Volltext Seite (XML)
Nr. S Gbsrlausitzsr Hsimatzsiiung M österreichischen Husaren in neues Schrecken gesetzt. Endlich erreichten wir nach tausend Ängsten das nahgelegene Dorf Bertsdorf. Meine arme Mutter war entsetzlich ab gemattet. Wir fanden das Haus, wohin wir unsere Zu flucht nahmen, bereits tnit mehr als hundert Personen be setzt, und ihre Anzahl wuchs mit jeder Minute. Hier sahen wir, sahn einander sprachlos an und weinten. Das größte Unglück für uns war das Außenbleiben meines Vaters. Eine Stunde nach der andern verging, ohne daß wir auch nur die geringste Nachricht von ihm erhalten konnten. End lich, gegen Abend, kam er unvermutet. Er hatte uns, nach dem er den Brand seines Hauses abgewartet, ebenso ängst lich, als wir nach ihm verlangten, in allen benachbarten Gegenden gesucht. Der Abend kam heran und verging, sowie die Nacht, unter Wehklagen und Schrecken. Unsere Mannspersonen hatten sich insgesamt in den obern Teil des kleinen Hauses begeben und den untern ihren Weibern und Kindern überlasten. Mit anbrechendem Morgen eilte mein Vater nach der Stadt; wir folgten ihm des andern Tages nach und fanden —was konnten wir anders erwarten? — unser Haus nie dergebrannt, meines Vaters ganzes Warenlager in Asche. — Kurz, statt eines ziemlich bemittelten, war mein Vater jetzt ein zu Grunde gerichteter Mann. Etwas bares, durch das gute Glück gerettete Geld wandte mein Vater an, um sobald als möglich, wenigstens einen Teil seiner Wohnung wieder aufzubauen, ohne die er seine Handlung, an deren Fortsetzung er noch immer dachte, auf keine Weise fortsetzen konnte. Indes lebten wir alle, Nachbarn und Nachbarskinder, wir in den ersten Zeiten der Unschuld, in völliger Gemein schaft unserer Lebensmittel und Geräte. Die an unfern ge wesenen Häusern liegenden Gärten wurden bald der all gemeine Sammelplatz; und, indem die Männer, vornehme und geringe, in den Trümmern ihrer Brandstellen wühl ten, kochten ihre Weiber unter freiem Himmel bei den ohnedies halb verbrannten Obstbäumen ein Mahl, das zu einer andern Zeit nicht halb den Wohlgeschmack gehabt hätte, den es jetzt hatte. Feinde, die sonst einander alles ersinnliche Herzeleid angetan, waren jetzt auf einmal die aufrichtigsten Freunde. Männer, die es sich sonst zur größ ten Schande gerechnet hätten, mit eignen hohen Händen den Rock anzuziehen, karrten jetzt in Gesellschaft ihrer Be dienten Schutt und Steine hinweg, um nur geschwind ge nug zu wissen, ob ihre Keller und Gewölbe gerettet wären. Vertraulichkeit, Rechtschaffenheit, Eifer im Dienste Gottes und des Nächsten hatten sich auf einmal sichtbarlich unter uns niedergelassen — aber freilich nur solange, bis ein Stockwerk von unfern Häusern wieder aufgebaut war." Soweit der Bericht von Michaelis. Dies Schicksal Zittaus erregte damals überall in Deutschland Aufsehen und Mitleid. Viele meinten, es habe der Neid auf den blühenden Handel der Stadt oder der Neligionshaß der Österreicher ihre Zerstörung veranlaßt. Der Hauptgrund zu der „nutzlosen Barbarei", wie Fried rich der Große sie bezeichnete, war wohl nur die Vernich tung des in ihr befindlichen großen Magazins der Preußen. Die Erbitterung der Zittauer Bewohner wandte sich hauptsächlich gegen den preußischen Befehlshaber der Stadt, den Obersten von Dtericke; das ist ersichtlich aus den Auf zeichnungen eines Augenzeugen, des Kammerrats von Vesser auf Lomnitz ff. Da lesen wir u. a. „Unser Kom mandant war ein Mann, der aus Brutalität und Bosheit zusammengesetzt schien. Seine Bosheit verleitete ihn, dem ff