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Aussichtsturmes auf dem Hochwald". Am 24. November 1891 wurde der Bau beschlossen. Nun erschienen in den Tageszeitungen mehrere Aufklärungsartikel, so in der Sonntags-Beilage der „Zittauer Nachrichten" vom 14. Februar 1892. Zugleich wird in einer Anzeige die Werbe trommel für die Turm-Sammlung gerührt, die zu einem sehr beachtlichen Ergebnis geführt hat, was bei dem regm Interesse der Bevölkerung an dem „Globus"-Unternehmen nicht Wunder nehmen konnte. Als einziges schweres Bedenken für den Bau auf der Oybiner Kuppe blieb noch die Tatsache, daß sich die Bern wirtschaft auf der böhmischen Kuppe befand. In der Tat haben sich in den folgenden Jahrzehnten so mancherlei Schwierigkeiten ergeben, die aber fast alle beseitigt werden konnten. Am Fuße des Turmes sollte ein kleiner Anbru für den Turmwärter angefügt werden. Am 8. Januar 1892 gab der Bauausschuß seinen Bericht über den kühnen Plan, Skizze und Berechnung über den Winddruck, den der Turm auszuhalten hat, wurden eifrig besprochen. In einer Sitzung am 8. März 1892 wird das Modell des Tur mes von der Firma Renger Pischelt in Gips aus gestellt, die Ausschreibung, die als Bausumme 12 900 Mark vorsah, genehmigt. Eine letzte Besichtigung des Bau platzes erfolgte am 3. Osterfeiertag 1892, sodaß die Bau arbeiten bei günstigem Wetter recht bald vvrgenommen werden konnten. Am 7. Mai fand die feierliche Grund steinlegung statt, und vier Monate später war der Turm bereits fertiggestellt, während das Wärterhaus noch seiner Vollendung entgegensah. Die Baukosten waren durch fol gende Summen gedeckt: Aus der Kasse des „Globus" 1000.- Mk. von 142 Vereinsmitglieöern wurden geschenkt 2272.— „ die allgemeine Sammlung in der Stadt erbrachte 1673.14 „ von den benachbarten Vereinen . 1609.60 „ Darlehns-Scheine zu 10 Mark 1900.— „ Darlehen des Zittauer Bürgers A. Schubert. 5000.— „ und ein unverzinsliches Darlehen der Stadtgemeinde. Es ist verständlich, daß die endgültige Abwickelung der finanziellen Seite des Unternehmens noch so manches Kopfzerbrechen bereitet hat, doch alles ist schließlich zum guten Ende geführt worden. Damit war ein Aussichtsturm geschaffen worden, der nicht nur eine ungehinderte Aussicht über die malerischen Berge und Täler um Oybin, der nächsten Bahnstation, und einen freien Ausblick nach der Stadt Zittau gestattet, sondern der in der ganzen Südlausitz und in den angren zenden böhmischen und preußischen Landesteilen gesehen werden kann. Dafür gebührt den Männern des „Globus" uneingeschränktes Lob und besonderer Dank! Der „Globus" beging in diesen Tagen noch ein wei teres Jubiläum: Herr Bäckermeister Kurt Görlich ist 25 Jahre Mitglied der wackeren Baukolonne und 16 Jahre ihr treuer Führer. In Anerkennung seiner Verdienste wird der Gesamtvorstand zur Hauptversammlung seine Ernennung zum Ehrenmitglied vorschlagen. * Die Jubelfeier am Sonntag, 2. Oktober, beging man bei so starker Anteilnahme, daß nicht nur das Plateau vor dem Turm, sondern auch das tieferliegende Gelände voll besetzt war. Der Jubilar selbst trug Girlanden und Fahnen schmuck. Mit dem Veranstalter der 40-Jahv-Feier, dem Gebirgsverein „Globus"-Zittau, waren Mitglieder des Ge samtverbandes „Lusatia" sowie der reichsdeutschen und sudetendeutschen Gebirgsvereine gemeinsam vom Bahnhof Oybin aus zum Turmplateau hinaufgestiegen. Die Wert schätzung des Vereins „Globus" bewies die Anwesenheit der Herren Amtshauptmann Kahmann, Stadtrat Schem- bor, Dr. Heinke, Eisenbahn-Oberinspektor Haase (Grottau), Pfarrer Mehl (Krombach), Bürgermeister Thiem (Oybin), Bücherrevisor Herrlich (Oybin) und Lehrer Rütte in Ver tretung von Bürgermeister