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Ferner wurden in Sachsen geprägt als Conventions geld: 1-, 2-, 4- und 8-Groschenstücke. Der Groschen galt 12 Pf. 1 Guldenstück — 192 Pf. «/, Thaler (Speziesthaler). In Conventionsgeld mußten früher in Sachsen die Staatssteuern bezahlt werden, ebenso die postalischen Ge bühren. Im Geschäftsverkehr galt das Conventionsgeld ursprünglich 12 Pf. vom Thaler (später 8 Pf.) Aufgeld, im Volksmund gewöhnlich „Lahsche" genannt. Es war dies so zu verstehen: 12 Stück 2 Groschen galten 1 Thaler und 12 Pf. > spm» i Thal» 6 Stück 4 Groschen galten 1 Thaler und 12 Pf. > 3 Stück 8 Groschen galten 1 Thaler und 12 Pf. 1 °»kehr. Geradeso war es verhältnismäßig in bezug auf Gulden und Speziesthaler. So galten z. B. 4 Stück österreichische 20-Kreuzerstücke und ein 2-Groschenstück zusammen einen Thaler preuß. Courant. Bet der Flut ausländischen Geldes läßt sich denken, daß das sächsische Conventionsgeld sehr rar war. Dieser Umstand war auch darauf zurückzuführen, daß jedermann, schon der Staatssteuern und Postgelder halber, das Con ventionsgeld zurückhielt. So waren besonders 1-Groschen- stücke sehr gesucht, weil man diese für Briese brauchte, um nicht 13 Pfennige Courant bezahlen zu müssen. Die 1- Groschenstücke hießen deshalb allgemein „Postgroschen". Vor 60 Jahren gab es in Österreich Kupfermünzen noch, fast so groß wie ein preußisches Thalerstück. Diese S-Kreuzerstücke galten in Sachsen an der sächsisch-böhmischen Grenze 8 Pfennig. Da nun die sächsischen Kupfermünzen auch ziemlich groß waren, so hatte man, wenn man nun gar noch solche österreichische 8-Pfennigstücke darunter hatte, von einem Thaler Kupfergeld die ganze Tasche voll. Dieses sächsische Conventionsgeld dauerte bis Ende 1840. Von da ab wurden Münzen des 30-Thalerfüßes aus gegeben nach dem Dezimalsystem, 10 Pfennig auf 1 Gro schen, deren 30 einen Thaler ausmachten. Aber trotz dieser sehr schönen Geldrechnung wurden noch immer fortgesetzt alle vorhin genannten ausländischen Münzen in Zahlung genommen, bis endlich im Jahre 1876 die deutsche Reichs währung und damit die reine Goldwährung eingeführt wurde. Vor Einführung der Goldwährung zirkulierten in Deutschland außer den Köntgl. Preuß. Friedrichsd'ors, Sächs. Augustusd'ors und Dukaten auch noch eine Menge französische Goldstücke und österreichische und holländische Dukaten. Mit diesen Goldmünzen wurde aber ein grenzen loser Schwindel getrieben. Vollwichtige Dukaten wurden für 3 Thaler 7 Sgr. 6 Pf. oder auch nur für 3 Thaler 5 Sgr. angenommen. Die Hälfte von allen Dukaten war beschnitten. Habsüchtige Menschen waren es, welche von Goldstücken am Rande ein wenig Gold mit der Schere abschnitten und dann wieder zu Gelde machten. Da es nun aber vorkam, daß ein und derselbe Dukaten zehnmal in schlechte Hände kam und zehnmal beschnitten wurde, mag manchem Gold- füchschen so arg zugesetzt worden sein, daß es nicht viel Mehr als die Hälfte seines Vollgewichts wog. Doshalb führten alle Geschäftsleute Goldwaagen. In einem zier lichen Etui lag eine kleine noch zierlichere Balkenwaage mit Waagschalen. Unter den kleinen von Messing her gestellten Gewichten waren die, welche das Gewicht eines Doppel-Frtedrichsd'ors (11 Thaler, 10 Gr.) angaben, das größte. Dann kamen die für einfache und halbe Fried richsd'ors usf. Dann gab es auch ein Dukatengewicht, das hieß das Passirgewicht. Mit diesem kleinen Gewicht wurden nun alle Dukaten gewogen. Diejenigen, welche das Gewicht aufwogen, wurden für vollwertig genommen. Um nun das Mindergewicht eines Goldstücks zu erforschen, hatte man in der Goldwaage noch ganz kleine Gewichtchen, die man kaum mit den Fingern fassen konnte, welche 1, 2, 3, 4^ 5 