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Prag ein, bet dem auch einige Musiker unsers Dürfeß Mitwirken werden". Die Glanzpunkte all die ser mttsikälischen BergNstaltuitgett aber bildeten die beson deren kirchlichen Ausführungen der „Auferstehung", des von Johann Friedrich Feurich komponierten Oratoriums für Chöre, Soli, Orchester und Orgel. Leider ist über diese nichts Schriftliches hinterlassen. Wie aus obigem hervorgeht, leiteten das musikalische Leben und Streben Jonsdorfs in der ersten Hälfte des l9. Jahrhunderts zwei Männer: Der Gärtner und Brannt weinbrenner Johann Friedrich Feurich und dessen Sohn, der Gärtner, Steinbruchpachter und Ortsrichter Friedrich Theodor Feurich. Aber auch außer diesen beiden hat unser kleines Gebirgsdorf tüchtige Musiker hervorgebracht, die in ihrer Kunst Außergewöhnliches leisteteten. Ihrer soll in folgendem gedacht werden. 1. Gottfried Kuntze, geb. am 21. Januar 1738 als Sühn des Häuslers und Webers Joh. George Kuntze in Altjonsdorf, wurde zunächst Weber wie sein Vater, er lernte aber nebenbei die Musik. Seine Lust und Liebe zu letzterer und seine musikalische Veranlagung waren jedoch so mächtig in ihm, daß er als Achtzehnjähriger den Web- stuhl verließ und sich ganz seiner Kunst hingab. Beim Stadtmusikus Döring in Zittau trat er als Schüler ein, „wo er gar bald eine ungemeine Fertigkeit in der Musik, sowohl im Theoretischen als auch im Praktischen auf ver schiedenen Instrumenten erlangte". Nach sechsjähriger Lern arbeit 1756—62 und einem Jahr „Condition" trieb ihn sein „Streben nach Vervollkommnung" nach Dresden, Leipzig, Weimar. Hier batte er „die Gnade, sich bey Ihre Durch laucht, der Fr. Herzogin mit Beyfall hören zu lassen". Nach mehreren Konzertreisen in West- und Süddeutschland wird er in Ludwigslust vom Herzog Friedrich von Mecklenburg- Schwerin festgehalten und als Hofmusikus, später als her zoglicher Kammerdiener angestellt. Im Jahre 1770 machte er sich seßhaft, indem er sich mit der Tochter des Lehrers Konrad in Schwerin „verheurathet". Leider starb er schon mit 45 Jahren den 23. Oktober 1783 an „Entkräftung und Auszehrung", die Witwe mit fünf Kindern hinterlassend. Am 2. Weihnachtsfeiertage gen. Ihrs, wurde ihm in seiner Heimatgemeinde von deren Geistlichen Mag. Pescheck das Ehrengedächtnis gehalten. (Laus. Mag. 1784, S. 12.) 2. Friedrich Wilhelm Neumann, geb. den 30. Dezember 1807 in Jonsdorf, als Sohn des schon oben erwähnten Gemeindeschmieds und Organisten Johann Gott fried Neumann in Altjonsdorf. Wahrscheinlich vom Vater vorgebildet, der auch Musikunterricht erteilte, verließ er die Heimat, um sich in der Fremde in seiner Kunst weiter zu vervollkommnen. 1839 kam er als „Musikus-Premier eines belgischen Jäger-Corps" zu Besuch nach Jonsdorf und nahm an dem Abendgottesdienste teil, den Ortspfarrer Kießling znm Gedächtnis an das 300 jährige Bestehen des Ortes hielt. (Tob. a. a. O. — Kern, 150 jähr. Kirchenjubil. S. 54.) Nach seinem Abschied aus dem Militärdienst soll er eine Konzertreise nach Amerika unternommen haben, von der er jedoch nicht zurttckgekehrt ist. (Briefs. Nachricht von Verwandten aus Leipzig.) 3. Johann Gottlieb Neumann, geb. 17. April 1809 in Jonsdorf, ebenfalls ein Sohn des Gemeindeschmieds und Organisten I- Gottfr. Neumann, lernte beim Stadt musikus C. Fr. Ang. Zimmermann in Zittau Guitarre, Vio line, Waldhorn, Baßposaune. Auf allen diesen Instrumen ten brachte er es zu einer gewissen Virtuosität, so daß er sich in Konzerten auf jedem als Solist hören lassen konnte. Auch ihm war die Heimat zu eng. In Leipzig-Reudnitz ließ er sich als Musiklehrer und Dirigent einer kleinen Musik kapelle nieder. Von seinen 18 Kindern blieben nur zwei am Leben, von denen der Sohn Emil als Begründer der „Leip ziger Couplet- und Ouartettsängcrgesellschaft 1870" bekannt geworden ist. Für diese komponierte er auch kleine Übungs stücke für Klavier Und Violine. Die von ihm komponierte« Lieder sind, ganz dem Zeitgeschmack entsprechend, süßlich- sentimental. (Brief!. Nachr. von Verw. aus Leipzig.) 