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einige auch neu angelegt, Bänke und Wegweiser neu auf gestellt, kurz viel stille Arbeit zur Erschließung der Heimat getan. Die markierten Wege betragen etwa 760 üm. Das größte Werk war die Errichtung der Lanschesprungschanze durch den Waltersdorfer Verbandsverein. Die Gebirgs vereinsarbeit ist wohl eine Hauptvorbedingnng für die Fremdenwerbung. In dieser Erkenntnis haben sich auch mehrere Verkehrsvereine der Lusatia angeschlossen. Möch ten die andern folgen! Denn nur in gemeinsamer Arbeit läßt sich für unser Gebiet etwas erreichen. — Zur häus lichen Belehrung und Erbauung haben 16 Vereine Büche reien und Lesezirkel eingerichtet, und 0 Vereine besitzen ein Museum oder meistens eine Sammlung zur Erhaltung heimatlichen Kulturgutes. Besonders genannt sei hier der Seifhennersdorfer Humboldtverein, der zur Zeit mit Unterstützung der Gemeinde in der neuen Webschule mustergültige Museumsräume einrichtet. Für die angeführten gemeinnützigen Zwecke haben die Verbandsvereine im vergangenen Jahre etwa 5 1 000 RM. aufgewendet. Eine stattliche Summe! Sie wäre noch höher, wenn nicht die Baukolonnen der Ge birgsvereine viel unentgeltliche Arbeit leisten würden. Zum Schluß sei nochmals die Frage gestellt: Was ist der tiefste Sinn aller Lusatiaarbeit, seien es Vorträge, Wanderungen, Wcgeerschließung, Unterhaltung von Lese zirkeln und Museen? Höchster Dienst an Heimat und Volk! Sollten bei dieser Zielstellung die Lusatiavereine sich nicht der größten Achtung in allen Orten erfreuen? Soll ten sich nicht alle wahren Heimat- und Volksfreunde in unfern Vereinen zusammensinden? Sollten damit nicht alle noch vorhandenen Schwächen und Mängel unsrer Organi sation iu absehbarer Zeit verschwinden? Und sollten schließ lich nicht alle Behörden und öffentlichen Körperschaften unserm großen Hauptverband jede nur mögliche Unter stützung zuteil werden lassen? Ja, das müßte möglich sein trotz oder gerade wegen der Not der Gegenwart! Martin Köhler. M NoMMsllMM in MMrs. (Fortsetzung aus Nr. 7, zugleich Schluß.) Mit dem Jahre 1859 beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Nonnenklunzen. Für den alternden Sei del wurde die Pflege seiner Jonsdorfer Schöpfung von Oybin aus doch sehr umständlich und schwierig. „Wär nicht ein Mann gekommen, der sich ein Herz genommen" — Sei dels Werk märe in einigen Jahren verfallen nnd seine Ar beit und Mühe umsonst gewesen. Karl Gotthelf Buttig — genannt Rüfferbuttg —, ein armer Wanderbursche aus Neu-Jonsdorf mit einem an Liebe für die schöne heimat liche Natur reichen Herzen nahm sich derselben an und führte es im Sinne seines Schöpfers weiter. Was für die Sächsische Schweiz die Bastei war, das sollten im Zittauer Gebirge neben dem Oybin die Nonnenklunzen werden: ein Anziehungspunkt und angenehmer Aufenthaltsort für Freunde einer mit wunderbaren Felsbildungen überreich ausgestatteten Natur. Buttig arbeitete zunächst rastlos an der Vergrößerung des Gesellschaftsplatzes. Viel Kraft und Schweiß kostete dabei die Verlegung der Treppen nach dem Pyramidenplatz und der Nonnen höhe und die Erweiterung des Eingangs in die Felsen gasse. Die vorspringenden Felsen an diesen Stellen mußten vollständig abgetragen werden. Der Weg zum höchsten Aussichtspunkte wurde über die Felswand jenseits der Felsengasse gelegt, wobei letztere überbrückt werden mußte. Auch die Felsblöckc an der Nordseite des Gesellschafts platzes, zwischen denen der Weg von der „großen Thälle" her heraufführte, wurden gespalten und weggeräumt. Durch diese Arbeiten hatte der Gesellschaftsplatz bedeutend an Raum gewonnen, und Buttig war der Verwirklichung sei nes Planes, auf den Nonnenklunzen eine kleine, dem müden Wanderer