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Humorvoll im Text sowohl als auch im Tanze wirkt der „Kuckuck". Wieder stehen wie beim „Winker" sich Mädel und Burschen in zwei Reihen gegenüber und singen die einzelnen Verse nach der Melodie „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach . . ." An jeden Vers schließt sich eine Polka an. Bei dem Worte Kuckuck am Ende der Zeilen verbeugen sie sich, die Hände in die Hüften gestützt. Bei der dreimaligen Wiederholung des Wortes Kuckuck am Schluß jeder Strophe drehen sie sich während der Ver beugung beim zweiten Worte Kuckuck auch den Rücken zu. Das gibt dem Tanz eine scherzhafte Note. Die drei Strophen lauten: Dr Kuckuck ofn Baume soaß — Kuckuck, Do koam a Rain, dar machtn noaß — Kuckuck, Do koam dr liebe Sunncnschein, Dar macht 'n Kuckuck wieder fein, Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck. Dr Kuckuck is goar liederlich — Kuckuck, Ar baut ne amoal a Nast fer sich — Kuckuck, Ar lät a fremde Nastr nei, Denkt: schoadch of eure Brüterei. Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck. 'n Kuckuck froin de Maidcl o — Kuckuck, Wie längs noch dauert, eh sie an Froo — Kuckuck, Ba moancher öS de hichste Zeit, Ba moancher liegt die Sach noch weit. Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck. Eine interessante Tanzsitte hat Wilhelm Friedrich in seinem Mundartstück „Hennerch-Lobels Feuer" festgehalten: den „L e u cht e rt a n z", der allerdings für die betreffende Tänzerin eine sehr unerfreuliche Wirkung hat und sic so gar so zur Zielscheibe des Spottes macht, daß sie nicht sel ten den Tanzboden verlassen muß. Mitunter kommt cs bei solcher Gelegenheit auch zu einer Rauferei zwischen den Burschen, wenn sich einer findet, der die blamierte Tänzerin in Schutz nimmt. Hat nämlich ein Bursche ans ein Mädel einen Groll, so holt er sie zum Tanze, nach dem er sich einen Tusch bei der Musik bestellt hat. Wäh rend er den Tusch tanzt, läßt er plötzlich mitten im Saale unter dem Leuchter die Tänzerin allein stehen und begibt sich auf seinen Platz. Eine höchst peinliche Angelegenheit für die Tänzerin. Herbert H e n k n e r - Bautzen. Abschied vom Storch «.o Ist noch nicht ganz klar, ob der verregnete August — d« berühmten älteren Leute behaupten, daß „so was" seit dreißig Jahren nicht mehr vagewesen sei — ohne leben Über gang direkt in den Herbst hinüberleiten, oder ob der Sommer trotzdem noch einmal, wenn auch nur für kurze Zeit, zum Aus bruch kommen wird. Ein Sommer unseres Vergnügens könnte es auf keinen Fall mehr werden — teU dteserhalb nicht, teils außerdem nicht —, und wenn er auch kalendermäßig so hieße, in Wirklichkeit wäre er doch nur Herbst. Man kann es drehen und deuten, wie man will — die ganze Natur ist schon auf Herbst eingestellt, selbst wenn man von dem Dauerregen und von den mit den blättersallendcn Temperaturen ganz absehen wollte. Nnd es paßt durchaus zu der Herbststimmung, die sich unserer bemächtigt hat, daß von hier und dort gemeldet wird, daß unsere Freunde, die Störche, bereits zum Rückzug klapperten. Wir müssen wieder einmal Abschied nehmen vom Storch. Nicht als ob er uns für immer verlassen wollte, aber es ist doch so, daß er wieder seine Sommerwohnung verläßt, um sich für die Zeit, da wir uns auf Winter umstellen und den Kachel ofen in Ordnung bringen lassen, in wärmere Gegenden zu rückzuziehen. Er etabliert sich während unserer kälteren Jahreszeit, wie die ganz