4. Johann Friedrich Feurich, geboren in Wal tersdorf und getauft daselbst am 13. Juni 1773 als Sohn des Hausbesitzers und Zwillichtwebers Johann Gottlob Feurich und dessen Ehefrau Anna Maria geb. Krause. Hier genoß er nebelt dem Schulunterricht auch solchen in Musik bei dem von 1774-8- als „Unterschulmeister und Organist tätigen Johann Gottlob Schneider", dem Vater des be rühmten „Weltgericht"-Komponisten Friedrich Schneider. 1709 kaufte er den Günzelschen Gckrkett in Altjonsdorf sRr.. 63, jetzt Wilhelm Lehmann) und betrieb hier neben Land wirtschaft und Branntweinbrennerei die Musik theoretisch und praktisch, besonders das Spiel auf der Glasharmonika. Pescheck nennt ihn in „Gesch. von Jonsdorf" (S. 51) einen „durch sein meisterhaftes Harmonikaspiel und durch Kompo sition mehrerer Kirchenmusiken ausgezeichneten Musiker". (S. oben.) Von seinen Kompositionen ist nur das Oratorium „Auferstehung" bis auf uns gekommen. Die mündliche Überlieferung berichtet von zwei Aufführungen dieses Werkes, die erste Ostern 1846 unter Leitung seines Sohnes Friedrich Theodor und 1864 die letzte unter dem Garten besitzer und Lcinwandfabrikanten August Hoffmann in Alt- jonsdorf. — Sein Spiel auf der Glasharmonika muß etwas ganz Besonderes gewesen sein. Auf einem „verdeckten Ein spänner" unternahm er Mit seinem Instrument verschiedene Reisen durch ganz Deutschland bis nach Italien. Auch an Fttrstcnhöfen soll er seine „Harmonika" vorgeführt und Aufsehen mit seinem Spiel erregt haben. Erfinder des Instruments, wie vermutet worden ist, ist er jedoch nicht. — Am 29. Mai 1846 starb er. 5. Friedrich Theodor Feurich, des vorigen Sohn, wurde am 28. Dezember 1798 in Waltersdorf ge boren, wo sein Vater als Inwohner und Weber lebte, bis er sich in Jonsdorf ansässig machte (S. oben Nr. 4.) Auch bei dem Sohne zeigte sich bald eine starke musikalische Ver anlagung. Durch wen diese geweckt und ausgebildet wor den, ist leider nicht bekannt. Soviel steht nach dem oben Angeführten fest, daß Friedrich Theodor um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die treibende Kraft des stark pul sierenden musikalischen Lebens in Jonsdorf war. Bon einer kompositorischen Tätigkeit hören wir bei ihm nichts, aber als Gründer und Dirigent von Gesangvereinen und als Veranstalter und Leiter von guten Musikaufführungen kirchlicher und weltlicher Art hat er jedenfalls Großes ge leistet und die Weiterentwicklung der „Vocal- und Instru mentalmusik" in unserer Gemeinde ungemein gefördert. Zweifellos hat er diese künstlerischen Unternehmungen auch finanziell unterstützt, da er als GarteU-z Kretscham- und Schenkenbesitzer, Branntweinbrenner und Steinbruchpachter über reichliche Mittel verfügte. Er „spielte namentlich auf der Glasharmonika" — wie sein Vater — (Tobias a. a. O.) und besaß auch ein eigenes Instrument. Am 27. November 1863 starb er. — Von 1832—63 hat er als „Richter" an der Spitze unsrer Gemeinde gestanden und ihre Geschicke mit kräftiger Hand geleitet. An ihn erinnern noch heute „Feu- richs Berg" (am Kurhaus) und Richters Busch (am Hiero nymus). Bem. Die beiden Glas Harmonikas waren von der Musikinstrumenten-Fabrik Pohl in Steinschönau (C. S.) geliefert worden. Sie vererbten sich auf die Söhne des letztgenannten Spielers: Karl Theodor, der sämtliche Jons dorfer Grundstücke und auch das Richteramt des Vaters übernahm, und Rechtsanwalt Feurich in Grimma. Das Jnstrnment des ersteren erhielt dessen Sohn Theodor Feu rich in Radebeul bei Dresden mit dem väterlichen Erbe, der es bei seinem Stiefbruder, Gartenbesitzer Hoffmann, Altjonsdorf, einstellte und später dem Zittauer Stadt museum schenkte. Auf Stadtkosten wurden an dem etwas mitgenommenen Instrumente von der obengen. Steinschö-