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13S Gberlausrtzer Heimatzsitung Nr. „Hochverehrte Schötznbriedr! — Fertchst? — Liebe Fest versammlung! — Brauchstch ne sertn! — Von nah — 's tutr ni — ischt! — Von nah und fern —, mußts doa ne giehn loassn, oalbernr Saak! — Edeward krickte an Schloi- örch, doaßr glei bis nibr a de Gallanteriebude flug. 's woar tausnd gutt, doas die ni aus Holze woar odr goar aus Stenn, sinstrn hättrch glei könn 'n Biärschl eirann. — „Jhrnfried, komm oack, pack dus a bössl oa!" battlte Richtr- Gottlieb Steenlobls Jhrnfriede. Abr dar durfte men Pfare glei goar ne oarscht ze nohnde komm. Doas ale Beest woar ganz mesldriähnde. „Su wörd nischt!" Meente dr Hauptmoan,- iech war wühl ammende mign runtr- komm." Und do machtrsch o, mei Richtr-Gottlieb, stelltch off de Zeltstoffm und wollte vu do weg de Riäde haln. 's woar abr dan sechn Tag groade wie vrhext: Wu mochte oack dr Zettl hie sein? 's Römgegroappsche ging wiedr lus. Ar vissntierte de Toaschn oalle dr Reihe noch, ar driäht se öm, eene öm de anders ar guckte an Hutt: Nerne nischt! „Jech koan'n ötze ne glei sinn," fingr a er Weile druf oa. „Kommt oack drweile su rei as Zelt,- war weeß, findrch ne noa!" — Ob'r ne oarschtert mi gesucht hoat, odr ob'rsch bau dan Gedeebse oack mochte vrgassn hoan, koannch ne soajn: abr aus dr Riäde is dan Tag nischt wurm Abr schiene wursch doaftrwajgn, urndlch zu schiene, doas koann a jeds gleebm, und an Obde woarsch ganze Schissn illeminniert (und de Schötzn o mitte). A. Elka. LharakterMer vom KeiimtwM. Von Ernst Nieselt, Lausa-Dresden Ruhelos, in stetem Wechsel der Formen im Zeitenlauf der Jahrmillionen, lag das ewig belebte Meer bald als glänzende Fläche, von leichtem Windhauch gekräuselt, im blendenden Sonnenlicht, bald von urgewaltigen Stürmen zu riesenhaften Wogenkämmen gepeitscht, wild tosend, kämpfend dahinjagend. Diese gigantischen, schaumbedeckten, mit Schnellzugsgeschwindigkeit das Meer durcheilenden Riesenwellen wühlten den Bodengrund mit rasender Ge walt auf. trugen Sand Schlick und Steine zu Bergen zu sammen und bohrten Schluchten und tiefe Rinnen. Es war ein Titanenkampf der wild schäumenden Wogen, die sich brüllend in gewaltigen Katarakten wie wilde Tiere auf einanderstürzten und donnernd sich zermalmten. Aber es kam eine Zeit, wo sie sich in endlosen Fernen verloren, um nicht wieder znrückzukehren, und als dann die zusammen gespülten Sand- und Geröllberge und die von ungeheuren Wirbeln verursachten Schluchten als „Land" von der Sonne geküßt wurden, da wehten furchtbar tosende, die Sonne verfinsternde Staubwolken aus anderen Fernen über das Neuland und streuten Samen und Mikroorga nismen in Hülle und Fülle aus. So kam allmählich Vege tation ins Neuland, aus Pflänzchen wurden Sträucher und Bäume und Bogelschwärme waren die ersten größeren Gäste. Neuland! Links ein Tal und rechts ein Tal, leise gewunden, eng verbunden, ganz angefttllt mit Sonnen schein, wenn der Tag Hochstand, und ganz zart überhaucht, wie von duftigen Schleiern umhüllt, wenn sich der Abend zur Erde neigte. Um die Berge schmiegte sich die Ebene, über die sich lange Reihen von Pappeln hinzogen, die ein ander immer näher kamen in der Ferne, und immer klei ner wurden, bis sie zuletzt nur noch wie winzige Zwerge aussahen, die den Bergen geheimnisvoll entstiegen und auf Wanderschaft gingen. Bächlein bildeten sich, eilten, teils ge trennt, teils vereinigt, durchs Neuland, tränkten den svn- nengeküßten Boden und schufen end — endlose, saftige Wie sen, Tümpel und Weiher, schufen, was uns heut lieb und teuer ist — Heimat. Gleichwie unsere Gedanken überallhin wandern, so wanderten auch in grauer