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hierfür zur Verfügung gestellt haben, bieten jede Gewähr für eine gediegene Ausgestaltung der beiden Gedenkfeiern. Die übrigen Tage der Woche sollen in ergiebiger Weise ausgenutzt werden, um das allgemeine Interesse für den Kottmar, der offenbar bisher außerhalb der unmittelbaren Nachbarschaft nicht die ihm gebührende Beachtung fand, zu beleben. Zu diesem Zwecke ist eine Reihe weiterer Veran staltungen in Aussicht genommen, von denen ein Treffen der Turnerschaft des ganzen Bezirks und ein heimatlicher Liederabend mit anschließendem Baudenabend ermähnt sei. Das erstere ist auf den 10., die andere Veranstaltung auf den 12. September angesetzt worden. In beiden Fällen darf erwartet werden, daß die gediegenen Darbietungen starke Wervekraft ausüben und dem herlichen Berge, der bei günstiger Witterung eine so umfassende und großartige Fernsicht fast auf die ganze Lausitz bietet, zahlreiche neue Freunde gewinnen werden. R. Ser Mtmarturm Am Dienstag, 19. April 1881, fand auf dem Kottmar die Grundsteinlegung zum Turmbau statt. In einer zin nernen Kapsel, die sich wiederum in einer Glasröhre be findet, wurden eine Chronik von Walddorf, 10 Münzen aus Kupfer, Nickel, Silber und nachstehende Baugeschichte in den Grundstein eingemauert: „Dieser Turm auf dem Kvttmar, von dessen Entstehung diese Schrift durch Einschluß in den Grundstein der Nach welt Kunde zu geben bestimmt ist, falls sie jemals in menschliche Hände gelangen sollte, ist ein Werk einmütigen Zusammenwirkens der zunächst um den Berg gelegenen Ortschaften. Die Anregung ist ausgegangen von dem Süd lausitzer G e b i r gs v esr e in Lusatia, der aus den Humboldt- und Naturwissenschaftlichen Vereinen der süd lichen Lausitz besteht und wovon jeder Verein eine Ge- birgsvereinssektion bildet. Die Lusatia hat sich die Auf gabe gestellt, besonders schöne Punkte unserer Provinz öem Naturfreunde und dem größeren Publikum zu er schließen, durch Anregung bezw. Veranlassung zur Er bauung von Türmen, Gerüsten, Herstellung von Wegen, Lichtung bewaldeter Höhen usw. Der Kottmarturm wird das erste Werk sein, das auf Anregung des Gebirgsvereins zustande kommen soll, und zwar nur von den Sektionen, welche durch ihre rela tive Nähe am Kottmar ein ziemlich gleiches Interesse an der Herrichtung des Turmes haben müßten, dadurch, daß sie durch Sammlungen innerhalb ihrer Sektionen sowie in den betreffenden Gemeinden für die Herbeischaffung der nötigen Mittel Sorge tragen. Vor allem war für das Unternehmen die Erlaubnis des Stadtrates zu Löbau not wendig, dem die Eigentumsrechte über den Kottmar zu stehen. Wie nicht zu bezweifeln war, erfolgte dieselbe be reitwilligst auf eine Eingabe des Gebirgsvereinsvorsitzen den, Prof. Friedrich in Zittau, unter der Bedingung, daß der Turm mindestens bis zu einer Höhe von vier Meter massiv gebaut würde und derselbe nach Verlauf von 20 Jahren in den Besitz der Stadt Löbau übergehen solle. Schon im Frühjahre 1880 waren mehrere Versamm lungen der Vorstände der beteiligten Sektionen unter dem Vorsitze des Gebirgsvereinsvorstandes abgehalten worden, worin beschlossen wurde, den Bau Baumeister Hugo Weise in Eibau zu übertragen, der in dankenswerter Weise sich erboten hatte, den Turm für den Preis zu er bauen, was ihm Baumaterial und Arbeitslohn kosten, ohne dabei seine persönlichen Arbeiten und Zeitverluste in An rechnung zu bringen. In den Gemeinden nahmen die Zeich nungen einen günstigen Fortgang. In einer Sitzung wurde ein Bauausschuß gewählt, bestehend aus Kaufmann