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verhalf ihm unk» sechs anderen Musikbeflissenen eine vor nehme Gönnerin zu freier Wohnung und einem Freiplatz am Konservatorium. Bei dem Thomasorganisten Piutti wurde er in Theorie, bei Zwintscher im Klavierspiel, bei Reinecke und Sitt im Ensemblespiel unterwiesen. Gleichzeitig hatte er auf der Universität bei Paul, Rie mann und Kretzschmar Kollegien belegt. Hier erwarb er die Doktorwürde mit Musik als Hauptfach. Dann ar beitete er vorübergehend als Korrepetitor am Leipziger Stadttheater und in einer anderen Stelle als Bühnen kapellmeister. Es folgte ein interessantes weiteres Studien jahr bet Martin Krause, wo er sich namentlich mit Beet hoven und Chopin beschäftigte. Dann bewarb er sich, ohne irgendwie auf Erfolg zu rechnen, um den ausgeschriebenen Dirigentenposten bei der Kölner Liedertafel und wurde unter 58 Bewerbern fast einstimmig gewählt. Unverständ licherweise lehnte er dort ehrenvolle Anträge Franz Wüll- ners und Arno Kleffels, Berufungen an das Stadttheater und Konservatorium, ab. Schließlich übersiedelte Burkhardt nach Berlin, wo er eine außerordentlich vielseitige Tätig keit als Musiktheoretiker, Kritiker und Dirigent entfaltete. Schon in Köln war er mit eigenen Arbeiten erfolg reich an die Öffentlichkeit getreten. Aus dieser Zeit stam men seine sinfonische Dichtung „Nachtzauber auf dem Rhein", die Sinfonie „Aus den Bergen der Heimat" und die Oper „König Drosselbart", die am Neujahrstage 1904 als erste Neuheit des neuen Kölner Opernhauses ihre Ur aufführung erlebte und im April 1925 auch im Zittauer Stadttheater mit großem Erfolg herausgebracht wurde. In Berlin schrieb unser Freund im Auftrag des Globusver lags eure Anzahl gediegener musikalischer Führer. 1911 entstand dann die Oper „Das Moselgretchen", deren Text von Walter Blvem stammt. Sie hatte im Januar 1913 bei der Uraufführung im Schweriner Hojitheater einen un gewöhnlich starken Erfolg, ohne daß man aber merkwür digerweise später weiteres von ihr hörte. Der Ausbruch des Weltkrieges bedeutete für Burk hardt einen harten wirtschaftlichen Schicksalsschlag, da alle bereits vereinbarten Konzert- und Vortragsveranstaltun gen abgesagt wurden. Als Kriegsfreiwilliger wurde er ab gelehnt. Durch Zufall gelang es ihm, vertretungsweise in den höheren Schuldienst zu gelangen. Neben dieser neuen beruflichen Tätigkeit warf er sich auf ein neues Studien gebiet und holte sich in regelrechter Staatsprüfung die venia docendt für Deutsch, Französisch und Lateinisch, aber auch einen vollständigen Nervenzusammenbruch, der einen Aufenthalt im Sanatorium zur notwendigen Folge hatte. Als er kaum einigermaßen genesen war, wurde er als Feldartillerist nach Jüterbog eingezogen und durfte hier auf Grund seiner Staatsprüfung, wie er selbst be richtet, „Pferdeställe reinigen, Kanonen putzen und Häcksel schneiden". Dann wurde er plötzlich als ausgezeichneter Vortragskünstler mit der Laute ins Feld geschickt, um draußen zur Hebung der Stimmung beizutragen. Dann wurde er ein Jahr lang als Studienreferendar an einem französischen Gymnasium beschäftigt, zum Studienassessor ernannt und als Stuöienrat bei der Oberrealschule an gestellt. Aber auch diese Stellung gab er aus Liebe zur Musik wieder auf, gründete den „Deutschen Männerchor 1920" sowie das Beethovenorchester, leitete das Blüthner- orchester, übernahm Lehrämter an verschiedenen Hochschulen und schuf sich ein ansehnliches Stammpublikum für die vielen großen Konzerte, die nunmehr folgten. Aber auch dieses Gebäude stürzte im Währungsverfall zusammen, und der damals Fünfzigjährige mußte nochmals von vorn beginnen. Seitdem hat Burkhardt ein geistliches Musikdrama vollendet, das sich „Christus, der Held" betitelt und nach dem, was davon bekannt geworden ist, zu den stärksten Hoffnungen berechtigt. Außerdem sind eine weitere Oper „König Lustick", Werke für Violine, für Cello, für Chor und Orchester, Männer- und gemischte Chöre, Bearbei tungen einer Riesenzahl von Volksliedern, Solilieder und Lautenstücke und acht Bände Lautenlieder zu nennen. Sein jüngstes Werk ist eins soeben volleuSets Operndichtung „Friedrich Rotbart"; der Dichter stellt uns eine Szene dar aus zum Abdruck zur Verfügung, die in bezeichnender Weise seine eigene Heimatverbundenheit erkennen läßt. Von seinen zahlreichen sonstigen Werken ist nament lich der ganz köstliche Roman „Heustecher" zu nennen, der in einer der Lausitzer Sechsstädte spielt und den Verfasser als einen Meister des Humors und der Satire erkennen läßt. Stunden fröhlichsten Genusses vermittelt uns Max Burkhardt, wenn er mit der Laute antritt. Er ist ein Vor tragskünstler von Format. Erfreulicherweise wird im kom menden Winter voraussichtlich in verschiedenen Lusatia- veretnen Gelegenheit geboten werden, den ungewöhnlich vielseitigen Künstler und Gelehrten, den liebenswerten Menschen als Vortragenden zu begrüßen. Möchten recht viele Vereine von dieser Möglichkeit Gebrauch machen! Eine bessere Ehrung kann dem Sechzigjährigen nicht ge boten werden, und von den Vereinen wird es keiner zu bereuen haben! Wir aber entbieten dem lieben Freunde anläßlich seines 60. Geburtstages die herzlichsten Glück wünsche. Möge über seinem reichen Schaffen in Zukunft und noch recht lange ein günstiger Stern walten! Bruno Reichard. 'Wilk. Aiscker, Jilka« Hs welken dis ^Blumen, Hs fallen öle ^Vlciller Llnö über öen^Iergen ^Nelrn Hs schweigen öie^Aögel, IhrAieö ist verklungen. Hie kaben uns sMenschen Aen Abschied gesungen. Hs schleichen die Aebel Ain über dieIelder, Gedecken öie'Aliesen, verschleiern die Höälöer. A6ir seufzen nnö Klagen A?nd ahnen verderben, A'msAeben wir bangen ^fnb denken ansHkerben. Aoch über Aell scheinen die Hlerne, A?nd eb' wirs erhoffen Arüft Aenz uns von ferne. Das Bezugsgeld für die „HelmaLzeitung" beträgt vierteljährlich Mk. 1.50 und ist stets im Voraus oder zu Beginn eines jeden Vierteljahres zu entrichten. Die Einzahlungen können an die Geschäftsstelle oder auf Postscheckkonto Amt Leipzig Nr. 27 634 erfolgen. Der diesmaligen Ausgabe liegen Zaklkarten dsi.