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154 Goevlausitzer Heimatzeitung Nr. 10 lich erklärt. Man sah da Ausnahmen der Ebersbacher Pri vatsternwarte von Richard Hiller. Dieses Privattnstitut gehört ja auch in die Reihe der internationalen Sonnen fleckenbeobachtungsstationen. Neben diesen Astrophotogra phien wartete Richard Hiller auch mit Röntgenphotogra phien seines eigenen Instrumentariums auf. Besonders reichhaltig war auch die mikrophotographische Schon. Sie war von Herbert Ändert und Richard Hiller bearbeitet. Ein Streifzug durch die Kleinlebewelt der Ebersbacher Gewässer wurde abgelöst von zahlreichen mikrobotanischen Aufnahmen. Hier wurde gezeigt, wie die Jahresringe der Bäume entstehen, wie der Holzkörper des Kiefernstammes als sinnvolles! Wasserröhrensystem wirkt!. Einte andere Tafelserie stellte das Laubblatt als Lunge und Nahrungs küche der Pflanze dar. Recht interessant war auch die Schnittserie, die den herbstlichen Laubfall behandelte. Glän zend gelungene Mikrophotographien eines Holzstückcs des vor kurzem in Zittau ausgestellten tertiären Baumstammes aus Hartau (Sumpfzypresse?f liehen deutlich noch alle Elemente erkennen, die auch bei lebenden Pflanzen auf treten. Eine Reihe von geologischen Mikro- und Mekro- aufnahmcn beschlaf die wissenschaftliche Abteilung. Mit Recht darf wohl bcliauvtet werden, bäh eine Photosckau von dieser Reichhaltigkeit und Bielseitigkeit bisher in der Oberlanßtz einzigartig dasteht. Sie zeugte von dem wissen schaftlichen Streben in den Weberorten. Was hier ohne Unterstützung durch staatliche Mittel geschaffen wurde, konnte sich seben lassen. Das geistige Leben in den jungen Lausitzer Industriestädten steht gleichberechtigt neben dem der alten Scchsstädte. Museum des Kumbvlbtvereins Eibau Das Museum des Hnmboldtvereins, das zunächst 28 Jahre im Gerichtskretscham untergebracht war und sich seit Frühjahr 1923 in dem der Gemeinde Eibau gehörigen Beckenberggcbände befindet, ist Ende August. Anfang Sev- tember wiederum umgeräumt worden. Die Gemeinde konnte dem Verein fünf Räume im Obergeschoß des Beckenberggebäudes zur Verfügung stellen und so unter blieb der bereits mehrfach angekündigte Rückzug nach dem Dorfe. Wenn auch die fünf Räume keinen wesentlichen Raumgewinn krackten, so ist es doch möglich geworden, eine gewisse übersichtliche Gliederung zu schaffen. In zwei Räumen wurden die naturwissenschaftlichen Sammlungen in zweckentsprechender Weise geordnet und kommen nun mehr noch schöner zur Geltung. Sie umfassen eine reich haltige Gesteinssammlung, eine vollständige Hölzersamm- lnng, zahlreiche Vögel in großen Glässchaukästen und Schränken, Früchte-. Insekten- und Schmetterlingssamm lungen und die wirkungsvolle Geweihsammlung. Ein wei terer Raum beherberat die umfangreiche Münzsammlung — Alteibau — und die Entwickelung der Beleuchtung. Wieder ein besonderer Raum steht den völkerkundlichen Sammlungen zur Verfügung, und der am reichhaltigsten belegte Raum ist mit Altertümern aus der Kultur- und Ortsgeschichte, mit vielerlei Waffen und Fahnen ausge stattet. Es hat viel Mühe verursacht, jedem der tausender lei Dinge seinen Platz anznweisen und werden auch noch weiter ordnende Hände fleißig sein müssen. Aber auch wesentliche Unkosten sind dem Verein durch Umbau von Schautischen, Lickt und Fensterschutz entstanden, so daß er durch regen Besuch des Museums gelohnt werden möchte. Sie Kartaukk ZumvszmM in Mau Mittwoch, 7.Septbr., ist die tertiäre Sumpfzypresse aus dem Hartauer Braunkohlentagebau nach Zittau gebracht worden, ivo sie vor dem Johanneum