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GrsrlWafi für Lausitzer Schrifttum Die Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum tagte am 3. und 4. Oktober in dem reizend gelegenen Cunewalde. Den Auftakt bildete die Uraufführung von Oskar Schwärs neuem Mundartdrama „D'r Grutzvoater", über die ein besonderer Bericht vorliegt. Vor Beginn des Spiels begrüßte Herr Looke als Vorsitzender des Gebirgsvereins für das Cunewalder Tal (Mitglied des Verbandes Lusa- tia) in herzlicher Ansprache die riesige Menge der erschie nenen Gäste und namentlich die Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum, mit der sich sein Verein in Bezug auf gemein same Pflege des Heimatsinnes eng verbunden fühle. Nach der Aufführung hielt ein geselliges Beisammensein, das sehr gemütlich und harmonisch verlief, die Cunewalder und ihre Gäste noch mehrere Stunden lang in fröhlichster Stim mung vereinigt. Ziemlich problematischer Natur war allerdings die auf den folgenden Vormittag angesetzte Jahreshauptver sammlung der Gesellschaft, die bekanntlich ihren Sitz und die bei weitem überwiegende Mehrzahl ihrer Mitglie der in Bautzen hat. Daselbst traf am Sonntag eine außergewöhnliche Fülle anderwetter Veranstaltungen zu sammen, und so kam es, daß bei der Hauptversammlung in Cunewalde nicht nur der ganze Arbeits- und Verwal tungsausschuß geschlossen durch Abwesenheit glänzte, son dern auch im übrigen nicht ein einziges der Bautzener Mitglieder zugegen war. Unter diesen Umständen blieb die Versammlung ein Rumpfparlament, das in seiner Arbeit außerordentlich beschränkt war und die wesentlichsten Aufgaben einer Jahreshauptversammlung nicht zu lösen vermochte. Der Vorsitzende Oskar Schwär begrüßte die sonst gut besuchte Versammlung, gab eine Reihe von Ein gängen und die Aufnahme eines neuen Mitgliedes bekannt und widmete dem im Mai verstorbenen Mitglied Professor Dr. Kurt Müller einen tief empfundenen Nachruf. Das Andenken des Toten wurde in der üblichen Form geehrt. Weiterhin gedachte der Versammlungsleiter des Umstandes, daß der zweite Vorsitzende Fritz Bertram aus Lauban am 9. Oktober das 60. Lebensjahr vollendet. Er würdigte seine außerordentliche Arbeitskraft und seine verdienstvolle Betätigung für die Gesellschaft. Der Gefeierte dankte mit bewegten Worten für die ihm bereitete Ehrung. Beschlossen wurde, daß die nächste Tagung auf alle Fälle in der preußischen Oberlausitz stattfinden soll. Mit den nötigen Vorbereitungen wurde Fritz Bertram betraut. Er wirb sich mit dem Mitglied Janke in Görlitz in Ver bindung setzen. Bezüglich gewisser Mißstände fand eine aus gedehnte kritische Aussprache statt,- das von bemerkens werter Einmütigkeit der Versammlung zeugende Ergebnis soll in geeigneter Form an zuständiger Stelle unterbreitet werden. Hinsichtlich anderer Punkte gaben Oskar Rolle aus Löbau und Bertram wertvolle Anregungen, denen die Versammlung einhellig zustimmte. Reichard aus Zittau bat um eine Vorstandsabordnung zu der am 7. No vember in Zittau stattfindenden Herbsttq.gung des Verbandes Lusatia, bei der die Gesellschaft als Ver bandsmitglied ausgenommen werden soll. Damit war, so weit es nach Lage der Verhältnisse möglich war, die Ta gesordnung erledigt. Im Anschluß hieran lasen Fritz Bertram und Rudolf Gärtner aus ihren neuen Wer ken vor. Der erstere wählte den ersten Akt seines Dra mas „Kora". Das Werk ist der erste Teil einer Trilogie, die in tiefgründiger Weise den Kampf um ein freies Priestertum behandelt. Die drei Helden sind Moses, Saul und Jesus. Das vorgelesene Werk ist in antiken Trimetern von klassischer Schönheit geschrieben, wie sie Schiller in der letzten Szene des Don