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denen es heute versagt ist, znr „Felsenmühle" pilgern zu tönnen, dorthin ihre Schritte lenken, nnd daß er für all seine Mühe durch recht regen Besuch seines Unternehmens belohnt wird. Sie Md über den Kamm (Gebrauchsanweisung für Rekord-Touristen) Skizze von Paul Keller Ausrüstung: Lvdenauzug, Kniehose, Wadenstrümpfe, Nagelschuhe, Rucksack, 2 ni langen Bergstock, Feldflasche, Reiseapotheke, Feldstecher, sechs Bleistifte. Los! Bau Schreiberhau nach der Neuen schlesischen Bande in Stunden. Ginkehren! Drei Schnapse, zwei Schnitt Bier, dreimal die Kellnerin in die Backen zwicken, 10 Ansichts karten, zwei Stockuägel, drei Jodler. Juchhe! — Weiter! Dauerlaus znr Schueegrubenbaude, einkehren: zwei sauere Gurken und eine Schinkenschnitte (Schnäpse, Bier, Kellne rin siehe vorstehend!). Daun rascher Blick in die Schnee- grnben. Geistreiche Bemerkungen, z. B.: „Verflucht ties!" oder: „Wer da runterfällt, schlägt sich 'ne Beule." Weiter! In Peterbaude nur kurz einkehren, drei Schnäpse, Kellne rin nur zweimal zwicken. Netter Käfer! — Galopp zur Spiudlcrbaude. Reiseandenken kaufen: Eine Zigarrenspitze mit Teufelsbart, eine Elfenbeinbrvsche mit Schrift „Spinö lerbaude" für den zu Hause gelassenen Schatz, Stockuägel selbstverständlich überall. — Die steile Stnrmhanbe hinauf mit vielen „Donnerwetter" nnd „Versliyt ja!" — Weiter. Oben fünf Minuten kognakpause. Gin Reis Knieholz an den Hut. Wenn Zeit, einen Blumeubnsch an den Stock (Blumen der Zeitersparnis halber mit der Wurzel auS- rcißen). Dann Eilmarsch znr Prinz-Heinrich-Baude. Ra scher Blick in den großen Teich, einen Neuling wetten lassen, wie lang er ist. Natürlich sagt das Kamel 75 m, er ist aber 400 in lang. Neuling bezahlt in der Bande eine Lage Bier, Mittagbrot, drei Runden Bicrskat, Ansichts karten! Übrigens sind hier Kellner (nicht zwicken!). Weiter! In Karriere znr Niesenbaude. Momentaufnahme machen lassen. Beilchensteine kaufen. In der Baude Kaffee trinken, zweimal rumtanzen. Hierauf im Sturm auf die Koppe. Schweiß mit den Fingern abwischen, weil Taschentuch schon unbrauchbar. Auf der Koppe von außen in die Kapelle gucken, das meteorologische Observatorium ohne Verständ nis eine Biertelminute betrachten, nach Aussicht forschen, Hauptsache, ob etwas von Breslau oder Prag zu sehen ist. Dann in der böhmischen Bande Virginier kaufen, in der deutschen ausnahmsweise ein Glas Wasser trinken, um er zählen zu können, wie teuer es ist. Ansichtskarten, Stock nägel. Kleiner Bierskat, der Merkwürdigkeit halber. Plötz lich höchste Zeit! Wie die wilde Jagd hinab. Wer nicht schnell ausweicht, wird umgerauut. Im Jagen oft nach der Uhr sehen. Unnütze Vermutungen für und wider Versäumen des Zuges. Eintreffen in Schmicdebcrg. Da Zug schon in Bewegung ist, ohne Fahrkarte hineinspriugen. In Bres lau bei Kießling Schlnßtrnnk und Schlußskat. — Donner wetter, das war fein! (Abdruck ans „Deutsches Bergland", Heft 2.) ZubllüumSausftellung des Zwelgvereins Scklrgtö- wMe-Ktrfthau-eroftau der Gesellschaft für Vorgeschichte und Geschichte der Sberlausitz Die Ausstellung war in der Schirgiswalder Turnhalle und einigen Schnlzimmern der Stadtschule untergebracht. Sie gliederte sich in die Abteilungen: Kirchliche Kunst, Hei matkunde, Oberlausitzcr Adel, Sechsstüdtebund, Körse, Bür gerliche Familien, Volkskunde, Oberlausitzer Münzen und Siegel. In der Turnhalle war die kirchliche Kunst unter gebracht. Außer der katholischen Kirche zu Schirgiswalde und dem Domstift zu St. Petri hatten die evangelischen Kirchen zu Schirgiswalde, Beiersdorf, Crostau, Neukirch, Neusalza-Spremberg, Svhland, Taubcuheim