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dorfer Wallfahrtskirche und 100 Jahre Heibornfest" (1926), „Neue Deutung des Ortsnamens Schirgiswalde" (1926), „Johann Georg von Ottenfeldt, der Gründer von Neu- schirgiswalde" (1927) und viele andere. Ein Kultnrbild zur Bautzener Schießbleiche entwarf er in seiner Arbeit „Zum Ursprung der Schützenfeste" (1926). Auch das Heitere ist ihm nicht fremd und die Mundart pflegt er zugleich in Erzählungen wie „Dr Schießlrouck" und „'n Farschter seine Dackel". Selbst an heiteren Mundartgedichten fehlt es ihm nicht. Die Schule hat manches durch seine Arbeit gewonnen. Und in seinem fünfbändigem Malbuch für Schule und Elternhaus weiß er in einem volkstümlichen Tone in den Kindern die Lust zum Zeichnen und Gestalten zu wecken, ebenso wie in seinem Buche „Der lustige Maler". Er war einer der ersten, die sich lebhaft für das Schulkind ein setzten. Rührend ist es in seiner Schrift „Wie unser Schul kino entstand" darüber zu lesen. Und gerade hier zeigt sich, wie hinter einer etwas verschlossenen Natur, die dem Lausitzer zu eigen ist, sich ein Mensch und ein Erzieher verbergen, die mit warmem Herzen und mit viel Liebe zu ihrem Volke und besonders zu den Kindern wertvolle Schätze heben. Und das alles mit einer Schlichtheit und Stille, die umsomehr zu einem Danke am Jubeltage des Sechzigjährigen berechtigt. Herbert Henkner. Beisetzung Er. Exzellenz des Grasen von Einsiedel Reibersdorf. Die Glocken von Bad Oppelsdorf, Reibersdorf und Friedersdorf läuteten... Es wird einer zur letzten Ruhestätte geleitet, der dieser Orte Kirchen patron war,- einer, dessen vornehme und christliche Gesin nung viele kannten und ehrten: Johann Georg Graf von Einsiedel. Kurz vor Vollendung seines 83. Lebensjahres, nach langem Leiden, rief ihn Gott in die Ewigkeit. Mit ihm ging der Senior des Geschlechts, der ungebeugte Recke aus großer Zeit von uns Um >42 Uhr versammelten sich die um ihn Trauernden im Schlosse, wo der Tote aufgebahrt lag. Tags vorher war er nach schlichter Feier im engsten Kreise eingesargt worden. Viele wollten ihn noch einmal sehen und zogen an ihm in den Abendstunden vorüber. Umflorte Fahnen, wohin man blickte; verschiedenste Uniformen. Kränze über Kränze, die nichts als Dank und Treue zum Ausdruck bringen wollten. Tiefbewegte Ge sichter unter trübem Himmel. Totenfeststimmung .... Leise Harmoniumklänge, des Verstorbenen Lieblingschoral: „Ich hab von ferne, Herr, deinen Thron erblickt . . ." Über das Lieblingswort des Grafen aus der Bibel spricht der Ortsgeistltche, Pfarrer Wernicke: „Christus — der ist mein Leben!" Er schildert ihn als einen echten Christen, kampffroh, gütig, gottergeben; in Leid und Freud sich treu bleibend, stets vorbereitet auf die Ewigkeit. Dann rühmt ihn der Zittauer Oberkirchenrat als den vorbildlichen Kirchenpatron, der stets für Gotteshaus und Seelsorger seine ganze Kraft einsetzte; Pfarrer Schäfer gedenkt der Gastfreundschaft des gräflichen Hauses, der schwerkranke Pfarrer Egelkraut, lange Jahre hier wirkend, ruft dem Toten das Wort nach von dem „Mann, der die Anfechtung erduldete", die Geistlichen von Weigs- dorf und Seidenberg erwähnen die Gebesireudigkeit des von Einstedelschen Geschlechtes. Kirchenvorstände danken mit herzbewegenden Worten dem „Edelmann mit der vor nehmen Gesinnung", für den Kurverein von Bad Oppels dorf in tief bewegten Worten Oberlehrer Lorenz. Ge bet sodann; ein