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Nr. 9 GdsrlausitzerHsimatzsitung 137 15. Gottfried Thiele, 1771—78, Erbrich ter. Kretscham und Schenke schon am 20. November 1764 vom Vater um 1800 Rthlr. übernommen. 16. Der Gerichtsschöppe Christian Weber, 1778 p. t., Gertchtshalter. — 1778 im bayrischen Erbfolgekrieg hat Jonsdorf mit der ganzen Gegend viel „durch Forde rungen und Ausplünderungen" zu leiden. 17. Christoph Helle, 1778—87 p. t., Gerichts halter. — Kräftige Weiterentwickelung der M u hlstein - brecherei. Pachtsummen: 1580 — 10 Thlr., 1750 — 138 Thlr., 1782 — 326 Thlr., darüber jährliche Lieferung von 30 Stück Mühlsteinen zu je 2 Thlr. an die städtischen Müh len in Stadt und Land. 1784 Einrichtung einer Brannt weinbrennerei durch den Mittelherwigsdorfer Flei scher Christian Güntzel auf dem Christian Hänischen Garten (Altjonsdorf 63). 18. Gottfried Goldberg, 1787—1813, Erb lich ter, übernimmt Kretscham, Dammschenke und dazu ge hörige Grundstücke für 1800 Rthlr. als Bräutigam der Witwe des verstorbenen Erbrichters Gottfried Thiele am 3. Februar 1780. — Von 1800 an weiterer Aufschwung der Mühlsfeinfabrikation: Pachtsumme — 601 Thlr. und 16 Thlr. 16 Gr. Spezialsteuer. — Ausgabe an Pacht, Rrecherlohn, Schmiedekosten jährlich 3500 Thlr. — Um 1800 Beginn der Siedelung „Bärgasse" Neujonsdorf. — Das Kriegsjahr 1813 kostet Jonsdorf 1696 Thlr. 15 Gr. 1 Pf. an Natural- und Barlieferungen und 379 Thlr. 4 Gr. 7 Pf. preußische Kriegskontrtbution. 19. Johann Gottlieb Hänisch, 1814—28, Ge richtshalter, verkauft am 24. März 1814 seinen Bleich garten an seinen Sohn Christian Friedrich und übernimmt das Richteramt. — Gesunde Weiterentwickelung Jonsdorfs. Christian Friedrich erweitert die väterliche Bleiche durch Ankauf mehrerer Grundstücke und legt damit den Grund zu späterer Größe. — Die Zahl der Hänisch- müher Bleichen ist ans fünf gestiegen. — In den Mühl- steinbrüchen sind vier Werkstätten in Betrieb (Bärloch, Weißer Felsen, Schwarzes Loch und Lange Wand), Pacht summe 400 Thlr. und 800 Thlr. Kaution: 1825 Bau d:r Bergschmiebe. — Wachsen des Ortes. Um 1820 Be siedelung des „Brandes" (jetzt „auf Sem Kamme") und eines Teiles des Oberdorfes an der „Lichtenwalder Straße" in Neujonsdorf. 20. Johann Gottlieb Knobloch, 1829—31, G e richtsh alt er, seit 1820 Mitpachter der Mühlsteinbrüche. — Die Jonsdorfer Kirchenmusik („vocal und in strumental") hat unter Schullehrer Karl Ehrenfried Linke in dieser Zeit eine beachtliche Höhe erreicht. 21. Friedrich Theodor Feurich, 1832—63, Erb - richter, kauft den Gerichtskretscham und die Neujons- dorfer Schenke am 29. August 1832 von Helles Erben um 4000 bezw. 2530 Rthlr., tauscht 1838 seines Vaters Grund stück gegen den „alten" Kretscham ein und baut hier, Alt- jonsdors 63, den neuen Kretscham 1842. Weitere ntwickelnng Jonsdorfs. Die Webe rei liefert besonders breite Leinwänden von 5—7 und 12 Ellen mit 2—4 Webkncchten auf einem Webstuhle für Altar- und andere große Gemälde, Vorhänge für die Hoftheater in Dresden und Petersburg. — Bleicherei: Um 1866 stellt I. W. Hänisch seine alte Rasenbleiche in eine moderne chemische Bleiche um, richtet moderne Appretur ein und gibt dem Betriebe eine Fabrikordnung und Krankenkasse. — Mühlsteinfabrikation: Richter Feurich ist seit 1836 Mitpachter der städtischen Steinbrüche. 