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werden konnten. Die wvhlgelungenen Bilder zeigten das Innere der Höhle. Ein Plan zeigte die vielfachen Veräste lungen dieses Labyrinthes, die nur dem Forscher zugäng lich sind. Für die Massenbesucher ist nur ein Teil der Höhle zugänglich gemacht worden. Hier erst beginnen die Schwie rigkeiten, man kann sagen, die Kunst der Höhlenwande rungen, durch den Mangel an Licht viel gefährlicher als manche Kletteret an glatter Felswand. Gewaltige Ab gründe, ost erst wenige Schritte vorher zu erkennen, füh ren in eine unabsehbare Tiefe, die aber doch genommen werden muß. Kriechen durch enge, oft schlammerfttllte Röh ren führt schließlich zu einigen besonderen Sehenswürdig keiten. Da ist der Riesentropfstein, an Hand dessen man das Alter der Triasformation auf 600 000 Jahre berech nete, ferner die Diamantenkammern, benannt nach den wundervollen Kalkspatkristallen, die Kammer des Grauens und andere Räume, die sich unter der Erde kilometerweit dahinziehen. Die Entdeckung einer neuen Eishöhle bezw. deren Zugang, dem Frauenofen, zeigte, daß diese Höhle einst vom Höhlenbär bewohnt wurde, da sich zahlreiche Knochenreste vorfanden. Die Annahme, daß die ganzen Höhlen des Tennengebirges einst zu einem zusammenhän genden unterirdischen Flußlaufsystem gehörten, ist wahr scheinlich, zeigt doch die überlagernde Hochfläche vollstän digen Karstcharakter. Der ungemein fesselnde Vortrag löste starken Beifall aus. 2. Glo b u s v ortjra g. Der 2, Vereinsvorsitzende, Pfarrer Brussig, eröffnete den 2. Vortrag, sich zunächst recht humorvoll für seine Wahl bedankend. Das Ehren mitglied Bruno Wünsche hat dem „Globus" das Werk „Die deutschen Kolonien" in Farbenphotographie geschenkt, wo für der Versammlungsleiter herzlichst dankt. Sodann er griff Studienrat Grünert das Wort zu seinem mit sehr guten und deutlichen Lichtbildern ausgestatteten Vortrag „Im Lande der Mitternachtssonne". Die Fahrt fand im Jahre 1929 statt, und zwar mit dem später untergegange nem Hapagdampfer „Monte Cervantes". Hamburg als Reiseantritt sowie die Elbemündung fanden eingehende Würdigung und über Helgoland, dazwischen dithmarschen und friesischen Baustil streifend, ging es zunächst nach Bergen, der uralten Hansastadt mit seinen alten, teils be festigten Hansahäusern. Ein Abstecher mit der Bahn ins Rauntal zeigte gleichzeitig die Entstehung der Fjorde durch Gletscherzungen. Ein Höhenblick über Bergen selbst und die vorgelagerten Inseln -Norwegen hat deren 150 000!) entzückte. Die Polartaufe, wohl eine Nachahmung der Auquatorialtaufe, zur Unterhaltung der Fahrgäste auf gezogen, zeigte im wesentlichen das von der letzteren her bekannte Bild. Über Tromsö mit der Narvigbahn wurde schließlich das Nordkap bestiegen. Über die Bäreninsel ging es an die Küsten von Spitzbergen, tief hinein in die Tempelbucht und in die Magdalenenbucht mit der Gräber halbinsel, um schließlich die Packeisgrenze zu streifen. Auf die fast ohne Pflanzenwuchs dastehenden öden Felsen von Spitzbergen folgte ein neuerlicher Besuch der nordischen Küste, deren Bewohner mit ihrem Erwerbe hauptsächlich auf das Meer angewiesen sind. Wohl sind die Walstationen wegen fast vollständiger Ausrottung des Walfisches in der Arktis aufgelassen, aber der Kabeljau, je nach der Art der Trocknung dann im Handel Stockfisch oder Klippfisch be nannt, lohnt noch immer den Fischzug in den Lofot-Jnseln, die nach Hammerfest, der nördlichsten Stadt Europas, be sichtigt werden. Der Teufelssund sowie die „Sieben Schwestern", ein 900 in hoher Wasserfall, bildeten Perlen der nordischen Landschaft. Der prächtigste Fjord, aber fast 200 Kilometer lang, der Sognefjord, bildete den Abschluß der recht preiswerten Reise. Was alles für die 820 NM. in den 23 Tagen gesehen wurde, zeigten die Lichtbilder. Was