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902 Schock 24 Groschen der Einwohner zu Reinerßdorff, 682 Schock 30 Groschen der Einwohner zu Langenwolms dorfs, 790 Schock 40 Groschen 6 Pfennige der Einwohner zu Altenstadt, 211 Schock 45 Groschen der Einwohner zum Stolpenn, 1209 Schock 41 Groschen 3 Pfennige der Rath zum Stolpenn vor die Wolmsdvrffer Forwergsfelder. Die genannten Güter wurden von den Bauern und dem Rate zu Stolpen von neuem zu Lehen genommen und die früheren Zinsen und Steuern darauf entrichtet. Das gesamte Kaufgeld betrug 31940 Schock. Hiervon wurden jedoch 10 940 Schock den Käufern vom Kurfürsten Christian erlassen. Im Amte Stolpen waren zu Ende des 16. Jahrhun derts zwei Schäfereien vorhanden, weiter das alte und das neue Vorwerk, vier Mahl-, zwei Brett- und eine Öl mühle, die zum Amte gehörten und verpachtet wurden. Zur Düngung der Vorwerksfelder mußten die Bauern der Pflege 400 Fuder Mist anfahren. 3. Zinsen und andere Einnahmen Für die Zeit von Michaelis 1586/87 gibt uns der Schösser zum Stolpen hierüber das Folgende an: „An Erblichen vnd gewißen einkommen den Termin Michaelis hat das Amptt Stolpenn getragen: Erdgeschoß, Schreibegelt, Erbzinß, Laßwiesenzinß (für verpachtete Wiesen), Fischwaßerzinß, Wider Käufliche Zinßen, Pachtgelt von der Ohlmühl, Zinßen von den vererbten Teichen zu Bischoffswerda undt Selingstadt, Lehen Pferde Gelt, Zinß von der Pappir Mühl, so Kyßerweters gewehßen (bekanntes kursächsisches Kanz lergeschlecht derer von Kiesewetter zu Dittersbach), Frohndienstgelt, Pachtgelt von dem Forwerge undt Schcffereyen zum Stolpenn. Vor zinsbare Stücke: Zinß Mohn, hünner, junge hün- ncr, Zinß Eyer, Zinß Keße, Zinß Weisbrot, Wachs, Korn, Haffer. . . Steigendt undt fallent einnkommen: Städtgelt zu Bi- schofwerde, Gerichtsstraffen, Lehn Gelb, Stein Zinß zu Liebenthal, Salznuzungen, Brechmühlen nuzung, Garttennuzungen." 4. Die Ausgaben des Am bis Stolpen Über die im Jahre 1586 erforderlichen Besoldungen erfahren wir aus dem Stolpener Amtsbuche u. a. das Folgende: 40 Schock dem Schösser, 3 Schock 35 Groschen 8 Pfennige dem Richter zu Gve- dau (— Göda), 5 Schock 28 Groschen dem Torwärter, 30 Schock den beiden Landkncchten, die außerdem noch 30 Groschen von den Steinzeichen aus den Liebe- thaler Brüchen erhielten, 3 Schock 24 Groschen dem Seigersteller auf Burg Stolpen, 36 Schock 24 Groschen dem Kunstmeister. Dieser hatte die Röhrleitungen und den Brunnen in Ordnung zu halten, 3 Schock 30 Groschen dem Hoffischer, 3 Schock 30 Groschen den beiden Teichknechten, 20 Schock 48 Groschen dem wendischen Baumgärtner. Zu diesen baren Besoldungen kamen noch Naturalien in Form von Weizen, Korn, Gerste, Hafer, Kleie und Steinmehl aus den vier Amtsmühlen. Das Getreide wurde nach „Dreßdnisch mas" den Beamten zugeteilt. Korn und Mehl gingen dem Amte von den Bauern als Zins, Metz und Zehnt zu den Quatembern zu. 5. Schlösser und sonstige Gebäude Über die dem Amte Stolpen „eigenthümblichen Güther" erfahren wir vom Schösser das Folgende: „Das Schloß aldo, so wohl ausgebauet, mit dreyen Vorhöffen undt denen doranstoßenden gebenden, dar auf ein stadtlich Jnventarium von Bretgern undt anderen. Ein wohnhauß im Baumgartten, wirbt jezo von dem Baumgerttner bewohnet. Ein forsthauß in der alten stadt (— Altstadt bei Stol