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DderlaufltzsrHeimatzsliung Lausitzer Eiegelmarkea Ei« Stück Heimatgeschichte im Spiegel -es Briessiegels Von Herbert Henkner, Bautzen (Fortsetzung aus Nr. 15 und Schluß) Sinnbildliche Darstellungen tragen eine Reihe anderer Marken. So führt die noch junge Stadt Neusalza-Spremberg im Stempel ein Wappen mit der in der Heraldik gern angewandten Lilie, die zu vor Neusalza seit 1674 im Wappen führte. Die Umschrift lautet: Stadtrat Neusalza-Spremberg. Die alte, ovale, runögezackte Prägemarke von Sprem- berg mit der Umschrift: Gemeinde Spremberg Amish. Löbau 1917 zeigt auf grünem Grunde in weiß oben das Helmbild der Familie von Rausendorf'), einen wachsenden Mohrenrumpf auf einem Dreihügel, der den Berg aus j dem Ortsnamen (Spree am Bergens darstellen soll. Unter - dem Dreihügel ist ein gestammelter Baumstamm, das Schildbild der Familie von Noöewitz 3) zu sehen. Die frü here Neusalzaer Siegelmarke enthielt auf rotem Grunde eine silberne Lilie mit der Umschrift in weiß: Der Stadt rath zu Neusalza. Für die neue Stadtgemeinde Neusalza- Spremberg sind keine Siegelmarken angefertigt worden. Geschichtlich ist hervorzuheben, daß Spremberg früher nur Gerichts- und Kirchensiegel besaß, während das Ge meindesiegel 1917 vom Ministerium des Innern auf Nach suchen der Gemeinde verliehen wurde. Weißenberg: Die gelbe, runögezackte Prägemarke zeigt auf schwarzem gelbem Dreiberg eine gelbe stilisierte Linde. Die Umschrift lautet: Die Stadt Weißenberg 1622. Geschichtlich weist die Jahreszahl 1622 darauf hin, daß schon damals ein ähnliches Siegel bestanden hat. Wann die Stadtgründung Weißenbergs erfolgte, steht nicht genau fest. Bekannt ist nur, daß Weißenberg 1228 schon Stadt war''). Der berühmte Freikauf von Erasmus von Gers- dorf erfolgte 1625. Die Stadt war 400 Jahre eine Vasallen stadt. Das jetzige Stadtwappen, eine goldene Linde auf silbernem Dreiberg in blauem Schilde darstellend, wurde, wie die Urkunde im Rathausknopf von 1923 besagt, 1907 vom Ministerium des Innern genehmigt"). Weißenberg wurde früher als Lindenstadt bezeichnet. Jeder neu zu ziehende Bürger mußte eine Linde anpflanzen. Herrnhut hat in seiner runden, glatigeschnittenen Prägemarke ein Sinnbild ausgenommen. Auf hellblauem Grunde hebt sich in weiß geprägt das Wappen mit dem Bildnis des Altans auf dem Hutverge ab. Die Umschrift lautet: Stadtrat Herrnhut. Schon die alte, ovale, rundgezackte und geprägte Siegel marke mit der Umschrift Gemeinde Herrnhut Amtsh. Löbau 1914, die vor der Stadterhebung verwendet wurde, zeigt auf grünem Grunde den Hutberg mit seinem Altan. Diese Siegelbilder haben nichts gemein mit dem eigent lichen Stadtwappen, einem Amboß und zwei Männern, das auf Zinzendorf zurückzuführen ist. Von der Stiftung für Famtlienforschung wurde 1914 als Siegelbild der Hutberg mit dem Altan vorgeschlagen mit der Begründung, daß „jedem Herrnhuter der Hutberg mit seinem Turm bekannt und lieb sei, da mit ihm teure Erinnerungen an alther gebrachte Festbräuche (z. B. Ostermorgen) verbunden seien; er sei eine Art Wahrzeichen der ganzen Gegend ringsum; ihm habe der Ort selbst seinen Namen mit entlehnt als die Siedlung am Hutberge unter der Hut des Herrn")." ') Fast 300 Jahre Besitzer von Spremberg. -) Walter Heinich, Ortsgeschichte Spremberg, S.68. ") Lange auf Spremberg ansässig. 