Cesar (Braut von Messina) an wendet. Der ungemein dramatisch bewegte Akt hinterließ einen wuchtigen Eindruck und den lebhaften Wunsch, mög lichst bald das ganze Werk kennen zu lernen. Ebenso ge waltig packte Rudolf Gärtner seine Hörer mit einem ergreifenden Kapitel seines neuen Silbermann-Romans, der nach der gehörten Probe ebenfalls eine außerordentlich wertvolle Arbeit zu sein scheint. Beide Vortragende fan den stürmischen Beifall. Leider war unterdessen auch die Zeit des Voneinandergehns gekommen. WerbisürdieSberlausitzerKeimaiZkiiung Je Eiloaduns Von Erich Pompe. 's woar oa en Sunntag Murgen. Do bruchte der Pustbote en Brief. Meine Froo macht« uf und loas. „Nu, steh ock amool hie har! Woas füll denn doas bedeuten?" — Ich guckte oh mit nei und loäs, doaß mer fern andern Obend im sieben vu unsen Freinde Oskar und senner Froo wegen an frehlichen Ereegnisse an Roatskaller ei- geloaden wern zun woarmen Obendassen ganz noh eegner Woahl. Meine Froo fing sich oa, a Kupp ze zerbrechen. — Doaß doas mit dan frehlichen Ereegnisse nischt zu bedeu ten hudde, wie ihr andern 's euch vielleicht denkt, doas mußt mer,- denn unser Fremd Oskar is schun ieber de Sechzig weg, und wenn a oh heute noh a kreizfideles Haus is, doas eene is kloar: Ha su gutt wie Seine, de Martha, die anne harzensguöe Seele is, sitte Dummheeten machen die bee- den nemieh! Doh sahn se is Laben vill ze arnst oa,- doaß ersch ock wißt! — Mer kunnten uns aber goar nischt Richt gis denken. Sellten se etwa a Jubileum feiern? Wan kennt ma ock froin? Mer wußten goar ne, wie mer woas raus kriegen kennten. Krugs Otton mecht ma amohl froin,- dar kennte amende woas wissen, dar is doch oals junger Karle mit Oskarn zusoammgcwast. Aber dar is ju furtgefoahrn- doas gieht doch halt oh ne. — 'n sechzigsten Geburtstag hoat a doch schunt gefeiert! — Meine Froo machtch a ganzen Dag Surge, woas se ock eegentlich ver a Fahnl oaziehn kennte. „Woas meenste denn, ob'ch 's Schwoarzseidne oa- zieh oder is Oappelsinengaale?" „Ach weßte, wenns bein'n en Hause wiär, do ließch mersch gefoalln,- aber su eis Wirtshaus, do dät'ch ock woas Geweenliches oaziehn." „Weßte, ob'ch ock mechte der Martha a poar Bliemel mit nahm?" „Doas dät'ch ne machn- su en effentlichen Lukoale, doas gibt ze vill Ufsahn!" Dan andern Nohmittch gieh'ch wieder ei meine Be schäftigung und mer machen aus, doaßch ne mich irscht heemkumm, sundern glei en Roatskaller gieh. Meine Froo meente: „Oskar und de Martha kumm ju hie verbei,- do warn se miech wull oabhulln!" Nochern is er noh eige- foalln, doaß se kennten Silberhuckst hoan. Herrjch, wenn se ock noh amohl mit mer räden kennte,- do mecht mer doch woas schenken,- aber woas ock flink. — Na gutt dan Dinge! Jech kumm also im sieben en Roatskaller. Kee Mensch is do! Jech such mer an grüßen runten Diesch ei enner Ecke und bestell mer a Seidel Bier. Endlich kimmt meine Froo — mutterhundalleene! Mer woarten und woarten. Jitz gieht de Diere uf, do kimmt mei Fremd Baul mit senner Froo, der Olga. Se ziehnch beede aus. De Olga hoat goar a schwoarzes Spitzenkleed oa mit enner schirm Blume en Girtel, und Baul hoatch ei a Schniepelruck geschmissen. Se kumm ganz feierlich uff uns zu und bedanken siech ver de Eiloadung. „Mier hoan euch eigeloadt?" — „Nu freilich, 's flieht doch dei Noame drunter!" — „Nee, woas de ne soist!" boat iech antwurten. Dernoh braucht iech nischt mich ze reden,- die beeden Weiber besurgtens ganz alleene. — „Mier hoan euch bestimmt ne eigeloadt- do dät iech doch woas wissen!" — „Nu, 'ch kenn aber doch de Schrift vu denn Moanne." — „Aber, liebes Kind, wenn mier woas machen wellten, do dät mersch doch derheeme machn." —