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unter der Bezeichnung „Wirtschaft und Kultur der Vor zeit" zusammengefaßt. Die Stammesgefchichten der Haus tiere und der Kulturpflanzen führen kaleidoskopartig durch Vic verschiedensten Lebensalter. Zum Schluß sei noch kurz bemerkt: Die Fülle des Gebotenen ist derart umfangreich, daß es im Nahmen eines Zeitungsartikels nur beschrankt Möglich ist, alles Sehenswerte anschaulich zu schildern. Wie Kennchs Koannssried RMmite wuhrde Von Gustav Mehlhose, Löbau Ba dar Geschichte mußch aber örscht weit zoröcke greifm. 's goab su ver fufzg, sechtzg Juhrn und wühl schun voa ahler Zeit har bale a jedn Dorfe a Musikchur, 's hieß wörklch Chur, ne erne Musikkoapelle, und su woarsch o a unsn Dorfe, 's goab schun ver ahln Zeitn off jedn grißern Dorfe dohie a der Äberlausitz a Schissn und do mißte doa o Musike derbei senn. De Schötzn mißt» ausziehn, der vurjährge Kieng mißte oabgehult und der neue wieder heemgeschoafft wardn, na korzum, Musike mißte senn,' und Tanzmusike woar doa o bale jedn Sunntg. De Woche iber hoattn de Musikantn freilich ne goar oste woas zo blosn, do toatn se derheeme ihr Hamperch betreibm. De meestn toatn wirkn,' sech woar dohie a der Äberlausitz de Haus- waberei noa an Gange. Der Direkter voa unsn Chure woar aber a Bauer und Botnfuhrmvan, oas Musikdirekter blicße Kloarnette und toat o ba Schtreichmusike moanchmol geign. Takt- schteckn brauchte dar kenn,' denn er machte falber mit und do toate oack, wenn e erne amol a pvar Tackte Pause hoatte, a brinkl mitn Ficdlbvgn oder mit der Kloarnette römfochtln. Ar ös schun vill Fuhr tut und hoat o keene Oagehiergn hindcrloassn, danderwajgn koannchs nu o soin, doaß e Heens August hieß. Su üm 1866 oder 67 röm koam nu noa a neuer Musik direkter a unsr Dorf, dar hieß Franke und woar „Be rufsmusiker", dar tarnte an Schtamml Schuljungn und jungn Karln Musike machn,' ar toatch o voa Heens Augusts Chure ctlche Musikantn roaangln, die toatnch v a grüß bösil druff eiböldu, doaß se ba Frankn mitmachn konntn, weils ba dan a bössl feiner zuging und se dochtn, o noa a Brinkl derzu zo larn'n. Nu hoat mer off eemvl zwä Musikchüre an Dürfe,' do hieß nu 's ahle „Heens Augusts Chur" und 's andere „Frankns Chur". 1872 wuhrde a unsn Dorfe 's Sedanfest zon örschtn Mole ganz grußoartg gefeiert. Obmds woar off „Bötterchs Barge" Feuerwerk und sunst noa oallerlöe Deeps. An Schötznhause woar Kommers, 's wuhrdn Rädn gehaln, Lieder gesungn und derzwöschn nei woar vabwcchslnd voa beedn Musikchürn Kunzert. Wie nu groade Heens Augusts Chur doas schiene Lied schpielte „Freude schöner Götter funken", do mochtch Heens August öm an Viertltackt ver zählt hoan und wie 's Lied oalle woar, machte noa an Psiepserch off senner Kloarnette hinanoch. Doaß San ganzn Obd nömie su siere gekloatscht wurdn ös, oas wie ieber dan letzt« Kloarnettnton, doas koann mer a Jeds gleebm. Franke oas Berufsmusikcr konntch an Dorfe o ne goar lange haln, ar machte bale fort und iebernoahm 'n Schtoadtmusikdirekterpostn a Löbau,' ar woar o dort ne goar lange, denn 1875 hoachn schun a Drasn an „Viktoria- Soalong" gesahn, dort machte 'n Viezedirekter. Na nu aber zo Hennchs Hoannsfriede! A Schtrohwahle, nm schun ömmer etlche Musikantn voa Heens Augusts Chure de Tanzmusike machtn, sollte a grußcs Fest oabgehaln wardn, 'ch gleebe, 's woar anne Foahnweihe,' anne grüße Sache woarsch. 