4) Seibt, Hetmatbuch der Stadt Weißenberg, S. 19. °) Seibt, Heimatbuch, S. 67. °) Mitteilung des Stadtrates. Bischofswerda: Die Stadt hat keine Prägemarke, dafür aber eine sehr schöne farbig gedruckte, rundgezackte Marke. Auf blauem Grunde ist in weißer, waagerechter, gelb unterstrichener Schrift zu lesen: Stadtrat Bischofs werda. Darüber ein gelber Querbalken, unterbrochen durch ein grün umrahmtes und verziertes blaues Schild mit zwei gekreuzten Bischofsstäben, in deren Winkeln vier Sterne verteilt sind. Das Schild hält ein Engel mit aus gebreiteten Flügeln. Um das Ganze spannt sich ein gelber Blattkranz, der nur durch die Schrift unterbrochen wird. Geschichtlich weist diese Gestaltung des Wappens auf die Entstehung des Stadtnamens, keineswegs etwa darauf hin, daß Bischofswerda einmal der Sitz eines Bischofs ge wesen sei. Ein alter Chronist beruft sich etwa um 1600 aus den Meißner Stiftsherrn und Kanonikus „HyeronimuS Embserus", einen lebhaften Gegner Luthers'). Nach dessen Bericht soll Bischof Benno um 1076 die Stadt angelegt haben, die zuvor nur ein geringer Marktflecken gewesen sei und Werda geheißen habe. Bei einer Visitation als päpstlicher Verweser sei ihm in der Ortskirche ein Helles Licht erschienen. Er habe das als heilige Dreifaltigkeit ge deutet und sich entschlossen, eine größere Kirche zu bauen. Dadurch wurde der Ort ein Wallfahrtsort und entwickelte sich zur Stadt. Urkundlich wird er erstmalig 1227 durch Bischof Bruno II. erwähnt"), 1286 ist er bereits mit Mauern bewehrt. Der Name wird auch als Werder (Insel des Bischofs, Erhöhung im Sumpf) gedeutet. Wehrsdorf hat zwar keine Siegelmarke, aber einen sehr schönen Stempel. Auf einer fünfzinnigen Mauer, in deren Tor ein Schwertträger steht, ist rechts ein Bischofs stab mit Mütze, links ein Lamm mit Kirchenfahne sichtbar. Die Umschrift lautet: Gemeinde Wehrsdorf, Amtsh. Bautzen, 1926. Geschichtlich ist dieses Ortssiegel auf ein Gerichtssiegel von 1742 zurückzuführen. Das Ortssiegel ist vermutlich 1813 abhanden gekommen und Paul Johannes Flechtner, Wilthen, hat es auf Wunsch des Wehrsdorfer Gemeinde rates neu ermittelt. Die fünfzinnige Mauer versinnbild licht das Markgraftum Oberlausitz, der Schwertträger oder Wehrmann den Namen Wehrsdorf, der Bischofsstab mit Mütze wie auch das Lamm die noch heutigen Hoheitszeichen des Bistums Meißen. Flechtner stellt fest, die Gerichtsbar keit übte einst das Domstift St. Petri zu Budissin aus, das unter dem Dekan und Prälaten Johann Joseph Igna tius Freischlag von Schmieöenthal (gest. 2. März 1743) im Jahre 1739 das Rittergut Wehrsdorf von Johann Hartwig Gotthard von Nostiz und Jänkenöorf für 40 000 Thaler kaufte. Noch heute gehört das Ritergut dem Domstift. Neuktrch (Lausitz): Die Gemeinde hat zwar keine Siegelmarken"), aber ein beachtliches Siegel, das auch als amtlicher Stempel benutzt wird. Es zeigt ein Lamm auf einem steilen Felsen, an dem ein Löwe hochzuspringen ver sucht. Die Umschrift lautet: Gemeinde Neukirch, Lausitz, Amtsh. Bautzen, 1926. Geschichtlich verdient dieses Siegel Beachtung. Die alte Prägemarke von Nieöerneukirch zeigte auf blauem Grunde einen weißen Anker, über ihm das Wort Gemeinderat, in ihm das Wort zu und unter ihm Nieöerneukirch. Seine Bedeutung läßt sich nicht feststellen. Die Gemeinde Oberneukirch Amtsteil, die früher zum Stolpener Gerichtsamte gehörte, führte als Sinnbild für die Feste Stolpen den Basaltfelsen, auf dem als Schütz ling ein Schaf oder Kalb stand, das vor dem Verfolger, ') Siegfried Störzner, Oberl. Heimatztg. 1927, S.270: „Was man vor 300 Jahren über Bischofswerda, seine Stadtkirche und deren Erbauer, Bischof Benno von Mei ßen berichtete". ") Hans Volkmann, Dresdener Anzeiger, 16. Aug. 1927. ") Dies ist bet vielen Gemeinden aus Ersparnisgrün den der Fall.