie der Vortragende selbst bemerkte, die Absicht, mit dieser Reise und dcn dar aus hervorgehenden Werken eine recht rege Werbetätig keit für die ins Leben zn rufende bezw. zn fördernde Fremdenindustrie zu entfalten. Daß man daher bemüht war, dem Reisenden möglichst nur jene Punkte zu zeigen, die für diese Belange von Vorteil waren, versteht sich, da für aber Punkte vermied, die dem Ansehen des Staates Abbruch tun konnten, sei es auch nur in der falschen Mei nung der Auftraggeber, wie z. B. der Wunsch nach Aus schaltung eines uralten namenlosen Friedhofs, in dem die serbische Regierung ein Zeichen primitiver Armut sehen wollte, während wir darin das Urwüchsige, Bodenständige erkennen. Zur Ausschaltung der fränkischen Siedlungen mag vielleicht falscher Nationalstolz des Herrenvolkes bei getragen haben, zum Fehlen der Zigeunerdörfer andere Umstände. Ansonsten bot der Vortrag, unterstützt von. einer langen Reihe geradezu glänzender Lichtbilder, viel an landschaftlich Schönem, an mächtigen Bauwerken längst vergangener Kulturen, streifte bei dieser Gelegenheit selbst verständlich des öfteren die Geschichte, würdigte Pflanzen und Tierleben und ging auch auf Sitten uud Gewohnheiten sowie Typen der Bevölkerung im Nahmen des Gezeigten näher ein. Alles in allem, der Abend war für eine um fassende' Behandlung des Gebietes zu kurz, es war daher nicht nötig, denselben durch künstliche Sprechpausen, die die Saalbedieuung verscheuchen sollten, auch noch zu verkürzen. Man muß es dem Redner lassen, er verstand es ausge zeichnet, die Hörer in seinen Bann zu schlagen. Witzige und sarkastische Bemerkungen, richtig dosiert, ließen keiner lei Müdigkeit der gespannt lauschenden Menge aufkommen. Der rcichlichst gespendete Beifall war daher wohl auch ver dient. Kittel.