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Verbandsvereine ihre tatkräftige Mitarbeit zur Verfügung stellen. Zur Frage einer einheitlichen Verbandsmitglieds karte regt Herr Kittel an, bis zur endgültigen Regelung der Angelegenheit das Bautzener Muster zum Vorbild zu nehmen, auf dem örtlich erwünschte Abänderungen und Ergänzungen leicht angebracht werden können. Schließlich wurden noch empfohlen das Lied „Oberlausitz, geliebtes Heimatland" von Pichler, das sich als Verbandslied eignet, ferner das Büchlein „Tage der Kindheit" (Erinne rungen einer alten Frau) von Caroline Mittasch als reizvolles /Lausitzer Kulturdokument aus der Zeit vor hun dert Jahren und der Besuch der Aufführung von Julius Gatters großer Cantate „Lebenswandrer, du", die im Ok tober in großem Stile in Zittau heraüsgebracht werden soll. Der Komponist ist in Rohnau geboren, lebt als Stu dienrat in Plauen und begeht im Mai seinen SO. Geburts tag. Der Verband will damit bekunden, daß er sich auch die Förderung der heimatlichen Kunst und Literatur an gelegen sein läßt. Bruno Reichard. Frühling am Saum der alten Straße. Weit hinein ins Land, ins frühlingshclle Heimatland wirst sich die alte Straße. Kilometerweit. Hinter dem letz ten Gehöft knickt sie um das flache Feld. Anschmiegend fügt sie sich dem leichten, welligen Atmen jedes Boden zugs. Runzeln, Furchen, Narben trägt ihr sonnbeglitzertes Antlitz. Das grub die neue Zeit ihr ein. Eine aufgeregte, ruh- und rastlose Zeit voll Sturm und Drang. Jahrzehnte sah sie über das Land eilen. Gleichmaß der Tage wechselte mit lebenbewegter Zett. Jeder Tag ihres wetterumzuckten Seins war Geschichte. In Vorväterzeit gaben hochgewölbte Planwagen ihrer melancholischen Ruhe leichten Stoß. Mit dem verklingenden Rollen in der Ferne schlief sie schon wieder in den nächsten Tag hinein. Das ist anders ge worden. Ihre Ruh ist dahin. Einem pulsenden, rauschenden Leben einer modernen Zeit hat sie sich an den Hals ge worfen, werfen müssen. Und doch liebe ich sie, ehedem und auch heute noch. Und gerade heute wieder; denn sie ist ein Stück meiner heite ren, lichtbeglückten Kindheit. Ich liebe sie mit der ganzen fliegenden, wilden Sehnsucht meiner Jugend. Geliebte Straße! Staubumwölkt, sturmumtost, regenbeschmutzt! Ich liebe dich. Denn du gewährtest mir den ersten Blick in das Land. In meiner Väter Land. Du ließest die Sehnsucht nach der Welt in mir auflodern und daher bist du meine Welt. Ehedem und auch heute noch. Du warst die Welt meiner Träume, du bist die Welt meiner Liebe und meines Glückes geworden. Du bist meine Straße. Ich gehe die Straße gern und ost. Ich gehe sie bei Tage, bei Nacht. Alle Jahreszeiten, alle Wetter sahen mich auf ihrem bogigen Bande mit heiterem Lachen dahinziehen. Sie ist immer schön und gibt mir immer neue Rätsel zu lösen. Aber am meisten liebe ich sie, wenn der Winter seine Tore geschlossen hat und neues Frühlingsahnen über das Land zittert. Dann ist sie meinem Herzen ein Drängen und Pulsen, ein aufgeregtes Schlagen, das erst dann sein Gleichgewicht wiederfindet, wenn die unerhörte Blüten pracht ihres Wiesensaumes verglüht und in duftberauschter Maiennacht ein Blütenregen schneeig-weiß zur Erde fällt. Straße im Frühling ist Straße im Hochzeitskleid. Lang genug ist der Werktag ihres Lebens. Daher bäumt sie sich auf im Frühling, einer ausschäumenden, begehren den, lenzbeglückten Erfüllung entgegen. Jedes Jahr aufs neue und sinkt dann wieder in die stillen Tage, in die rauhen Tage zurück. Aber im Frühling bäumt sie sich auf, denn er ist ihr köstlichster Schmuck, ihre berauschendste Zeit. Ein weites Wiesenland zieht den Hang hinan. Ge pflügte Feldbreiten wechseln mit lichtvoller Saat. Am fadendünnen Bache ein