Genaueres über Karl Christian von Besser bei Dr. Walter von Bvetticher. Gesch. des Oberlaus. Adels und seiner Güter. I. Bd., S. 137. ff N.L.M., 62. Bd. 1886, S. 213. österreichischen Offizier, der die preußische Besatzung auf forderte, sich zu ergeben, zu sagen, daß die Bürger nebst 8066 bewaffneten Bauern die Stadt bis auf den letzten Mann verteidigen würden." Vesser erzählt ferner: „Während des Bombardements gegen 12 Uhr mittags retirierte ich mich durch das Weber tor aus der Stadt. Ich sah mich unter einer Menge von unglücklichen Leuten, Kinder ohne Eltern, Wöchnerinnen, alten gebrechlichen Personen. Alle suchten ihr Leben zu er halten, überall das allerentsetzlichste Elend und namenloser Jammer. Wenn ich an diesen Tag denke, vergehen mir vor Wehmut die Sinne. Eine halbe Stunde vor der Stadt stießen wir auf die Vorposten der Österreicher. Diese hatten die Grausamkeit, uns mit dem Säbel in der Faust gegen die Stadt zu treiben, weil wir, wie sie sagten, verdient hätten, in unfern Häusern zu verbrennen. Endlich errettete uns ein Offizier von diesen Unmenschen. Den Nachmittag wurden wir in das Hauptquartier gebracht. Wir trafen hier die sächsischen Prinzen ff, aus deren Auslastungen her vorging, wie sehr man bemüht gewesen war, die Treue der Bürger bei ihnen zu verdächtigen. Durch das Elend und das Wehklagen der aus mehreren Hunderten bestehenden Flüchtlinge wurden die Prinzen bis zu Tränen gerührt. Später ließen dieselben einige hundert Dukaten unter die unglücklichen Einwohner verteilen." Zittau überwand verhältnismäßig rasch diese Kata strophe; es erstand schöner, als bisher, aus Schutt und Asche. Es verdankte dies der Blüte seines Handels, der nach dem Siebenjährigen Kriege einen großen Aufschwung nahm. Nämlich Xaver und Karl; sie befanden sich bei den Österreichern, da, wie bekannt, Sachsen im Siebenjährigen Kriege mit Österreich gegen Preußen verbunden war. Aus den Oimatvmimn. Landesverband -er Sächsischen Gebirgsvereine Im Reichsverbande Deutscher Gebirgs« und Wandervereine. Bericht über die erste Vorstandssitzung am 12. April 1931 in Dresden Der derzeitige Vorsitzende des am 18. Januar 1931 ge gründeten Landesverbandes der Sächsischen Gebirgsvereine, Herr Prof. Dr. Lampe-Dresden, hatte die Vorstands mitglieder für Sonntag, den 12. April d. I., zur 1. Vor standssitzung des Verbandes nach Dresden in den „Jo- hanneshof" eingeladen. Alle dem Verbände angehörenden Vereine und Verbände hatten ihren Abgeordneten geschickt. Als Gast war mit anwesend Herr Brechensbauer-Aussig als Vertreter des Hauptverbanöes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine in der Tschechoslowakischen Republik. Nm 11 Uhr eröffnete Herr Dr. Lampe die Vorstands sitzung mit der üblichen Begrüßung und Worten herzlichen Gedenkens des so plötzlich dahingegangenen Vorsitzenden des Hauptverbanöes der sudetendeutschen Gebirgs- und Wandervereine, Herrn Ambros Wolfram-Aussig. Nachdem die Anwesenden den Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen geehrt hatten, dankte Herr Brechensbauer namens des Hauptverbanöes für die Ehrung seines einstigen Füh rers und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die guten Be ziehungen der Gebirgsvereine dies- und jenseits der Grenze zueinander erhalten bleiben mögen, um im Sinne Wolframs zum Besten der Arbeitsgebiete der von den Anwesenden vertretenen Vereine weiterarbeiten zu kön nen, zum Segen für die deutsche Heimat. Hierauf trat die Versammlung in die Tagesordnung ein, und zwar war die erste Aufgabe, dem neuen Ver->