R. Rowland, Löbau,- Ernst Wicke, Obercunnersdorf,- Theodor Neumann, Eibau,- Hermann Hans, Eibau,- Karl Israel, Walddorf- Kantor Schulze, Walddorf, sowie dem später dazu gewählten Schuldirektor Roth, Neugersdorf. Da kam jene denkwürdige und verheerende Uver- schwemmung über einen großen Teil der südlichen Lausitz (14. Juni 1880), die alles öffentliche Interesse auf sich zog und zunächst alle Opferfreudigkeit zur Linderung der da durch entstandenen großen Not auch in den hier beteiligten Gemeinden in Anspruch nahm. Und somit mußte der Plin für das Jahr 1880 aufgegeben werden, um im nächsten Jahre wieder ausgenommen zu werden. Schon im Winter 1880/81 wurden die Beratungen wieder ausgenommen unter dem Vorsitz des um die Verwirklichung des ganzen Unternehmens so hochverdienten Prof. Friedrich, Zittau, worin vorzüglich die Frage, ob der Turm ganz massiv oder der Oberbau aus Holz durchgeführt werden solle, er örtert wurde. Die bisher aufgebrachten Geldbeträge ließen allerdings nur den billigen Holzbau zu, doch wurde von verschiede nen Seiten und am lebhaftesten von Kaufmann Rowland aus Löbau befürwortet, wenn irgendmöglich und mit Über nahme eines gewissen Risikos möchte man sich für den Steinbau entscheiden, damit auf dem schönen Punkte unse rer Gegend ein seiner Bedeutung würdiges Werk errichtet werde. Nachdem auf Ansuchen der Stadtgemeinderat zu Löbau als Beihilfe ein unverzinsliches Dar lehn von 1000 M., rückzahlbar in zehnjährigen Raten zu 100 M., unter der Bedingung gewährt hatte, daß der ganze Bau massiv ausgeführt würde, beschloß man in einer Versamm lung im Januar 1881: den massiven Unterbau in Höhe von vier Meter bei Eintritt günstiger Witterung sofort in Angriff zu nehmen, die Sammlungen bis Ende April zum Abschluß zu bringen und sodann auf Grund genauer Übersicht der vorhandenen Barmittel und der speziellen Kostenanschläge definitiv zu bestimmen, ob der Oberbau aus Holz oder ebenfalls massiv hergestellt werden solle. Vorläufiger Anschlag: ersterer Bauart 2500 bis 3000 Mark, für letztere 5000 Mark, Grundfläche 25 Qua dratmeter, Höhe 16 Meter. Beiträge sind bis jetzt — Mitte April — teils schon geleistet, teils fest gezeichnet: Lübau 700 M., Eibau 450 M-, Walddorf 450 M., Ebersbach 184 M., Herrnhut 150 M., Obercunnersdorf 150 M., Leu tersdorf 150 M., Niedercunnersdorf 76 M>, Kottmarsdors 30 M. Ein größerer Betrag steht noch von Gersdors aus, kleinere von Ruppersdorf und Dürrhennersdorf. Das Brechen der Steine begann Ende März, unmittel bar am Gipfel auf der westlichen Seite, und sind die Vor arbeiten nunmehr soweit beendet, daß heute, am 19. April 1881, der Grundstein gelegt werden kann. Die Sek tion Walddorf des Gebirgsvereins Lusatia beschloß, diesen wichtigen Akt durch eine kleine Feier zu begehen und die beteiligten Vereine sowie den Vorsitzenden der Lusa tia, Prof. Dr. Friedrich, dazu einzuladen. Programm: Nachmittags 2 Uhr Versammlung der Teilnehmer auf dem Bauplatze- Gesang eines Liedes des Männergesangvereins Walddorf,- Ansprache des Vorsitzen den des Humboldtvereins Walddorf,- Einfügung der Kapsel in den Grundstein,' Gesang eines Liedes. Möge der Turm nunmehr entstehen und auf immer währende Zeiten herniederschauen in die blühenden Gefilde unserer Lausitz, möge er stets eine Stätte reinen und un getrübten Naturgenusses sein und künftigen Geschlechtern Kunde geben von einträchtigem und gemein nützigem Streben einer entschwundenen Generation!" Johann August Schulze, Kirchschul lehrer, Schriftführer des Bauausschusses- Karl Heinrich Israel jun., Fabrikant, Kassierer des Bauausschusses. *