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v>- BüMer-fu^ '/A s L?eimcrikunöe jj! Schristleftung unö Geschäftsstelle G Druck u. Verlag: Alwin INarr,AZuchdruckerei und Jeitungsverlag G. m. b. A. Reich enau i.Sa. Schristleitung und Geschäftsstelle m Reichenau,Sa. FernsprecherNr.3v0 Gi-scheint aller- ,14 Tage Z^r-el/ags' lUacstdi-uc^ ^-^vei-bo/en M Gesck)lct)te, nff,Litercrtul^ Mitteilungsblatt de» Verbandes ^Lulat'ia" der Humboldt-, Forlbildungs-und Geblrgsverelne der gelamlen Dbsrlausiß. — Hauptlchristtettung: Gtio Mar r, Tleichenau6a unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatichriststeller. Schrlftlettung jür da» Gebiet der Deichichte einlchlieplich der Heimatkunde und der Kunstgelchichte jowi« de» der Volkskunde: Dr. Wolfgang Mittel, Zittau, Prinzenstraps 15d. wohin alle diesbezüglichen Arbeiten direkt zu lenden lind. — Manuskripten ist Dllckporio beizu lügen, da lonst Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. — Anberechtigter Nachdruck au» der „Dberlausttzer Hsimatzeitung- wird strasrechilich verfolgt. — Ersüttungsorl und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Tleichenau, Sa. — Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. — Bankverbindung: Sswsrbsbank und Girokaffe Deichenau Nr. 1t -Nr. 4 15. Februar (Hornung) 1931 12. Jahrgang Eta Aammbuchblatt S. E. Lessings? Mein Großvater mütterlicherseits, Superintendent Wilh. Contius, ein Neffe Gotthold Ephraim Lessings, aus dessen Nachlaß noch einige wurmstichige Möbel verstaubt und wenig beachtet in den Winkeln des alten Pfarrhauses zu Brehna herumstanden, bewahrte in seiner Bibliothek ein in blaues Leder gebundenes, mit reicher Goldpressung verziertes Stammbuch, das die Jahreszahl 1772 trägt. Das Buch mochte ein Hochzeitsgeschenk der an einen Ma gister Contius verheirateten Nichte Lessings gewesen sein, in das sich bei ihrem Scheiden aus dem elterlichen Hause die alten Freunde und Bekannten eingeschrieben. Bon Generation zu Generation vererbt, hat das „Lessingstamm- buch", wie man es in der Familie nennt, anderthalb Jahr hunderte überdauert. Die 300 — nur zum Teil beschriebe nen — Blätter starken Büttenpapiers, die es umschließt, sind nicht vergilbt, die hauchzarten Farben der von kunst sinnigen Freunden im Geschmack der damaligen Zeit ge malten entzückenden Miniaturen haben nichts von ihrer ursprünglichen Schönheit eingebüßt. Zwischen graziösen französischen und englischen Widmungen und deutscher Lebensweisheit finden sich lateinische und griechische Sen tenzen Lausitzer Pastoren. Im Gegensatz zu der charakter vollen klaren Handschrift dieser gelehrten Herren sind die Schriftzüge auf dem G.E. Lessing zugeschriebenen Stamm buchblatt ungleichmäßig und verschnörkelt. Die Buchstaben schieben sich ineinander, decken sich zuweilen, so daß die Schrift stellenweise schwer zu entziffern ist. Kopie des Stammbuchblattes: Lebe wie Du wenn Du stirbst wünschen wirst gelebt zu haben. Bedenke meine liebe Nichte die Wahrheit dieses Spruches bey jeder Lebenslage, glücklich wirst Du dar- bey bey jedwedem Dich betreffenden Schicksal seyn, und daß Dir in Zukunft die glücklichsten Tage zu Theil werden, wünschet Dein oncle Leßing. Hoierswerda, den 20. May 1777 (oder 1772, nicht deut lich erkennbar). Stammt diese Niederschrift in der Tat von G.E. Les sing? Die Familientraüition besagt es und die Handschrift, die auf geschwächte Sehkraft des Schreibenden schließen läßt, scheint es zu bestätigen,- denn Lessing hatte, wie be kannt, in seinen letzten Lebensjahren ein Augenleiden, das ihn mit völliger Erblindung bedrohte. Demgegenüber fällt wohl das FeHlen der Initialen G. El nicht allzu schwer in die Wagschale. Die Frage dürfte sich nur durch Schriftvergleichung entscheiden lassen. M. Willkomm-Schneider. Reur Zeugen aus der Braunkohlenzeit in unserer Heimat. Entstehung unserer Braunkohle — Funde in der Hartauer Tongrube: Ein Baumriese mit Wurzeln — Ein Herbarium aus Vorzeiten jBlattvcrsteinerungen in Toneisenstein) Wenn du kannst, versetze dich einmal ein paar Millio nen Jahre zurück. Menschen gab es damals noch keine, selbst nicht in der gesegneten Grottauer Pflege. Die feuer speienden Berge unserer Heimat hatten gewaltige Massen Lava und Asche aus Kratern und Spalten herausgeschleu dert und stießen vielleicht ihren letzten Gluthauch aus. Hier mit» dort senkten sich die einst gehobenen Erdschollen zu ab flußlosen Becken und Wannen. Der Boden versumpfte,- oder es mögen sich auch vereinzelte offene Wasseransamm lungen gebildet haben. Bäume und Sträucher gediehen üppig an ihren Ufern. Warmes Klima (wie es heute etwa die Länder ums Mittelmeer aufweisen), der hohe Kohlen säuregehalt der Luft jauch eine Folge des Vulkanismus) begünstigten ihr Wachstum. Hier schaute vielleicht ein „Moorauge" ans saststrotzendem Gestrüpp,- dort nährte der wasserdurchträukte Boden eine Vegetation, von der uns der Urwald am Kubany im Böhmerwold eine Vorstellung vermitteln kann. Kein Holzfäller schlug die himmelstre benden Bäume. Sie stürzten in sich zusammen, wenn sie altersschwach dem Sturm erlagen. Aber auf ihren Leichen gedieh der junge starke Nachwuchs. Wie in einem Torf moor das Moos in dem Maße nach oben wächst, als es unten abstirbt, so häufte sich hier Schicht auf Schicht. Manchmal mögen auch von den Bergen sich herabwälzende Überschwemmungen noch frische Stämme unterwühlt und in Senken zusammengeschwemmt haben. Schlamm, Sand und Geröll breiteten sich darüber aus und schützten die ein gebetteten Bäume und Aste vor Verwesung. Unter dem