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also vor rund 3600 Jahren geliefert werden könnte. Die Voraussetzungen dazu scheinen in Prischwitz günstig zu sein. Hoffen wir, daß bas Jahr 1931 den erhofften Erfolg bringt. Dem Finder, Herrn Geschirrführer Sodan sowie Herrn Gutsbesitzer Pötsch ke und Herrn Lehrer Wachs in Göda sei aber hierdurch der beste Dank für die Auf merksamkeit und für ihr Entgegenkommen ausgesprochen. Wenn wieder Funde auftreten sollten, so bitten wir um Nachricht nach Bautzen, Schließfach 171, oder durch Fern ruf Bautzen 3773. Dr. Frenze l. Jas Lager Zeithain. Von Emil Meißner Wohl die meisten der sächsischen Soldaten sind während ihrer Dienstzeit wenigstens einmal im Barackenlager und auf dem Truppenübungsplatz Zeithain gewesen. Der alte „Heller" bei Dresden genügte schon längst nicht mehr für Schießübungen der Artillerie mit größeren Schußweiten, und so wurde 1873 das flache Gelände bei Zeithain in einer Länge von 3000 in und einer Breite von 1000 m zu einem Übungsplatz kunstgerecht angelegt. Hier fand nun alljähr lich ein regelmäßiges Artillerieschießen statt, wobei das Militär in den umliegenden Dörfern einquartiert war. Das konnte für die Dauer nicht gehen, darum errichtete man 1879 ein Barackenlager, das mit 10 Batterien belegt werden konnte. Da in demselben Jahre noch ein Infante rie-Schießplatz hinzukam, wurden die Lagerbauten erwei tert, so daß 1881 ein ganzes Regiment daselbst Unterkunst fand. Das Gelände eignete sich vorzüglich und so begann man 1892 das Lager zu einem Truppenübungsplatz aus zubauen, dessen Länge 6000 in und Breite 1200 in betrug und eine Fläche von 1000 Ku umfaßte. Dazu kaufte Man ein ganzes Dorf „Gohrisch", das nach und nach als Ziel der Artillerie in Trümmer geschossen wurde. Eine weitere Vergrößerung des Lagers geschah in den Jahren 1895— 1899, so daß der Übungsplatz eine Fläche von 4000 Ku auf wies und bei einer Länge von 11 kin und einer Breite von 9 Km bis zur preußischen Grenze reichte. Er gehörte anfangs zur Garnisonverwaltung Dresden, wurde 1893 selbständig und 1895 zur Kommandantur erhoben. Das Barackenlager bestand 1905 aus 140 Gebäuden, in welchen 21 Haushaltungen mit 108 Familienangehörigen unter gebracht waren. Die stattliche militärische Kolonie konnte damals etwa 270 Offiziere, 7400 Mannschaften und 2400 Pferde oder drei Kavallerie- und acht Infanterie-, bezw. Artillerie-Regimenter beherbergen. Der Truppenübungsplatz bildete einen eigenen Guts bezirk und besaß ein besonderes Standesamt. Die Geschäfte dieses Bezirkes wurden vom Garnisonverwaltungs-Vor stand erledigt. 1898 legte man in der Nähe von Lichtensee einen neuen Jnfanterieschießplatz mit einem Baracken lager an, wozu man die sogen. „Hcidehäuser" ankaufte. In demselben Jahre wurde das ganze Lager mit dem Bahn hof Röderau durch eine Anschlußbahn verbunden, die zu nächst den Transport von Militärgütern, später, von 1900 ab, die Beförderung von Soldaten und Pferden besorgte. Das Lager erhielt eine eigene Postanstalt, der weite Forst, der ca. 2000 Ku Wald umfaßte, hatte eine besondere Forst verwaltung, deren Vorsteher in den Heidehäusern wohnte. Infolge großer Dürre und Trockenheit kam es bei den Schießversuchen oft vor, daß die Waldflächen in Brand gerieten. Das Lager war von einem hohen Zaun umgeben. Schöne, breite Straßen wurden angelegt, die man nach den regierenden Fürsten, Prinzen und Führern der Ar meekorps benannte, wohlgepflegte Promenadenwege, wun dervolle Parkanlagen und Plätze zierten die freundliche Soldatenstätte. — Im Sommer waren die Baracken voll besetzt. Alle Waffengattungen der beiden sächsischen Armee korps mit Ausnahme des Train zog man zu Übungen heran, im Winter blieben