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8 Gberlausitzsr Heimatzeitung Nr. 1 laute, weithin klingende „ui-humb ui-humb", daß man mit dem Gebrüll eines Ochsen verglichen und das der Rohr dommel ja anch den volkstümlichen Namen Moorochse ein getragen hat. Der Vogel beginnt mit diesen Rufen im April, läßt sie oft aber noch Ende des Monats sehr un regelmäßig und unvollkommen hören, also zu einer Zeit, in der das Weibchen bereits mit den Anstalten zur Brut beginnt oder begonnen hat und man daher eigentlich er warten sollte, daß der Vogel jetzt am lebhaftesten rufen müßte. Damit beginnt er jedoch regelmäßiger und an haltender erst im Mai, um mit unvermindertem Eifer da mit bis Anfang oder Mitte Juli fortzufahren. Dann wird er still, es beginnt die Zeit seines weiten Umherstreichens. Der Vogel ruft am eifrigsten und anhaltendsten also gar nicht zur eigentlichen Paarungszeit, sondern erst, wenn das Weibchen brütet oder Junge pflegt. Ich möchte daher den Rufen auch gar keine besonders hohe Bedeutung im eigent lichen Fortpflanzungsleben des Vogels beimessen, sondern bin der Überzeugung, daß sie in weit höherem Maße der Behauptung der Standplätze gelten, wodurch uns auch das so weit voneinander erfolgende Siedeln der einzelnen Vögel viel verständlicher würde. Meine Annahme deckt sich übrigens völlig mit den Auffassungen, die im Gesänge des Vogels nur der Revierbehauptung geltende Äußerungen erblicken. Meine Beobachtungen an Rohrdommelnestern gehören zu meinen schönsten, aber auch anstrengungsreichsten or nithologischen Erinnerungen. Wenn ich dem geschätzten Leser verrate, daß ich an manchem Neste insgesamt bis zu 2V, ja selbst bis zu 30 Stunden an manchesmal recht kühlen Tagen bis an den Leib im Wasser angesessen habe, wird er es mir hoffentlich glauben, daß auch wissenschaftliche Arbeit große körperliche Mühen kostet, Mühen, die aber nie ein materieller, sondern lediglich nur ein ideeller Ge winn lohnt. Sagen über Mob Böhme. Ein vom Ehrenmitglieds und ehem. Sekretär der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften Gottlob Traugott Leberecht Hirche in Görlitz im Jahre 1863 her ausgegebenes Buch enthält Sagen, wie aus dem Görlitzer Schuster Jakob Böhme ein berühmter Prophet geworden ist. Hirche schreibt: Es haben sich die Gelehrten in ihren Büchern und Schriften gestritten und die Köpfe zerbrochen, wie aus einem armen Hirtenknaben und einfältigen Schuster Jakob Böhme zu Görlitz hat ein so erleuchteter Weiser, welt berühmter Skribent und schier prophetischer Gottesmann werden können. Habens alle nicht ergründet, aber das ein fältige Volk in Görlitz und Umgegend, das seine Schriften nie gelesen, weiß dennoch wohl, wie es zugcgangen,- und erzählt es weiter von Kind zu Kindeskind. I. Zum Ersten: Als Jakob Böhme noch ein kleiner Knabe war und das Vieh hütete, kam er auch eines Tages mit seinen Kühen auf die Landeskrone, wo der große Schatz begraben liegt. Es war um die Mittagsstunde und Jakob ging ganz in Gedanken am Berge hin. Da öffnete sich plötzlich vor ihm der Berg und er sah ein Tor von schönem rotem Gemäuer und aus dem dunklen Gewölbe funkelte es ihm entgegen wie lauter Gold und Silber. Er erschrak aber sehr darüber, daß er eiligst zurückging, ohne die Herr lichkeiten zu berühren. Als er nachmals mit anderen Knaben den Berg erstieg, konnte er den Eingang nimmer finden. — Das ist das erste Zeichen gewesen, welches be deutet seinen geistlichen Eingang in die verborgene Schatz kammer der göttlichen und