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Fritz Bertram, ter SiWr tu »rmUchm LberlauW Zu seinem 60. Geburtstage. Unsere besten Lausitzer Dichter leben eigenartiger Weise an den Grenzen unserer Heimat, so Oskar Schwär in Dresden, Richard Blasius in Schandau, Rudolf Gärtner in Hellerau, und wenn wir es nicht ganz genau nehmen auch Fritz Bertram in Lauban. Lange hat dieser zuletzt ge nannte darunter leiden müssen, daß gerade in der sächsischen Oberlausitz der alte Fehler nicht weichen wollte, die preu ßische Oberlausitz nicht mehr voll als Lausitzer Heimat gebiet zu betrachten. Aber in den letzten Jahren hat der Name Bertram auch bei uns seine verdiente Beachtung gefunden. Er ist neben Oskar Schwär der Beste unserer Dichter, die das heimatliche Erleben aus der großen Per spektive betrachten. Mit seinen Mundartstücken kann er sich Wilhelm Friedrich an die Seite stellen und neben seiner dichterischen Arbeit hat er auch in heimatkundlicher Be ziehung große Verdienste. Am 9. Oktober feierte er seinen 60. Geburtstag und er verdient es, daß wir auch in der sächsischen Oberlausitz seiner gebührend gedenken. Freude, Sonne und strahlender Goldeswert war der Inhalt seiner Jugendjahre, Romantik seine ganze Jugend. Ja, es war eine Schillerjugend, die der kleine Fritz ver bringen durfte. Ein Geistlicher wollte er werden. Die Lieben mußten geduldig seine Predigten über sich ergehen lassen. Sein inbrünstiges Herz verlangte nach Morgen- und Abendandacht und ahnte wohl kaum, wieviel Trost es der armen, von Nöten gequälten Vergolöerfamilie spen dete. Als kleiner Dichter und Regisseur legte er frühzeitig eine geschickte Gestaltungskraft an den Tag, deren Zeugen immer und immer wieder Angehörige, Freunde und Ver wandte sein mußten. Jauchzende Wonne einer glückseligen Jugend spiegelte sich in diesen Jahren wider und selbst dem wunden Herzen des Vaters, den es wohl am meisten schmerzen mochte, einem solchen Sohne nicht eine glückliche Zukunft sichern zu können, wird mancher Freudenstrahl zu neuer Hoffnung belebt Haben. Solange Großmütterchen noch Märchen erzählte, indes der kleine Fritz ihr anschmie gend und lauschend zu Füßen saß, war alles noch gut. Doch dann kam die rauhe Hand des Schicksals, die den jungen Träumer jäh aufrütteltc und ihm des Lebens ernstes Führen so rauh vor die Seele stellen sollte. Leidvoll waren die Jahre, als das Geschäft des flei ßigen Vergolders durch die industrielle Einwirkung mehr und mehr nachließ, als das Vaterhaus preisgegeben wer den mußte und eines Tages der Vater verzweifelt in den Frühling hinausptlgerte und ach — nimmer wieder ¬ kehrte. Glaube und Heimat! Das waren die Leitsterne Fritz Bertrams aus jener Zeit vorwärts und aufwärts, heraus aus Not und Pein. Glaube, Mutter und Heimat haben ihn zu dem gemacht, was er geworden ist. Treue Freunde halfen ihm, sein Studium durchzuführen und er hat es ihnen vielfältig gelohnt und gedankt durch all das, was er seiner Heimat geschaffen hat. Seine Heimat darf heute mit stolzer Freude auf ihn blicken. Sie gab ihm Licht. Er aber umrankte sie mit Immergrün und schmückte sie mit Rosen. Erinnert uns Bertrams Jugend an den theosophischen Schwärmer Blasius, der seinen Schulkameraden von Stein haufen herab Predigten hielt, und an den Frühdichter Burkhardt, der vor leeren Stühlen unentwegt theaterte, so erinnert uns Bertrams späteres Schaffen sehr an feinen Dichterkollegen Friedrich, der auf fast ähnliche Weise zum Schaffen angeregt wurde. Als Hauptbeteiligter an den Volksunterhaltungsaben- -en, die seit lSvl in Lauban stattfänden, Hatte er die Auf gabe, für den jeweils im Februar stattfinbenden Schlesier abend