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Mann. Er lobte das Gute auch an denen, die er sonst nicht loben konnte. In reicher akademischer Tätigkeit verfloß sein Leben in Halle, vom Jahre 1719 an vielfach von Krankheitsnot getrübt. In der Nacht vom 19. zum 20. Ok tober ging er sanft und still unter dem Gebet der An wesenden heim, nachdem er die Seinigen und die anwesen den Amtsgenossen gesegnet hatte. Im Archiv von Herrn hut liegt noch die Handschrift eines Gedichtes, das Graf Zinzendorf bei der Nachricht vom Tode des verehrten väterlichen Freundes versaßt hatte: „Heute geht mit mir Etwas großes für: Denn ein Teil von meiner Seele Zeugt dahin. Tausend Böses zu verriegeln, Tausend Gutes zu versiegeln. Das war Deine Stärk Und Dein Tagewerk. Laß mir Deinen Geist, Der so köstlich heißt. Vater! Ei wohin mit so sanftem Sinn? In die sichern Friedcnshütten Zum Genuß Ser sieben Bitten Und des ganzen Lamms." Missionsiuspcktvr Pfarrer Lic. Feller, Wiesbaden. Ein öomilagsausflug: Marienthal- Mioberg Goldener Septembersonntag! Frühhcrbststimmung liegt über dem weiten Land. Der Zug fährt die bekannte Strecke. Marienthal ist unsere Endstation. An früchteschweren Gär ten vorüber durch den Klosterhof. Ein Augenblick stillen Verweilens in der Klosterkirche. Ein Augenblick stillen Schauens für alte, fromme Kunst. Ein andächtiges Auf nehmen der farbigen Lichtsinfvnie, die der Sonnenschein im Altarraum auslöst. Aus klösterlicher Schönheit und Nütz lichkeit, die so manch schönes, altes Gebäude aufzuweisen hat, wandert es sich ins Neißetal. Die waldigen Berg lehnen, in die der Herbst schon leise seine Farben tupft, das fließende Wasser, sonnig überglänzt, die srischgrünen Uferwiescn, so viel landschaftliche, heimatliche Schönheit wird uns geschenkt. Wir ruhen ein Weilchen am Ufersaum. Hier, wo das Bett der Neiße besonders steinig ist, sprudelt das Wasser mit silbernen Wellenschlägen um und über die Steine. Sein Rauschen dünkt uns eine tönende Harmonie ohne Ende. Beim Weiterwandcrn ist uns, als ob das Neiße tal immer schöner würde. Bon Rosenthal gehen wir durch Rohnau, manch schönes Fachwerkhaus schmückt seine Straße, nach dem Weinberg. Da liegt sie vor uns, die blaue Berg kette von der Taselfichte bis zum Jeschken, zum Hochwald, zur Lausche, Tannenberg. Seitendorf, Reichenau, Lichten berg, das dehnt und streckt sich an den Berghängen hin. Vor uns das große Elektrizitätswerk von Hirschfelde, west lich davon die Türme von Zittau. Es lohnt sich, bis zum Weinberg zu wandern, besonders wenn alles in herbst klarer Beleuchtung liegt. Der plötzliche Gewitterschauer läßt uns die gemütlichen Gasträumc des Weinbergs auf suchen, Musik verkürzt die Zeit. Bald kam die Sonne wie der, wir wußten es schon, daß sie uns nicht lange fern bleiben konnte, wo ivir doch so begeisterte Wanderer sind. Noch einmal erfreuten wir uns an der herrlichen Aus sicht, dann stiegen wir abwärts zur Bahnstation Rohnau. Ans der Brücke, uns wie ein lieber Abschiedsgruß, das Bild: die Hirschfelder Kirche und dahinter der Hochwald, der hier so ganz zur Geltung kommt. Vom fahrenden Zug ans ein letztes, dankbares Grüßen in das schöne, abend verdämmernde Neißetal. M. N.