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mann die Tagung mit der Erklärung des Zweckes sowie der geschichtlichen Entwickelung dieser gemeinsamen Be sprechungen ein, die sich bislang als ungemein fruchtbrin gend für die verschiedenen Vereine der Arbeitsgemeinschaft diesseits und jenseits der Grenze erwiesen haben. Eine Übersichtskarte zeigte die Verteilung der einzelnen Vereine in vier verschiedenen Farbkopfnadeln, die die vier Haupt vereine Sachsens zum Ausdruck brachten, im gemeinsamen Betreuungsgebiete. Der Aufbau der sächsischen Vereine wurde eingehend behandelt und konnte mit jenem in Deutschböhmen verglichen werden. Der Erzgebirgssänger und Dichter Anton Günther verkürzte nun die Zeit mit seinen Gaben. Der Sonntag wurde eingeleitet mit einem Gedenken an die im verflossenen Jahre dahingegangenen Mitglieder aller sächsischen und deutschböhmischen Gebirgs vereine. Dr. Grundmann legte nach eindrucksvoller Rede einen Kranz am Ehrenmale nieder. Seine rot-weiß-grünen Bänder versinnbildlichten durch die Zusammenfügung der beiden Landesfarben rot-weiß und weiß-grün die Arbeits gemeinschaft. Nach dem Frühstück, um 9 Uhr, begannen die Weiterverhandlungen. Die Frage ob Verband oder Verein wurde gestreift. Karten und Führer führten un mittelbar zu den Markierungen, die drei Gebiete erkennen ließen. Die östlichen Vereine markieren in Farben auf weißem Grunde in recht enger Gemeinschaft. Der sächsische Erzgebirgsverein verwendet, abgesehen von vier großen Fernwegen, die ebenfalls nach diesem Grundsätze gemarkt wurden, nur weiße Zeichen. Auf der böhmischen Seite des Erzgebirges wird wohl auch farbig auf weiß markiert, aber die Vielheit der Zeichen und die wenig ineinander greifende, wenn auch umfangreiche Tätigkeit der einzelnen Vereine schaffen ein Bild der Zerrissenheit. Eine Einheit besteht aber bei den großen Fernwegen, und nach dem An schlüsse Aussigs an die Arbeitsmethode der Ostvereine ist auch hier in absehbarer Zeit durch Zusammenlegen ört licher Markierungen zu großen Fernwegen ein einheitliches Bild zu erhoffen. Die durch den Reichsverband erweiter ten Vergünstigungen werden auch im Gebiete der Arbeits gemeinschaft noch weiter ausgebaut werden, um vorhandene Lücken zu schließen. Geklagt wurde über die Gründung von Organisationen, die versuchen, einzelne Arbeitszweige der Gebirgsvereinstätigkeit an sich zu reißen, wesens fremde Gründungen, geboren aus Führerehrgeiz, um sich mühelos ins fertige Nest zu setzen. Gemeinsame Abwehr maßregeln wurden aufgestellt. Die Vereinszeitschriftcn sind zu erhalten, Artikel und Druckstöcke gegenseitig auszutau schen, um den Mitgliedern auch Einblicke in die Nachbar gebiete gewähren zu können. Leistungen und Beiträge der Vereine wurden besprochen und verglichen. Sie zeigten ein Bild gewaltiger gemeinnütziger Arbeit. Eine Menge weiterer Anregungen und Austausch von Erfahrungen auf den verschiedenen Arbeitsgebieten führten dazu, daß die Tagung erst am Nachmittage geschlossen werden konnte. Als nächster Tagungsort kommt nur ein Punkt in Deutsch böhmen, und zwar im Osten, in Frage. Die endgültige Be stimmung trifft der Hauptverband der Deutschen Gebirgs- und Wandervereine für die tschechoslowakische Republik. „Werden und Vergehen unseres Ssnditeingebtrgeö" Vortrag der Gesellschaft für Heimatforschung Grottau Der am 21. November d. I. im Sitzungssaale des Grot- tauer Rathauses stattgefundene naturwissenschaftliche Vor trag des um die geologische Erforschung unseres engeren Heimatgebietes schon mehrfach verdienten Herrn Josef Sitte, Grottau (Bergakademie Freiberg), über „Wer den und Vergehen unseres S a n d st e i n g e b i r - N c s" hatte guten Besuch auszuwcisen. Nach einleitender Begrüßuno der Erschienenen durch den Vorsitzenden der Gesellschaft für Heimatforschung, Reichsbahnoberinspektor Alexander Haase, befaßte