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gelegte Gemälde vom Dorf- und Kulturleben seiner Zeit; und unsere Oberlausitz darin ein bunter Bauerngarten mit Glaskugeln und Pumpelrvsen und schiefen Zäunen; und seine Bewohner ein arbeitsharter, derber Menschenschlag mit dickem Schädel, aber einem weichen tiefversteckten Herzen. Die ernste Kritik hob ihn auf den Schild, so daß Po lenz plötzlich neben dem Lyriker Liliencron und dem Dra matiker Hauptmann als Epiker im vordersten Glied seiner Generation marschiert, ja, daß ihm Barthels mehr Geist und Intelligenz als seinen beiden Kollegen nachrühmt, und Fontane gar meint, als man Polens den Freytag seiner Zeit nennt, daß der gute Freytag wohl nicht das Zeug dazu gehabt Hütte, einen „VUttnerbauer" zu schreiben. Was tats, daß die Orthodoxie auf Polenz eintrommelte, weil er Egtdys Fahne kraftvoll weitergetragen, das Juden tum ihn totschwieg, weil er von seinem Zinswucher den Verfall des deutschen Nährstandes drohen sah, seine Stan- desgenvssen von ihm abrückten, weil er sie zu scharf beim Portepee genommen hatte, Blaustrümpfe „Thekla Lüöe- kind" bekrittelten, weil sie zu gretchenhaft ihren Weg schreitet und die Literaten der Dresdner Zeit rot wurden, weil er ihnen ein Spiegelbild vorgehalten! Man hat vom „Büttnerbauer" gesagt, daß er wie ein Riese unter den dekadenten, feinfühligen, hypernervösen Helden unserer modernen Romane wirke, und Tolstoi war so begeistert von dem Werk, daß er an Polens schrieb, und in seinem Vorwort zn der russischen Übersetzung des „Bütt nerbauern" nennt er ihn „ein wahrhaft künstlerisches Meisterstück". Er bat auch Polens um seinen „Pfarrer von Breitendvrs" und hat, wie Schwer schreibt, das Buch auch trotz aller Zensurschwierigkeiten erhalten und nennt es wunderschön, sowohl der Form als auch der Bedeutsamkeit nach; und als Polenzes „Grabenhäger" erschienen war, äußerte er einem schwedischen Literaten gegenüber, daß Polens unter allen modernen Dichtern die soziale Frage I am glücklichsten gelöst habe. (Schluß folgt.) Die heimatliche Natur im „Aus -er Lausch in Bautzen Von Hans Dann kommen wir ins erdgeschichtliche Mittelalter unserer Heimat. Während die erste Periode dieser Aera, die Trias, keinerlei Spuren bei uns hinterlassen hat, kennen wir solche allerdings nur in bescheidenem Ausmaße aus der dann folgenden Periode, dem Jura. Wir würden auch diese geringen Jura-Ablagerungen nicht kennen, wären sie nicht durch die große Lausitzer Hauptverwerfung aus der Tiefe emporgeschleppt worden. Zu Beginn des Tertiärs bildete sich durch ungeheuren Druck der russischen Tafel gegen die böhmische Masse im Lausitzer Granitmassiv ein Riß, längs dessen der südliche Teil des Granitmassivs ab sank und sich der nördliche Teil teilweise darüber hinweg schob. Dabei wurde verschiedentlich die ganze Schichtenfolge umgekippt, so daß die unter der Kreide liegenden älteren Juraschichten nach oben kamen. Nur an einigen Stellen dieser Bruchlinie haben sich die mit emporgeschleppten Schichten des oberen Juras in Form von Kalken mit Versteinerungen bis heute erhalten, so bei Hohnstein (jetzt gänzlich abgebaut), Saupsdvrf, Hinterhermsdorf, Zeidler u. a. O. und sind dort auch längere Zeit abgebaut worden. Den in den letzten Jahren beim Bau der Wartenbergstraße bei Hohnstein entstandenen neuen Aufschluß der Hohnsteiner Überschiebung hat P. Ulbricht ausgenommen. Das Bild ist über dem Schaukasten aufgestellt und erläutert. Haben das ausgehende Altertum und der größte Teil des Mittelalters unserer Erdgeschichte verhältnismäßig wenig Spuren in der Oberlausitz hinterlassen, so um so mehr das Ende des Mittelalters, die