Wach-, Arbeits- und Zielbau kommando hier zurück, da oft noch Schießübungen der In fanterie stattfanüen. Handwerker und Geschäftsleute der Umgebung, sowie verschiedene Hilfspersonen hatten voll auf zu tun, denn das Lager bildete für sie in wirtschaft licher und geschäftlicher Beziehung ein reiches Absatzgebiet. Alle 14 Tage besuchte man die Gottesdienste in den benachbarten Dörfern Zeithain und Lichtensee, auch wur den hin und wieder Feldgottesdienste im Walde abgehal ten. Die schulpflichtigen Kinder gehörten zur Schule nach Zeithain, während die Kinder der Kolonie „Heidehäuser" nach Lichtensee zum Unterricht wanderten. Ein glänzendes militärisches Schauspiel erlebte man am 2. September 1903, an welchem Tage das 12. Armeekorps mit vier preußischen Kavallerieregimentern im Lager eine Parade vor Kaiser Wilhelm II. und vielen anderen Fürstlichkeiten abhielt. Bei Beginn des Krieges setzte sich die Einrichtung des Lagers wie folgt zusammen: eine Kommandantur, eine Gcneralsbaracke, Garnisonsverwaltung, 15 Offiziers-, fünf Stabsmannschafts-, 40 Mannschaftsbaracken, eine Offiziers speiseanstalt, 11 Küchen, 12 Wirtschafts-, vier Geschäfts baracken, ein Verwaltungsgebäude, ein Militärlazarctt, drei Revierkrankenhäuser, dazu ein Postamt, eine Haupt wache, eine Torwache, 39 Bedürfnisanstalten, verschiedene Schuppen, ein Kommandantur-, fünf Offiziers-Pferdeställe, 40 Stallgebäuöe, Krankenställe, vier Beschlagschmieden, außerdem waren noch vorhanden: ein Wasserwerk, ein Spritzenhaus, Gaszellen, Munitionswagenschuppen, Hafer speicher, vier Turnplätze, Tennisplätze, fünf Kegelbahnen. Ein vollständig verändertes Bild zeigt nun das Lager seit der Revolution. Am Eingang desselben war eine Reihe von Jahren noch eine Wachkompanie vorhanden, während die Baracken von 700 Familien- und Haushal tungen besetzt wurden. Im Lager „0" wohnen Deutsch- Russen aus dem Ukraine-Gebiet, Vertriebene aus Ost preußen, Polen und Schlesien, im Hauptlager haben ein heimische Sachsen aus den umliiigenden Ortschaften und weiteren Umgebung ihre Unterkunft gesunden, die einen selbständigen Gutsbezirk bilden, der von einem von der Behörde eingesetzten Gutsvorsteher geleitet wird, dem Be amte des Finanzamts zur Seite stehen. Meist sind es Ar beiter, die hier wohnen und zu Rad und zu Fuß, jetzt auch mit dem Autobus nach ihren Arbeitsstätten eilen oder in den benachbarten Sägewerken beschäftigt sind. Nur eine Füll- und Munitionsanstalt sind noch im Lager zu finden, dafür entstanden: ein Glashüttenwerk, eine Faßfabrik, eine Stoffdruckerei, eine Seidenraupen zuchtanstalt, eine Fettfabrik, eine Fabrik chemischer Pro dukte, eine Wollstrickerei, eine Anilinfabrik, eine Geflügel farm, eine Gärtnerei, eine große Badeanstalt, ein Kino, eine Liegenschaftsverwaltung des Finanzamtes Riesa, fünf Kolonialwarengeschäfte, zwei Warenhäuser für Manu- fakturwaren, zwei für Haushaltungsgegenstände, zwei Radfahrgeschäfte, zwei Zigarrenhäuser, vier Gastwirtschaf ten, zwei Friseurstuben, dazu Fleischer, Bäcker, Tischler, Schneider, ein Arzt u. a. Einige der alten Baracken sind noch nicht ihrer Bestimmung übergeben, auch viele Pferde ställe stehen noch zum größten Teile leer. Die alte kleine „Rote Kranz-Schule" ist längst nicht mehr. Nachdem man einige Jahre in verschiedenen Baracken Unterricht erteilt, wurde das große Lazarett zur „Pestalozzis-Huie" ausgebaut, an welcher jetzt 11 Lehrer tätig sind. Dieselbe ist am 25. April 1927 eingeweiht und dem gesamten Schulbezirk Zeithain angegliedert worden. Auch ein Erholungsheim für Leipziger Kinder ist im Lager zu finden, der alte Ge schützpark wurde zum Sportplatz. Vor den schmucken Ba racken mit ihren freundlichen Stübchen, deren Fenster