und Wehrs dorf wertvolle Beiträge geliefert. Gegenüber der Bühne ivar ein altes Altarbild der katholischen Kirche aus der Zeit um 1750 und auf der Bühne ein FrvnleichnamSaltar, umgeben von vier Apvstelsignren, ausgestellt. Inmitten des Raumes konnte man alte Meßbücher in Hvlzschnittdruck und alte Bibeln, darunter eine mit handschriftlichen Rand bemerkungen Luthers, bewundern. Besonders kostbar waren die Abcndmahlskelche aus den Kirchen zu Crostau, Beiers dorf und Cunewalde, die hohen künstlerischen und Alter tumswert hatten. In der Abteilung Bürgerliche Familien waren Stammbäume und Urkunden der Familien Otto (Nensalza- Spremberg), Swoboda (Schirgiswalde), Gttmüller (Svh- land), Dr. Kretschmar (Kirschau), Stende (Kirschau) zu sehen. Der Anfänger in der Familienfvrschung fand auch Anregung in den Vvrdrucksammlungen und Zeitschriften, die einige Verleger ausgestellt haben. Familiengeschichtlich anziehend war auch die Ecke, die der Geschichte der Schir- giswalder Schmiede gewidmet war, die sich seit 350 Jahren in den Händen einer Familie bezw. deren Nebenlinien befindet. Eine Lausitzer Stube konnte man die Abteilung Volkskunde nennen, in der wir den Webstnhl sahen, an dem der Gründer der Kirschauer Firma Pelz noch seine „Pfuk- ken" gewebt hat. An der Wand tickte eine alte Uhr, ganz ans Holz gearbeitet. „Tvvpbrat", bunter Schrank nnd Himmelbett fehlten nicht, wie auch ein alter Strumpf wirkerstuhl hier sein Ruheplätzchen gesunden hatte. „Die Heimat grüßt" stand an der Tür der näch sten Abteilung, wo uns Prof. Dr. Heinke (Zittau) emp fing und an Hand von Zeichnungen nnd Modellen die Erd geschichte unserer Heimat erklärte. Der Verband „Lusatia" zeigte in Bild und Schrift, wie er sich bemüht, zur kenuf- nts der Heimat und ihres Wesens beizutragen. Er hatte folgendes Material in anschaulicher Art ausgestellt: 1. Ver teilung der Lusatiavereine über die Lausitz. 2. Aufstieg deS Verbandes von 12 Vereinen (1880) zu den 50 (1032)' Wachs tum der Mitgliederzahl von 7000 auf 10 000. 3. Alter der Vereine ab 184!) bis 1930. 4. Tätigkeit der einzelnen Ver eine: Gebirgsvereinsarbeit, besonders Markierungen und Wanderungen,' Bvrtragswesen,' Bücherei nnd Lesezirkel: Sammlungen: Jugendgrnppen: Vertehrsfragen nsw. 5. Die Gesamtstrecke der Markierungen: von Zittau bis au die Donaumündnng oder nach Leningrad,- an die Pyrenäen oder nach Schottland. 0. Die neue Wegekartc 1:100000. 7. Karte 1:25 000 (in Arbeit). 8. Aussichtswartcu (Türme, Gerüste) im Verbandsgebiet. 9. Jugendherbergen im Bcr- baudsgebiet. kl). Museen. 1l. Heimatliteratur, Verbands zeitschriften, Werbeblätter nsw. — Das Heimatmuseum (Jvhanneum, Zittau) gab eine Auswahl aus seinen Schützen, und zwar Erläuteruugstafelu, Karten, geologische Beleg stücke, Reliefs, Modelle, Apparate und dergl. für die ver schiedenen geologischen Zeitabschnitte vom Kambrium bis znr Eiszeit: ferner das Staatsrealgymnasinm Zittau die vier Amtshanptmannschaften nach Bolkszahl, -dichte, Zahl und Größe der Ortschaften, Sprachgrenze gegen Tschechen und Wenden (zwischen dem Jeschken nnd Löbau nur 50 kin Luftlinie entfernt!), Verteilung, Zn- und Abnahme der Wenden, Verteilung der Katholiken in der Lausitz, eine große Anzahl Verkehrskarten. Nebenan kamen wir zur „Körse". Eine reiche Samm lung von Ausgrabungsstücken wurde hier gezeigt und da mit vor aller Öffentlichkeit einmal unter Beweis gestellt, welch mühevolle Arbeit die kleine Schar von Forschern ge leistet hat, die sich seit zehn Jahren die Erforschung der Kirschauer Ruine zum Ziel gesetzt hat. — Wir kamen dann in das Reich des Herrn Haupt, der mit Fleiß und Geschick