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Aus MuMM GründimvWt. Neueibau gehört zwar schulisch, kirchlich und zum Teil politisch zu Eibau, ist aber landschaftlich untrennbar mit Leutersdorf verbunden« Seine Entwicklungsmöglichkett liegt auf der Hetzwalder Seite, nach Neugersdorf zu, wie ja auch ein groß Teil seines Verkehrs von dort kommt und dahin geht. Wenn schon jetzt eine Zeit ist, in der Tra ditionsrücksichten eine immer geringere Rolle spielen, so werden bestimmt in Zukunft die Dorfväter ihre Blicke immer mehr nach Westen richten müssen, ohne undankbar gegen die Mutter Eibau sein zu wollen, von der ja Neu eibau eine Tochtergründung ist. Um die 17. Jahrhundertwende liegen die Geburts daten Neueibaus. In der Nähe zweier wichtiger Überland wege gelegen, nämlich Löbau—Kottmarsdorf—Numburg und Zittau—Numburg, ist es zu verstehen, daß damals die Einwohnerzahl all der Nachbarorte beständig zunahm, ver mehrt noch durch Glaubcnswanderer aus Böhmen. Das zwang zur Gründung neuer Ortsteile in Ebersbach, Neu gersdorf und auch Eibau. Genannt seien 1694 die „Acht häuser" an der jetzigen Nordstraße Neugersdorfs, 1704 die Haine, 1708 Spreedorf und dis Hübelhäuser, 1678 die Lö bauer Wiese. Begünstigung fand die Besiedelung durch die Stadt Zittau fbezw. Löbau) und den damaligen fortschritt lich gesinnten und weitblickenden Eibauer Richter Johann Hempel. Neben zwei anderen Schenken ist auch die Grün dung des jetzigen Gasthauses „Zum goldenen Stern", das er auf einem wüsten Platz an der Zittau—Gersdorfer Straße baute, sein Verdienst. Um in der Nähe der Land straße zu wohnen, entstanden dann einige Häuser an der Bittersbach, heute das Neueibaucr Gelände. Die Bauten mehrten sich, als auch Auszügler aus anderen Orten in Neueibau Baustellen haben wollten. Und nachdem die Neu gründung die Billigung der Negierung Augusts des Star ken, der am 15. Februar 1714 ein Dorf mit Namen Neu eibau anzulegen genehmigte, fand, ging das Wachstum der Gemeinde rasch von statten. Fördernd kam zugute, daß durch den großen Waldbestand genug Bauholz da war und am Anfang Baustellen unentgeltlich vergeben wurden. So gab es schon 1716 20 Häuser, 1723 27, 1741 waren cs 29 und 1759 48 Häuser. Der Grund und Boden Neueibaus waren die weitesten Ausläufer des Rittergutes Eibau. Das Haus des Richters Hempel wurde konzessioniert und Erbkretscham mit einem goldenen Stern als Zeichen der Einkehrstätte. Man war damals weitblickender und sozialer gegen die Siedler als heute, denn man gewährte neben anderen Ver günstigungen, wie Weidefreiheit, Holznutzung, abgabefreien Webstuhl usw. drei Jahre Steuerfreiheit und erhöhte die später festgesetzten Zinssätze nicht. Die Chronik berichtet, daß das Dorf von Ranchfangstellen und Einquartierung, March, Militz, Nationen und Portionen befreit war. Kirche, Schule, Gerichtsbarkeit war mit der alten Gemeinde ver bunden, obwohl sich schon der teuren Schuhe und Kleidung wegen im Orte Schule zu halten bei der Obrigkeit durch gesetzt hatte. Ob die damaligen Bewohner in der „guten, alten Zeit" daher erträglicher gelebt und gewohnt haben als heute, ist von einem Kinds des 20. Kulturjahrhunderts schwer zu beurteilen und zu verstehen. Den chronistischen Aufzeichnungen nach und hineinversetzt in das wirtschaft liche und geistige Leben jener Zeit, begreifen wir, daß es auch unfern Dorfurvätern nicht zu rosig ging und sie auch schon das taten, was noch heute täglich die Zeitung be richtet. So sollten bis 1729 die Neneibauer keine Steuern bezahlt und eine zweite und dritte Kuh angeschafft haben, obwohl nur eine erlaubt war. Ebenso sollten Webstühle ausgestellt sein, von denen der