Vorzeit ans fernsten Fernen unsere Urahnen ins Neuland. In Karawanen kamen sie, mit den primitivsten Hilfsmitteln und in ständigem Kampf gegen Hunger und Kälte, Sonnenglut und wilde Tiere und die Zugvögel mögen ihnen oft richtunggebende Weg weiser gewesen sein, ehe sie fanden, was ihnen Stätte der Liebe und Arbeit werden sollte — Heimat! Und als sie da waren, wohnten sie zunächst in Höhlen, aus denen sie kämpfend Bär und Wolf verdrängten, dann auf Bäumen und Pfahlbauten und verwundert blickten sie hinauf auf die Berge und Hügel, um die einst Meeres ungeheuer mit den Wellen rangen, und die heut der Land mann im Schweiße seines Angesichts pflügt und bebaut zum Wohle der ganzen Menschheit. Und sie sahen ihn, den größten Wohltäter der Mensch heit, hörten sein Raunen und Flüstern, hörten das Bellen, Grunzen und gruselige Brüllen der wilden Tiere in ihm, sahen seine Kräuter-, Beeren- und Pilzplantagen, seine murmelnden Bächlein, sahen ihn leibhaftig, unermeßlich er haben — den Heimatwald. — Ja, Heimatwald! Ein Wort bist du nur und doch welch ein Riesenwunderwerk der weisen Schöpfung und wie ent zückend schön, wenn alljährlich der Lenz mit seiner Vogel sängerschaft in deine Hallen zieht. Heimat! Heimatwald! Wo ihr in üppiger Schönheit prangt, und auch wo ihr schlicht und schüchtern daliegt, die Liebe der allgütigen Mutter Natur küßt euch hier wie dort, und fragen wir den müden Wanderer nach seinem Ziel der Sehnsucht, da wird er uns sagen: „Nach der Heimat möcht ich wieder, nach dem teuren Vaterort, wo man singt die frohen Lieder, wo man spricht ein trautes Wort. Sei gegrüßt in weiter Ferne, teure Heimat, sei gegrüßt " Und wir alle, die wir in die Welt hinauszogen, emp fanden wir nicht den gleichen Wunsch? Und haben wir neben den Sonnenseiten des Lebens auch die Schatten seiten kennengelernt, so fanden wir liebe, arme Menschen, die selbst in der Heimat — heimatlos starben, ungeliebt, unverstanden, unverziehen. Müde Wanderer sind es, die das Schicksal auf Dornenwege führte, die hinabglitten ins finstere Tal, wo das Leben ihnen ward zur Qual. Und wurde ihnen auch die Ehre, die Achtung geraubt, die Stim me konnte ihnen nicht geraubt werben, bevor sie noch ein mal seufzte: So hat man mich gefraget, was guält dich sehr? Ich kann nicht nach Hause, hab keine Heimat mehr! Heimat! Heimatwald! Ich habe euch verstanden von Kindheit auf und wenn ich nur eine Reihe Charakterbilder, wie sie in jedes Menschen Heimat alljährlich sich aüswirken, erzählen, schildern will, so wie ich sie sah, so will ich in erster Linie den Siechen, den Blinden und den hinter Kerkermauern verkümmernden Unglücklichen etwas Sonne bieten, aus dem Herzen: Heimat! Ein neuer Fun- eines MgeWchtljOen Mühl steines im Kreise Görlitz. Auf einem Acker der Rittergutsflur Liebstein bet Görlitz ist vor einiger Zeit ein frühgeschichtlicher Mühlstein aus gepflügt worden, den Rittergutsbesitzer Gebhardt kürzlich der Vorgeschichtlichen Abteilung des Kaiser Friedrich- Museums (Gedenkhalle) zu Görlitz überwies. Der Stein be steht aus grobkörnigem fleischfarbigen Granit, ist unregel mäßig rund gearbeitet bei einem Durchmesser von 40 cm und einer Stärke von 15 cm. Die Mahlfläche senkt sich leicht nach dem in der Mitte gelegenem Loche zu. Nach der plumpen Form und ungeschickten Bearbeitung zu beurteilen, die noch keine industriemäßige Herstellung vermuten läßt, dürfte der Stein aus der slawischen oder frühdeutschen Zeit stammen. Er würde somit mindestens 800 Jahre alt sein. Herr Geb hardt hat die Bestrebungen zur Erforschung der Oberlau sitzer Vorzeit schon so oft wirkungsvoll unterstützt, daß ihm auch jetzt hierfür wieder herzlichst gedankt sei.