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M <§>bsrlaufltzer Hetmaizsliuttg Kreise zog. Am Nachmittag füllte sich der Fleischmarkt zu einem Marktfeste, und vor ungefähr 3000 Zuschauern spielte die „Thalia"-Reichenau die „Äbrlausitzer Huckst" von Rudolf Gärtner unter großem Beifall. Weiter wurden alte und jetzt noch übliche Sitten und Gebräuche lebendig vor geführt. Sank an Bautzen Nu leits vier Wochen schunn ziricke, 's Trachtnfest! 's is schoade drimm, Doaß su vergihn muß valles Schiene — Doas gitt mr stets an Kuppe rimm. Di Lausitz stoand an Festtagskleede! 's ganze Vuilk woar uffm Benn! Dr Watergutt Hutt falber Freede — Ar ließ di Sunne uffte schenn! A Dank gehirrtch su richtg vu Harzn Dr Leitung virn Verkehrschverein! Dar dujche Moan, ich meen Herrn Schwoarzn, Hoat eigeruhrt die Sache fein. O Herbert Henkner, sei Knüege, Hoat Droasch und Oarbeit vill gehvat: Ar wullt su garne amvl weisn Di Vuilksspielkunst dr Vvaterstoadt. Den dvdruff isr ganz versassn: Wie 's irschte Mol ar snwoas soak, Doas hoattr ntmmieh kinn vergassn, Ar sähks an libbstn jedn Tag. , Nu woarn mr do und hvan a bissl j Gebratscht — wie 's aus'» Schnoabl gilt? , Mir wundern uns, doaß dandrwaign Hoalb Bautzn uffm Kuppe stitt! Hoat ock schinn Dank und schiene Ihre), j Doaß Ihr uns hoat su uffgenumm! > 's hoat gcfrät uns »alle sihre! Mir wulln o garne wiederkumm. Wenn jedes vn dann vieln Leutn A bissl Heemt a Bautzn soand — Do is dr Zweck drreecht mit HaufNn, Dar übern Trachtnfeste stoand! G. B. NMaulicher Frühling im Brrgwald Aus den Erinnerungen der H o ch wa ld w i r t i n Zauberhafter kann keiner den Lenz begehen, als wenn er an den blühenden Wundern des Tales vorüber hinauf in die große Feierlichkeit der Bergwelt steigt. Freilich muß man dazu stark genug sein, alle Lasten der Gegenwarts nöte für einen Tag oder zwei zu vergessen, alle Türen hinter sich fest zu verschließen, nichts im Herzen mehr als das Verlangen nach Sonne, Frieden, Einsamkeit. Auch darf man beileibe das Ziel nicht über das Wandern setzen, denn wer wandert, um Kilometer zurückznlegen, der ist weit entfernt davon, den Sinn des rechten Wanderns zu ver stehen. Nur wandern um des Wanderns willen, wandern, wie ehedem unsere Großväter ihre Straße zogen: ohne H ast, geruhsam, gemächlich, beschaulich. So feierte ich den Früh ling im mir so vertranten und doch immer wieder neuen Zittauer Gebirge. In JonSdorf standen alle Apfelbäume in schönster Blüte. Und die Straße nach Schanzendorf w.rr dicht gesäumt mit ganzen Schüsseln von Löwenzahn, Ehrew- preis und Kuckucksblumen. Vom Waldrand drüben tönt« der Schlag des Finken, weiße, sederzarte Wolkenschleier wanderten an der großen Himmelsstraße. In den Gärten standen Tulpen und Vergißmeinnicht, und einmal leuchtete vor einer Hausecke ein gar lieblicher Kranz von süßen Maiglöckchen. Überall war der Frühling aus dem gefesselten Erdreich erstanden. So stieg ich über das reizend gelegene Forsthaus Nr. 6 hinauf nach dem lieben Hochwald. Die Buchengänge sind so zart und schön und reich in ihrem sonncndurchströmten Erstlingsgrün, daß man sich gar nicht genug wundern kann, woher nur in den wenigen Tagen der Sonne schon so eine Herrlichkeit kommen kann! Alles ist so schnell geschehen, noch liegt das Bangen der Winternächte so nahe, und schon ist alles verwandelt in lauter Frühling und Sonne. Alles ist so, als flögen wir dahin —, da heißt es schnell zufassen und festyalten und sich des kurzen Glückes bewußt werden! Auf dem Hochwald oben ist prächtige Rundficht. Die barocken Kuppeln von Deutsch-Gabel sind hell überglänzt, und der schöne liebe Jeschken grüßt so nahe, daß man seine magnetische Kraft beinahe körperlich spüren kann. Ganz nahe auch die Lausche uud hinter dem Hügel das roman tische Oybin. Aber der Magen, der ewig störrische Geselle, fordert auch seine Rechte und die Gastlichkeit der vertrauten Räume umfängt mich bald mit innigem Behagen. Wohl gibt es schönere und elegantere Bauden als dieses alte Berghaus, aber selten sind Mauern so verwachsen mit ihrem Besitzer wie hier der Hochwald mit der immer noch so statt lichen Erscheinung seiner bald 80 jährigen Wirtin, deren Persönlichkeit mich immer aufs Neue anzieht und fesselt. Es gibt gar nichts Hübscheres, als so eine kleine feine Stunde hinten in ihrem Altenstübchen mit ihr verplaudern. Ich begrüße sie erfreut, daß ihre Kraft noch so ungebrochen ist. „Oh," sagt sie lächelnd und wehrt mit der welken Hand ab, „ich bin nur noch ein Schatten der Maria!" Denn diese Frau Wilhelmi war dereinst eine begabte und gefeierte Schauspielerin, ihrem Gatten zuliebe wagte sie den kühnen Sprung von der Künstlerin zur Wirtin. Wie gerne höre ich aus den Tagen ihres Glanzes! Da hängen überall alte Bilder, die ein schönes, feingeschnittenes Gesicht zeigen, das immer das gleiche ist: Caroline Wilhelmi! Ein stattlicher Fichtenbaum füllt eine ganze Zimmerecke aus, drin singen und flattern die kleinen allerliebsten Zeisige, „damit," sagt die Tierfreundin, „sie die verlorene Freiheit nicht allzu schwer vermissen!" Nora, die kluge Schäferhündin, wartet auf ein einziges Wort ihrer Herrin, darnach springt sie ihr an die Brust und gebärdet sich wie närrisch vor Zärtlich keit. Hier Hausen sie nun in schönster Eintracht: Hund und Vögelchen, ganz, wie es in dem alten Kinderliebe! heißt: „Sie tun sich nichts zu leide, hat eins das andre gern — Bald sind wir über alte Photographien gebeugt. O, was weiß Frau Wilhelmi schön und lebendig zu erzählen! Da ist zunächst ihr Vetter, der weiland hochberühmte Theater direktor Karichs, von dem Holtet so viel erzählt in seinen Erinnerungen. Er trägt einen herrlichen Pelz und zeigt ganz den Typ des alten Komödianten. Mit Entzücken be trachte ich das seltene Jugendbild Adelbert Matkowskis, mit dem Frau Wilhelmi das erste Mal, zitternd vor Er regung und Neugier, in Hamburg gastierte. „O welch ein Glück damals, dieses erste Austreten mit ihm! Dann hier der große Ludwig Barney! Die Düsseldorfer Tage mit diesem Meister vergeß ich nie! Dann, bitte, betrachten Sie dieses Bilde! genau. Es stellt Ernesto Rossi vor, den größ ten Othello des vorigen Jahrhunderts. Nie habe ich meine Desdemona tiefer erlebt als damals neben ihm! Und hier der eigenwillige Friedrich Haase, für den L'Arronge in größter Verehrung seinen „Probepfeil" schrieb. Aber der alternde Haase konnte und wollte nicht mehr lernen. Er war Virtuos, aber sein Gedächtnis begann zu versagen. Ganze fünf Jahre wartete L'Arronge auf die Erstauffüh rung seines Probepfeiles mit Friedrich Haase, immer gab es eine Ausrede. Bis er die Kühnheit begeht und einen Arzt — sicherlich in der humorvollsten Absicht — zu dem Schauspieler schickt, der ihn auf seinen — Geisteszustand untersuchen soll. Friedrich Haase starrt den Doktor an,