sich der vortragende Geologe Sitte unter Heranziehung der heu tigen Formen der Sandsteinlandschaft zunächst mit den einzelnen kleinen Veränderungen, die durch Witterungs einflüsse, Regen, Wind, Frost usw. entstehen, um auf dieser Basis ein umfassendes Entwickelungsbild von der ganzen Kretdesandsteinformation zu entwerfen und damit das Verständnis für die Zusammenhänge zwischen heutiger Geländeform und dem geologischen Aufbau derselben zu wecken. Die Zuhörerschaft wurde durch gedankenreiche Aus drucksform der Sprache im Geiste zurückgeführt bis zu jenen Zeiten, in denen das damals Norddeutschland be deckende Sandsteinmeer durch Muldeneinsenkung an der Knickstelle der alten Faltcnzüge des heute abgetragenen Variskischen Gebirges („Mitteldeutsche Alpen") langsam und unaufhaltsam auch in unsere Heimat eindrang. Die von den umgebenden Festländern in das Meeresbecken eingeschwemmten Verwitterungsprodukte bildeten das Ausbaumaterial für unsere Sandsteinlandschaft. Für die rein sandige Ausbildung im nördlichen Teil gab haupt sächlich der Granit der Lausitz seine quarzreichen Zer störungsprodukte her. Nicht nur die einzelnen Varietäten des Sandsteines wurden in ihrer Entstehung erklärt, son dern auch die ihnen örtlich beigegebenen Lebensspuren als Versteinerungen, vor allem aber die Leitversteinerungen wurden in einem besonderen Teile des Vortrages behan delt. Die Bedeutung dieser Zonen- oder Leitfossilien, d. h. derjenigen Versteinerungen, die nur einer bestimmten Schicht und damit einer begrenzten Bildungsepoche der Erdgeschichte angehören, also zur Altersbestimmung heran gezogen werden können, wurde besonders wertvoll klar hervorgehoben. Der Vortragende zeigte weiter, wie man auf Grund jener Leitformen den gesamten Schichtenkom plex in einzelne Stufen (Cenoman, Unter-, Mittel- und Oberturon sowie Emscher) eingestellt hat, und er reihte die Sandsteine der engeren Umgebung in diese ein. Für unsere engere Heimat ist so besonders interessant, daß gerade hier die ältesten Ablagerungen wie den Cenomans (Trögels- berg), Unterturon (Kaisergrund—Spitzstein) und des Mit- telturon (Pfaffenstein, Töpfer, Oybin) das Gebirge auf bauen. Dieses Gebiet stellt das spezielle Arbeitsfeld des Herrn Sitte dar durch Neubearbeitung des Cenomans und den Nachweis des Unterturons. Weiter ausgreifend wur den die Zuhörer noch bekannt mit den jüngsten, etwas weiter abgelegenen Absätzen des Oberturons und des Emschers, wobei der Vortragende ganz besonders auch der verdienstvollen Arbeiten der Herren Ändert und Dr. Mül ler gedachte. Die mehr oder weniger verworrenen Lagerungsvcr- hültnisse, die der Sandstein heute zeigt, führen zur Erklär rung jener gebirgsumbildcndcn Vorgänge, die während des Tertiärs (Braunkohlenzeitalter) das gesamte Sand steingebiet betroffen haben. In markanten Zügen wurde deshalb ferner die Entstehung der hauptsächlichsten Stö rungsgebiete gekennzeichnet, die unsere Heimat mitbetrof- fen haben, da dieselben zugleich Ursache einer vollkomme nen Zerschlagung der Sandsteinplatte in Schollen waren (Lausitzer Hauptverwcrfung, Erzgebirgsbruch, Mittel- gcbirgsbruch sowie die Aufwölbung des Jeschkens). Die darauf folgenden Ausbrüche jungvulkanischer Magmen lagerten sich der Sandsteinplatte in Gestalt von Kuppen oder Decken auf oder durchkreuzen sie als Gänge. Sie sind für die Herausbildung der Groß- und Kleinformen der letzte aufbauende Zyklus. Die Kräfte der Zerstörung, vor allem die abspülcnde und einschneidende Tätigkeit des fließenden Wassers, die absprengende Wirkung des Eises (Spaltenfrost) sowie die abschleifende des Windes, schaffen, verstärkt durch die klimatischen Einflüsse der Eiszeit unser Heutiges Laudschaftsbild, das vom Vortragenden trefflich herausmodelliert wurde. Zum weiteren Verständnis dieses theoretischen Teiles des Vortragsthemas wurden anschlts-