aber auf dem Schiffe selbst geboten wurde, führte der Redner an Hand einer Reihe von Innenaufnahmen vor. Die ungeheure Farbenpracht der leuchtenderen nor dischen Pflanzen, die gewaltigen Felswände und die kalte Pracht der in Spektralfarben glänzenden Gletscher, über strahlt von dem matten Lichte der Mitternachtssonne, lassen Norwegen als das Land der künftigen Reisesehnsucht er scheinen, das dem Maler insbesondere Aufgaben stellt, die italienischen Naturstücken als mindestens gleich zur Seite gestellt wierden können. Pfarrer Brussig unterstrich den reichlichen Beifall, den der Vortrag gefunden hatte, durch ein Schlußwort, das noch einmal die seekundigen Nor weger als vermutlich reinsten germanischen Stamm be zeichnete. Reisecindrücke aus Japan. 3. Globusvortrag. Studienrat E. Franz gab ein gangs bekannt, daß eine Anmeldung vorliege. Der Bühnen volksbund beginne am 6. November mit seinen Vorfüh rungen, die stets vom „Globus" unterstützt wurden, und der Hanelsche Führer durch Nordböhmen liege zur Ein sicht auf. Sodann ergriff Hüttendirektor Venator das Wort zu seinem Vortrage über Japan. Der Fudschi Jama eröffnete die Reihe glänzender Lichtbilder eigener Aus nahmen, von einem japanischen Künstler wundervoll kolo riert. Redner schilderte, daß ihn sein Beruf als Ingenieur zunächst 4—5 Monate ins Land der ausgehenden Sonne geführt hatte. Im Frühjahr 1914 erfolgte seine endgültige Berufung zur Ausgestaltung der Erzgewinnung in diesem Lande. Man merkte dem Vortrage sofort an, daß hier nicht ein flüchtiger Besucher des Landes sprach. Nur der längere Aufenthalt konnte eine derartige Menge von Ein zelheiten aus dem inneren Leben und Treiben Japans bringen, das sonst von Reisenden wohl weniger beobachtet wird. Zunächst erfolgte eine Klarlegung der Verkehrsver hältnisse. Im Norden dienen dort, wo die Schmalspur bahnen auch nicht mehr angelegt werden konnten, Rikschas, zweirädrige Karren, von Kulis gezogen. Im Süden, der flußreicher ist, erfolgten die Reisen mit Booten, die eben falls durch Menschenkraft vorwärtsgestoßen werden. An Charaktereigenschaften hob der Vortragende die außer ordentliche Höflichkeit der Japaner hervor. Er zerstreute vollständig die irrige Vorstellung über Falschheit und Ver schlagenheit. Besonders hervorgchoben zu werden verdient die peinliche Reinlichkeit der Japaner, die es erfordert, daß selbst der einfachste Arbeiter täglich sein Bad nimmt und kein japanisches Haus mit Schuhen, an denen doch Staub hängen bleiben könnte, betreten werden darf. Diese bleiben vor der Türe stehen, ohne daß jemals Diebstähle vorkommen. Ein besonderes Kapitel nahmen die Geishas ein. Redner war voll des Lobes über diese, eigens zur Unterhaltung erzogenen Wesen, ohne welche ein japanisches Gastmahl oder Fest undenkbar erscheint. Als Teilnehmer verschiedener derartiger Veranstaltungen schöpfte er reich lich aus dem Borne der Erfahrungen. Die Frauen, welche durch ihre farbenfrohen Kleider der ganzen japanischen Landschaft ein eigenes Gepräge geben, konnten in verschie denen Aufnahmen gezeigt werden, um die Eigentümlichkeit der Frisur sowie der Holzschuhe zu bewundern. Letztere lagen neben verschiedenen anderen japanischen Kleidern, Zeichnungen und Schriften in der Pause auch zur Besichti gung im Originale auf. Die leichte Bauweise der Häuser aus Holz und Papier erklären die vielen und ausgedehn ten Brände, die aber nicht so tragisch zu nehmen seien als bei uns, denn wesentliche Werte werden dabei kaum ver nichtet, da auch die Wohnräume keinerlei Einrichtungen zeigen, wie wir sie gewohnt sind, als Möbel, Tische, Schränke usw. Der Japaner sitzt am Fußboden und schläft auch auf demselben und eine Matratze ersetzt das Bett. Als unangenehm empfand der Vortragende die Rattenplage. Er führte weiter aus, daß es ihm nie gelungen sei, in die