wollüstig Grünen und aufgeregt Blühen. Wölbungsweich fällt ein gelber Strom ans schmale Ufer. Sumpfdotterblumen sinds. Wasserhungrig und son- nendürstig haben sie sich zu Tausenden an den Straßen graben genistet. Sie warten geduldig, bis die weißen Ane monen am erhöhten Rain ihre duftzarten Blütenschleier bräunen. Aber dann rauschen sie auf zu einem Massen chor, in sattem Grün und stechendem Gelb. Sie betören die Kinder, die erst dann heimgehen, wenn die schmalen Händchen nichts mehr von der Freude fassen können. Be glückt von Sonne und Himmelsblau sind sie des Frühlings Zier auf grünender Au. Begehrlos heiter und wunschlos glücklich schauen die Gänseblümchen über den Rand, nicht einmal schmollend, wenn ein harter Tritt sie bricht. Sie wagen sich auch zu weit an die bösen Steine, aber sie lieben die Straße und sind so ganz und gar zufrieden, wenn sie die Kinderköpfchen mit Kränzen schmücken können. Um so toller blühen sie auf. Ganz spät fallen die Apfelbäume ein in die brausende Frühltngsmusik. Es mutz auch gewiß schön sein, die letzten zu machen und mit einem kräftigen Akkord zu schließen. Sie sichern sich eine lange, liebe Erinnerung. Baumblut an der Straße. Ein Blütenwogen quillt an ihrem Saum empor und langt mit weiten Zweigen zu hoher Wölbung. Das läßt sogar die Kutscher aufhvrchen und gar mancher bricht sich ein Zweiglein. Wer verwehrte es ihm. Und wer auch sonsten mit ztelbedachtem Sinn von seinem Gefährt in die Welt starrt, der blütenbrünstige Saum der Straße macht aller Augen freudehell. Frühling an der Straße. Nur wer aufschaut und das Kleinste achtet und liebt, spürt sein tausendfältig Keimen und Wehen. Knospen spriesen an allen Zweigen, der Baum streckt sich neuer Lebenswonne entgegen. Am Graben drängt alles nach Sonne und Licht, bis das Blattdach des Sommers Glut mit seinen Schattenarmen mild zerstreut. Dann ist der Frühling vorbei und das Blühen und Kei men ist vorbei und die Straße, meine Straße, geliebt in Lenz und Jugend, liegt mit all ihren säumenden Natur kindern unter der erstickenden Staubsonne des Mitt sommers. Oswald Gebauer, Neueibau. Sie erste Germanen-Ele-elung im Kreise Görlitz. Die germanische Besiedelung der Preußischen Ober lausitz konnte bis vor kurzer Zeit nur durch Grab- und Einzclfunde nachgewiesen werden. Die Einzelfunde bestehen ganz überwiegend aus römischen Münzen, zeigen also zu gleich die Beziehungen der Oberlausitzer Germanen zu den Donau- und Mittelmeerländern an. Die Bewohner unse rer Heimat zur römischen Kaiserzeit gehören zum ostger manischen Stamme der Burgundern Daß nunmehr auch eine burgundische Wohnstätte ihrer genauen Lage nach be kannt ist und wichtige Belegstücke geborgen werden konn ten, verdankt die Vorgeschichtliche Abteilung des Kaiser- Friedrich-Museums (Gedenkhalle) Görlitz dem Eifer eini ger junger Helfer in Hohkirch. Die Schüler Gebrüder Jordan und Helmut Lange haben das Verdienst, diese Siedelungsspuren im vergangenen Sommer und Herbst so zahlreich entdeckt zu haben, daß der Befund jetzt gesichert ist. Danach ist die Gemarkung Hohkirch im 3. bis ^Jahr hundert n. Chr. an verschiedenen Stellen von Germanen besiedelt gewesen. Es liegen Scherben von mehreren Ge fäßen und ein Spinnwirtel vor, der durch seine Form und schwarze Farbe sich als ostgermanisch zu erkennen gibt. Hüttenlehm und zerbrannte Steine vom Herde sind weitere Anzeichen der Seßhaftigkeit. An einer Stelle wird ein Hüttenrest von einer frühdeutsch-mittelalterlichen Siedelung überschnitten. Die frühdeutschen Reste sind durch das eifrige Suchen von sechs anderen kleinen Altertums forschern der Hohkircher Schule in einer Ausdehnung fest gestellt worden, die weit über den Sieöeluugsbereich des heutigen Dorfes hinausgeht.