Kreidezeit. Etwa in der mittleren Kreidezeit setzte wiederum eine Meeres überflutung Sachsens bis auf die Erzgebirgshöhen und ins Lausitzer Bergland ein. Ob die ganze Oberlausitz vom Kreidemeer bedeckt war, ist nicht mit Bestimmtheit nach zuweisen. Aber das Elbtalgebiet, das östliche Nordböhmen und die Gegend südlich Zittau sind unzweifelhaft damals Boden eines flachen Meeres gewesen. Die Ablagerungen dieses Kreidemeeres, die von den den Meeresspiegel über ragenden Granitbergen der Oberlausitz, des Jser- und Riesengebirges stammen, sind im Gegensatz zu denen frühe rer Erdperioden gewaltig, bergen zahllose Fossilien lbes. Muscheln) und beeinflussen heute als Quadersand- stein das Landschaftsbild der Süd- und Südwestlausitz. In ununterbrochener Folge zieht sich das Sandsteingebirge vom Elbtal, der Sächsischen Schweiz, mit ihren charakteri stischen „Steinen" durch Nordböhmen bis in die Gegend südlich Zittau. Eine Anzahl dieser Sandsteine finden wir hier aus gestellt, darunter auch einige „S a n d st e i n s ä u l e n". Sie Naumann (Fortsetzung) sind dadurch entstanden, daß im Tertiär emporgedrungene Basalt- oder Kltngstetnlaven durch ihre Gluthitze den Sand stein gefrittet haben, während der poröse Mühlstein quader durch dieselben Kräfte verkieselt und verhärtet worden ist. Schließlich deuten einige V e r st e in e r u n g e n, darunter wichtige Leitfvsstlien, Steinkerne von Muscheln und Schwämme auf die reiche Lebewelt des Kreiöemeeres, und ein paar prächtige Heimatschutzaufnahmen zeigen uns einige Naturdenkmäler der Kreidezeit, so die Sandstein säulen in ihrer ganzen Schönheit bei Jonsdorf, ferner den Muschelsaal bei Oybin, wo die Verwitterungskrüfte das weiche tonige Bindemittel aus den Sandsteinwänden her ausgenagt und die widerstandsfähigeren eisenschüssigen, oft gewundenen Bänder in Form von Rippen oder Simsen stehengelassen haben, die nun, vielfach rvsetteuartig an geordnet, wie riesige Austernschalen aussehen. Die Auf nahme des Kelchsteines veranschaulicht uns die zerstörende Tätigkeit des fließenden Wassers im Sandsteingebict und die Herausbildung der dort überalb anftretenden Über hänge und Hohlkehlen, die charakteristisch für das Sano steingebirge sind. Damit sind wir am Ende des Mittelalters, und es beginnt die Neuzeit der Erdgeschichte. Einige Hvlzsvckel zeigen uns zunächst größere Einzelschaustücke, so zwei eigenartige Verwitterungsformen des Diabases, ein Stück geschliffenen gebänderten Quarzites und einen versteinerten Baumstamm, der 1927 im Basalt des Ostritzer Steinberges gefunden wurde und damals in Geolvgenkreisen größtes Aufsehen erregte, weil bisher organische Reste in vulka nischen Gesteinen kaum bekannt waren; sie sind meistens durch die Glut vernichtet worden. Hier in Ostritz waren aber tatsächlich, wie genauere Untersuchungen ergeben haben, noch nahezu frische Baumstämme vom Magma ein geschlossen worden, unter Luftabschluß zu Holzkohle ver brannt, von in den Spalten zirkulierenden kieselsäurereichen Lösungen durchtränkt und durch Brauneisenerz braun ge färbt worden. Der Basalt erstarrte dann radialstrahlig um den eingeschlossenen Fremdkörper, weil dieser niedrigere Temperaturen besaß, und so entstanden die als „Basalt rosen" bekannten Gebilde (s. d. Heimatschutzaufnahme an der Wand,) die leider nicht erhalten werden konnten. Nur die Stämme konnten geborgen werden und bilden heute eigenartige und wertvolle Naturdenkmäler unserer Heimat. Mit dem Auftreten dieses Naturdenkmals und der Ba salte und Klingstetne sind wir bereits in die Neuzeit der Erdgeschichte gekommen, ins Tertiär. Mit Ende der Kreidezeit wich das Meer wieder von unserem Heimat-