Ruhe und Erfrischung bietende Berg- wirtschaft zu errichten, einen großen Schritt näher ge kommen. Er ahnte nicht, wie nahe ihm die Erfüllung dieses seines innigsten Wunsches war. Am 1. Juli 1859 wurden die Nonnenklunzen gelegent lich einer Forstinspektion wieder besichtigt. Buttigs Ar beiten fanden den ungeteilten Beifall der aus dem Bürger meister Haberkorn und den Stadträten Püschel und Lange bestehenden Kommission. Letzterer schreibt in seinem Be richt darüber: „Buttig ist Seidel auf frischer Fährte treu lich gefolgt und hat mit namenlosen körperlichen Anstren gungen und nicht unbedeutenden Geldkosten diese schönen Höhenpunkte zu einem wahren Naturtempel umgeschaffen." (Stadtarch. a. a. O.) Der Erfolg dieser fachmännischen Be wertung war, daß der Stadtrat sofort beschloß, Buttig als Anerkennung für seine gemeinnützige Tätigkeit die Er laubnis zu erteilen, von Mai bis Oktober jeden Jahres den Besuchern der Nonnenklunzen „um eine obrigkeitliche, unter Concurrenz der Gutsherrschaft festzustellende Taxe und auf Widerruf Getränke und Speisen verabreichen zu dürfen". — Conzessionsschein vom 2. Juli 1859. — In der Plenarsitzung des Stadtrates vom 26. Juli dss. Jhs. wird Vuttigen auf ein mündliches Gesuch die Genehmigung zum Bau einer „Bude" bez. „eines Häuschens mit Keller" für eigne Kosten und „auf zederzeitigen Abbruch ohne Ent schädigung" erteilt. Von der Stadtkommune erhielt er dazu „10 Stangen zu 9" 250, 10 Stangen zu 7" 20° für 2 ngr. den Kubikfnß und 1 Kellerthür für 3 Thlr. 8 ngr. 5 Pf., vom Tischler Israel in Neujonsdorf" verfertigt. So entstand bis zum Frühjahr die erste „Restauration auf dem Nonnenklunzenfelsen" in Gestalt eines kleinen, aber netten Schweizerhäuschens, an dem an der Vorderseite auch die „Galerie" nicht fehlte. Diese erste Restauration stand ungefähr an derselben Stelle, wo jetzt die Veranda steht. Der dort liegende Felsen wurde aus Sparsamkeitsgründen mit in den Bau einbezogen. Er bildete einen Teil der Um fassungsmauer und ragte als solcher in die Küche herein. Die Baukosten dieses „Hänschens" beliefen sich trotz aller Sparsamkeit und des Entgegenkommens der städtischen Be hörde auf 140 Thlr., außer 34 Thlr. für Bretter und Latten und 26 Thlr. für Ziegeln. (Stadtarch. a. a. O.) Am Pfingst fest 1860 wurde diese neue Bergwirtschaft im Zittauer Ge birge feierlich eingeweiht. — Seines Strebens höchstes Ziel war erreicht; aber fern lag ihm -er Gedanke, auf dem Errungenen auszuruhen und sich an der Ausübung seines neuen Berufes als Berg wirt genügen zu lassen. Unermüdlich war Buttig tätig, das von ihm und seinem Vorgänger Geschaffene zu erhalten und zu fördern. Jedes Frühjahr, oft auch im Sommer nach starken Gewittergüssen gabs Ausbesserungen an Wegen und Stegen, Abschlägen und Gräben. Da die Brücke über die Felsengasse nur aus Holz war, mußte sie öfters aus gebessert und von Zeit zu Zeit erneuert werden. 1873 baute er einen neuen größeren Keller, außerhalb des Hauses und Gesellschaftsvlatzes am Eingänge in die Felsengasse. Außer guten Getränken und Speisen bot Vater Buttig seinen Gästen auch etwas „fürs Gemüt". Nach Sitte der damaligen Zeit durfte auch der Bergwirt schaft auf den Nonnenklunzen der „Leierkasten" nicht feh len. Mit seinen lustigen Weisen begrüßte er die Gäste, verschönte und verkürzte die Zeit ihres Aufenthalts und machte ihnen den Abschied leichter. Es ruhte sich nach an strengendem, heißem Ausstieg doch herrlich bei dem schönen, gemütvollen „Lied vom Kanapee", und unwillkürlich straff ten sich Brust nnd Beine, wenn einem beim Abstieg der Radetzknmarsch „nachgedreht" wurde. Unterhalb des Pyra midenplatzes stand die „Andenkenbude", an der man sich für wenig Groschen teure Erinnerungszeichen an den Be-