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Zum 40 jährigen Bestehen des Kottmarturmes am 4. September 1921 konnte das Ehrenmal an der Spree- guelle geweiht werden. Wenn wir vom Verband Lusatia aus eine Feier am 80 jährigen Kottmarturm veranstalten, kann es nicht anders sein, als daß unser Verbundensein mit ihm und das Wesen der Lusatia betont wird- denn die Geschichte des Turmes ist ein Teil der Verbandsgeschichte und die Feier heute ist eine Nachfeier des 60 jährigen Bestehens des Verbandes selbst. Wenn dem Verbände auch schon 30 Jahre lang der Kottmarturm nicht mehr gehört — so nennen wir ihn trotzdem noch unser — wie wir von unser Heimat sprechen. Wir neiden nicht das Besitzerrecht,- denn es ist ja unser Wille und Ziel: zu schaffen und zu bauen für andre. Es sei versichert, daß noch kein Unwille darüber ge äußert wurde, daß der Turm in den Besitz der Stadt Löbau übergegangcn ist — der Verband war frei für andre Aufgaben und er ist froh und dankbar, diesen Turm in verständnisvollen und guten Händen zu wissen und daß er im Sinne seiner Erbauer gehütet und verwaltet wird. Mit Genugtuung und mit Freude muß es jeden Lu- satiafreund erfüllen, daß an diesem Werke noch keine un ruhvolle Zeit gerüttelt hat, daß keine politischen Wogen ihn umbranden und untergraben. — Obwohl die Besitzerin immer ein Politikum sein und bleiben wird, dürfen wir dessen gewiß sein, daß sie dieses Werk der Lusatiamänner immer achten und in Ehren halten wird — wie sie sich auch wandeln und färben mag — solange es noch heimatgebo rene Menschen gibt. Kottmarturm! im erfolgreichen, klingenden Materialismus erbaut als Antwort auf die fragenden Stimmen der Natur — rufe hinab in die Lausitztäler in die düsteren Städte und trauernden Dörfer in den Materialismus der Not: „Zurück zur Natur!" Heimatturm! Rufe, locke die Menschen mit den zitternden Nerven und müden Herzen zur Höhe, zum Licht! Erzähl ihnen allen von dem einigen — uneigennützigen Handeln deiner Er bauer. — Zeige ihnen fernerhin die Schönheit der Lau sitzer Heimat, daß in ihnen das Heimatgefühl stark werde zu dem Erkennen: Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft — dort in der fremden Welt stehst du allein. — Kottmarturm! Wir brauchen Menschen, die die Heimat lieben. Du sollst stehen, Wenn wir auch vergehen — Und weiter gedeihen Der Bund, der dich schuf. Lusatia — Sein Name ist Heimat Rein — frei — deutsch sei jede deine Tat Und wir? Wir bleiben Lausitzer Heimat Kind, Solange wir unter den Lebenden sind. Wir wollen in Notzeit, Sorgen und Sturm Ausschaun in Hoffnung zum Kottmarturm. Qsgkünclsl 1877 sssi-ku-uf 8078 Zu Mak Burkhardts 6«. Geburtstag Auf den Komponisten, Dichter, Musikpädagogen und Vortragskünstler Dr. Max Burkhardt in Berlin, der in Löbau geboren, in Zittau erzogen ist und am 28. Sep tember seinen 60. Geburtstag begangen hat, gilt leider in ganz besonderem Maße das berüchtigte Wort vom Pro pheten im Vaterlande in dem Sinne, daß der Vielgewan derte und Vielgewandte, der seit einer Reihe von Jahren sich in der Reichszentrale niedergelassen hat, aber noch mit jeder Faser des Herzens an seiner alten Heimat hängt, sich draußen als Künstler, Gelehrter und Mensch allseitig größter Wertschätzung freut, in seiner Oberlausttzer Hei mat auf manche unverdiente Gleichgültigkeit gestoßen ist. Aber auch bei uns daheim ist er in allen den Kreisen, denen er von Zeit zu Zeit ein paar frohe Stunden schenkt, außer ordentlich beliebt und wird jederzeit mit Freuden wieder willkommen geheißen. Aus Anlaß dieses Gedenktages war der ausgezeichnete Mann Gegenstand vielseitiger Ehrun gen,- auch für uns daheim soll es angenehme Pflicht sein, mit den besten Wünschen seiner zu gedenken. Vor 6 Jahren wurde in Berlin die Max-Burkhardt- Gemeinde gegründet, die die besten Köpfe der Reichs hauptstadt zu ihren Mitgliedern zählt und eigene Monats blätter herausgibt. Sie verfolgt ausgesprochenermaßen den Zweck, in erster Linie den Künstler und seine Werke zu fördern und begründete damals ihren Werbeaufruf mit dem Verfall der Tonkunst in unfern Tagen, wo mit un tauglichen Mitteln neue musikalische Wege gesucht werden, und betonte, daß Burkhardt selbstverständlich ebenfalls Ausschau hält nach künstlerischem Neuland, aber doch da bei auf gutem altem Boden steht. Hierin erblicken seine Freunde den Grund dafür, daß seine Werke noch nicht die ihrem Wert entsprechende Beachtung finden. Die meist sehr gut besuchten öffentlichen Vortragsabende der Gemeinde bezwecken daher vor allem, den Dichterkomponisten mit eigenen Werken oder als Dolmetsch anderer wahrer Künst ler zu Wort kommen zu lassen, daneben aber auch andere künstlerische Kräfte zu fördern, die noch um die verdiente Anerkennung ringen. Zu der vor 6 Jahren erschienenen ersten Nummer der erwähnten Monatsblätter schrieb Burkhardt einen Aufsatz „Aus meinem Leben". Er schil derte darin in höchst launiger Form seinen Werdegang, und wir können nichts Besseres tun, als uns diesen authen tischen Mitteilungen möglichst eng anzuschließen. Max Burkhardt stammt aus einer durch und durch musikalischen Familie, von der zahlreiche Mitglieder der edlen Frau Musika als ausübende Künstler dienten. Auf die goldenen Jahre der ersten Kindheit folgte eine ernstere Zeit, als die Eltern 1877 ihren Wohnsitz nach Zittau ver legten. Der Vater wirkte hier lange Jahre als Musik lehrer, übernahm die Führung der Gesangvereine „Or pheus" und „Liedertafel", wobei er sich beträchtliche Ver dienste um das Musikleben in Zittau erwarb, namentlich auch hinsichtlich der Kirchenmusik. Die spätere Generation scheint allerdings diese ersprießliche Tätigkeit ziemlich rasch und gründlich vergessen zu haben. Die strenge musi kalische Schule des Vaters sagte dem Knaben zunächst nicht besonders zu,- die ganze Liebe galt seinem Puppentheater, das ihn in höherem Maße fesselte, als der Unterricht auf dem Zittauer Gymnasium, bis ihm zufällig die Komposi tionslehre von Lobe in die Hände fiel. Nunmehr ver schrieb er sich unwiderruflich der Musik, obwohl er nach gut bestandener Reifeprüfung sich auf Wunsch des Vaters in Greifswald zunächst als Beflissener der Gottesgelahrt heit einschreiben ließ. Jedoch bereits nach dem ersten Se mester sattelte er um und belegte Germanistik, Kunst geschichte und Philosophie. Von hier aus ging er nach Leip zig, wo aber die ferneren Studien durch den 1894 ein getretenen Tod des Vaters ernstlich gefährdet wurden. Da