1849 läßt er einige Steinbrecher in der Kitterei (Fabrikation zusam mengesetzter Mühlsteine) durch Meister Goldammer aus Berlin ausbilden. Auf Feurichs Betreiben wird die 1839 in Bau genommene Hauptstraße durch Altjonsdorf („neue Leipacr Straße") 1847 vollendet, 1845 die Straße nach Waltersdorf und 1846/47 die Neujonsdorfer Straße aüsgebaut. Wegen des gesteigerten Verkehrs mit Böhmen wird 1855 ein Nebenzollamt an der neuen Haupt- und Zoll straße, Altjonsdorf Nr. 73, errichtet. — 1842 eröffnet der prakt. Arzt K. Chr. Gotthelf Linke in Altjonsdorf 24 eine Kaltwasserheilanstalt und erhebt damit Jonsdorf zum Kurort (Bad Jonsdorf). Schulwesen: Am 23. April 1841 findet die Einweihung und Eröffnung der neugegrün- Von Os. /Vartin 3 s I< e k 1.8Ü Seien Neujonsdorfer Schule statt. — Blüte des Jons dorfer Musiklebens unter den beiden Feurichen: Vater Johann Feurich bereist fast ganz Deutschland und Oberitalien mit seiner Glasharmonika, komponiert ein Oratorium „Die Auferstehung" und mehrere Kirchenmusiken. Unter dem Sohne Friedrich Theodor erreichen Kirchenchor, Gesangverein und Musikchor eine für dörfliche Verhältnisse bedeutende Höhe. (S. „Musik und Musiker in Jonsdorf" in OHZ. 1931, Heft 12.) Feurich, der letzte Erbrichter von Jonsdorf, hat als solcher nur sieben Jahre seines Amtes gewaltet. Mit dem 1. Januar 1839 werden durch die Landgemeindeordnnng vom 7. November 1838 die „Ortsgerichten" aufgelöst und durch den Gemeinderat mit dem Gemeindevorstand an der Spitze ersetzt. Feurich wird Ortsrichter und hat als solcher die Aufstellung und den Vollzug bei Haus- und Grund- stttcksveräußerungen sowie bei Erbteilungen zu beurkunden- Vorstehende Angaben sollen die in der „Geschichte von Jonsdorf, Zittau 1835", S. 59, angeführte Richter tabelle ergänzen und berichtigen, da diese verschiedene Lücken und Unrichtigkeiten enthält. Für die Allgemeinheit dürften sie insofern Interesse haben, als sie zeigen, wie aus den vorhandenen geschichtlichen Aufzeichnungen aller Ars besonders aus den Schöppenbüchern, die Geschichte des Heimatortes dem Heranwachsenden Geschlecht mit wenig kurzen Strichen gezeichnet und nahe gebracht werden kann Kantor i. R. Bauer. * Bilder aus dem Ner- Md Riesengebirge Als wir in Weißbach an der Tafelfichtc aus dein Zuge stiegen, hing der Himmel rcgenschwer und grau über der Erde und unsere Mitreisenden aus dem Zuge sahen mit leidig ans unsere wohlgefüllten Rucksäcke. Endlos scheint uns das ansteigende Dorf mit seinen vielen Brettschneiden, denen würzig-frischer Holzgcruch entströmt. Das muntere Murmeln des Hegebaches begleitet uns auf unserm An stieg durch dunklen Fichtenwald und belebt und verkürzt den einsamen Weg. Beim Erklimmen der Himmelsleiter, dem letzten steilsten Anstieg vor der Tafelfichte, breiten sich rückwärtsschauend die dunklen stummen Bergketten des Jsergebirges in einfachen, ruhigen Linien vor uns aus, über die der Nordwind zerrissene graue Wolkenfetzen peit schend dahinjagt. Ein düsteres und doch in seiner Unheim lichkeit großartiges Bild. Kaum sind wir aus der Tafel-