-K. Altes Weihnachtslied aas der SberlaiM Wilhelmine Langsrseld geb. Nsnnect in zur Weihnachtszeit in der Schule zu Löbau. Dorgetragen von Carolins den Jahren 1827, 1828 oder 182S G Frede iber Frevel Zhr Nubbern Lummt und hiorl, woas hier in unsrer Beede für S Wunderding passiert l Do Loam dohar a Engel aus huhsr Mitternacht, ha sang a jchie Gesänge!, dah's Harz im Leibe lacht. Ha soit: „G, sroit sich alle, der Heiland is geburn zu Bethlehem im Stalle, den hat ha sich ecSurn. Gisht, zieht nu um die Wette, zieht hin na Bethlehem!" And wie ha nu so redts, da flug er wieder hehm. Ich bucht, du willst ni säumen und lies) de Schass stiehn, ni weit von Nubbers Sännen und lies zum Arte hin. Do soh ich eich an Strahl, dar ging bis zu en Stoall. Der Stoall woar a Gsnists, hat oaL a hoalbes Tur. Ich quetscht mich a de Seite und guckt a bissel vur. Da sah ich o zwss Leute und o a Kind dsrbei. Doas hatt zwes rute Wangen, als wenn's glsi Dusen wär'n, a Gusche! wie a Engel, gsgräuselt wie dar Klie und a Klee Weihes Leibe! an no Weiher als der Echnie. Es hoatte o Lee Betts, hat oaL a Wische! Etruh, und lag o da so nette, Ls Maler bringt's a su. Doch ich bin vill zu geringe, such alles su zu soahn, drum Lummt und saht'ch de Dinge oL lieber jalber an l Don einem Leser dieser Zeitschrift wird uns dieses Lied mit der Bemerkung übersandt, dah er schon lange auf der Suche nach dem vollständigen Text desselben ist. Wir bringen das Lied zum Abdruck in der Erwartung, dah es dadurch möglich ist, aus Leserkreisen den vollständigen Text zu erhalten. ..Lausitzer Lachen Vortrag von Werner Ändert im Humboldtverein Ebersbach am 13. Oktober 1932 Der Vortragende stellte zunächst fest, daß das lausitzer Lachen nichts mit sächsischem Lachen zu tun habe, es sei etwas Besonderes. Seine Eigenheit erklärt sich aus dem Wesen des lausitzer Menschen. Sein Charakter ist nicht aus einem Gusse, denn verschiedene Volkselemente sind zu- sammengeschmolzcn in den Jahrhunderten, z. B. Sorben, deutsche Kolonisten 1000—1200, Exulanten in der Gegen reformation, Industriearbeiter in der Neuzeit. Auch Kriege und politische Einflüsse und besonderer Wille haben das lausitzer Lachen mitgeformt. Mitunter ist es hämisch. Zu nennen sind hierzu die Spottgedichte auf die Sechs städte von 1491—1497, zugleich die ersten musikalischen Zeug nisse der Lausitz, die Spitznamen der Sechsstädte, Spott sprüche über Bernstadt und Weißenberg. Auch in Spruch reimen, Sprichwörtern und Redensarten ist das lausitzer Lachen erkennbar, wie auch in den Originalen. Zu erwäh nen sind hierzu die Eibauer Operisten 1732 in Dresden, die mit einer Dichtung von Heinrich Anselm Ziegler von Klipphausen, geb. 1663, dort paradierten. Das Stück be nannte sich „Spielische Banise oder der blutige und doch mutige Pegu". Von diesem lausitzer Dichter sind noch die „Liebesbriefe aus dem Paradiese" zu erwähnen. In ähn licher Weise schuf Christian Weise (1642—1708), Rektor zu Zittau, Gedichte und Lustspiele. Hierzu darf Gotthold Ephraim Lessing als größter lausitzer Dichter mit feinen Sinnsvrüchen nicht fehlen. Von den Originalen erwähnte der Vortragende besonders den Hofnarren August des Starken, den Lausitzer von Kyau, mit seinen Schalkstrcichen. Er war als Generalleutnant zuletzt Kommandant der Festung Königstein und hat sich diese Stellung auch durch einen Streich dem König gegenüber selbst verschafft. Auch von dem noch lebenden Kohlen-Buttig in Zittau erzählte der Vortragende recht ergötzliche Sachen und nannte ihn den, Zittauer Eulenspiegcl. Aus der Reihe der aegenwär-