reichen Leute, in Ägypten oder im noch heißeren Afrika, und da er keinen mit hundert Mark beschwerten Ausreisepaß braucht, wird ihm der Ausflug leicht und billig. Von überall her hört man. daß sich die Störche „sammeln", um sich zu Reisegesellschaften zusammenzutun und die Reise pläne zu besprechen. Die Reiseroute kennen sie seit langem, und nur die ganz jungen Störche. die über Deutschland noch nicht hinausgckornmen sind, müssen besonders instruiert wer den, damit sie sich nicht verfliegen und aus Abwege geraten. Die letzten Augusttage — das ist so die Zeit, in der die große Wanderung beginnt. Der Wind weht über die Stop peln, und mit oem Winde erscheint auf den abgemähten Feldern und aus den kahlgeschorenen Wiesen der Storch, um noch einmal eine Art Generalinspektion zu unternehmen und nach etwas Zappeligem zu suchen. Gravitätisch und ein bißchen grotesk schreitet er zwischen den Furchen umher, konstatiert, daß nicht mehr viel los sei, schwingt sich eine letztes Mal auf zu seinem Neste, sagt dem Scheuncndach, das seine Sommerfrische bildete, Ade und fliegt dann mit der ganzen Kollegenschaft aus der näheren und ferneren Umgebung südwärts. Daß er bis nach Amerika fliege, wie kürzlich in einer naiurgeschichtlich nicht gut informierten Zeitung behauptet worden ist, scheint nicht ganz richtig zu sein. Schließlich ist ja nicht alles in der Welt Hoover-Plan. Eine bekannte Vogelwarte im Ostpreußischen pflegt alle Jahre eine Anzahl absliegender Störche zu „beringen", d. h. mir kleinen Ringen zu versehen, um festzustellen, wie viele von den Störchen unserer näheren Bekanntschaft im Frühjahr zu ihrem alten Neste zurückkehrcn. Das ist für die Wissenschaft von großem Interesse, und cs werden daraus wahrscheinlich sehr wichtige Forschungen und Statistiken aufgebaut. Uns anderen aber ist jeder Storch, selbst der gänzlich „unberingte", lieb und wert, denn wir sind mit allen Störchen seit unserer frühesten Jugend intim, und darum wünschen wir ihnen allen, die jetzt auszieben, eine glückliche Reise und eine frohe Wiederkehr. Ser wohllöbliKe Mlebohverein hat die «M BerstvirtMst Vielem W durch einen zweckentsprechenden Anbau Ein grop«. G«I«,lIcha!t»;immok Wie neue Fremdenzimmer wurden geschaffen und bieten weit mehr wie früher Unterkunft in dem stattlichen Derggasthaus. Fu weiterem regen Besuche in den gastlichen Daumen laden hiermit höflichst ein Dergwirt Emil Kalnuch nebst Familie. Sie Sommerfrische Wenn Freunde von einander scheiden, dann sagen sie: Auf Wiedersehn! Wenn Nachbarn zur Erholung fahren, da prahlen sie, wohin sie gehn. So machen's Müllers und auch Schulzens, im Grunde ists hier so wie dort: Erst redet man von großen Bädern, und dann sitzt man an einem Ort mit Luft des Stalls, beim Sang der Gänse. Die Wege sind stets butterweich, und in dem Kämmerchen gibt's Wanzen, — man wohnt ja unterm Dache gleich. Die Speisekarte übersichtlich. Auch Nets steht mit Tomaten drauf, und Schnitzel gibts, Kartoffelstückchen, und dann, ja dann, da hört es auf. Die Preise sind hier ziemlich niedrig, die Teller aber reichlich voll. Warum auch nicht, wenn man die Chose mit schwer Gespartem zahlen soll? Das Weiter schrecklich, widerwärtig! In den vier Wochen kaum ein Tag, da man von Sonnenschein könnt reden, davon, daß man im Freien lag. — So ging es Müllers und auch Schulzens; verdrießlich kehren sie zurück und lügen täglich um die Wette: Bei uns war's schön. Wir hatten Glück! W. Thielemann.