pen), bewohnet jezo der hegereutter Görge am Ende. Ein hauß unten im Baumgartten, darinnen das Kunstradt lfür die Wasserversorgung) henget, das hott ieziger zeith der Kunstmeister innen. Zwei kleine Heuslein im küchengrundt, deren eines der Forwergs Schweinhirth innen hatt. Das andere aber wirdt ieziger zeith von niemanden bewohnet. Ein heußlein im baumgartten." (Fortsetzung folgt.) Neukirch im Wandel der Men. Von Nierich, Neukirch. — (Schluß). Bis 1547 waren alle Dörfer nur Bauerndörfer. Hüf ner, Halbhüfner und Gärtner (Häusler) hatten sich in die nicht geringen Frondienste zu teilen, die sie der Ritter gutsherrschaft schuldig waren. 1651, also nach der schweren Zeit des großen Krieges, hatten Bauern und Halbhüfner noch 6 Tage im Jahre Dienst zu tun, und zwar „3 Tage mit Pferden oder Zug im Acker 5 Stunden vor ein gespann gerechnet von 7 Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags und weiter von 2 Uhr bis 7 Abends und 3 Tage mit der Hand von der Sonnen Aufgang bis zum Untergang ohne einige Kost. Die Gärtner: Ein jeder des Jahres zehen Tage als 6 Heu-Tage und 4 Tage mit dem Rechen, ohne Kost in gleichen von der Sonnen Aufgang bis Niedergang und worzu man sie bedarf." Auch waren sie verpflichtet „jährlich 25 Lachter (1 L — 2 m) Gärtner 12^L Lachter pro 6 argent 2 Theil weiches und Ein Theil hart Holz, daß weiche 7 Virtel und das Harte 5 Virtel lang, auch die Clafter 3 Ellen hoch und 3 Ellen lang Kaufsweise über des Försters Gebühr anzunehmen vor sich selbsten zu ihren Besten und Verkauf zu verführen." Wohlhabendere hatten sich von diesen Lasten losgekauft und waren als Freibauern und Freihändler (Freihufe) beneidete Grundbesitzer. Das Jahr 1547 war durch den Pönfall für die Lausitzer 6 Städte von trauriger Bedeutung, vernichtete doch die königl. Ungnade des Böhmenkönigs Wenzel mit einem Schlage ihre Macht. Die zahlreichen Privilegien, aus die jeder Bürger so stolz war, wurden ihnen entzogen. Für die Dörfer der Lausitz aber war gerade diese Gunstent ziehung von größtem Vorteil,- denn jetzt durfte die Leinen weberei, bisher nur ein Zunftrecht dieser Städte, auch in anderen Ortschaften ausgeübt werden, und sie bildete für Neukirch den wichtigsten Faktor für die weitere Entwick lung des Ortes. Das Bauerndorf Neukirch verwandelte sich nun allmählich in das Jndustriedorf, in dem sich zahl reiche gewerbetreibende Häusler ansieöelten. Der große Unterschied ist schon an dem nahen Oberneukirch im Meiß ner Lande ersichtlich. Dieses Dors wurde von dem Pön- falle nicht berührt, da es ja im Auslande lag, es blieb daher auch ein Bauerndorf, und seine Einwohnerzahl stieg nur gering. Vor dem Dreißigjährigen Kriege gab es in Neukirch drei Jahrmärkte, in einem „Gewandhause", das erst 1712 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde, boten Tuchmacher und Handwerker ihre Waren feil. Hierbei hatte das Dors auch die Befugnis erhalten, den Vogel abzu schießen. Wegen „vielmaligen ausgestandenen Sterbens" sind diese Vergünstigungen nach diesem Religionskriege cingeschlafen. Der Krieg bedeutete für das gesamte Dorf einen Rückschlag. Kirche und Rittergüter waren aus geplündert, Bauerngüter verwüstet, wahrscheinlich ist auch die an der Fohrenbrücke gelegene „Neumühle" mit ver nichtet worden, deren Radstube noch im 19. Jahrhundert