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des 17. und Anfang des 18.Jahrh. ausgeübt hat. Jeden falls darf man wohl ans der angeführten Bemerkung an nehmen, daß ein solcher stattgefunden hat und auch nicht zu gering gewesen ist, um im Gedächtnis der Jonsdorfer über ein Jahrhundert fortzuleben. Auch aus der musikalischen Betätigung der Jonsdorfer bei festlichen Gelegenheiten in jener Zeit kann man wohl solches schließen. Der Nachfolger Rüdigers, Christian Schicht aus Lückendorf, „hatte sich auch ein Sängerchor gebildet (außer ihm 7 Sänger und 30 Schüler) und 1718 am 13. Au gust begleiteten diese die erste Leiche nach Bertsdorf", — wohin Jonsdorf bis zum Bau der eigenen Kirche einge- pfarrt war —, „zwar ohne Kreuz, aber auch ohne Beihilfe des Bertsdorfer Schullehrers." (Morawek: Bertsdorfer Chronik, S. 215, Fußn.) Nachdem Jonsdorf am 1. Mai 1731 seine eigene Kirche erhalten hatte, fand der Chor auch Ver wendung im Gottesdienste bei kirchlichen Feiern durch Singen von „Cantaten und Arien". (Israel a.a.O.) Da nur während der Amtstätigkeit Wehles, des Nach folgers Schichtö, nähere Nachrichten über Fortbestand des Schichtschen Sängerchores fehlen, dies aber seinen Grund in der damaligen festarmen Zeit haben kann, so darf man wohl annehmen, daß derselbe gleichsam den Grundstein bildet, auf dem zwei Jahrhunderte hindurch von „geschick ten Musikern" weiter gebaut worden ist, so daß unser Kirchenchor in diesem Jahre mit der Kirche zugleich ans sein 200 jähriges Bestehen zurückblicken kann. Die Entwickelung der Instrumentalmusik in unsrer Gemeinde scheint etwas langsamer vonstatten ge gangen zu sein. Für gewöhnlichen Bedarf scheinen die Lei stungen der „Dorfkapelle" genügt zu haben. So berichtet Israel a. a. O., daß bei der Grundsteinlegung, 12. April 1730 der „Zug nach dem Platze der neuen Kirche dergestalt verrichtet wurde, daß voran die Musikanten gingen". In großen Festgottesdiensten bei Anwesenheit der hohen Be hörden wurde jedoch die Musik von Zittau aus besorgt: an der Kirchweihe am 1. Mai 1731 „vom Kunstpfeifer Schu barth aus Zittau mit seinem Adjuvanten" und an der Orgelweihe, 2. Juli 1733, von acht von einem Oberst ge stellten „Regiments Pfeifern, so mit in die Lieder geblaßen". Daß man von dieser Zeit an auf die Pflege der In strumentalmusik großes Gewicht legte, beweisen auch die Schenkungen, die in den nächsten Jahrzehnten der Kirche zu diesem Zwecke gemacht wurden: „1783 hat Gottfried Weber aus Neu Jonsdorf lassen Bänke machen, in die Kirche, für die Kinder in Examen, 9 zusammen. Große und Kleine. In gleichen hat jetzt besagter 3 Trompeten in die Kirche geschenket." „1754 hat Gottfried Weber, in Neu Jonsdorf die Orgel ganz herrlich aus Staffieren und mah len lassen, durch Christian Bernhard von Großschönau. Dieser besagter Wohlthätcr hat auch wiederum 5 Instru ment Fiolinen oder Geigen angeschafft und ge- schenkt. Es ist auch zu der nämlichen Zeit ein Schranken verfertigt worden, zu der Kirchenmusi k." (Israel a. a. O. S. 110. 138.) — „1798 wurde ein ganz neues Chor Po saunen, welches Joh. Gottlieb Hänisch, Bleicher, Gärt ner und Gerichtsältester in A. I. dem hiesigen Gottes hause geschenkt, beim Gottesdienste von denen, die er erst auf seine Kosten hatte lernen lassen, zum ersten male ge blaßen und eingeweyht." „1803 wurden ein Paar ganz neue Kirchenpauken, welche Christian Friedrich Hoffmann, Gärt ner in N.—I. und Revierjäger allhier in Zittau hatte ver fertigen lassen, und der hiesigen Kirche als ein Geschenk verehrt hatte, zur Ehre Gottes eingeweyht." (Israel: Chro- nick von A. u. N. I. oder Beschreibg. v. Kirchenbau S. 162.) Welche Stufe der Entwickelung die Jonsdorfer in ihren musikalischen Fähigkeiten und Fertigkeiten in jener Zeit bereits erreicht hatten, erhellt aus der Bemerkung Peschecks in „Geschichte von Jonsdorf", S. 59: „Die mit den Schulämtern meist verbundenen Nebenämter sind in Jonsdorf nicht immer dabei gewesen. Der Organist war meist ein anderer." „Der erste Organist, der von einem Hoch Edlen Rathe ist eingesetzt worden, ist: George Wehle." (Israel a. a. O. S.99.) Wehle war Gärtner und Weber. 