ausgestellt worden ist. Die schwierige Bergung des Urzeitriesen ist leider nicht ganz glatt verlaufen. Beim Ausroden brach der über 100 Zentner schwere Koloß in drei Stücke und mußte in Teilen abtransportiert werden. Man brachte ihn auf drei Roll wagen bis in die Gasse „Am Johannenm", wo er bereits gestern von vielen Passanten bewundert wurde. Eine städ tische Kommission besichtigte anschließend die Anlagen vor dem Johanneum, um über den günstigsten Aufstellungsort zu beschließen. Nach der Erörterung aller Für und Wider entschloß man sich, den vorweltlichen Baumstamm in der Rabatte aufzustellen, die zwischen den beiden Eingängen des Johanneums liegt. Die Stubbenteile werden zunächst mit heißem Leinöl getränkt werden, um die Holzporen möglichst luftdicht abzuschließen und die weitere Zersetzung der Zypresse zu verlangsamen. Dann wird man die drei Stücke zusammensetzen und sie mit einem eisernen Ning umschließen, so daß der Stamm wieder genau so aussehen wird, wie er in der Hartauer Braunkohlengrube aufgefun den worden ist. Die Stadt Zittau erhält damit ein Naturdenkmal, wie es in Deutschland wohl nicht wieder zu finden ist. Baum stämme aus der Braunkohlenzeit sind zwar auch in Frei berg und Senftenberg als vorgeschichtliche Denkmäler auf gestellt, aber sie erreichen bei weitem nicht die Größe des Hartauer Zeugen der Urwelt. Denn der gewaltige Stock mißt bei vier Meter Höhe zwei Meter im Durchmesser und an der Wurzel acht Meter im Umfang. Zu seiner Bergung mußten rund 10 000 Zentner Letten abgegraben werden, eine mühsame Arbeit, der sich vornehmlich Schüler des Staatsrealgymnasiums unter Leitung von Studienrat Dr. Heinke an freien Nachmittagen, Wandertagen und in den Ferien mit unermüdlichem Eifer unterzogen. Sie ver halfen damit der Stadt Zittau zu einer neuen Sehens würdigkeit und zugleich zu ihrem ältesten Ehrengast, dessen Wiege in einer Zeit stand, da noch kein Mensch an unser Zittau Senken konnte, weil es Menschen noch gar nicht gab. Denn die Hartauer Riesensumpfzypresse stammt aus dem tertiären Zeitalter der Erde und ist also rund fünf Millionen Jahre alt, während ihr Eigenalter, d. h. die Zeit, die sie als grüner Baum im Urwald lebte, auf etwa 1,800 Jahre geschätzt wird. Art und Alter ließen sich genau be stimmen durch dünn geschliffene Holzstücke, die die Nadcl- holzstruktur des Baumes klar erkenntlich machten und durch benadelte Zweige, die man gut konserviert in dem umliegenden Toncisenstein fand. Weitläufige Verwandte der Sumpfzypresse kommen heute noch in Teilgewässern des Mississippi vor, aber ihre eigentliche Art ist ausgestor ben. Man findet sie bestenfalls noch als Lingnit in den Braunkohlengruben, aber auch dort fast immer nur alloch thon, also angeschwemmt, während der Hartauer Riese am Fundort gewachsen und als autochthoner Zeuge unseres Heimatbildes im Tertiär nunmehr unter menschliche Ob hut gekommen ist. Wer ihn künftig an seinem Standplatz vor dem Johanneum in seiner gigantischen Wucht bewun dert, verweile einen Augenblick in Gedanken an die Mil lionen Jahre, die dieser Urahne unserer heimatlichen Wäl der überdauert hat, und begreife die Nichtigkeit menschlicher Daseinsspannen! Aus dm KeimatvMlom ..Globus Zittau 9. Wanderung. Die von Herrn Bitte sehr gut vor bereitete Wanderung führte zunächst bis zum Kammloch, wo man sich mit einigen Mitgliedern des Grottauer Bru dervereins vereinigte. Der Deputiertenweg, einen präch tigen Fernblick bis ins Riesengebirge gewährend, geleitete die Teilnehmer bis zur Großmutterruh, dann verfolgte man ein Stück den mit dem grünen geteilten Punkte be-