's woar a Fest zug geploant und off der Festwiese Kunzert. De Musike doderzu sollte Heens August liefern, und 's Festkomitee verlangte off jedn Foall zwanzg Musikantn. Heens August ! brachte aber mitn bestn Wölln oack 19 Moann zvsoamm; 's hoalf o keuner voa an Noaberöorfe, die hoattn oalle falber genung zo tun. Wie se de letzte Probe machtn, wuhrde nu noa amol berotn, wie se 's wajgn 'n 20. Moanne machn seltn. Na, wenns oack weiter nischt ös, meente do enner — dar iu- wiesu ömmer nischt wie Schnakn an Koppe hoatte —, do derzu wird doa glei Rot, 'n 20. Moann muß Hennchs Hoannsfried machn, zon Obde muß e suwiesu lieber oas Tanzmeester. — A Tanzmeester hoatte ba jedn Tanze de Neugroschn eizokoassiern, und wenn amol offm Soale der Roamml zo grüß woar, a brinkl de Poare eizoteeln. Vo der Musike verschtoand nu aber Hennchs Hoanns fried oack groade su vill, doaß e woßte, wenn der Tanz oalle woar und doaß e derno mißte eikoassiern. Na nu hieß 's, dar koann doa ne blosn, ja do soite dar, dar 'n Vurschlag gemacht hoatte, doas warn mern schun larn; ar kriegt a Horn a de Hand und aö Mund- schtöcke wird a Steppl geschtackt, do wecß kec Mentsch, doaß doar oack su mitmoarschiert und su wuhrds o gemacht. Se noahm'm Hoaunsfriede ba der Moarschmusike und ban Kunzcrte schiene a de Mittld nei, verderbm konnte nischt, weil wajgn San Schteppl an Mundschticke doa kee Ton rauskomm konnte. Die Leute, die 'n oas Tanzmeester kauntn und nu an Zuge und ban Kunzerte sahgn, die soitn nu oalle, saht oack, wie Hennchs Hoannsfried de Backn uhfbläst, dar hoat uns ju schiene veroalbert, ömmer hoat e gesoit, ar kennte ne blosn, nu sahn mers doa, woas e koann. 's ös 'n oack ne gut geuung, Tanzmusike mitzo- machn, dar will oack Kunzert und vallnfoalls anne Moarsch musike mitmachn. Su woar nu Hennchs Hoannsfried off ecmol Musikante gewuhrdn. Verpfuscht hoat e nischt,' denn 's woar kee Ton aus senn Flieglhvrne gekomm. Ser WWe EtaatslmwM! Von Ernst Alfred Neumann. Wenn man von früh bis abends, jahraus, jahrein nur mit Lumpenkerls von Berufs wegen M tun hat, so braucht man sich nicht zu wundern, wenn man schließlich in jedem Menschen, der einem begegnet, nur noch einen mehr oder weniger großen Verbrecher sieht, dessen Schandtaten ledig lich durch besonders glückliche Umstände noch nicht ans Tageslicht gekommen sind oder dem nur die Gelegenheit fehlte, seine schönen Anlagen zum Halunken zur Entfal tung zu bringen. Deshalb war der Staatsanwalt Hackeborn auch von einem unstillbarem Mißtrauen gegen seine Mitmenschen erfüllt, er rätselte an jedem Manne oder Fran schon beim , ersten Begegnen herum, wo wohl bei ihnen die bewußte I Achillesferse stecken möge. Solch eine ungünstige Veran lagung läßt sich natürlich auch nicht Mit dem Talar aus ziehen, und so kam es, daß sein, von etlichen forschen Schmissen durchzogenes Gesicht auch außeramtlich einen Ausdruck hatte, als habe er gerade ein Glas reinen Essig hinuntergestürzt, einige Freunde hatten übrigens schon Wetten abgeschlossen, ob er überhaupt lachen könne. Nun waren wieder mal die Gerichtsferien da. Dies mal zog er aber den ganzen Staatsanwalt aus und einen Wanderburschen an, man hätte ihn beim flüchtigen Be trachten schließlich auch für einen solchen halten können, hätte sich auch seine Amtsmiene ablcgen lassen, aber, die ist einem halt angcwachsen, wenn man sich nicht übt, sie jeden Abend mit den Bcrnfssachen abzulegen. So stand er also als Wanderbursche verkleidet mit Staatsanwalts-Gesicht am Spitzkunnersdorfer Großen Stein mit dem markanten Goethe-Profil und schaute ins