Dr. Koltzenburg (Zittau). Die Feier wurde mit dem Mendelssohn-Bartholdyschen Chor „Abschied vom Walde" durch den Kirchenchor Oybin unter Leitung von Kantor Stimpel eröffnet. Fräulein Thea Brussig (Niederoderwitz) sprach den 1892 bei der Einweihung des Hochwaldturmes vom damaligen Vor sitzenden des Vereins „Globus" gebotenen Festgruß und ließ dann in Gedichtsform „Gedanken um den Turmjubi lar" folgen. Die Festansprache hatte Studienrat Eugen Franz als gegenwärtiger Vorstand des „Globus" über nommen. In ihr wurden die Verwirklichung der Idee als Führung des Heimatgedankens und der Wert und Sinn des Wanderns als Erlebnis der Heimat im engeren und weiteren Sinne besonders hervorgehoben. Ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte und die Tatkraft des „Glo bus" und seiner seit Jahrzehnten eifrigen Baukolonne klang in den Appell an alle befreundeten Gebirgs- und Wandervereine aus, auch weiterhin stets treu zusammen zu arbeiten und dadurch die noch harrenden Aufgaben ebenso zielbewußt zu erfüllen, wie es 1892 der Fall war. Hätten bisher rund 500 000 Personen den Hochwaldturm in 40 Jahren besucht, so hoffe man, durch die stärkere Ver breitung des Wanderns diese Zahl nunmehr in kürzerer Zeit zu erreichen. Die für den Abend rings um den Talkessel von Oybin sichtbaren Buntfeuer sollten nicht nur ein Freudenzeichen anläßlich des Jubiläums, sondern ebenso wegen des gleich zeitigen 85. Geburtstags des Reichspräsidenten v. Hinden burg sein und die Deutschen dies- und jenseits der Reichs grenze an das einende Band gemeinsamen Fühlens und Denkens mahnen. Der Oybiner Kirchenchor sang als Ab schluß der Turmfeier d!as von Kurt P iehler gesetzte „Oybinlied", danach fand in den beiden Hochwaldbauden eine von allen Teilnehmern erwünschte gemeinsame Kaffee tafel statt. In der 7. Abendstunde leuchteten von den Gip feln des Johannissteins, des Oybins, an verschiedenen Stellen der Felsengasse und am Scharfenstein die benga lischen Feuer auf, die mit dem von gleichen Feuern ge krönten und seitlich angestrahlten Hochwaldturm ein eigen artig schönes Rundbild boten. Abends fand im Saale des Hotels Kretscham in Oybin eine Festversammlung statt- Auch dieser wohnten neben den „Globianern" die Vertretungen der auswärtigen Ge birgs- und Ortsvereine bei. Der Vorsitzende konnte die Gebirgsvereine Bautzen, Grottau, Warnsdorf, Löbau, die Gesellschaft für Heimatforschung in Grottau, den Vev- kehrsverein Zittau und Verkehrsverein Oybin, den Ver kehrsverband Hochwald-Lausche-Gau, den Hochwald Turn gau, den Lusatia-Verband und Vertretungen staatlicher und kommunaler Behörden begrüßen. Schriftliche Grüße hatten der Gebirgsverein für das nördliche Böhmen und Professor Dr. Oskar Friedrich gesandt. Als Ehrengast war Tapezierermeister Watzelt (Zittau) anwesend, der bei der Planung des Turmes im Jahre 1891 an wichtigen Vor arbeiten beteiligt gewesen war. Für den Gebirgsverein Oybin sprach dessen Vorsitzender E. Byhan, für die Ge meinde Oybin Bürgermeister Thiem, wobei der ver storbenen Mitglieder der Globus-Baukolonne, der seit herigen Turmwärter und der Hochwaldbaudenwirtin, Frau Schade-Wilhelmi, ehrend gedacht wurde. Studienrat Dr. Heinke überbrachte die Grüße des Verbandes „Lusatia" und pries den „deutschen Wald" und das mit ihm über kommene Erbgut der Vorzeit. Die Lausitz habe eine statt liche Anzahl fester Ausskchtstürme auszuweisen, von denen jene vom Kottmar, dem Bieleboh, dem Battenberg und das Aussichtsgerüst auf der Lausche schon länger als 50 Jahre bestehen. Pfarrer Brussig (Niederoderwitz) brachte ein Gedicht des Bautzner Heimatdichters Max Zeibig, „Vor den deutschen Toren", zu Gehör und verwies dann auf