ein mundartliches Stück vorzubereiten. Die Zahl solcher Stücke war jedoch bald erschöpft und so entschloß er sich, selbst ein solches Stück zu schreiben, ganz entsprechend seiner Neigung. So entstand sein erstes Oberlausitzer Bauernstück „De Heiroatsannunce", das bei seiner Urauf führung im Februar 1903 einen solchen durchschlagenden Erfolg hatte, daß es sich viele Aufführungen sicherte. Nun folgten rasch weitere Werke, so das einaktige Weihnachtsspiel „Friede auf Erden" in Hochdeutsch, das Mundartstück „De Probe" und das heitere Spiel „Rübe zahls Rache". Das Knötelsche Buch „Aus der Franzosen zeit" regte ihn zu einem großen fünfaktigen Schauspiel „Graf von Goetzen" an, das 1906 über mehr als 20 Büh nen ging. Die Märchendichtung „Peterle", das Weihnachts spiel „Zurückgefunden" und das Stück „Aus rechter Bahn", das sich mit sozialen Fragen befaßt, füllten die Zeit bis 1913 aus. Dann schrieb er für das Infanterie-Regiment Courbiere Nr. 19 zum 100. Gründungstag das Festspiel „Im Morgenrot der Freiheit", das am 7. Juli 1913 auf dem Steinberg bei Lauban von 400 Darstellern vor 8000 Zuschauern eine glänzende Uraufführung erfuhr. Der Dich ter wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet. Dann ent stand das in Hochdeutsch abgefaßte Heimatspiel „Unterm Hussitenschwert", das die Geschichte der Bolkoburg zum Gegenstand hat. Der Weltkrieg vereitelte leider die Ur aufführung. Im Kriege war Bertram in Flandern vor mancherlei Aufgaben gestellt, die ihm literarische Betätigung ermög lichten. In dieser Zeit schuf er 1917 sein sünfaktiges Hei matstück in Mundart „Um der Scholle willen", das am 16. März 1930 in Neugersdorf durch die Hetzwalder Spiel schar seine erfolgreiche Uraufführung fand. Es schildert in erschütterndem Ernst ein Bauernschicksal im Kriege. In jenen Kriegsjahren begann er auch seine große Trilogie, von der „Korah" der erste Teil, „Saul" der zweite und ein Jesusdrama der dritte Teil sind. Mit noch stärkerer Liebe zur Heimat kehrte er wieder heim und schuf nun in rascher Folge das Märchenspiel „Rübezahl" (1922), das großartige Mundartstück „De Ham sterfahrt" (1923) und den Einakter „'s biese Weib" (1925). Im selben Jahre, am 10. Mai, wurde sein hochdeutsches Neidburgspiel „Schuld und Sühne" uraufgeführt und schließlich dichtete er zur Hussitengedenkfeier in Reichenbach OL. das historische Spiel „Hussiten über Euch!", das am 25. Januar 1931 uraufgeführt wurde und einige Wieder holungen erlebte. Von seinen Büchern verdienen zwei ganz besonders hervorgehoben zu werden, sein 1925 in Markltssa erschiene nes Buch „Derlabtes und Erduchtes", das ihn als einen ernsten Mundartdichter vor allem in der Erzählung „Und vergib uns unsere Schuld" erkennen läßt. Ein wertvolles heimatkundliches Buch gab er im Auftrage des Kreises Lauban 1928 heraus mit dem Titel „Heimatbuch des Kreises Lauban", das die verschiedensten Gebiete der Heimatkunde behandelt und etwa mit Wilhelms Bautzener und Heidrichs Zittauer Heimatbuch zu vergleichen ist. Es ist mit sehr guten und zahlreichen Bildern kostbar auSgestattet. Glaube und Heimat führten den nun 60 Jährigen einst von Tat zu Tat, möge ihm jetzt der herzliche Dank der Heimat neue Kraft und Schaffenslust zu weiteren schönen Werken verleihen. Das ist wohl der Wunsch vieler, die ihn achten und ehren lernten. Herbert Henk n er. Oer letzte Cinsendungstermin von Beiträgen ist stets der Montag der Wecke, in welcker die Zeitung ersckeint. Wir bitten unsere Mitarbeiter und die IZerickterstatter von Vereins- bsricktsn, diesen lag innszukciitsn. da sonst Lis betreffenden Arbeiten nickt mekr in der entspreckenden Nummer duknakme finden können