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Gberlausitzer Hsrmatzsitung Nr. 13 Zschirnsteine) und des Erzgebirges (Geising) gegrüßt. Feierstunden waren es, wenn ich die schneebedeckten Lich tungen des Heufubers und der Tafelfichte in seltener Klar heit, greifbar fast, schauen durfte und dann mit starkem inneren Genüsse den duftigen Mummel-Kamm des Riesen gebirges verfolgte bis zum Hohen Rade. Dazu berührte mich nicht minder schön der ganze heimatliche Atem der eigenartigen Weifaer Landschaft, die so oft zu meinen Füßen lag. Ich kenne sie, im ersten sprossenden Grün des Vorfrühlings, im satten Gelb der schnittreifen Felder, in der stürmischen, herzbeklemmenden Musik des Herbstes und im lichten Leichentuchs des ewig gleichmachenden Win ters. Und stets blieb mir die Freude. Nicht nur an dem ganzen entzückenden Rundbilds, das die sogen. Weifaer Höhe bietet, nein auch an der lieben Art der Weifaer, in deren dumpfen Weberstuben ich oft ein lieber und gern gesehener Gast war. Doch davon ein andermal. Am schönen Gasthaus gehen wir wohl kaum vorüber. Aber dann streben wir mit unserem grünen Ringe weiter. Die etwas sehr sonnige Straße nach dem hochgelegenen Kirchdorfe Steinigtwolmsdorf verlassen wir nach etwa 10 Min. dort, wo sie sich in einem starken Knie nach links den Kirchberg hinabwindet, und gelangen auf einem Feldwege in das Dorf selbst. Obwohl es gerade an dieser Stelle sehr schmal ist, kann man zwei alte Haupterwerbs zweige dieses Dorfes kennen lernen. In einem kleinen Häuschen dröhnt es von Lärm. Was früher die Hand müh sam fertigbrachte, formt jetzt die Maschine zu den verschie densten Arten von Rechen. Und gleich daneben mahnt uns die alte Schönesche Färberei an eine alte Kunst, die die Handweber in früherer Zeit mit den schönsten blauen Manschesterhosen und ähnlichen blaubedruckten Stoffen versorgten. Noch ein kleines sonniges Stück müssen wir beim Bauer Zosel auf dessen breitem Feldwege von der Staatsstraße aus hinaus auf die Felder, dann aber um fangen uns saftige Wiesen, gespeist von der wasser- und forellenreichen Wesenitz; und mitten drin liegt die alte Goldberg- oder Wcsenitzmühle. Schade, daß ein Brand einige Teile zerstört hat. Welch ein urheimatliches Bild müßte diese 1740 gebaute Mühle mit ihrem feinen Fachwerkbaue heute geben! Dann ist es ein herrliches Wandern links der Wesenitz, erst in saftiger Wiesenaue, später auf dem schattigen „Wesenitzsteige", wo uns zum ersten Male der weite „Hohwald" mit seinen Armen um fängt. Nachdem sich von links noch ein Zeichen (der rote Strich, von „Steinmetzens" kommend!) mit uns vereinigt hat, überschreiten wir die Wesenitzbrücke und benützen die breite Ringenhainer Straße bis zur „Torfhütte", einem sumpfigen Gelände südlich des Valtenberggipfels, in dem eine von unfern Altvätern (und oft von Paschern!) gern besuchte urgemütliche Waldwirtschaft stand. Von hier dauert es nur noch Minuten, bis uns die herrlichen Buchen des Valtenberggipfels mit ihrem eigenen Reize umfangen. Wir vergessen nicht, rechts die Wesenitzquelle auf- zusnchen, die hier aus einem alten Stollen entspringt. (An ihrem Laufe bis Steinigtwolmsdorf sollen Nenetianer einige solcher Stollen wegen angeblicher Goldfunde an gelegt haben!) Dann steigt es noch ein wenig und schon winkt uns das gastliche Berghaus vom Vallein b erg zu wohlverdienter Rasch Was es sonst noch vom Turme zu schauen gibt: der Blick ostwärts auf unsere schönen Granitbergrücken mit ihren stundenlangen Dörfern, das wechselvolle Bild nach den böhmischen Basalt- und Klingsteinkuppen, nach der Sächsischen Schweiz mit den eigenartigen Tafelformen, nach dem Meißner Hochland und endlich der einförmig sich dar stellenden Wendet, das alles ist zu reich und vielgegliedert, um es in diesem Rahmen erschöpfend darstellen zu können. > Die meisten Wanderer werden unserm