1770 meldet sich gelegentlich der Ein stellung eines Substituts für den sehr gealterten und durch allerhand Übel behinderten „Schulmeister" Christian Schicht Johann Friedrich Wehle, Gärtner und Orga nist. (Tobias: Handschriftliche Sammlung usw. S. 26.) Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts war Johann Gottfried Neumann, Jnw. und Schmied, Sohn des aus Großschönau stammenden Gemeindeschmieds Joh. George Neumann, als Organist an der Jonsdorfer Kirche angestcllt. (Jonsdorfer Schöppenbücher.) Auf Christian Schicht war der Händler, Weber und Gerichtsälteste Johann Christoph Wehle als dritter behördlich verordneter Schulmeister gefolgt. (S. oben.) Nach dessen 27 jähriger Tätigkeit „wurde von den Gerichten um einen anderen Schulmeister, welcher auch besonders im Singen gut geübet wäre, bei Cm. Hochweisen Rath der Stadt Zittau angesucht, welchen Gesuche zu Folge am 18. September 1797 der Praefectus des Zittauischen Singe- Chores durch die Mehrheit der Stimmen zum Schulmeister allhier erwählet wurde H- Carl Ehrenfrieö Linke, gebürtig aus Meffersdorf: 24 Ihr. alt." (Israel a.a.O. S. 147.) Linke ist der dritte „Schulmeister", der auf das Musikleben in Jonsdorf besonderen Einfluß ausgeübt hat. Wenn er auch das Organistenamt nach fünfjähriger Verwaltung wegen seiner geringeren Fähigkeit dem oben erwähnten Gemeindeschmied Neumann wieder überlassen mußte, so hat er doch als Kantor Bemerkenswertes geleistet, wie ihm dies beide Chronisten Jonsdorfs — Israel und Pe scheck — in den Berichten über die in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts fallenden kirchlichen Jubelfeste von 1817, 1830 und 1831 bezeugen: An den Vorabenden der Feste, bez. an den ersten Festtagen „bliesen die hiesigen Chvrad- juvanden einige Choräle auf dem Hieronymusstein". Am Morgen des 100. Kirchenjubiläums beteiligte sich auch der Sängerchor mit an dieser Feier auf dem Hieronymus. In den Festgottesdiensten wurden „von hiesigen geschickten Musikern gute zweckmäßige Kirchenmusiken aufgeführt". (Israel a.a.O. S. 167, 172, 185.) — „An allen 3 Festtagen des Konfesstonsjubil. 25.—27. Juni 1830 wurden von dem Schullehrer H. Linke unter Mitwirkung vieler Musiker und Gefangsfreunde Festmusiken aufgeführt." „Hier muß überhaupt gerühmt werden^ daß sich Jonsdorf in neueren Zeiten durch gut ausgeführte Kirchenmusiken ausge zeichnet hat." (Pescheck, Geschichte von Jonsdorf 1835, S. 38 und Fußn.) Unter Leitung von „geschickten Musikern" taten sich die „vielen Musiker und Gesangsfreunde" jener Zeit zur Pflege und Hebung von „Vocal- und Instrumentalmusik" in Gesangvereinen zusammen. „Gesangvereine blühten um 1848 unter Leitung des Richters Feurich bet fried licher Zusammenkunft und edler Zeitanwendung." (Tobias a. a. O.) Im Mai 1847 wurde vom Gesangverein „Lieder freund" ein Gesangsfest auf den erst im Jahre vorher zu gänglich gemachten Nonnenklunzen abgehalten. Derselbe veranstaltete am 17. September 1848 „zum Besten der hie sigen armen Schuljugend eine musikalische Unterhaltung im Kretscham". Die der Einladung beigedruckte, abwechs lungsreiche Vortragsfolge bringt außer Männerchören von Mendelssohn-Barth., C.M.v.Weber, J.Otto, Löwe u. a. auch Orchester und Kammermusik. (Tobias a.a.O. Beil. 10.) — Im „Lausitzer Journal" von 1851, Nr. 21, lädt „ein Jonsdorfer Musikfreund" (Richter Feurich) die Bürger Zittaus und die Bewohner der Nachbardörfer für den 25. Mai in den Kretscham zu einem Violinkonzert „eines absolvirten Zöglings des musikalischen Konservatoriums in