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Religion der Japaner einen tieferen Blick zn tun, doch stellte er fest, daß der Buddhismus in vielen Beziehungen an die römisch-katholische Kirche erinnere. Die Eheschlie ßung findet ohne jede Mitwirkung der Kirche statt. Die Zeremonie erschien recht einfach, jedoch spielt die Zahl drei, die das ganze japanische Leben beherrsche, eine aus schlaggebende Rolle. Eine Unmenge prächtiger Tempel bauten, darunter die berühmten von Niko, erschienen auf der Leinwand und, da zumeist in landschaftlich herrlicher Umgebung gelegen, war der Übergang zur Bewunderung der Naturschönheiten gegeben. Der Globus ist etwas ge wöhnt. Man kann ruhig sagen, er ist in Bezug auf Licht bilder verwöhnt. Was aber hier gezeigt wurde, läßt sich kaum schildern. Diese wundervollen Bilder einer Land schaft, an und für sich bereits eigener Art, in einer farben prächtigen Ausmachung, wie sie eben nur ein Künstler nach empfinden kann, die Bltttenpracht der recht roten japa nischen Kirschblut und all das belebt von den feenhaften Kostümen der zierlichen Javanerinnen, muß man einfach gesehen haben. Reis- und Teekulturen wechselten mit Aus nahmen ans den bergmännischen Betrieben, die wiederum Aufschluß gaben über das reiche Erzvorkommen, insbeson dere aber von Kupfer. Der Kriegsausbruch setzte der be ruflichen Tätigkeit des Vortragenden ein Ende, wenn auch nicht seiner persönlichen Freiheit. Er war genötigt, sich nach Aokohama zurttckzuziehen. Hier war Gelegenheit, sich mit dem gesellschaftlichen Leben der Japaner zn befassen. Häusliche Feiern gibt es nicht. Alles, was Repräsentation usw. erfordert, spielt sich im Teehaus ab. An und für sich ist der Japaner recht vergnügungsliebend. Ganze Theater straßen wurden gezeigt mit ihren bunten Fahnen und auch mit Innenaufnahmen aus Vorführungen. Prächtige Som merfrischen enthüllten sich dem Auge der Anwesenden, nm schließlich mit dem Wahrzeichen Japans, dem Fudschi Jama, ausgenommen von der Heimfahrt, die Lichtbilder serie abzuschließen. Bemerkt sei, daß die Heimfahrt mitten im Kriege über Nordamerika stattfand, ein Abenteuer ganz für sich. So prächtig die Bilder waren, so lebendig der Vortrag, er hatte doch einen kleinen Mangel: Die Akkustik des Kroncnsaales ist eben nicht die beste und schließlich kann von einem 70 Jährigen auch nicht eine donnernde Kommandostimme erwartet werden. Daß trotzdem dem Redner ein brausender Beifall gezollt wurde, den Herr Junker in warmen Worten noch verstärkte, bewies, daß einmal peinlichste Ruhe während des Vortrages bewahrt worden war, um dem Redner doch folgen zu können und ferner, daß wohl die Pracht der Bilder zu einem Bei fallsstürme geradezu herausforderte. 76-Mkftikr des ßumSMvrreins Ebersbach Recht rauh war der 30. Oktober, an dem der Verein seinen 70. Geburtstag feiern konnte. Große Schneeflocken fegte ein eisiger Nordwest durch die Straßen und ließen jeden näher an den Ofen rücken. Kein Wunder also, wenn sich nur eine kleine Schar zur Feier auf unserer Baude eingefunden hatte, von dem 2. Vorsitzenden, Verwaltungs sekretär Schluckwcrder, herzlich begrüßt. Die Kapelle Grübler, Löbau, spielte flott und zeigte großen Schwung in ihren Leistungen. Der 1. Vorsitzende, Lehrer Küchler, verglich in seiner Festrede den Verein mit dem Wanderer, der die Höhe erklommen hat und zurückschaut auf das hinter ihm Liegende und Ausschau hält zu neuer Wande rung. Am 28. Oktober 1861 fanden sich einige Naturfreunde in der Wohnung des Gemeindcvorstandes Gabriel Müller zusammen und gründeten den Verein, dessen Vorsitz Herr Müller übernahm. Sein treuer Helfer und Berater war August Weise, der auch den Grund zur Ebersbacher Chro nik legte. Man benannte den Verein nach dem großen Forscher Alexander von Humboldt, dessen Verdienste um die Erforschung und den Aufschluß der Natur unvergäng lich sind. In regelmäßigen Abständen traf man sich zu Ver sammlungen, in denen Herr Müller 87 Jahre mit seltener Hingabe den Vorsitz führte. Nach 37 Jahren zählte der Verein über 100 Mitglieder. Auf die Vortragsabende wurde später auch die Behandlung allgemeiner Zeitfragen ausgedehnt. 