natürlichen Geheimnisse. Zum Andern: Als ihn sein Vater bei einem Schuh macher in Seidenberg in die Lehre gegeben hatte, ist eines Tages ein fremder und ihm ganz unbekannter, auch schlicht gekleideter, doch feiner und ehrbarer Mann vor den Laden gekommen, darinnen Jakob in des Meisters Abwesenheit mutterseelenallein gesessen hat. Dieser Fremde hat ein Paar Schuhe zu kaufen begehrt. Der Lehrling hat sich aber nicht getraut, den Handel für sich allein einzugehen, und als der Fremde dringlich geworden, hat er, um ihn ab- zuschreckcn, einen übermäßigen Preis verlangt. Aber der Fremde gibt ihm ruhig und ohne Widerrede das Geld, nimmt die Schuhe und geht fort. Aber nicht weit vom Laden steht er still und ruft mit lauter und ernster Stimme: Jakob, komm heraus! Jakov erschrickt, wie ihn der Fremde bei seinem Taufnamen nennt, steht aber auf und geht zu ihm auf die Gasse. Ernst aber freundlich und mit licht funkelnden Augen schaut ihm der Mann ins Angesicht, fasset ihn bei der rechten Hand, sieht ihm stark in die Augen und spricht zu ihm: Jakob, du bist klein, aber du wirst ein großer Mann werden und wird eine volle Ver änderung mit dir Vorgehen, daß sich die Welt über dich verwundern wird. Du wirst viel Not, Armut und Verfol gung leiden, aber sei getrost und fürchte dich nicht, fürchte aber Gott und ehre sein Wort und bleibe beständig in allen Dingen, denn du bist Gott lieb und er ist dir gnä dig. Darauf hat ihm der Mann die Hand gedrückt, wieder um stark in die Augen gesehen und ist seines Weges für baß gegangen. Jakob aber hat seine Worte wohl in Acht genommen, der Weissagung geglaubet in aller Einfalt und Demut und das Bild des Fremden nimmer aus seinem Gedächtnis verloren. III. Zum Dritten: Im Jahre 1600, im 25. Jahre seines Alters, als Jakob schon mehr mit geistlichen Dingen, denn mit Handwerksgeschäften, sich befasset und immer fein fleißig in der Schrift geforschet, da ist er eines Tages beim jählichen Anblick eines -inneren Gefäßes, darein er sich mit seinen Augen versenket, vom göttlichen Lichte ergriffen worden, also daß der lieblich jovialische Schein ihm in sein Inneres gedrungen und ihn blicken gelassen bis zu dem innersten Grunde oder Centro der geheimen Natur. Aber Jakob hat es für eine Phantasie gehalten und hat sichs wollen aus dem Gemüt schlagen, geht zum Hause hinaus auf die Gassen und ins freie Feld über die grünen Wiesen vorm Neißtore zu Görlitz. Aber das Gesicht ist nicht von ihm gewichen, und hats je länger, je mehr klarer emp funden, und wo er hingeschaut, da hat er Tieren und Bäumen, Gräsern und Steinen so recht in ihr innerstes Herz und Wesen zu schauen vermocht, also daß ihm von Stund an die ganze Welt verändert worden und die Natur gewesen ist wie ein geheimnisvolles, doch verständliches Buch, darinnen er allein hat lesen dürfen. — Und also ward der Schuster ein Prophet. Kiedrich der Große und der Mer Kapper Von Rudolf Hermann Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß Friedrich der Große zur Zeit des Siebenjährigen Krieges einmal in großer Gefahr geschwebt hat, an die Österreicher verraten und von diesen gefangen genommen zu werden. Ich finde darüber in meinen bis zum Jahre 1582 zurückreichenden Familienpapieren bet dem Namen einer Verwandten väterlicherseits, Sophie Henriette Kappel, geboren am 5. Mai 1768 zu Guaden-Germendorf, eine Schilderung, die der Veröffentlichung wert sein dürfte. Der Vater dieser Henriette Kappel, Matthias Kappel, bekleidete in dem genannten Ort den Posten eines Kgl.