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Lehrers Kirschke ausgestellt. D r. Gandert erläuterte die Steinbeile, Tonwaren und Bronzen unter Zuweisung in die entsprechenden vorgeschichtlichen Zeiten und Kultur kreise. Besondere Würdigung fand ein in ganz Schlesien einzig dastehender Katalog des Gymnasialrektors Becher in Lauban aus dem Jahre 1799. Er enthält ein durch Bild und Wort erläutertes Verzeichnis der damals vorhande nen vorgeschichtlichen Funde und ist mit einer kurzen Ein leitung versehen, die ganz moderne Grundsätze vertritt. Ein Teil der in Lauban ausgegrabenen Bauopferfunde war ebenfalls ausgestellt worden und gab Dr. Gandert im Hinblick auf die beschränkten Naumverhältnisse an der zu besuchenden Fundstelle bei der großen Teilnehmerzahl Ver anlassung, schon hier über den Umfang und die Be deutung dieser neuesten Funde zu sprechen. Ein gleich artiges Tongefätz, das in Liegnitz zusammen mit einem Zinnkännchen gefunden wurde, konnte dank letzteren Um standes als in die Zeit von 1435 bis 1480 gehörig bestimmt werden. Eine Handschrift des Paters Rudolfus - Breslau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts gibt uns Aufschluß über die Gründe zur Aufstellung dieser Tongefäße in Grundmauern und Kellern der Häuser. Die Gefäße ent hielten die Opfer des Hauseigentümers für die Haus geister, Kobolde und Erdgeister und wurden bei dem Neu bau eines Hauses, aber auch bei dem Einzug eines neuen Besitzers dargebracht. Die Besichtigung der unter dem Keller und in den Grundmauern des alten Rostschen Kauf hauses, im Volksmunde nach einem über der Haustür in Hochrelief ausgeführten Schiffe „das Schiff" genannt, ent deckten und im Fundzustande wieder aufgestellten Gefäße gab Dr. Gandert an Ort und Stelle Veranlassung, über die zeitliche Bestimmung dieses Fundes Aufschluß zw geben. Ein Teil der Gesäße war in den Brandschutt ein gesetzt worden, der offenbar dem großen Staötbrande von 1487 seine Entstehung verdankt. Das sehenswerte Haus ist in seiner gegenwärtigen Gestalt 1700—1704 erbaut worden; einige Sagen aus alter Zeit umranken das „Haus mit den 100 Fenstern" noch heute. Zur Zerstreuung etwa austau chender Zweifel hatte sich der Hauskobold, das Graumänn chen, im Keller zu heiterer Begrüßung eingesunden und auch die in einem Gange unter dem Keller einst bei einer unerlaubten Begegnung überraschte Nonne stellte sich per sönlich den Gästen vor. In liebenswürdiger Weise war von dem Besitzer des Hauses auch die Erlaubnis gegeben wor den zur Besichtigung der sehenswerten Wohnräume mit ihren alten Stuckdecken und kunstvollen Möbeln und der ehemaligen Geschäftsräume mit ihren alten Geschäfts büchern und Geräten. Der bei dem Hanse noch teilweise gut erhaltene Wehrgang der Stadtmauer mit seinen schönen Aussichten auf die Anlagen und einen Teil der Stadt wurde stark beachtet. Das schöne Rathaus war das nächste Ziel; hier begrüßte Erster Bürgermeister Martins in dem schönen und stimmungsvollen Magistrats^-Sitzungszimmer die Gesellschaft im Namen der Stadt, deren Bedeutung in der Vergangenheit und deren Wirtschaftsnöte in der für Lauban als Textilstadt besonders schweren Gegenwert ge streift wurden. Besonders wies er hin auf die ausgelegten wertvollsten Schätze der 10 000 Bände umfassenden Stadt bücherei, deren Handschriften, Erstlingsdrucke und Ur kunden Bttchereivermalter Dasler in ihrer Bedeutung er läuterte. Erwähnt mögen hier nur werden ein Blatt aus der Bibelübersetzung Luthers, der älteste Lutherdruck aus dem Jahre 1516 (nur in Lauban vorhanden), ferner ein Gesangblichlein aus dem Jahre 1525 oder 1526 (ebenfalls nur hier vorhanden), ein Wiegendruck aus dem Jahre 1389 über Zauberet und Hexenwesen, ein Lehnsbrief Kaiser Karls IV. von 