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aber die freudige, tatkräftige Mitarbeit eines jeden Ver eins notwendig! An alleM-ner lm VerbaiMebiet! Da sich die Herausgabe eines Redner-Verzeichnisses zerschlagen hat, ersuche ich alle im Verbandsgebiet woh nenden Redner, mir umgehend ihre Vortragsthemen und möglichst auch ihre Honorar-Forderungen mitzuteilen, da mit ich bei Anfragen Auskunft erteilen kann und sich so zeitraubende Rückfragen erübrigen. Das Honorar möchte sich inkl. aller Spesen verstehen und nach der Leistungs fähigkeit der Vereine gestaffelt fein. Ich schlage vor, zu unterscheiden: Kleine, mittlere und große Vereine. Auch der kommende Winter wird noch unter dem Zeichen der Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Not stehen. Die Vor tragstätigkeit muß aber unter allen Umständen ausrecht erhalten bleiben. — Ich ersuche deshalb alle Redner, mit denen mir eine mündliche oder schriftliche Aussprache nicht möglich ivar, den Verbands-Vereinen durch möglichstes Entgegenkommen in der Honorar-Forderung das Durch halten zu ermöglichen. Hand in Hand müssen sich Redner und Vereine den Hemmnissen entgegenstemmen und trotz allem wacker weiter arbeiten an unseren Zielen und Auf gaben! Mit Hcimatgruß Otto Hentschel, Seifhennersdorf, Vortragswart. Ser EKwedriritetn bei Wlsnitz f417 Meter) O Täler weit, o Höhen, O schöner, grüner Wald, Du meiner Lust und Wehen Andächt'ger Aufenthalt. (Eichendorfs.) Woher du auch kommen magst, lieber Wanderer — von Ost, West, Süd oder Nord —, sei willkommen auf dieses Berges Gipfel! Grauer Vorzeit Sagen umraunen ihn und die Häupter seiner Bergbrüöer. Von den Rtesengewalten der Urzeit aufgetürmt, sind sie ihrem ganzen Wesen nach Fleisch und Blut der Lausitzer Landschaft. Auch unser Schwedenstein ist ein Teil des großen Lau sitzer Granitmassivs. Nur an seinem Gipfel finden sich Grauwacken-Reste. Die Entstehungsgeschichte des Berges führt uns — wie die geologische Geschichte unserer gan zen Gegend — in die ältesten Perioden der Erdentwicke lung zurück. Es dürfte auch für den Nichtgeologen reiz voll sein, in kurzen Worten zu erfahren, wie diese Ent wickelung vor sich gegangen sein mag. In einem Urmeere wurden vor undenkbaren Zeit räumen gewaltige Schlammschichten abgesetzt, aus denen sich durch ungeheure Druckwirkung ein Schichtengestein (Sediment-Gestein) bildete, das wir heute Grauwacke nennen. Später drang der in der Bildung begriffene Gra nit als glutflüssige Masse aus dem Erdinnern herauf, kam an manchen Stellen mit der Grauwacken-Decke in Berührung, hob sie und brachte dieses Ablagerungsgestein zum Schmelzen, sodaß die Grauwacke an solchen Stellen sich veränderte und ganz und gar Struktur und Aussehen eines vulkanischen Gesteins annahm. Der Geologe bezeich net diesen Vorgang als Berührungs-Umwandlung oder Kontakt-Metamorphose. Die Grauwacken-Decke ist im Ver laufe der Jahrmillionen bis auf geringe Reste längst ab getragen worden. Derartige Reste finden wir — wie oben bereits gesagt — am Gipfel des Schwedensteins, außerdem auf den Kamenzer Bergen und bei Königsbrück. Auf dem Gipfelplateau des Schwedensteins liegt unweit des Turmes eine Gruppe von Granitblöcken, über die ei niges gesagt sein möge. Der größte dieser Blöcke trägt eine schüsselartige Vertiefung, und die Sage bezeichnet ihn als eine alte heidnische Opferstätte. In der Vertiefung sei das Blut der Opfertiere aufgefangen worden. Derartige Becken sind nach dem Urteil von Fachleuten Verwitterungserschei nungen, die wir auch auf anderen Granitbergen der Lau sitz, z.B. auf dem Czorneboh, antreffen. Die Sage deutet sie auch dort als Opferbecken. In dem soeben erwähnten Granitblock sind neben ein zelnen lateinischen Buchstaben die kurzen Worte ein gemeißelt: „Gustav Adolf Rex 1632." Diese Inschrift mag wohl zur Bildung der Legende bei getragen haben, der Schwedenkönig habe auf dieser Höhe geweilt, von diesem Besuche rühre wohl gar der Name „Schwedenstein" her. Das ist indes nicht der Fall, sondern der Name „Schwedenstein" ist jüngeren Datums. Vor hundert Jahren hieß der Berg „Gickelsberg", so wie der Ortsteil an seinem Südhange heute noch. Soviel ist sicher, daß Gustav Adolf nie in unserer Gegend gewesen ist, daß aber im Frühjahr 1639, etwa im Mat, die Schweden unter Torstensohn auf ihrem Zuge von Pirna nach Kamenz die Umgebung von Pulsnitz berührt haben. Möglich, ja wahr scheinlich ist es auch, daß der Schwedenkönig Karl XII. im Herbste des Jahres 1706 auf seinem Wege von Bautzen nach Kamenz in unsere Gegend gekommen ist. Die verschiedenen Buchstaben-Paare, die der Granit block außerdem trägt, wurden vor Jahrzehnten durch Steinmetzen der nächsten Umgebung hier etngemeißelt und stellen die Namens-Anfänge ihrer Urheber dar. Diese Tat sache wurde dem Schreiber dieser Zeilen von einem noch heute in Obersteina lebenden ehemaligen Steinmetzen be stätigt. Neben der soeben besprochenen Felsgruppe steht eine schlichte Steinplatte, auf der fünf bedeutungsvolle Namen eingegraben sind: Lessing, Fichte, Rietschel, Ziegenbalg und Kühn. Wanderer, wer du auch seist, neige dich in Ehrfurcht ihrem Andenken! Wenn du von der Höhe des Turmes aus Umschau hältst, überblicken deine Augen die Gefilde, in denen die Träger dieser stolzen Namen ihre Jugend ver lebten: Lessing, der Geistesheld, im benachbarten Kamenz,' Fichte, der Leinewebersohn und spätere berühmte Phi losoph und Erwecker Deutschlands, im nahen Ram menau, und in der Pfefferkuchenstadt Pulsnitz, dte^ ins Tal gebettet, dir zu Füßen liegt, gleich drei: der Bildhauer Ernst Rietschel, der Missionar und Ta- mulen-Apostel Ziegenbalg und Professor Kühn, ein Bahnbrecher der Landwirtschaft. — Wahrlich, ein gesegnetes Land! Und darüber hinaus grüßt dich aus weiter Ferne der blaue Kamm des östlichen Erzgebirges, ragt auf einem