Volltext Seite (XML)
Zum Ade Bruno MM. Am 24. Märzd. I. ist in Leipzig unser Oberlausitzer Landsmann Bruno Röthig gestorben. Er war am 7. Oktbr. 183!) in Ebersbach i. Sa. als Sohn eines Webers geboren und hatte das Löbauer Lehrerseminar besucht. Darnach war er in Leipzig Schüler von Riedel (Musiktheorie) und Popperitz (Orgel) und bildete sich in Berlin bei Gottfried Weih als Sänger aus. Nach kurzer Tätigkeit als Musik lehrer wurde er als Kantor an die Johanniskirche in Leipzig berufen, wo er 1929 sein 40 jähriges Kantoren- Jubiläum feiern konnte. Bald nach seiner Berufung grün dete er das „Svloquartett für Kirchenmusik" in dem er den Tenor und seine Gattin, eine Tochter des Freiberger Dvmvrganisten Helbig, den Sopran sang. Mit diesem Quartett hat er in unzähligen Kirchenkonzerten „gesun genes Evangelium" nicht nur durch ganz Deutschland, son dern auch durch das übrige Europa, Palästina und Nord amerika getragen. Die praktische Erfahrung bei dieser Tätigkeit führte ihn zur Herausgabe einer ausgezeich neten Sammlung von ihm bearbeiteter kirchlicher Chor musik. Auch als Komponist hat er sich mehrfach betätigt. Als vor reichlich 40 Jahren der Kirchenchorvcrband der sächsischen Landeskirche ins Leben gerufen wurde, gehörte er zu den Gründern; seine Mitarbeit bis ins hohe Alter galt vor allem der Musikbeilage zum „Kirchenchor" (der Verbands-Zeitschrift), in der er schon vor Jahrzehnten namentlich die alten Meister berücksichtigte. Noch bis vor kurzem sah man den rüstigen alten Herrn Sonntag mor gens an der Spitze seiner jugendlichen Kurrende-Sänger in den Straßen Leipzigs seinen freiwilligen Dienst ver richten. Sinn und Inhalt seines Lebens war eben das „gesungene Evangelium". Mancherlei Ehrungen sind ihm zuteil geworden: er war Kgl. Musikdirektor uud Professor; aber das schönste Denkmal hat er sich durch sein Werk selbst gesetzt. Unfern Lesern seien seine Jugenderinnerungen „Aus der Jugendzeit klingt ein Lied" (Furche-Verlag) warm empfohlen; in ihnen schildert Röthig das Leben in einem vberlansitzer Weberhause mit Liebe und Treue. M.G. IVarvL 81o svdor» im vsorsenbLä Dßsukirrk (».suritr) Es ist herrlich am Fuhs des Valtenberges und mitten im Walds gelegen, bietet bei guter und preiswerter Verpflegung und Pension, schön ein gerichteten Zimmern, Gaststuben. Gessllschastssaal und Garten, seinen werten Gästen sowie Vereinen, Klubs und Gesellschaften ei« schönes Ziel und gewährleistet seinen Besuchern einen gemütlichen Nusent- balt. Jeden Sonntag und Donnerstag Konzert und Reunion. Dadebetrieb täglich geöffnet. — Reue Autostraße von der Hauptstraße ab Erbgericht Schubert Mus Gatter Z» Mre. Da der Prophet in seinem Vaterlande am wenigsten zu gelten pflegt, mag manchem auch der Name Gatter un bekannt sein. Und doch ist er wohl der größte lebende Kom ponist unserer engeren Heimat, nur zu. nennen in einem Atem mit ein oder zwei anderen heimatlichen Musikern. Geboren am 15. Mai 1881 in Rohnau, wuchs er von seinem S. Lebensjahre an in Hirschfelde auf und erhielt seinen ersten Musikunterricht beim Ortskantor Neinhold Michel. Mit 14 Jahren kam Gatter in das Lehrerseminar Löbau und wurde dort von seinem Lehrer Zehrfeld besonders ge fördert, vor