hoffnungsvolles „Harre des Herrn!" und Aussegnung des Toten. Um den Sarg militärische Posten. Langsam bewegt sich der Zug hinab. Ein Trauermarsch erklingt, man salutiert. Zwei Kissen mit Orden werden vorangetragen. Über Tannenreis geht es auf schmalem Parkweg zur Gruft. Dort soll der Tote vorläufig ruhen, wo man den wunder baren Blick über die Felder nach Zittau und der Berg welt hat.... „Halbmast die Flagge auf unserm Schloß So manche Träne um „Einen" floß . . . Es grüßt im Sterben die herbstliche Flur Den letzten Ritter von Mars la Tour. Er hat gedient einst mit Herz und Hand Drei Königen hier im Sachsenland; Des Lebens Parole war „Treue" nur Dem letzten Ritter von Mars la Tour. Und wenn wir von deinem Sarge gehn Und mitten im Lebenskämpfe stehn —, „In Treue fest" sei auch unser Schwur, Du letzter Ritter von Mars la Tour!" Das waren mit Gebet und Segen des Ortspfarrers Schlußworte. Dann sprachen als Vertreter des ehemaligen Königs von Sachsen Exzellenz Graf von Tümpling, für Prinz Johann Georg Exzellenz Generalleutnant von Schmieden, für die Offiziere des 1. Gardedragoner regiments Exzellenz Generalleutnant von Bären- sprung, für den Verein ehemaliger 1. Gardedragoner Hermann Busch und Günther aus Berlin, für den „Stahlhelm" in markigen Worten von echtdeutschem, reli giösem Geist Soffner, Ostritz; Militär- und Feuer wehrverein aus Creba fanden würdige Vertretung. Ein drucksvoll waren die Worte von Kamerad Weickelt (Militärverein Reibersdorf) und besonders die des Re vierförsters Straube, der seinen über alles geliebten Herrn so oft durch den Wald geleitet hatte . . . Das Lied vom „guten Kameraden" ertönt, drei Salven werden geschossen — Feuerwehr, Turn- und Gesangverein, der „Stahlhelm", Bund „Königin Luise", Nationalsoziali stische Arbeiterpartei — alles, wofür der Verstorbene reges Interesse bewiesen hatte, bildet noch einmal Spalier. Der gräfliche Revierförster läßt das Halali ertönen. Ehrfurchts voll läßt man die Familienglieder des gräflichen Hauses vorbeiziehcn Und zuletzt ein Parademarsch vor Sem Schlosse! Helm büsche, klingendes Spiel, wehende Fahnen, strammer Schritt — große Vergangenheit grüßte noch einmal . . . Allmählich wird es stille. Der frühe Abend bricht her ein. Autos bringen auswärtige Gäste heim; stummes Ver neigen vor Len Trauernden. Durch den Park schreitet eine leidgeprüfte Frau; sie will noch einmal bei dem teuren Gatten sein Keiner wirb diese Stunden vergessen . . . Sie Schanze In Ebersbach bet Mlttz Auf dem Kesselberge in Ebersbach liegen die Reste einer alten Befestigung, deren Alter bisher noch ungewiß war. Nun ist durch die Bemühungen oes Ingenieurs Marquardt Reichenbach auch dieses Rätsel gelöst, denn er fand bei sorg fältigem Absuchen des Berges und der Anlage selbst Ton gefäßscherben, die einwandfrei als slawisch erkannt werden konnten. Sie wurden in der Vorgeschichtlichen Abteilung des Kaiser Friedrich-Museums (Gedenkhalle) zu Görlitz ab geliefert, wo sie in der Burgwall-Ausstellung gezeigt werden sollen. Schon im Jahre 1833 waren von Görlitz aus ergebnis lose Versuche zur Altersbestimmung der Kesselschanze gemacht worden. Jetzt ist also auch die letzte der IS in der Preußi schen Oberlausitz heute noch sichtbaren slawischen Schanzen als solche erkannt. Am Nachmittag des 14. November hat die Gesellschaft für Anthropologie, Urgeschichte und Volks kunde der Preußischen Oberlausitz den Ebersbacher Burgwall besichtigt.