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neuesten Jahrgang der „Oberlausitzer Heimat" hat auch Ruöolf Warnecke-Bautzen Aufnahme gefunden, der sich zu einem jungen Meister des Holzschnittes emporgearbeitet hat. So hat Prof. Müller in einem umfangreichen Schaffen unserer Lausitzer Heimat seine Kraft und sein Wissen, aber auch sein gutes Herz gewidmet. Neben der Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum, die in ihm ihren 3. Vorsitzenden grüßt, und der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz werden in diesen Tagen eine Reihe Volksspiel gemeinschaften, Humboldt- und Bildungsvereine der Süd lausitz ihn als einen guten Freund und Helfer begrüßen, der als Forscher wie als Schriftsteller manches wertvolle Heimatgnt erhalten half, das durch ein falsches Verständ nis unserer heimatlichen Kultur und Eigenart gefährdet schien. Möge ihm diese Schaffenskraft noch recht lange er halten bleiben. Das ist der oberste Wunsch aller, die sein Werk schätzen und ihn verehren gelernt haben. Die Beziehungen des Reformators Dr. Manin Luther zur Oberlausitz Zu Luthers Todestag am 18. Februar Über diese Frage sind schon mehrfach Untersuchungen vorgenommen worden, ohne daß man zu wesentlich neuen Ergebnissen hat gelangen können. Immerhin verdienen die gewonnener! Feststellungen einige Beachtung. Im folgenden soll der wichtigsten derselben in Kürze gedacht werden und eigene Stoffsammlungen des Verfassers dabei verwertet werden. Es darf wohl heute als sicher gelten, daß alle die Be richte, die von Luthers Anwesenheit in verschiedenen Orten der Oberlausitz wissen wollen, dem Bereiche unsicherer Volksüberlieferungen und der Sage angehören, schon die Art ihrer schriftstellerischen Quellen läßt uns das vermuten. Aber auch ein neues Geschichtswerk, die „Klosterchronik von St. Marienstern von P. Hitschfel" (1896), die allen Ernstes einen Besuch des Reformators in diesem geistlichen Stift erwähnt und ihn daselbst, in der Absicht zu reformie ren, „ohne jeden Erfolg" predigen läßt, darf hier nicht ohne weiteres als stichhaltig gelten, da der Chronist in die sem Punkte nur aus der mündlichen Überlieferung und nicht aus gleichzeitigen Quellen schöpfte. Mehr Wahrscheinlichkeit hat seine Nachricht für sich, daß unter den geistlichen Jungfrauen des Klosters zwei An verwandte Luthers, darunter eine mit dem Rufnamen „Katharina", gelebt haben. Es dürfte sich wohl hier um Töchter eines der Brüder Luthers, des Heinz oder auch des Hans des Kleinen, gehandelt haben, demnach also um seine „Nichten". Vielleicht hat gerade die Zugehörigkeit die ser beiden mit dem Reformator verwandten Klosterjung frauen zu dem Cisterzienserinnenvrden in Marienstern den Anlaß zu der Legende von dem Besuche Luthers daselbst gegeben. Als eine völlig haltlose Behauptung hat sich auch die überlieferte Nachricht erwiesen, daß Luthers Gemahlin, Katharina von Bora, der Lausitz entstammen sollte und auf dem Nittergute (Groß- oder Klein-) Schweidnitz bei Lübau das Licht der Welt erblickt haben soll. Wohl stehen aber Vorfahren der Katharina von Bora in gewisser Beziehung zur Oberlausitz. Das Geschlecht „von Bora" war wendischer Abkunft und führt sich auf einen wendischen Edlen mit Namen Bor, welcher um 1071 auf Bora (Wendisch-Vora zwischen Wilsdruff und Nossen) saß und gleichzeitig auch das Dorf Drauschkowitz bei Seitschen (südwestlich von Bautzen) inne hatte, zurück. Seit Anfang des 16. Jahr hunderts besaß diesen Ort die Familie von