Zittauer Rat nichts wußte. Daß es damals auch wohlhabende Leute im Orte gab, geht daraus hervor, daß man damit rechnete, daß diese zum Wohle des Ortes und seines Fortschrittes auch etwas tun und lederne Feuereimer anschaffen sollten. Erb- und Lehn richter, Gerichts- und Gemeindeälteste, Schulmeister oder Gerichtsdiener waren in ihren Einkünften auf Umgänge angewiesen. Bald wurden die Steuern höher, da der Kurfürst August der Starke große Summen für seine Hofhaltung und seine pompösen Baupläne brauchte, weshalb sich auch die Städte wieder an den Dörfern schadlos zu halten such ten. Als dazu noch Jahrzehnte wirtschaftlicher Nieder gänge und politischer Mißerfolge eintraten, so ist zn ver stehen, daß das auch auf die Weiterentwicklung der Neu eibauer rasch erblühten Dorfgründung seine Schatten warf. Zudem war liederliches Leben eingerissen, denn man höre, damals wie heute gab es Spielwut, Trunksucht, Brandstiftung, Sonntagsentweihung, Ehebruch und Sitt lichkeitsverbrechen. Später folgte der Siebenjährige Krieg mit seinen enormen Forderungen an Städte und Dörfer, Hungersnot, Epidemie. Daher ging die Bebauung lang sam voran. Der damalige Neueibauer Richter Zeutsch mußte seine Baustellen förmlich verschenken, um sie los zu werden. Erschwerend wirkte noch, daß die Besiedelung der Hofesträucher begann. 1773 wurde eine zurückgegebene Baustelle in Neueibau vergeblich aüsgeboten. Jahre dar auf belebte sich die Bautätigkeit wieder, so daß 1781 sogar ein neues Schulhaus errichtet werden konnte. So sehen wir, daß die vergangene Kriegs- und Nach kriegszeit mit ihrer Lähmung auf allen Gebieten in der frühesten Vergangenheit Neueibaus eine Parallele hat. Und so wie damals wieder neues Leben und Streben an fing, so wird auch heute die Entwickelung wieder vorwärts- schreiten zum Wohle der Gemeinde, zum Segen des Vater landes. Oswald Gebauer, Neueibau. Bom 6Z« Wrigen Bestehen einer oberlausitzer Kleinstadt. Wie einige der größeren Stadtsiedelungen der Ober lausitz in der Zeit von 1920—1930 bereits ihr bestimmt nach weisbares 700 jähriges Bestehen feiern konnten und meh rere kleinere Lausitzstäöte dies im kommenden Jahrzehnt tun dürfen, so ist der Hauptort des sogen. „Eigenschen Kreises", das in einer Erweiterung des Pließnitztales ge legene Städtchen Bernstadt, in der Lage, in gegenwär tiger Zeit auf ein sicheres Alter von 650 Jahren zurück blicken zu können. Der Ort Bernstadt verdankt seine Entstehung der Ritterfamilie von Schönburg, die sich gegen Mitte des 13. Jahrhunderts mit dem ihr verwandten Geschlecht von Kamenz in den Besitz fast des gesamten Bezirkes des Eigenschen Kreises teilte. Etwa im Mittelpunkte dieses deutschen Siedelungsgebietes wurde um diese Zeit auf Grund und Boden des Ortes Bernsdorf (Bernhardisdorf) eine Stadt mit einer Kirche erbaut. Der Name des Dorfes ging auf die Stadt über, während es selbst fortan Alt bernsdorf hieß. Die Stadt erhebt sich auf einer von drei Seiten von der Pließnitz umflossenen felsigen Anhöhe und entspricht nach ihrer Anlage ganz dem damals üblichen Plane der Stadtgründungen. Das an Kirche und Kirchhof sich anlehnende Stadtgebiet ist von Westen nach Osten sanft geneigt und nach dem Grundplane deutscher Stadtansicdelungcn so aufgeteilt, daß auf dem rechteckigen Markt, dessen Mitte einst das städtische Rat haus einnahm, sechs Straßen münden. Ob die drei Tore der Stadt, welche den Zweck hatten, die Hauptzufahrts- straßcn der Stadt zu sperren, gleichzeitig mit der Stadt ge baut worden sind, ist fraglich. Die verhältnismäßig kleine Marktanlage scheint nur für den örtlichen Verkehr be stimmt gewesen zu sein. Eine große Durchgangsstraße, wie