allem in der Instrumentation an Hand Haydn- scher Partituren, so daß er später am Konservatorium dieses Fach nicht besonders studieren brauchte. Nach seiner Militärzeit war er Hilfslehrer in Seifhennersdorf, lernte auch dort seine spätere Frau kennen, studierte 1904 und 1905 am Leipziger Konservatorium (u. a. bei dem in Seif hennersdorf geborenen Professor Emil Panl), lehrte dann in Crimmitschau und Heidenau, bis er 1907 nach Falken stein i. V. als Kantor berufen wurde. Nach nur etwa ein jähriger Amtstätigkeit fand er seinen Wirkungskreis am Seminar, der jetzigen Oberschule, in Plauen i. V. als Musiklehrcr, wo er jetzt noch tätig ist. Dort trat er als-' bald kompositorisch hervor, übernahm 1914 den berühmten „Niedelschen Männerchor", mit dein er auch Zittau zwei mal besuchte, und 1922 auch den dortigen Lehrergesang verein und führte beide Vereine auf dem Gebiete des Manner- und gemischten Chores zu größtem Erfolge, so daß sein Ansehen in Plauen ganz außerordentlich ist. Obwohl Gatter beinahe alle Gebiete der Komposition pflegte — man zählt bereits über 60 Werke —, ist cs selbst verständlich, daß er besonders Chorwerke geschaffen hat. Auf diesem Gebiete — abgesehen von dem der Chorleitung — liegt seine größte Begabung und hat er Anerkennung in der gesamten deutschen Musikwelt errungen. So werden z. B. auf der nächsten vom Deutschen Sängerbünde ver anstalteten Nürnberger Sängerwoche, zu der ans Tausen den von neuen Kompositionen Auswahl getroffen ist, zwei Werke Gatters gesungen. Sein größtes Werk ist die Kan tate „L e b e n s w a n d e r e r du" für gcm. Chor, Sopran- nnd Tenorsolo und Orchester, ein Werk von überwältigen der Schönheit und Innerlichkeit, das bereits ein halbes Dutzend Aufführungen in den verschiedensten Städten er lebt hat und nun im Herbst auch in Zittau vom Lehrer gesangverein mit „Orpheus" und „Arion" zu Gehör ge bracht werden soll. Leider haben am Zustandekommen dieser Aufführung trotz der herzlichen Befürwortung durch die leitende» Stellen die dem Deutschen Sängerbünde an geschlossenen Gesangvereine und die Heimatvereine — bis auf ganz geringe Ausnahmen — und auch die Heimatorte des Komponisten keinen Anteil genommen und sich dieses Verdienst nicht erworben. Trotz allem ist es aber herzlichst zu begrüßen, daß endlich der Heimat selbst Gelegenheit ge geben ist, ihren großen Sohn kennen und schätzen zu ler nen. Die wundervollen Worte von Geist und Gott zu der Kantate stammen aus dem „Rhythmus des Neuen Europa" von Gerrit Engelke, einem Tüncher von Beruf, der nach harter Jugend, 26 jährig, drei Tage vor dem Waffenstill stand einer Schußverletzung erlag, frühvollendet. Trotz aller Erfolge im weiten Lande blieb Gatter von aller Überheblichkeit frei, und dieser Charakterzug ein facher Menschlichkeit im besonderen hat ihm die fast un begrenzte Verehrung aller derer erworben, die unter sei nen: Dirigentenstabe je gestanden haben oder ihn sonst kennen lernten. Die 50 Jahre, die zu diesem Gedenken Anlaß sind, merkt man Gatter nicht an. „Ihm dampft noch Jugend blutstromrot" — um mit Engelkes Worten zu sprechen! Und das ist allen denen, die ihn kennen, und sei auch der Heimat die größte Freude seines Geburtstages,