Haugwitz. Aus ihr stammte der letzte meißnische Bischof Johann IX. von Haugwitz (aus der Linie Putzkau), der 1581 evangelisch wurde und sich mit seiner Nichte Agnes, der ältesten Toch ter Christophs von Haugwitz, vermählte. Dieser war ein Verwandter Katharinas, der Ehefrau Luthers, deren Mut ter eine geborene von Haugwitz war. Daß die Männer, die in der Geschichte der reformato rischen Bewegung in der Oberlausitz eine hervorragende Roue spielen, in mehr oder weniger nahe Beziehung auch zu Luther getreten sind, ist leicht erklärlich. Im Jahre 1519 finden wir bei der bekannten Disputa tion zwischen Luther und Eck in der Leipziger Pleißenburg unter den Zuhörern den vielerwähnten Zittauer Reforma tor Lorenz Heyöenreich. Auch der mit ihm in enger Ver bindung stehende Bürgermeister Konrad Nesen stand in freunöschastlichem Verkehr mit Luther. Als dcffen Bruder, Withetm von Nesen, 1424 bei einem Bovtsungtück auf der Etbe ums Leben kam, brach Luther in die Worte aus: „O könnte ich Tote wecken, so solltest du, lieber Nesen, der erste öavon sein!" Zu den Männern, die 1519 der Leipziger Disputation beiwohnten, gehörte auch M. Johann Ceuarius, der seit dem zu einem überzeugten Anhänger Luthers wurde. 1533 vis 1538 war er Fruhpreoiger in Bautzen, er starb 1542 als Superintendent in Dresden. Zu der Stadt Bautzen und ihren Bewohnern ist Luther auch sonst vierfach in Beziehung getreten- groß war die Zahl der Banhner Bürgerssohne, die seit der Gründung oer Universität Wittenberg (1502) daselbst studierten unü zu den Hörern des Reformators sich zählen öurften. Auch mit Sitten und Gewoynheiten unserer ehrwürdigen Lan- oeshauptstadt war Luther vertraut, das beweist seine ge legentliche Erwähnung des „Semperlaufens", eines alt- öuötssinischen Fastnachtsbrauches. Zu der Zeit, als Cellarius Bautzen verließ, verwaltete das Amt eines Rektors an der evangelischen Stadtschule ein Theologe mit Namen Nikolaus Specht. Von Geburt ein Schlesier, hatte er in Wittenberg studiert und sich die Zuneigung und Wertschätzung Luthers erworben. Hier wurde er mit dem nachmaligen Superintendenten von Pirna, M. Anton Lauterbach aus Stolpen, bekannt, dessen Schwester er im Jahre 1538 ehelichte. Zu der Hochzeit, die in Bautzen stattfand, war auch Dr. Martin Luther zum Trauzeugen und zu Gaste geladen. Hier war der Zeitpunkt gekommen, zu dem der Reformator beinahe vor den Toren nnserer Heimatstadt erschien, wenn — es das Schicksal nicht anders gewollt hätte. Infolge einer Unpäßlichkeit und wich tiger Amtsgeschäfte sah sich Luther leider veranlaßt, die Reise nach Bautzen zu unterlassen. Außer einem lateinisch abgefaßten Entschuldigungsschreiben, in welchem er dem jungen Paare viel Glück zum Ehebunde wünscht und das am 12. Dezember abgefatzt ist, schickte er den Bautzncr Schulrektor noch ein Bildnis des „böhmischen Märtyrers Johannes Huß" und eine Gedenkschrift. Dies alles über brachte den Brautleuten der von Wittenberg aus zu der Hochzeitsfeier in Bautzen herbeigeeilte Schwager und Bru der Anton Lauterbach. Damit war die einzige Gelegenheit dahingegangen, die den Reformator in die Mauern unserer Lausitzstadt geführt haben würde, und auch die sorgfältigste Forschung der Zukunft wird an dieser Erkenntnis kaum etwas zu ändern vermögen. O. Sch. ^seliisbül-o Georg Krautwursl» Bautzen Wsnäiscbsl L.'sbso 2 (Loks Ltsinstl.), LslNllit2815 Lrisckiguog tlsmäsf >8sctitssogsiogsotisi1sn Vsünillsiaog bsi Li-uoäslöoks-^o- unck Vslkäutso U/potbskonbssohLtton gMWMM