und mehr Aß wogen. So viel nun ein Dukaten solche Asse unter dem Vollgewicht wog, soviel Groschen war das Goldstück weniger wert als das vollwichtige. Und so kam es, daß einem Dukaten bis zu 30 Asse fehlten. Aber gerade diese „leichten" Dukaten, wie man sie nannte, wechselten Wucherer gern zu einem billigen Preise ein, um sie ihren Geschäftsverbündeten für 3 Thaler 6 Sgr. in Zahlung zu geben. So waren es namentlich Weinhändler, Destillateure und Brauer, welche auch die schlechtesten Dukaten in Zah lung für voll nehmen mußten. Wahrscheinlich wurde an diesen Flüssigkeiten viel verdient, so daß man es mit der Zahlung nicht so genau nahm. Es war dies ein abscheu licher Wucher und fragen möchte man sich, wie sich derselbe so viele Jahre hat halten können. Bis zum Jahre 1840 gab es sehr wenig Staatspapier gelb, Notenbanken gab es nur einige, deshalb waren auch Banknoten rar. Gold nahm niemand gern, der Bauer gleich gar nicht, und so kam es, daß alle Geschäfte in Sil- bermünzen, besonders in ganzen Thalerstücken gemacht wurden. Deshalb pflegte man auch die meisten Darlehns- verträge in Silbermünzen abzuschließen, ebenso bedang man sich bei Haus- und Gutsverkäufen die Zahlung in Silberthalern. Und so kam es, daß, wenn auf den Ämtern gezahlt wurde, die Bauern die Silberthaler in Kartoffel säcken geschleppt brachten. Auf den Posten wurden früher unzählige Fässer voll Silbergeld sowie viele Geldsäcke mit Silber befördert. Die Fleischer, wenn sie ausgingen, um Vieh zu kaufen, hatten sogenannte „Geldkatzen" umgeschnallt. Diese waren ellen lange Geldbeutel von starkem Leder die zum Zuschuüren und Umschnallen um den Leib eingerichtet waren. Die Geldkatzen hingen sich die Männer wie dicke Würste um den Leib Zu Viehmarktzeiten war dies besonders gang und gäbe. Unter den Händlern gab es auch solche, die wenig Geld hatten, aber, um sich Kredit zu schaffen oder um damit zu prahlen, hingen sie sich ebenfalls große Geld katzen um. Was mögen da manche Schwindler statt des Geldes hineingesteckt habenl Diese Silbergeldwirtschaft dauerte bis in die 1840 er Jahre und so lange, bis in Deutschland nach und nach die Notenbanken entstanden. Da nun von vielen Banken ein förmlicher Mißbrauch getrieben wurde, der zur Gründer zeit 1871 bis 73 seinen Höhepunkt erreichte, so entstand der Papiergeldschwindel. Da nun gleichzeitig mit dem Entstehen der vielen Banken alle Staaten in Deutschland viele Millionen in Kassenscheinen, bis zum Betrage eines Thalers herab, ausgegeben hatten, so bekam man im Verkehr meistens nur Papiergeld zu sehen, während die Staatskassen und Banken das Silbergeld zurückhielten. Zum Teil war aber dieses Papiergeld so abgeführt und so über alle Maßen schmutzig, daß solche Thalerscheine mit einem dicken Schmutzklcister überzogen waren. Hatte man hundert solche Thalerscheine gezählt, so mußte man sich gleich die Hände waschen. Allen diesen Plagen hat das neue deutsche Reichs münzsystem ein Ende gemacht. Überall fast waren die Scheffel, Viertel, Metzen, Mätz chen anders, und zwar nicht nur in jedem Lande, sondern auch in jedem Bezirk, ja selbst in jeder Stadt. Besonders waren die Maße in jedem Kloster und bei vielen geist lichen Lehen verschieden. So gab es verschiedenes Pfarr-, Kirchen- und Schul-Jnventarien-Gemäß, nach welchem die Getreidezinsen geschüttet werden mußten. Klaftern, Fuß, Ellen, Stab, Acker, Morgen, Quadrat- Ruthen und viele andere Maße waren überall anders und wenn man sich einen Begriff von einer Größe der Fläche machen wollte, mußte man erst vielerlei fragen und die fremden Maße mit den im eigenen Lande eingeführten vergleichen. Aber auch alles dieses ist durch die allseitige Gleichheit aufs schönste geordnet.