1904 übernahm Sparkassendirektor Hermann Ändert den Verein, der ihn immer mehr zur Höhe empor führte und dessen Name durch sein rastloses Arbeiten un trennbar mit der Geschichte des Humboldtvereins verbun den sein wird. Der Gedanke der Schaffung eines eigenen Heimes ging 1912 mit der Baudeneröffnung in Erfüllung. Das früher im Gemeindeamt untergebrachte Museum wurde damit auch in die Baude verlegt. Der Weltkrieg forderte aus den Reihen seiner Mitglieder schwere Opfer. 11 Männer kehrten nicht zurück. Der Schöpfer und Pfleger des Alpengartens, Lehrer Walter Schmidt, starb den Tod fürs Vaterland. Auch nach dem Zusammenbruch geliang cs dem Verein, über alle Klippen Hinwegzukommen. Nach der Inflation kam man auch im Humboldtvcrein wieder in geregelte Bahnen und die Mitgliederzahl stieg erfreu licherweise von Jahr zu Jahr. Herr Küchler dankte allen Mitarbeitern und wies darauf hin, daß der Verein am Ausbau der Wegemarkierungen großen Anteil habe. Er bat um weitere Mitarbeit und Werbung für den Verein und schloß mit dem Goethewort „Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten". Der Vortragskünstler L. Waldau er rang sich mit seinen zahlreichen lustigen Vorträgen bald die Sympathien der Besucher. Herr Küchler ehrte den Baudenwart Hermann Rößler durch Überreichung des eigenen Bildes, das im Lausitzer Stübel seinen dauernden Platz erhalten soll. Er dankte ihm für seine treue Arbeit und wünschte, daß es ihm noch oft vergönnt sein möge, in öcr Baude Einkehr zu halten. Der schönste Lohn müsse ihm wohl die Freude der Tausende sein, die diese beim Besuch der Humboldtbaude empfinden. Die Namen Humboldt- baude und Rößler gehören unzertrennbar zusammen. — Die Mitglieder blieben in geselliger Weise noch recht lange vereint. Sebirgsverejn Sonsdorf-SanWmsche Der Verein brachte für unfern Ort und auch für die Mitglieder des Vereins ein besonderes Ereignis. Es war erfreulicherweise gelungen, Fliegerhauptmann Köhl, den Bezwinger des Ozeans mit dem Flugzeug von Ost nach West, zu einem Vortrag zu verpflichten. In geradezu vortrefflicher und überzeugender Weise schilderte der Vor tragende seine Heldentat des Fluges von Ost nach West mit der „Bremen". Auch würdigte er hierbei die wertvollen Verdienste seiner beiden Begleitkameraden, Freiherr von Hünefeld und Major Fritzmaurice. Es war ein Genuß nud ein Miterlebnis, den so begeisterten und ausführlichen Schilderungen in einem dreistündigen Vortrage zuhören zu dürfen. Der Vortrag wurde begleitet von einer Reihe Lichtbilder und einem Film. Der nichtendenwollende Bei fall bewies, wie befriedigt die Zuhörer waren. Infolge des schlechten Wetters ließ der Besuch etwas zu wünschen übrig. Mtrgsvmln Sybin Der Verein hielt am Montag, dem 9. November, im Cafs Richter eine arbeitsreiche V o r sta n ds s i tz u n g ab, die vom Vereinsvorstand Ernst Byhahn abends ^«9 Uhr eröffnet wurde. Durch die lange Pause seit der letzten Ver sammlung hatte sich eine Unmenge Beratungsstoff ange häuft. Herr Paul Nüsfer als Vertreter beim Lusatiaver- band erstattete Bericht über die Vertretersitzung des Ver bandes. Den Ausführungen wurde mit großem Interesse gefolgt. Eine ergiebige Aussprache von feiten der Vor standsmitglieder war der Erfolg des Berichts. Der Vor-