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184 Gbsrlaufltzer Heimatzeltung Nr. 12 sitzer Bergland bei Sohalnd besuchte, einen Aufstieg mit Skiern zum Oderwitzer Spitzberg, Valtenberg oder Kott- mar unternahm, der wird jederzeit gern bestätigen, daß die Oberlausitz wohl würdig an der Seite aller anderen reichsdeutschcn Wintersvortgebiete steht. Ausnahmslos sind alle oberlausitzer Wintersportplätze mit Sonntagsfahrkart.n erreichbar, und auch durch verbilligte Wintersportkarten auf den meisten Kraftfahrlinien gelangt der Skiläufer schnell zum gewünschten Ziele. Es kann sich also auch der Minderbemittelte eine Fahrt ins Lausitzer Bergland leisten, wo er überall eine wtntersportbegeisterte Bevölkerung an treffen und niemals überteuert werden wird. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, auch noch dem der Oberlausitz fernstehenden Wintersportler den Anreiz zu geben, eine Winterfahrt ins Lausitzer Bergland zu unter nehmen, wo er dann feststellen wird, daß er sich tatsächlich in einem „Paradiese der Skiläufer" befindet. —tsch. Sie SochlvaMrunMalm wirb gebaut! Das Zittauer Gebirge, das bereits in der „Großen Lauscheschanze" und der „Lauscheborn-Schanze" zwei aus gezeichnete Sprungschanzen besitzt, erhält jetzt durch die Er richtung der „Hochwald-Schanze" eine dritte moderne Sprunghttgelanlage. Träger des Baues sind die Gemeinde und der Verkehrsverein Oybin. Die Anlage am Nordhangc des Hochwaldes ist bereits genehmigt und das notwendige Areal ist von der Stadt Zittau der Gemeinde Oybin über lassen worden. Die Anlage soll nicht als Rekordschanze, sondern als eine mittlere Sprungschanze mit der Lei stungsgrenze von 30 m erbaut werden. Die Überwachung und Erxichtung der Schanze übernimmt die Deutsche Turnerschaft, die vom Turnerlager der DT. im freiwil ligen Arbeitsdienst die nötigen Arbeitskräfte zur Ver fügung stellt. Mit 40—SO Arbeitskräften soll die Schanze noch vor Eintritt des Winters fertiggestellt werden. Sie Mußen im Lunewalber Tale Wk Einem Augenzeugen nacherzählt von Kurt Schöne, Obercunewalde Einer der ältesten Einwohner unseres Tales, Herr Karl Vogel, Obercunewalde-Neudorf, erzählte mir un längst seine persönlichen Erlebnisse aus dem Kriegsjahre 1866, als auch durch unsere Gegend preußische Truppen zogen. Es war eine innige Freude, der lebendigen Dar stellung dieses 84 jährigen Greises zu lauschen, der neben verhältnismäßig guter körperlicher Rüstigkeit sich aber vor allem bis in sein hohes Alter eine erstaunliche geistige Frische erhalten hat. Sein erster Satz, mit dem er seinen Bericht eröffnete, war, in urechter Mundart, so fesselnd, daß ich mir gerne die schlicht vorgetragenen Tatsachen an hörte, wie sie damals alle sächsischen Oberlausitzer erlebt haben. „Jech woar sech groade uffn Sandbarge und toat Aborn färchln, do koamn a Hardl Moannsn 'n Waig rausgeloofn " Vom Durchzug der Preußen entwarf dann Herr Vogel in sehr drastischer Form folgendes Bild: Es war im Juni 1866. Die Einwohnerschaft des Cune- walder Tales schwebte in bangen Sorgen,- denn die ver haßten Preußen waren von Löbau her im Anmarsch. Alle möglichen Greuel wurden ihnen angedichtet. Als gemeldet wurde, daß die Preußen in Kleindehsa biwakierten, ritt Herr von Ziegler aus Niedercunewalde aus Neugier und um sich zu informieren bis an die Vvrpostenkette des „feindlichen" Lagers heran. Als er angerufen wurde, ließ er sein Reitpferd und seinen Hut im Stiche und flüchtete in ein Kornfeld, von wo er sich in der Dämmerung auf Schleichwegen nach Cunewalde zurückschlich. Als die preu ßischen Soldaten, die ihn für einen Spion gehalten hatten, seine