1348, ein Wappenbrtef mit der Unterschrift eines Fugger aus dem Jahre 1640 und ein Werbungs patent mit der Unterschrift Wallensteins. Erster Bergrat Jlner dankte im Namen der Gesellschaft für die herzliche Begrüßung und die entgegenkommende Aufnahme in Lau ban; es schloß sich unter Führung des Ersten Bürger meisters ein Rundgang durch die Räume des in den Jah ren 1539 bis 1541 erbauten Rathauses an. Alle Teilnehmer waren überrascht über die Wirkung der prachtvollen Spitz bogen und die feinen Überschneidungen, deren Eindrücke auf die Besucher durch die in den letzten Jahren aus geführte farbige Ausmalung der Räume sehr günstig be einflußt wurden. Besondere Beachtung fanden das Renais sance-Portal zum Standesamt mit seinen Motiven, die Erinnerung in den Skulpturen an die ehemaligen Stadt pfeifer, der schöne Ausgang aus dem Erdgeschoß und vor allem die ehemalige Festhalle der Stadt Lauban im Erd geschoß, die aus Raumnöten allerdings noch geteilt bleiben muß und deren eine Hälfte der Sparkasse als Geschäfts zimmer dient. Die Kaffeepause im „Bellevue" gab Professor Jecht Gelegenheit, auf die herzlichen Beziehungen zwischen Lau ban und Görlitz in vergangenen Jahrhunderten hinzu weisen. Er erinnerte besonders an die schweren Hussiten jahre 1427 bis 1431, durch die Lauban an den Rand des Unterganges gebracht wurde. Görlitz hat in jener bitteren Zeit der Schwesterstadt gern und fleißig mit Söldnern und Geld geholfen. Besonders wurden die Teilnehmer an dem Ausfluge auch auf die Stellung hingewiescn, die Lauban im geistigen Leben der Oberlausitz in vergangenen Zeiten eingenommen hat. In Lauban entstand 1747 die erste ge schichtliche Gesellschaft, die eine eigene Zeitschrift herausgab; hier lebte Dittmann, der Herausgeber des Lausitzer Maga zins. Weiter fanden Würdigung Pastor Gregorius, der Gründer der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissen schaften von Anton und der bereits oben erwähnte Becher. Mit dem Wunsche auf Besserung der wirtschaftlichen Lage Laubans nnd auf weitere freundnachbarliche Beziehungen schloß der hochverdiente Forscher seine mit starkem Beifall aufgenommenen Ausführungen. Rektor Plüschke-Lauban berichtete von den näheren Umständen der Auffindung einer aus der Schlacht von Katholisch-Hennersdorf stam menden Lanzenspitze und einiger weiterer Funde. Im Namen der Gesellschaft überreichte Rektor Hartmann dem Ersten Bürgermeister für die Stadtbücherei das letzte Jahresheft. Auf der Heimfahrt hörte man nur Worte der Anerkennung über die Aufnahme in Lauban und über die dort erfolgte Bereicherung heimatkundlicher Kenntnisse. Alfred Hartmann. Flur-, SM- und SMur-rWmril in und um Mltersdvrf au der LaMe Gesammelt von Richard Mättig. — (8. Fortsetzung) Lang bauers (früher O l b r i ch b a u e r s) Hain liegt an der Landstraße westlich des daselbst stehenden Ortsgrenzsteines: Waltersdorf —Großschönau. Zu Gut Nr. 14. Langs Fabrik wurde im Herbste 1888 zu bauen begonnen, später nach Süden verlängert und war bis 1901 im Besitz von Julius Lange. Nach dessen Tode: Mai L Ramdor, jetzt Aktiengesellschaft. Zur Firma gehören in Waltersdorf das Pöstayit, Nr. igz (ehem. Schule), Nr. 169 (Burg), Nr. 170 (Niederschenke), Nr. 177, Nr. 182 (Langs Villa, erbaut 1902), Nr. 341 und 342 (Langs Häuser); in Jonsdorf eine bedeutende Fabrik; in Großschönau die „Bleiche". Die Lausche, neuerdings amtlich als Natururkunde angeführt (siehe: Erdkundliche Natnrurkunden aus dem Sachsenlande von Pr. P. Wagner, Verl. Sächs. Heimat schutz, Seite 194), wird literarisch erstmalig 1778 in dem Werke: Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande, von Fr. Wilhelm Charpenthier, Seite 25 usw. an geführt. Ihre Rundsicht umfaßt bei klarem Wetter eine