grünen Ringe nach durch abwechslungsreichen Nadelwald und Buchen bestand nach dem Bahnhofe Niederneukirch, jetzt Neu kirch-West, folgen, um von hier aus die Rückfahrt an zutreten. Rüstige Wanderer aber seien auf die Fortsetzung des Ringweges aufmerksam gemacht. Die Überquerung des breit ausladenden Neukircher Tales ließ sich bei der Markierung nicht ganz vermeiden. Es geschah mit Absicht am Ende des langen Dorfes. Solche Enden sind meist von eigenem Reize. Denn da fühlt man, wie sich die Siedelungen tastend den besonderen Verhält nissen anpassen wollen, wie Vorposten am Feinde. Freilich haben sich hier die Bewohner in Sprache und Benehmen ganz anders die Eigenart ihrer Heimat bewahrt als ihre Dorfgenossen in den durch die Industrie verseuchten Tei len. Und so gewährt die Wanderung über die Harthmühle, über die Hübelschmiede und Rupprcchtshäuser immer neue gewinnende Bilder. Die Rnpprechtshäuser werben für lange Zeit die letzten menschlichen Wohnungen sein, die wir berühren. Denn nördlich von ihnen wollen wir zum Hohen Hahne emporsteigen, einem einsamen Berg zuge, dem Schlußpunkte des langen Pichozuges. Kurz be vor wir uns aber seinem schützenden Walde anvertrauen und seinen einsamen, schmalen und selten betretenen Wegen, lassen wir unser Auge rückwärts schauen. Noch einmal grüßt uns die Wanne des Neukircher Tales mit ihren letzten Häusern, noch einmal winken wir dem Balten berge zu, dem hochaufragenden mit seinem Valtental, noch einmal drängt sich gebieterisch der Dahrener Berg breit und wuchtig im Osten vor, dem Picho, dem Mönchswaldcr Berge und dem Czorneboh nur eine kleine Spanne las send — und dann umfängt uns der ganze Frieden einer stillen, verträumten Kammwanderung. Selten wird man hier Menschen finden, die uns entgegeneilen,' begehen wir doch die Grenze zwischen rein deutschen Dörfern und wen dischem Volkstum. Das wird auch nicht anders, wenn zu uns der Kammweg stößt und uns begleitet über den klei nen Weiher Gickelshäuser, zum Neukircher Passe, hinab zur einsamen Kleebuschschenke und wieder hinauf zum steilen Picho. Tressen wir nicht hier und da Menschen auf den Feldern, die uns scheu nach schauen, dann ist es wohl nur das Wild, dessen Wechsel hier und da der achtsame Wanderer schaut. Vom Picho grüßen wir rückwärts noch einmal den langen Kamm sei nes westlichen Ausläufers, wir verfolgen ihn bis zum Klosterberge, zum Butterberge, ja alle die abwechslungs reichen Kupven vom Hochstein bis zum Hutbergc bei Ka menz. Und dann noch einen Blick auf den ruhig liegenden Valtenberg, der das regsame Neukircher Tal bewacht, einen erstaunten Blick auf die tief unter uns liegenden kleinen wendischen Dörflein, durch die das Brösangwasser sein trennendes Ancnland windet, und dann wollen wir von der „Pichobaude" das letzte Stück des grünen Ningweges antreten. Wir steigen mit großer Mühe hinab nach Arns dorf und dann wieder hinauf nach der luftigen Höhe von Sora, wobei wir fühlen, wie groß allein unsere Berge durch ihren Höhenunterschied an dieser Stelle wirken, und eilen auf dem Mönchswaldcr Kamme über die Teufels kanzel entlang zum Berghause des Mönchswaldcr Berges. Bei solchem langen Wandern kommen dann oft, wenn es Abend wird, recht eigene Gedanken. Gerade auf unseren Bergkämmen. Wenn mit dem letzten Strahle der sinkenden Sonne die Wolken in rote Glut getaucht werden, und wenn hinter all den vielen Bergketten der letzte Schein der Sonne verschwindet, und dann in den geräuschvollen Tälern die Lichtlein zu glimmen beginnen, dann wird cs einem auf der dunklen Höhe leicht und frei. Man spürt noch nichts von Not und Lust und weist in seligem Glücke: Du hast in manchem schönen Bilde wieder einmal deine herrliche Heimat gesehen, wieder einmal ihre wald- umrauschten Gipfel durchwandert und dich gn ihren satten Auen und heimatlichen Siedelungen erfreuen dürfen. Das