harmlose Aktion erfuhren, stellten sie ihm sein wert volles Roß und den Hut wieder zu. — Bald näherten sich die Truppen dem Cunewalder Tale. Sofort bemächtigte sich vieler eine Panik. Zahlreiche wehrfähige Burschen und Männer im Alter von 18—30 Jahren liefen von Hause weg und suchten in den Waldungen Schutz, weil sie glaub ten, daß sie zwangsläufig als preußische Rekruten ins Heer eintreten müßten. (Die Preußen haben zwar „requi riert" aber nicht „rekrutiert".) Viele, unter ihnen Herr Bogel, damals 19 jährig, eilten von den Feldern und Ar beitsstellen weg in die nahen Büsche. In heilloser Angst klomm ein Trupp von etwa 20 Männern hinauf zum Czorneboh, wo ihnen der Pächter Mersiovsky von seinem Brotvorrat verkaufte. Den ganzen Nachmittag bis zum späten Abend hielten sich die Flüchtigen im Czornebohwald versteckt. Im Schutze der Nacht wagten sie den Abstieg und versammelten sich bei „Liebscher-Förschters" in einem An wesen am Waldrande in der Nähe des heutigen Gene sungsheimes. Sie richteten dort einen regelrechten Feld- wachedienst ein. Gegen Morgen wurden sie alarmiert, weil der „Wachthabende" auf Obercunewalder Flur vereinzelte preußische Reiter gesichtet hatte, die sich aber als Sträucher gruppen entpuppten, als die Dämmerung dem Tage wich. Bis Mittag verweilten alle in dem abseits vom Dorfe ge legenen Hause. Eine vor Aufregung zitternde Frau brachte aus dem Dorfe die Nachricht, daß die Preußen am Mittel- cunewalder Anger (jetzt Kriegerdenkmal von 1870) viele Einwohner gefangen fortgeführt hätten. Man hatte im Dorfe das Fehlen der Geflüchteten einfach so gedeutet. Als besonders originell wurde es allgemein empfunden, daß auch ein Lahmer des Ortes (der „lahme Neitsch") mit aus gerissen war, weil seine Frau trotz seines Beinleidens ge sagt hatte: „Do schmeiß» 's 'n ahm uff a Pfard!" Erst gegen Abend des zweiten Tages wagten sich die Flüchtigen ins Dorf zurück, wo sie lebhaft begrüßt und von manchen verspöttelt wurden. — Der Durchzug der Preußen erfolgte ganz ruhig. Die Bäcker mußten Brot liefern, bei den Land wirten war requiriert worden, aber keinem Einwohner war ein Haar gekrümmt worden. Nach bangen Wochen wurden aus Truhen und Laden die Schmuckgegenstände wieder hervorgesucht und die Ersparnisse und Kleider aus den eingemauerten Verstecken und Verließen im Keller ans Tageslicht befördert. Eine teure Kommission Von Dr. G. Taute Unter diesem Titel wird im 44. Bande des Neuen Lau sitzer Magazins nach alten Akten ein Vorgang berichtet*), der sich vor 160 und mehr Jahren in Reichenau zugetragen bat. Weil nun aber seit jener Veröffentlichung, die bereits im Jahre 1868 erfolgte, auch wieder eine geraume Zeit verflossen ist, so darf angenommen werden, daß die Ge schichte längst der Vergessenheit anheimgefallen ist. Es wird daher nicht zwecklos sein, sie, wenn auch in etwas gekürzter Form, ins Gedächtnis zurückzurusen, zumal sie sehr ge eignet ist, gewisse Charakterzüge, die den Oberlausitzer heute noch als Typ erscheinen lassen, in ausgeprägtester Form schon bet unfern damaligen Vorfahren nachzuweisen. Im Jahre 1759 hatte die Retchenauer Kirchfahrt be schlossen, an Stelle der alten, unbrauchbar gewordenen Orgel eine neue bauen zu lassen. Da aber der bisherige Platz zur Seite der Kanzel nicht Raum genug bot, mußte mrn einen andern dafür ausfindig machen. Als einziger bot sich für diesen Zweck die dem Altar gegenüber liegende Em pore dar, auf der aber die männliche Bevölkerung des dem Rat zu Zittau gehörigen Teils von Reichenau und ins besondere der Gemeinde Lichtenberg ihre Plätze hatte, *) Kirchenrat Wildenhahn zu Bautzen,